Neuer Vertrag bis 2023

Leitschs Unterschrift ist viel Geld wert

Kein aktueller VfL-Profi trägt das blau-weiße Trikot schon so lange wie Maxim Leitsch. 2009 wechselte der Verteidiger von der SG Wattenscheid 09 nach Bochum. Damals war der VfL noch Bundesligist, jetzt ist er es wieder – und Leitsch nicht nur Talent und Balljunge wie früher, sondern Stammspieler und Leistungsträger der Lizenzspielermannschaft. Nun hat sich der 23-Jährige dafür entschieden, seinen 2022 auslaufenden Vertrag um ein Jahr zu verlängern. 

Kein ablösefreier Wechsel nach der Saison

Selten zuvor war eine Vertragsverlängerung für lediglich zwölf Monate so wichtig wie diese. Im Idealfall könnte sie dem VfL viel Geld einbringen. Denn möglicherweise wird Leitsch gar nicht ein weiteres Jahr in Bochum spielen. Der entscheidende Unterschied: Sollte es nach dieser Saison Interessenten für Leitsch geben, würde er eine Ablöse kosten. Ohne die Vertragsverlängerung hätte der 23-Jährige im kommenden Sommer problemlos wechseln können – und der VfL wäre leer ausgegangen.

Dass Leitsch seinen Vertrag auch aus Dankbarkeit verlängert hat, geht aus der Pressemitteilung des VfL nicht hervor. Der Spieler wird mit den üblichen Floskeln zitiert: „Für mich ist die Vertragsverlängerung der nächste logische Schritt. Ich freue mich auf die kommende Zeit im VfL-Trikot und werde gemeinsam mit der Mannschaft alles daransetzen, dass wir unsere Ziele erreichen.“ So weit, so bekannt. 

Leitsch ist begehrt in der Branche

Doch Sebastian Schindzielorz wird auf Nachfrage konkreter. Der Geschäftsführer verrät: Leitsch habe in den Verhandlungen das Gefühl vermittelt, dass er sich dem Verein verbunden fühle und womöglich etwas zurückgeben wolle – für die fußballerische Ausbildung, die er seit der E-Jugend beim VfL genossen hat, und für die Vertragsverlängerung vor drei Jahren, als ihm Schindzielorz das Vertrauen schenkte, obwohl Leitsch häufiger verletzt als gesund war. „Wir freuen uns, dass er sich zu seinem Stamm- und Ausbildungsverein bekennt“, sagt Schindzielorz, der seit einem Jahr an diesem Deal gearbeitet hat.

Dass Leitschs Unterschrift mit einer Gehaltserhöhung verbunden ist und ohne den Bundesliga-Aufstieg wohl nicht gelungen wäre, liegt nahe. Das Zeichen des Spielers, den Verein nicht ablösefrei verlassen zu wollen, ist in dieser Branche aber keineswegs selbstverständlich. Der VfL hätte natürlich auch eine andere Vertragslaufzeit akzeptiert. Dass Leitsch allerdings nicht ewig in Bochum bleiben wird, ist nur logisch. Der Linksfuß, der jung, schnell und talentiert zugleich ist, steht längst auf den Beobachtungslisten anderer Klubs. Klar ist aber: Wollen sie ihn verpflichten, müssen sie aber nicht nur mit ihm und seinem Berater, sondern auch mit dem VfL sprechen.

(Foto: VfL Bochum 1848)

Diskussion

Impfstatus bei Transfers prüfen? VfL äußert sich

Auf dem Spielfeld duellieren sich der VfL Bochum und der FSV Mainz 05 erst am Samstag. Doch schon im Vorfeld gab es, etwas überspitzt formuliert, einen verbalen Zweikampf zwischen den beiden Sportdirektoren. Das Thema: Die Impfbereitschaft in der Bundesliga. Christian Heidel, aktuell Verantwortlicher bei den Rheinhessen, hatte schon zu Wochenbeginn eine neue Transferstrategie ins Gespräch gebracht: “Ich kann mir schwer vorstellen, dass Mainz 05 noch einmal einen Spieler verpflichtet, der nicht geimpft ist. Die Risiken werden größer.”

