DFL-Konzept

Geisterspiele: Strenge Corona-Regeln für den VfL

Für die Profis des VfL Bochum brechen harte Zeiten an. Um ihre Wäsche sollen sie sich in Zukunft selbst kümmern. Das geht aus einem 41-seitigen Geheim-Dokument des Ligaverbandes hervor. Es bildet die Basis für eine politische Grundsatzentscheidung: Darf die Bundesliga schon in wenigen Wochen wieder starten und die Saison vor leeren Rängen zu Ende spielen? Wobei die Antwort seit Montag eigentlich schon bekannt ist: Ministerpräsidenten wie Armin Laschet oder Markus Söder haben der Liga positive Signale gesendet, dass die Saison trotz der anhaltenden Corona-Pandemie fortgesetzt werden kann. Vermutlich noch nicht am 9. Mai, aber sehr wahrscheinlich kurze Zeit später. Offensichtlich hat das Konzept der „DFL-Task-Force“ Eindruck hinterlassen. Es ist für alle Erst- und Zweitligisten bindend und hat nur ein Ziel: Infektionen innerhalb der Mannschaften und Vereine zu verhindern.

Maximal 300 Personen im Stadion

Auch der VfL Bochum steht deshalb vor gewaltigen organisatorischen Aufgaben. Denn der Ligaverband macht strenge Vorgaben zum Ablauf eines Spieltags. Viermal zu Hause und fünfmal in der Fremde wird der VfL noch antreten müssen – mindestens. Maximal 300 Unverzichtbare dürfen sich dann im Stadion und in dessen Umfeld aufhalten. Für sie gibt es teils minutiöse und ortsgebundene Regeln. Vorgaben gehen bis ins letzte Detail, etwa, zu welcher Uhrzeit sich wie viele Balljungen an welchen Positionen aufhalten dürfen. Bei allen Zugangsberechtigten erfolgt eine Temperaturmessung, vom Greenkeeper bis hin zum Reporter. Das Konzept der DFL umfasst allerdings nicht nur die Spieltagsorganisation und die TV-Produktion vor Ort, die bei Geisterspielen noch einmal an Bedeutung gewinnt. Auch gibt es Pläne zur Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings, für Reisen in andere Stadien und die häusliche Hygiene der Spieler.

Die Quintessenz: Möglichst viel Abschottung, wenige Kontakte und große Abstände in der Kabine, auf der Trainerbank oder unter der Dusche. In einigen Fälle sollen die Profis und Betreuer auch einen Mundschutz tragen. Klar ist: Nichts wird so sein wie es beim bislang letzten Bochumer Pflichtspiel am 7. März gegen Darmstadt 98 der Fall war. Hygiene und Isolierung dienen dazu, „dass auf dem Spielfeld keine weiteren Maßnahmen notwendig sind und 22 Spieler ohne aktuelle Infektion aktiv sind“, heißt es in dem Konzeptpapier. Denn Fußball ist schließlich ein Kontaktsport – manchmal auch beim VfL Bochum. Körperliche Nähe, im Training oder im Spiel, lässt sich gar nicht vermeiden. Fraglich ist natürlich, ob sich alle Spieler wirklich so genau an die Vorgaben halten werden, vor allem im privaten Bereich, zusammen mit ihren Familien.

Konzept mit Schwächen

Offen bleibt ebenso, was passiert, wenn ein positives Testergebnis vorliegt. Bei den Spielern sollen zwar regelmäßig Abstriche genommen werden. Doch das verhindert keine einzelne Ansteckung, sondern im Idealfall nur eine weitere Verbreitung. Gerade an dieser Stelle bietet die Task-Force eine große Angriffsfläche. Bedenklich ist etwa die Absicht, positive Testergebnisse möglicherweise zu verschweigen. So geht es aus dem Dokument der DFL hervor. Auch soll im Falle einer Infektion nicht mehr die komplette Mannschaft in Quarantäne gesteckt werden – alles um den Fortgang der Saison nicht zu gefährden. Der wäre aber ohnehin bedroht, sollten sich innerhalb einer Mannschaft zu viele Spieler anstecken. Der Ligaverband gibt darauf keine klare Antwort und übergibt die Verantwortung an die Klubs, die „frühzeitig für einen ausreichend großen Kader im Saisonfinale sorgen“ sollen. Auch die U19-Spieler sollten besser schon lernen, ihre Klamotten selbst zu waschen.

(Foto: Imago / eu-images)