Heimspiel gegen Mainz

Massive Lockerungen: VfL plant mit mehr Fans

+++ Update: Die Entscheidung ist gefallen: Das Gesundheitsamt der Stadt hat „im Sinne des Vereins“ die Zulassung für 13.500 Zuschauer erteilt. Der Vorverkauf wird in Kürze beginnen. +++

Ursprünglicher Text:

Unmittelbar vor dem ersten Bundesliga-Heimspiel des VfL Bochum seit mehr als elf Jahren lockert das Bundesland Nordrhein-Westfalen massiv seine Corona-Regeln. Trotz steigender Infektionszahlen dürfen wieder mehr Zuschauer ins Stadion als zuletzt, das Schachbrettmuster und damit Sicherheitsabstände zur Besetzung der Plätze fallen weg und Ungeimpfte dürfen in unbegrenzter Zahl ins Stadion.

13.500 statt 9.000 Zuschauer

Mit diesen weitreichenden Lockerungen habe man nicht gerechnet, erklärte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig am Dienstagabend auf Nachfrage. Ursprünglich sei man von 9.000 möglichen Zuschauern ausgegangen, davon maximal 1.000 Ungeimpfte – also ein Drittel der Gesamtkapazität. Gemäß der neuen Corona-Schutzverordnung, die am Dienstag veröffentlicht wurde, ist nun eine Auslastung von bis zu 50 Prozent möglich. Der Verein will die neuen Möglichkeiten sogleich nutzen und hat einen Antrag beim Gesundheitsamt der Stadt Bochum gestellt, zum Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 am kommenden Samstag bis zu 13.500 Zuschauer ins Stadion zu lassen. Eine Entscheidung steht noch aus. Erst danach kann der Ticketverkauf beginnen.

Schon jetzt ist klar: Karten werden nach dem Schnelligkeitsprinzip ausschließlich an Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglieder gehen, die geimpft, genesen oder getestet sein müssen. Langjährige Dauerkarteninhaber und Neukunden werden in jedem Fall gleichgestellt, versicherte Ilja Kaenzig schon vor einigen Tagen gegenüber „Tief im Westen – Das VfL-Magazin“.

Offen bleibt ohnehin, wie groß die Nachfrage tatsächlich sein wird. Der VfL hat vor Beginn dieser Saison zwar etwas mehr als 13.500 Dauerkarten verkauft, doch in vielen Bundesliga-Städten zeigten Fußballfans zuletzt noch eine gewisse Zurückhaltung vor den einzelnen Partien. Selbst für die Topspiele in Dortmund und Gladbach gingen Karten sogar in den freien Verkauf, weil sie ansonsten nicht verkauft worden wären. Mögliche Gründe dafür: Die weiterhin bestehende Infektionsgefahr, die sehr kurzfristige Planung und ein streng geregelter Einlass, meist zu vorgegebenen Zeiten. Außerdem wird es in Bochum deutlich mehr Sitz- als Stehplätze geben, die entsprechend teurer sind.

Keine 2G-Regel

Im Gegensatz zu anderen NRW-Klubs, darunter der 1. FC Köln und Borussia Dortmund, plant der VfL Bochum keine zusätzlichen Verschärfungen, etwa eine 2G-Regel, die Ungeimpfte weitgehend ausschließen würde. Auch wird der Verein Schnelltests akzeptieren, die bis zu 48 Stunden alt sein dürfen – obwohl zahlreiche Bundesländer bereits eine 24-Stunden-Frist eingeführt haben, weil die Tests, die nicht tagesaktuell sind, kaum noch eine Aussagekraft haben. 

Das letzte Wort hat aber ohnehin das Gesundheitsamt der Stadt. Das ist auch deshalb erwähnenswert, weil die Bochumer Behörde die Regeln zuletzt eigentlich verschärfen wollte. Nach dem Testspiel gegen den FC Utrecht, für das noch 3.000 Stehplätze freigegeben waren, sollten gegen Mainz eigentlich nur 1.500 Tickets für die Ostkurve in den Verkauf gehen. Ob die Stadt nun die allgemeinen Lockerungspläne des Landes unterstützen wird, dürfte sich am Mittwoch entscheiden.