Bochumer Impfquote unbekannt

Hintergrund der Überlegungen: Die Mainzer mussten nach drei Corona-Fällen im Team alle Spieler, die nicht geimpft sind, in Quarantäne schicken. Übrig blieb ein Rumpfkader, der zwar allen Widrigkeiten trotzte und zum Bundesliga-Auftakt Titelanwärter RB Leipzig schlug. Doch auch beim Spiel in Bochum könnten deswegen noch zahlreiche Profis fehlen. Mindestens acht Spieler sind nach Angaben des zuständigen Gesundheitsamtes noch nicht geimpft. Doch wie schaut es beim VfL Bochum aus?

„Wir sind diesbezüglich sehr gut aufgestellt“, sagte Sebastian Schindzielorz in der Pressekonferenz am Donnerstag, ohne konkrete Zahlen zu nennen: „Es handelt sich dabei um sensible Daten.“ Die spätestens dann bekannt werden, sollte beim VfL ein ähnlicher Fall eintreten wie in Mainz. Dann dürften die geimpften Spieler weiter trainieren und spielen, alle anderen müssten in Quarantäne. Auch Schindzielorz ist nicht verborgen geblieben, dass es Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit haben kann – im schlimmsten Fall sogar mehrfach innerhalb einer Saison.

VfL schaut nicht auf den Impfstatus

Trotzdem schließt Bochums Manager – im Gegensatz zu Christian Heidel – aus, dass der Impfstatus von Spielern bei einer Verpflichtung oder Vertragsverlängerung eine Rolle spielen wird: „Entscheidend sind immer die sportlichen Fähigkeiten und charakterlichen Züge.“ Der VfL Bochum werde „individuelle Sichtweisen“, wenn es um das Thema Corona-Schutzimpfung geht, weiterhin akzeptieren. Wie in diesem Sommer sollen alle Spieler aber auch in Zukunft ein Impfangebot erhalten und dann freiwillig entscheiden.

Nicht bekannt ist, ob es sich bei denjenigen, die auf den Piks bislang verzichtet haben, um überzeugte Impfgegner, um Impfskeptiker oder um Impftrödler handelt. Fest steht nur: Im Gegensatz zu allen anderen müssen sie sich weiter testen lassen. Das Hygienekonzept der DFL schreibt mindestens zwei PCR-Tests pro Woche vor. Für die Vereine ist das auch mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Je nach Anzahl der ungeimpften Spieler kommt im Jahr ein fünfstelliger Betrag zusammen, möglicherweise auch auf den VfL Bochum.

Nur vier Teams durchgeimpft

Eine Impfquote von 100 Prozent melden bislang nur vier von 36 Erst- und Zweitligisten: Der FC Augsburg, der 1. FC Köln, der Karlsruher SC und Holstein Kiel. Wie und ob sich der Transfermarkt für ungeimpfte Spieler künftig überhaupt verändern wird, ist noch offen. Mainz-Manager Heidel ist bislang der einzige Vertreter in der Bundesliga, der eine veränderte Einkaufspolitik angekündigt hat. Für den VfL hat es ohnehin noch keine Relevanz. Denn in diesem Sommer sind keine weiteren Transfers mehr geplant.

(Foto: Imago / Eibner)

2:0-Sieg gegen Mainz

Der perfekte Tag: Slalomlauf anne Castroper

Thomas Reis war skeptisch. „Wir standen draußen und dachten immer: schieß, schieß, schieß! Aber Gerrit lief immer weiter“, kommentierte der Trainer die Szene des Tages. Doch zum Glück hat Gerrit Holtmann so wenig Vertrauen in seinen rechten Fuß. Statt von der Strafraumkante direkt aufs Tor zu zielen, setzte er seinen Sololauf in der 21. Minute einfach fort – und belohnte sich und den VfL Bochum mit einem Treffer, der es in jeden Saisonrückblick schaffen wird.

Sechs verdutzte Mainzer ließ der Linksaußen zwischen Mittellinie und Fünfmeterraum wie Slalomstangen stehen, bevor er den Mainzer Torwart tunnelte und rund 12.500 Bochumer ausgelassen jubeln ließ. Nach elf Jahren ohne Auftritt in der Bundesliga und zuletzt etlichen Geisterspielen war die Sehnsucht nach Live-Fußball überall zu spüren. Und die Erwartungen wurden mehr als erfüllt.

Reis lobt seine Mannschaft

Für den perfekten Tag und noch mehr Feierlaune sorgte schließlich Sebastian Polter, der in seinem Premierenspiel für den VfL sofort überzeugte, besonders in der 56. Minute. Da nutzte der jüngst verpflichtete Mittelstürmer nach einer Flanke von Simon Zoller all seine Körperkraft und Kopfballstärke, um das verdiente 2:0 zu erzielen.

„Die Jungs haben es heute bravourös gemacht, wir waren von der ersten Minute an da. Mit den Fans im Rücken wurde es ein besonderes Spiel, ein besonderer Tag für alle“, war nicht nur Thomas Reis vollkommen begeistert. Sein Team präsentierte sich defensiv äußerst stabil, ließ kaum etwas zu und war auch offensiv deutlich gefährlicher als zum Start in Wolfsburg – allerdings gegen einen schwächeren Gegner, denn Mainz blieb über weite Strecken harmlos. Für VfL-Keeper Manuel Riemann waren der Wille und die mannschaftliche Geschlossenheit zwei wichtige Erfolgsfaktoren: „Wenn wir so weiterspielen und diese Intensität beibehalten, dann muss uns erstmal ein Gegner schlagen.“

Starkes Debüt von Bella Kotchap

Der emotionale Torwart genoss die Ehrenrunde nach dem Spiel besonders, das war ihm anzusehen. Riemann hatte zuvor die wenigen Chancen der Mainzer mit starken Reflexen entschärft und verdiente sich ähnlich wie in der Vorwoche eine der Bestnoten. Aber auch andere wussten zu gefallen: Armel Bella Kotchap vor allem, der nach einer kleinen Denkpause ins Team zurückgekehrt ist und stark verteidigte, in der Luft ebenso wie am Boden. Auch Anthony Losilla überzeugte. Der Kapitän hat sich mit 35 Jahren erstaunlich schnell an die neue Liga gewöhnt. Ein gutes Spiel machte auch Neuzugang Elvis Rexhbecaj.

Stark verbessert im Vergleich zu den Partien in Wuppertal und Wolfsburg zeigte sich Cristian Gamboa, der mit einer Armverletzung allerdings ausgewechselt werden musste. Neben den beiden Torschützen Holtmann und Polter, die ausgerechnet gegen ihren Ex-Klub trafen, fiel weiter vorne auch Simon Zoller positiv auf. Zwar musste der Angreifer durch die Hereinnahme von Sebastian Polter auf den rechten Flügel ausweichen, könnte dort aber in der Bundesliga noch wertvoller sein als im Sturmzentrum. Zoller traf nach einer Ecke sogar ins Mainzer Tor, doch der Videoassistent erkannte ein Handspiel. Schiedsrichter Pattrick Ittrich nahm den Hinweis aus Köln dankend an und den Treffer zurück.

Erster Bundesliga-Sieg seit 2010

An der guten Stimmung auf den Rängen änderte das jedoch nichts. Als die Fans am Ende den Klassiker „Oh, wie ist das schön“ anstimmten, mit dem üblichen Zusatz „sowas hat man lange nicht gesehen“, fassten sie den Tag des ersten Bundesliga-Siegs seit Februar 2010 wunderbar zusammen. Kleine Randnotiz: Da war Gerrit Holtmann noch Schüler der neunten Klasse. Jetzt ist er Slalomläufer in der ersten Liga.

(Foto: Imago / Revierfoto)

13.500 Zuschauer

Kommentar: Stadt und VfL sollten nachschärfen

So schnell und unerwartet kann es gehen. Nach dem Testspiel gegen den FC Utrecht Ende Juli hatte das Bochumer Gesundheitsamt noch Bedenken. Die zunächst erlaubte Zahl von 3.000 Zuschauern auf der Osttribüne sollte zum Spiel gegen Mainz auf 1.500 gesenkt werden. Nun aber schließt sich die Stadt den Lockerungsplänen des Landes an und lässt die Möglichkeit, zusätzliche Maßnahmen zu erlassen, ungenutzt verstreichen. Auf Basis der neuen Corona-Schutzverordnung erlaubt sie, dass am Samstag 13.500 Zuschauer ins Stadion dürfen – und damit auch mehr Fans auf die Osttribüne.