(Foto: Firo Sportphoto)

Bochum zurück im Oberhaus

Endlich Bundesliga: Was uns diese Saison erwartet

Diese Parallele ist wie gemacht für einen Texteinstieg: Exakt 50 Jahre, und zwar auf den Tag genau, liegen zwischen dem ersten Bochumer Bundesliga-Spiel am 14. August 1971 gegen Eintracht Braunschweig und dem Erstliga-Comeback des VfL an diesem Samstag in Wolfsburg. Ein historischer Moment, vielleicht auch zwei.

Das Ergebnis von damals, der VfL gewann mit 1:0, würde Cheftrainer Thomas Reis an diesem Wochenende sicher auch gerne nehmen. Er teilt die große Vorfreude vieler Bochumer, bleibt aber auch kritisch. Der Grund: Einige Trainingseindrücke in dieser Woche haben dem Fußballlehrer nicht gefallen. Er schärfte mit einer Ansprache erneut die Sinne. Reis hatte unter anderem Armel Bella Kotchap ermahnt, der weder in Wuppertal noch im Training danach überzeugt hatte. Ein Beispiel, das zeigt: Mit angezogener Handbremse wird es in der Bundesliga nicht funktionieren. Selbst mit Vollgas wird der VfL wohl auf einem der hinteren Plätzen ins Ziel kommen. Der Klassenerhalt kann unter diesen Umständen das einzige Ziel sein. Diese Leistung würde höchste Anerkennung verdienen und wäre vergleichbar mit dem Aufstieg – mindestens. 

Drei Neue in der Startelf

Wie gut der VfL Bochum für die neue Liga schon gerüstet ist, ist tatsächlich schwierig zu sagen. Trotz sieben Neuzugängen werden es zu Saisonbeginn überwiegend die Aufsteiger sein, die es richten sollen. Sie müssen sich schnell an das höhere Tempo gewöhnen, die Fehlerquote reduzieren, konsequenter verteidigen, torgefährlicher werden.

Von den Neuen werden zum Start wohl drei zur Startelf gehören: Elvis Rexhbecaj, ausgeliehen vom VfL Wolfsburg, soll als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive fungieren. Ein klassischer Ballverteiler wie Robert Zulj ist er nicht, soll er auch gar nicht sein. Thomas Reis setzt auf ein verändertes System mit einem Sechser und zwei Achtern – ob das funktionieren wird, muss sich noch zeigen. Flankiert wird Rexhbecaj von Takuma Asano, dem wieselflinken, aber noch etwas hektischen Japaner, und von Christopher Antwi-Adjei, der in Wuppertal überzeugen konnte. Vor und hinter ihnen spielen die bekannten Routiniers: Lautsprecher Manuel Riemann im Tor, Cristian Gamboa und Danilo Soares in der Abwehr, Anthony Losilla und Robert Tesche im Mittelfeld und Simon Zoller im Sturm. Die beiden Innenverteidiger Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap (sofern er spielen darf) senken den Altersschnitt der erfahrenen Truppe. Bei acht Ausfällen zum Start stellt sich das Team ohnehin fast von alleine auf.

Vielleicht ist es auch ein Vorteil, dass der VfL Bochum zunächst auf Wolfsburg und Mainz trifft. Die Niedersachsen haben nach ihrem Trainerwechsel noch Anlaufschwierigkeiten, in den Testspielen und im Pokal lief es sportlich nicht rund, der Wechselfehler kam noch hinzu. Und Mainz? Die 05er mussten gerade elf Spieler in Quarantäne stecken, weil drei Teammitglieder mit Corona infiziert sind. Das dürfte auch Einfluss auf die Partie in Bochum haben.