Unbegrenzt Ungeimpfte

Das ist nicht per se ein Problem, denn auch 2.500 Fans können sich – wenn sie denn wollen – auf den Stehrängen einigermaßen gut verteilen. Wirklich heikel wird es aber auf den Sitzplätzen. Dort gilt keine Abstandsregel mehr. Die Reihen werden bis auf wenige Ausnahmen voll belegt sein. Einzig für den Einlass gibt es klare Vorgaben – für den Auslass jedoch nicht. Das ist mehr als riskant, zumal die Infektionszahlen steigen und in Bochum weit über dem Bundesdurchschnitt liegen. Wohlgemerkt: Mit 13.500 Zuschauern steht in Bochum das größte Event seit Pandemie-Beginn bevor. Die Größenordnung erinnert an ein normales Zweitligaspiel der vergangenen Jahre.

Das Problem ist weniger die Aufstockung der Kapazität an sich, sondern die Summe der Lockerungen: Bei mehr Zuschauern keine Abstände, Zutritt für Ungeimpfte ohne Begrenzung und Schnelltests, die bis zu 48 Stunden alt sein dürfen. Besonders zwei Entscheidungen verdienen eine kritische Würdigung. Erstens: Wenn Schnelltests bis zu 48 Stunden alt sein dürfen, sind sie praktisch wertlos. Viele Bundesländer haben die Frist deshalb auf 24 Stunden herabgesetzt, NRW leider nicht. Hier sollte der VfL im eigenen Interesse freiwillig nachschärfen. Und zweitens: Wenn plötzlich wieder unbegrenzt Ungeimpfte ins Stadion dürfen, fällt ein weiterer Anreiz weg, sich endlich impfen zu lassen.

Hier hätte der VfL die Möglichkeit, auf eine 2G-Regel zu setzen, um die Sicherheit der Zuschauer zu erhöhen. Und um seiner gesellschaftlichen Mitverantwortung gerecht zu werden. Denn von den neuen Regeln profitieren im Vergleich zur vorherigen Corona-Schutzverordnung vor allem die Impfverweigerer und sorgen für Beklemmungen bei allen, die weiter auf Vorsicht setzen. Das ist insofern verwunderlich, weil das Gesundheitsamt und der VfL Bochum seit Beginn der Pandemie zum „Team Vorsicht“ gehörten und sich zuletzt gemeinsam für das Impfen stark gemacht haben. Jetzt hätten sie die Chance, dem Nachdruck zu verleihen.

VfL setzt weiter auf 3G

Was beim VfL tatsächlich auffällt: Er schafft es nicht, sich klar zu positionieren – vielleicht, weil er die Auseinandersetzung mit seinen eigenen Anhängern scheut; vielleicht, weil ihm das Geld einfach wichtiger ist. Andere Klubs, Borussia Dortmund zum Beispiel oder der 1. FC Köln, wollen trotz der neuen Verordnung weiter auf 2G setzen. Der VfL folgt dagegen brav der Landesregierung – erst streng, nun recht locker. Doch nicht alles, was im Wahlkampf plötzlich erlaubt wird, ist auch sinnvoll.

Transparenzhinweis: Die erste Version dieses Kommentars basierte auf der Annahme, dass es weiterhin Abstände zwischen den Sitzen geben wird. Dies ist jedoch nicht der Fall.

13.500 Zuschauer im Ruhrstadion. Eine gute Idee?

Zeige Ergebnisse

Wird geladen ... Wird geladen ...

(Foto: Imago / Team 2)

Abschied denkbar

Reis zunehmend genervt: Für Ganvoula wird es eng

Thomas Reis wollte keine Zeit mehr verlieren. Als er Silvere Ganvoula kurz vor Schluss bei der 0:1-Auswärtsniederlage in Wolfsburg einwechseln wollte, hatte Bochums Trainer noch den Glauben, womöglich den Ausgleich zu schaffen. Der Spieler aber offenbar nicht. Ganvoula trabte gemächlich zur Trainerbank. Reis sah das, klatschte fordernd in die Hände und wollte, dass er sich beeilt. Viel schneller lief der Mittelstürmer trotzdem nicht.

Man sollte diese Szene nicht überbewerten. Doch mit seinem Verhalten vermittelte Ganvoula nicht zum ersten Mal eine gewisse Gleichgültigkeit. Schon in der Vergangenheit, speziell in der Aufstiegssaison, wurde der Angreifer zum Gesprächsthema, weil er im Training oder im Spiel nicht immer Vollgas gab. Hinzu kamen unübersehbare Defizite im technischen und taktischen Bereich. Der 25-Jährige verlor seinen Stammplatz und war maximal als Joker gefragt.

Thomas Reis wollte dem Angreifer in diesem Sommer aber eine neue Chance geben. Er hatte „die Fantasie, dass es in der Bundesliga womöglich leichter für ihn wird. Weil er mehr Räume hat, seinen Körper und sein Tempo besser einbringen kann.“ Doch selbst der Fußballlehrer ist zunehmend genervt: „Ich kann als Trainer unterstützen, mit dem Spieler sprechen und ihm das Vertrauen schenken – aber irgendwann muss auch was zurückkommen.“

Sein Vertrag gilt noch bis 2023

Bei Ganvoula ist das zu selten der Fall. Der Spieler wirkt häufig mit sich selbst beschäftigt, ist teilweise nicht konzentriert, vernachlässigt Defensivaufgaben und fällt auch abseits des Platzes nicht unbedingt positiv auf. Dass der VfL mit Sebastian Polter in der vergangenen Woche einen weiteren Mittelstürmer verpflichtet hat, war sowieso geplant, ist aber auch ein Zeichen an Ganvoula. Soll heißen: Macht er so weiter, wird er in der Bundesliga keine große Rolle mehr spielen. Ein Abschied des Kongolesen rückt somit zwangsläufig näher.

Das wäre unter den aktuellen Umständen wohl die beste Option. Silvere Ganvoula wirkt in Bochum nicht mehr rundum glücklich, und der VfL kann sich keinen unzufriedenen Spieler auf der Bank erlauben, den er trotzdem gut entlohnen muss. Einen schweren Stand hat er auch bei den Fans, die teilweise schon gehässig werden. In den sozialen Netzwerken kommt keiner so schlecht weg wie Ganvoula, dessen Vertrag noch bis Mitte 2023 läuft. Eine Ausstiegsklausel gibt es nicht. Der VfL würde sich bei einem passenden Angebot aber gesprächsbereit zeigen.

Das Problem ist nur: Die Verantwortlichen hatten ursprünglich mal auf einen Millionengewinn durch einen Transfer gehofft. Nach Ganvoulas bislang erfolgreichster Saison 2019/20, als er 13 Tore in der 2. Liga erzielte und zu den Leistungsträgern beim VfL gehörte, schien das nicht unrealistisch. Doch die Entwicklung ging nicht wie gewünscht weiter, der Marktwert ist längst gesunken. Ganvoula muss wieder einen Gang zulegen – ob in Bochum oder woanders.

(Foto: Imago / RHR-Foto)

Neuzugang

Polter-Transfer fix – Kader soll nun verkleinert werden

Kurz vor dem Bundesliga-Start hat der VfL Bochum seinen achten Neuzugang präsentiert. Vom niederländischen Erstligisten Fortuna Sittard wechselt Mittelstürmer Sebastian Polter für zwei Jahre an die Castroper Straße. Dieser Transfer hatte sich seit einigen Tagen angedeutet. In der Vergangenheit war der 30-Jährige unter anderem für Union Berlin, den 1. FC Nürnberg und den VfL Wolfsburg am Ball. In seiner Zeit bei den Niedersachsen spielte Polter sogar noch mit VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz zusammen. Offenbar wurden hier alte Verbindungen genutzt.