Dank an alle Unterstützer

Doch so weit sind wir noch nicht. Was bis zum ersten Heimspiel der Saison noch passieren wird, erfahrt Ihr wie gewohnt an dieser Stelle. Wobei die vergangenen Wochen und Monate eines klar gezeigt haben: Die meisten von euch wollen hier keine klassischen Vorberichte lesen. Personalupdates und Zusammenfassungen von Pressekonferenzen gibt es schon an anderer Stelle, in der Bundesliga sogar noch viel mehr. Heißt also: Um die Tagesaktualität kümmern sich Kicker, WAZ und Co. „Tief im Westen – Das VfL-Magazin“ wird sich noch mehr auf das fokussieren, was uns von anderen unterscheidet: Eigene Recherchen, Hintergründe, Transfernews, Themen abseits des Platzes, Analysen oder Kommentare. In der kommenden Woche geht es zum Beispiel um die Frage: Wie komme ich eigentlich an Karten für die Bundesliga-Spiele? Mit vielen spannenden Ansätzen und aufschlussreichen Antworten.

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(Foto: Firo Sportphoto)

Was macht eigentlich...?

Sören Colding über Eriksen und den Aufstieg des VfL

Von Jörg Laumann, Gastautor

Nach elf Jahren in der 2. Liga hat der VfL Bochum in diesem Jahr den Wiederaufstieg geschafft. Einer, der sich mit diesem Thema bestens auskennt, ist Sören Colding. Immerhin hat der Däne, der zwischen 2001 und 2006 das Bochumer Trikot trug, gleich zwei Aufstiege mit dem VfL geschafft. 2002 stand Colding selbst auf dem Platz, als das Bochumer Team unter Trainer Peter Neururer in einem spannenden Saisonfinale auf dem Aachener Tivoli den Sprung nach oben perfekt machte.

Vier Jahre später schaffte der mittlerweile von Marcel Koller betreute VfL einmal mehr den Aufstieg – wiederum mit einem Sieg in Aachen. Colding stand zu diesem Zeitpunkt noch im Kader, kam aber nicht mehr regelmäßig zum Einsatz. „Beide Aufstiege mit dem VfL waren auf jeden Fall schöne Erlebnisse und natürlich sehr bedeutend für den Verein“, sagt der heute 48-Jährige in der Rückschau. „Für mich war es immer ein Ansporn, nach einem Abstieg auch gleich nach wieder nach oben zu kommen. Als Fußballprofi fühlte ich da eine gewisse Verantwortung, den Misserfolg des Vorjahres wieder auszubügeln.“

Spannendes Saisonfinale 2002

Besonders im Gedächtnis geblieben ist Colding – wie wohl auch den meisten VfL-Fans, die ihn miterlebt haben – der Showdown am Ende der Zweitliga-Saison 2001/02. Der eigene 3:1-Sieg bei Alemannia Aachen reichte für die Bochumer damals allein nicht aus, um als Dritter doch noch den Aufstieg perfekt zu machen. Mit einem Unentschieden wäre der Konkurrent Mainz 05 durch gewesen, doch die damalige Klopp-Elf unterlag bei Union Berlin mit 1:3.

Da die endgültige Entscheidung an der Alten Försterei erst in der Schlussminute fiel, fühlte sich Colding an ein anderes legendäres Saisonfinale erinnert. „Im Jahr zuvor hatte mein Freund Ebbe Sand miterlebt, wie Schalke für ein paar Minuten als Meister gefeiert wurde und dann doch nicht den Titel gewann, weil im allerletzten Moment ein Tor im anderen Stadion fiel“, berichtet er. „Daher fiel es mir in Aachen im ersten Moment noch schwer, mich zu freuen. Ich bin erst einmal in die Kabine gelaufen, um zu prüfen, ob der Sieg von Union Berlin auch wirklich feststand.“ Wenig später durfte tatsächlich ausgelassen gefeiert werden.

Weggefährte von Reis und Schindzielorz

Mit dabei waren neben Colding auch zwei Spieler, die nun 19 Jahre später wichtige Rollen beim erneuten Wiederaufstieg des VfL gespielt haben: Der heutige Trainer Thomas Reis und Sebastian Schindzielorz, der mittlerweile den Posten des Geschäftsführers Sport bekleidet. „Ich freue mich sehr für die beiden, dass sie jetzt so erfolgreich sind“, sagt ihr ehemaliger Mitspieler aus Dänemark. „Sebastian und Thomas waren auch damals schon Führungsspieler und haben viel Verantwortung übernommen. Bei meinem ersten Trainingslager habe ich mir ein Zimmer mit Sebastian geteilt und wir haben uns immer gut verstanden.“ Der Kontakt sei bis heute nicht abgerissen. Gelegentlich tausche man sich auch über aktuelle Spieler aus Coldings Heimatland aus.

Der Rechtsverteidiger, der einst von Bröndby IF an die Castroper Straße wechselte, absolvierte 149 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga für den VfL Bochum. In 27 Partien lief Colding auch für die dänische Nationalmannschaft auf. Dementsprechend intensiv hat er den Auftritt seiner Landsleute bei der diesjährigen Europameisterschaft verfolgt, der mit einem dramatischen Ereignis begann. „Ich war im Parken in Kopenhagen beim ersten Spiel gegen Finnland, in dem Christian Eriksen auf dem Platz zusammengebrochen ist“, berichtet der ehemalige VfL-Profi. „Das war schon eine sehr traurige Situation, die einen sehr nachdenklich macht. In solchen Momenten wird einem erst bewusst, wie sehr man jeden Tag seines Lebens genießen sollte, weil sich so plötzlich alles verändern kann.“

Letztlich war die Erleichterung bei allen Beteiligten groß. Eriksen konnte das Krankenhaus bereits nach wenigen Tagen verlassen, seine Mannschaftskameraden behaupteten sich noch bis zum Halbfinale im Turnier. Colding hatte der dänischen Auswahl ohnehin eine Menge zugetraut. „Wir haben unsere beste Nationalmannschaft seit Jahren. Das Team hat eine gute Altersstruktur und viele der Spieler sind bei europäischen Spitzenclubs aktiv. Ich hatte schon erwartet, dass sie in diesem Turnier weit kommen können.“

Colding plant Besuch in Bochum

Nun richtet Colding, der heute beruflich für die Schmuckfirma Amazing Jewelry tätig ist, den Blick auch wieder auf den deutschen Fußball – genauer gesagt die 1. Bundesliga und den VfL Bochum. „Ich glaube schon, dass für Bochum der Klassenerhalt möglich ist“, sagt der 48-Jährige. „Natürlich ist es für einen Verein wie den VfL immer schwer, sich gegen finanzstärkere Konkurrenten zu behaupten. Aber auch der Aufstieg hat ja erfreulicherweise gezeigt, dass es nicht nur auf das Geld ankommt.“

Nach der langen coronabedingten Phase ohne Zuschauer hofft der Däne darauf, dass er endlich auch wieder selbst auf der Tribüne im Ruhrstadion sitzen kann. Zuletzt war dies im Dezember 2019 der Fall, als der VfL einen 2:1-Sieg gegen Hannover 96 feierte. Am Abend zuvor hatte es in der „Zeche“ an der Prinz-Regent-Straße noch eine besondere Hommage an Colding gegeben, als er dort das Konzert der bekannten dänischen Rockband D-A-D besuchte. „Ein Freund von mir war mit dabei und hat mich der Band vorgestellt. Er hat dazu auch ein Trikot von mir aus Bochumer Zeiten besorgt und es ihnen geschenkt.“ Die Musiker nahmen das Präsent gleich mit auf die Bühne und so prangte das VfL-Jersey mit Coldings Nummer 5 im Zugabenteil gut sichtbar an der Verstärkerwand im Rücken von D-A-D-Gitarrist Jacob Binzer.

Beim nächsten Besuch des ehemaligen Profis in Bochum wird es wohl weniger musikalisch zugehen. Vor allem das Wiedersehen mit Freunden sei geplant, berichtet er. Zudem seien aus dem Familienkreis bereits sehr konkrete Wünsche bezüglich der Auswahl von VfL-Spielen geäußert worden, wie Sören Colding schmunzelnd berichtet: „Mein Sohn hat mir gleich nach dem Aufstieg gesagt, dass ich mich jetzt um Karten für die Partien gegen den FC Bayern und Borussia Dortmund kümmern müsse.“ 

Dieser Text ist zuerst im Magazin „100 Prozent VfL Bochum“ erschienen. Herausgeber ist der 3satz-Verlag mit Sitz in Bochum. Das Heft mit vielen Geschichten zum VfL Bochum wurde frisch zum Saisonstart veröffentlicht und ist aktuell an vielen Stellen im Stadtgebiet erhältlich, u.a. direkt beim Verlag (Alte Hattinger Straße 29 in Bochum-Ehrenfeld).

Corona-Regeln

Stadionbesuch: Kaum noch eine Chance ohne Impfung

Ohne einen Impfnachweis könnte der Stadionbesuch bald schwierig bis unmöglich werden. Das Bundesgesundheitsministerium hat in dieser Woche ein Papier mit Corona-Schutzkonzepten für den Herbst vorgelegt. Demnach könnte aus der bekannten 3G- eine 2G-Regel werden. Würde bedeuten: Nur noch Geimpfte oder Genesene erhalten Zutritt zu Großveranstaltungen. Ein aktueller Testnachweis würde dann nicht mehr ausreichen.

Beschränkungen für Nicht-Geimpfte

Selbst dann, wenn Minister Spahn mit diesem Vorschlag nicht durchkommt, könnten Geimpfte beim VfL Bochum künftig klare Vorteile haben. Schon jetzt besagt die Corona-Schutzverordnung in Nordrhein-Westfalen: Liegt die Inzidenz in einer Kommune an acht aufeinanderfolgenden Tagen über 35, dann gilt für Veranstaltungen die Grenze von 1.000 getesteten Teilnehmern. „Immunisierte Personen werden nicht eingerechnet“, heißt es in der Verordnung. Ein Drittel der Stadionkapazität dürfte dann theoretisch besetzt werden. Im Bochumer Ruhrstadion wären das, je nach Freigabe des Gesundheitsamtes, rund 9.000 Besucher, überwiegend im Sitzplatzbereich.

Ein finales Gespräch mit den Behörden für das erste Heimspiel gegen Mainz sei für den kommenden Freitag terminiert, verrät VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig auf Nachfrage. Erst danach könne der Ticketverkauf genau geplant werden. Verschiedene Szenarien seien möglich, so Kaenzig, der darauf hinweist, dass sich die Corona-Schutzverordnung und damit die Rahmenbedingungen noch verändern könnten, genauso wie die Inzidenz, die in Bochum erstmals seit Wochen wieder über 35 geklettert ist. Sollten tatsächlich fast nur noch Geimpfte ins Stadion dürfen, seien außerdem noch einige Fragen zu klären. Etwa, wie der VfL mit Kindern umgeht, für die eine Impfung derzeit noch nicht angeboten oder empfohlen wird. Beim BVB gehen zum Beispiel alle 1.000 Tickets für Nicht-Geimpfte an unter 18-Jährige. Heißt auch: Wer als Erwachsener nicht geimpft (oder genesen) ist, darf nicht mehr ins Stadion.

VfL wirbt fürs Impfen

Nicht nur deshalb will der VfL weiter fürs Impfen werben. Zwei Sonderaktionen gab es schon, die Nachfrage war überschaubar. Zahlen darüber, wie viele Stadionbesucher beim Test gegen Utrecht am vergangenen Wochenende ohnehin schon geimpft waren, wurden aus Datenschutzgründen nicht erhoben, erklärt Kaenzig. Man habe aber alle Abläufe im Nachgang analysiert. Kaenzig lobt die Disziplin der Stadionbesucher, sagt aber auch, dass es in Absprache mit dem Gesundheitsamt noch zu Nachschärfungen kommen wird – etwa, wenn es um die Einhaltung des Schachbrettmusters auf den Sitzplätzen oder die Abstände auf den Stehplätzen geht. Wahrscheinlich wird das Gesundheitsamt nach den Erfahrungen gegen Utrecht deutlich weniger Stehplätze freigeben als ursprünglich geplant.

Feedback für den VfL gab es übrigens auch aus der „Tief im Westen – Das VfL-Magazin“. Gelobt wurde insbesondere der reibungslose und gewissenhaft durchgeführten Einlass. Angeregt wurde, nach dem Spiel entweder mehr Stadiontore zu öffnen oder aber feste Auslasszeiten für die unterschiedlichen Blöcke einzuführen. In einigen Situationen sei es recht eng geworden, obwohl nur knapp 4.000 Zuschauer im Stadion waren. Kaenzig versichert, dass die Verantwortlichen auch das registriert hätten.

(Foto: Firo Sportphoto)

Piksen für den Stadionbesuch

VfL-Impfaktionen: Verein will Fans „ermutigen“

Sie sind Nachbarn und machen jetzt gemeinsame Sache: Der VfL Bochum wird in der kommenden Woche (2. bis 5. August) das Impfzentrum der Stadt im RuhrCongress unterstützen. An vier Tagen können sich Fans ohne Termin impfen lassen und den Impfstoff sogar aussuchen. Im Anschluss erhalten sie einen Gutscheincode für den Onlineshop des Vereins. So gibt es etwa 18,48 Prozent Rabatt auf das neue Trikot. Außerdem steht beim Testspiel gegen den FC Utrecht am Samstag (31. Juli) ein mobiles Impfteam bereit. Wer das Angebot nutzt, bekommt einen Catering-Gutschein.

Anreize fürs Impfen

Für alle, die mehr Gründe für eine Impfung brauchen als einen ziemlich zuverlässigen Schutz vor einer schweren Covid19-Erkrankung, versucht also auch der VfL zusätzliche Anreize zu schaffen. VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig hofft darauf, Skeptiker zu überzeugen und lockt indirekt mit einem Stadionbesuch. „Wir alle sehnen uns nach Normalität und vollen Stadien“, sagt der 48-Jährige. „Wir hoffen, dass wir diejenigen unter unseren Fans, die bislang noch nicht geimpft wurden, dazu ermutigen können. So können wir zusammen die Pandemie bekämpfen.“

Für einen Stadionbesuch genügt es derzeit zwar, den 3G-Status zu erfüllen, also entweder geimpft, genesen oder getestet zu sein, ob diese Regel aber auch bei höheren Inzidenzen unverändert gelten wird, kann niemand genau sagen. Aktuell ist es so, dass ab einer Inzidenz von über 35 nur maximal 5.000 Zuschauer in die Stadien dürfen. Momentan liegt der Wert in Bochum noch darunter. Somit dürfen nach Vereinbarungen zwischen Stadt und Verein bis zu 10.500 Fans ins Ruhrstadion, etwa beim Testspiel gegen Utrecht.

In Frankfurt zum Beispiel hat die Inzidenz den Schwellenwert von 35 schon wieder überschritten. Deshalb sprechen sich die Hessen für neue Regeln aus. Sie wollen Geimpfte und Getestete nicht mehr gleich behandeln. Ihre Idee: Die Zuschauerzahl von 5.000 darf dann überschritten werden, wenn mindestens 50 Prozent der Anwesenden geimpft oder genesen sind. Die Stadt Frankfurt teilt die Auffassung ihrer Eintracht, das Gesundheitsministerium des Landes allerdings nicht – ein Rechtsstreit droht. Das Ergebnis dürfte bundesweit von Interesse sein.

Kreative Idee aus Dortmund

Nicht nur deshalb ist es naheliegend, dass die Vereine nun verstärkt ihre Reichweite nutzen, um fürs Impfen zu werben. Borussia Dortmund geht sogar noch einen Schritt weiter als der VfL und hat im Westfalenstadion ein eigenes „Pop-Up“-Impfzentrum eingerichtet. Das Besondere: Impfwillige werden nicht nur gepikst, sondern dürfen sich anschließend auf eine Stadiontour begeben und sich mit dem DFB-Pokal ablichten lassen. Die Nachfrage an den ersten Tagen war riesig. Vielleicht ist das noch eine Idee für Bochum. Fotos mit der Meisterschale dürften sicher auch begehrt sein…

(Foto: Imago / Revierfoto)

Später Sieg im Pokal

Nur Jimmy punktet: Noch viele Mängel beim VfL

Trotz der 1:2-Niederlage konnten sich die Wuppertaler Fans ein bisschen Stichelei erlauben. Erst spät, nämlich in der Verlängerung, hatte der VfL Bochum den tapferen Regionalligisten in der ersten Pokalrunde bezwungen und damit eine Blamage abwenden können. „Und ihr wollt 1. Liga sein…?“, sangen die Fans des WSV. Womit sie nicht ganz Unrecht hatten: Mit einer solchen Leistung, wie sie der VfL an diesem Samstag gezeigt hat, wird er in der Bundesliga große Probleme bekommen.

Speziell in der ersten Halbzeit enttäuschte die Mannschaft auf ganzer Linie – defensiv wie offensiv. Folgerichtig geriet der Favorit mit 0:1 in Rückstand. Trainer Thomas Reis brachte es hinterher auf den Punkt: „Wir haben sehr viel zugelassen, Wuppertal war uns in vielen Belangen überlegen und man hatte das Gefühl, sie wollten es mehr.“ Die Bochumer wirkten nicht fokussiert, waren hinten anfällig und hatten nach vorne keine Ideen und erst recht keine Durchschlagskraft.

Steigerung nach der Pause

Besser wurde es erst nach dem Seitenwechsel, als der VfL Fehler der Gastgeber provozierte und immer wieder Christopher Antwi-Adjei suchte. ‚Jimmy‘ war für den schwachen Gerrit Holtmann gekommen. Der Neuzugang aus Paderborn belebte das Bochumer Spiel und war der mit Abstand beste und schnellste Mann auf dem Feld. Logisch, dass er als Vorlagengeber auch am Ausgleichstreffer durch Simon Zoller entscheidend beteiligt war. „Da hat man gesehen, dass wir in der Lage sind, guten Fußball zu spielen“, lobte Reis sein Team für die Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit, die allerdings nicht ausreichte, um den Pokalfight nach 90 Minuten zu beenden. Erst ‚Goalgetter‘ Robert Tesche erlöste die Bochumer, als er in der zweiten Hälfte der Verlängerung das entscheidende Tor erzielte.

„Wir sind froh, die nächste Runde erreicht zu haben“, sagte Reis, der die Mängel trotz des Weiterkommens nicht ignorieren wird: „Wir haben noch sehr, sehr viel Arbeit vor uns.“ Und zwar in allen Mannschaftsteilen. Stellungsfehler und andere Nachlässigkeiten, die in Wuppertal besonders oft auf das Konto von Cristian Gamboa und Armel Bella Kotchap gingen, werden in der Bundesliga konsequent bestraft. Außerdem hatte Reis schon während der Vorbereitung mehr Konsequenz in den Zweikämpfen gefordert. Auch im Mittelfeld gibt es Verbesserungs- und Abstimmungsbedarf. Neuzugang Elvis Rexhbecaj muss sich sportlich weiter integrieren. Er war bemüht mit ordentlichen Ansätzen als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive, sah in vielen Szenen aber noch unglücklich aus.

Löwen könnte helfen

Gebraucht hätte der VfL vielleicht einen echten Ballverteiler, um Simon Zoller oder den agilen Takuma Asano mehr und besser in Szene zu setzen. Diese Aufgabe wird in Zukunft wohl am ehesten Eduard Löwen übernehmen können, der in Wuppertal allerdings verletzt gefehlt hat. Löwen könnte auch mehr körperliche Präsenz ins Bochumer Offensivspiel bringen. Für die stünde theoretisch auch Silvere Ganvoula, doch der Angreifer gab nach seiner Einwechslung kein Bewerbungsschreiben ab. Ganz im Gegensatz zu Antwi-Adjei, der die meisten Pluspunkte sammelte und sich Hoffnung machen darf, beim Bundesligastart in Wolfsburg zur Startformation zu gehören. Gleiches gilt für Vasilios Lampropoulos, der nach seiner Hereinnahme für Bella Kotchap zwar wenig zu tun hatte, seine Aufgabe aber souverän erfüllte.

(Foto: Firo Sportphoto)

Transfers

Schindzielorz‘ Strategie: VfL leiht sich Erfahrung

In diesem Transfersommer sickert etwas mehr durch als sonst. Schon vor einigen Wochen wurde Elvis Rexhbecaj mit dem VfL Bochum in Verbindung gebracht. Nun ist aus dem Gerücht Realität geworden. Der Bundesliga-Aufsteiger hat den 23-Jährigen für ein Jahr vom Ligakonkurrenten und Auftaktgegner aus Wolfsburg ausgeliehen. Gleiches gilt für Konstantinos Stafylidis von der TSG Hoffenheim. Auch er soll den VfL verstärken, ebenfalls auf Leihbasis für ein Jahr. Die Kaderlücken im zentralen Mittelfeld und auf der linken Abwehrseite wurden somit rechtzeitig vor dem Saisonstart geschlossen – im Idealfall nicht nur auf dem Papier.

Rexhbecaj fürs Mittelfeld

Für Bochumer Verhältnisse sind Rexhbecaj und Stafylidis durchaus als Hochkaräter zu sehen. Rexhbecaj bringt es mit 23 Jahren schon auf 71 Bundesliga-Partien für den VfL Wolfsburg und den 1. FC Köln. Nun sollen weitere für den VfL Bochum dazukommen. „Ein feiner Junge mit einer super Mentalität“, urteilt Trainer Thomas Reis, der den Neuzugang noch aus seiner Zeit als Jugendtrainer bei den Niedersachsen kennt. Der Deutsch-Kosovare kann im zentralen Mittelfeld im Prinzip alle Positionen bekleiden, dürfte sich auf der neuen Doppel-Acht im Bochumer System aber am wohlsten fühlen. In Köln war er in der vergangenen Saison lange Zeit Stammspieler und brachte es auf sieben Torbeteiligungen. Die Kaufoption in Höhe von sieben Millionen Euro war für die Kölner aber nicht ansatzweise zu stemmen. Deshalb kehrte Rexhbecaj zunächst nach Wolfsburg zurück, hatte dort aber keine Aussicht auf Spielzeit.

Stafylidis für die Defensive

Und Stafylidis? Der 27-Jährige kommt vom Bundesliga-Konkurrenten aus Hoffenheim. Dort war er wegen diverser Verletzungen nur noch Reservist. Nun darf sich der griechische Nationalspieler, der auch schon für Augsburg und Leverkusen am Ball war, in Bochum neu beweisen. Er soll den Konkurrenzkampf auf der linken Abwehrseite beleben, kann aber auch auf anderen Positionen, offensiver oder zentraler, spielen. Ohne sein Verletzungspech wäre Stafylidis wohl nie beim VfL gelandet. Der Linksfuß war schon Kapitän seiner Nationalmannschaft und überzeugte dort mit seiner Physis, seinem Tempo und einem strammen Schuss. Bleibt er fit, dürfte Stafylidis mehr als nur ein Back-up sein. „Er ist top ausgebildet, kennt die Bundesliga, verfügt zudem über internationale Erfahrung und erhöht die Qualität in unserem Kader“, sagt Sebastian Schindzielorz.

Drei Leihspieler

Dessen Transferstrategie ist in diesem Sommer ziemlich klar. Sechs von sieben Neuzugängen bringen Bundesliga-Erfahrung mit: Elvis Rexhbecaj (71 Spiele) und Konstantinos Stafylidis (60) ebenso wie Michael Esser (63), Eduard Löwen (52), Christopher Antwi-Adjei (34) und Takuma Asano (28). Zusammen kommen sie auf 308 Einsätze im Oberhaus. Zum Vergleich: Die sechs Akteure aus der Aufstiegsmannschaft, die schon in der höchsten Spielklasse gekickt haben, verzeichnen zusammen 270 Partien. Das ist sicher kein Zufall, genauso wie die Tatsache, dass drei der sieben Neuen nur ausgeliehen sind. Ablösesummen kann der VfL nicht zahlen, also müssen die Verantwortlichen Kompromisse eingehen, um das Team zu verstärken und die Chancen auf den Klassenerhalt zu erhöhen. Schlagen sie ein, hat der VfL mangels Kaufoption in allen drei Fällen aber keinen direkten Zugriff auf die Spieler.

(Foto: Imago / RHR-Foto)