Ein bisschen Geld, vermutlich für den letzten Transfer in diesem Sommer, war noch im Topf – und der Bedarf im Angriff mehr als offensichtlich. Hinter Simon Zoller, der zu Saisonbeginn gesetzt sein ist, hat sich niemand aufgedrängt. An Silvere Ganvoula glaubt Trainer Thomas Reis zwar immer noch, doch dessen Leistungen in der Vorbereitung waren nicht besser als in der Vorsaison, abgesehen von einer guten Halbzeit gegen die Reserve von Borussia Dortmund. Technische Defizite und taktische Mängel sind nicht zu übersehen. Damit könnte es Ganvoula trotz seiner Schnelligkeit und seiner körperlichen Präsenz schwer haben in der Bundesliga. Und Soma Novothny, sein überaus engagierter Teamkollege, stößt auf diesem Niveau ebenfalls an Grenzen.

Polter kommt ablösefrei

Mit seiner guten Torquote in verschiedenen Ligen und der Erfahrung von 64 Bundesliga-Partien passt Polter genau ins Bochumer Beuteschema. Sieben der jetzt acht Neuzugänge waren bereits in Deutschlands höchster Spielklasse aktiv. Bemerkenswert: Polter stand in Sittard eigentlich noch bis 2022 unter Vertrag, kommt aber trotzdem ablösefrei. Die Limburger wollten das für ihre Verhältnisse üppige Gehalt einsparen. Diese Chance hat der VfL genutzt und den großgewachsenen Strafraumstürmer verpflichtet.

Die Folge allerdings: Mit nun 32 Spielern ist der Kader nach Einschätzung der Verantwortlichen (deutlich) zu groß. Schon seit einigen Wochen hoffen sie darauf, endlich Abnehmer für einige Akteure zu finden. Das würde den Geldbeutel entlasten und zugleich die Trainingsarbeit erleichtern. Gehen dürfen neben Tom Weilandt auch Baris Ekincier und Raman Chibsah. Sie wurden bereits mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht. Konkretisiert haben sich die Gerüchte allerdings nicht. Zudem sind Tarsis Bonga, Erhan Masovic und Luis Hartwig Kandidaten für ein Leihgeschäft. Auch sie haben keine Aussicht auf Spielpraxis in der Bundesliga. Nach der Verpflichtung von Polter könnte es im Angriff ebenfalls noch einen Abgang geben.

(Foto: Firo Sportphoto)

0:1-Niederlage in Wolfsburg

Bochums Comeback: Erst chaotisch, dann couragiert

Mediziner werden jetzt widersprechen, doch manchmal braucht es nur wenige Minuten, bis Haare auf natürlichem Wege ergrauen. Das Bochumer Bundesliga-Comeback nach elf langen Jahren begann nicht so, wie es sich der Aufsteiger erhofft hatte – ganz im Gegenteil. Gleich mehrere Wolfsburger Großchancen brachten die VfL-Defensive und das Torgestänge ins Wanken. Zweimal krachte der Ball ans Aluminium. Bochum verteidigte chaotisch. Ein Start, der fast schon Angst machte und Spuren hinterließ.

Das war erst recht der Fall, als der Videoassistent ein Handspiel von Robert Tesche auf der Torlinie erkannte, den Schiedsrichter in Wolfsburg informierte und dieser nach nur vier Minuten den ersten Platzverweis und Strafstoß der noch jungen Saison aussprach – eine Doppelbestrafung, die selbst Heim-Trainer Mark van Bommel als „zu hart“ empfand. Auch Manuel Riemann hatte etwas dagegen und zeigte es auf seine Art und Weise: Er hielt den Schuss von Wout Weghorst aus elf Metern sogar fest. 

Dass die Bochumer dieses Spiel trotzdem nicht mehr hoch gewinnen würden, schien da schon klar. Der Aufsteiger wirkte von der ersten Sekunde an nervös, war völlig überfordert mit der schnellen Spielweise der Gastgeber und spielte fortan in Unterzahl. Nach 22 Minuten machte es Weghorst besser als beim Elfmeter und traf zur Wolfsburger Führung. Zwar waren etliche Bochumer nach einem langen Einwurf und einer Kopfballverlängerung in Ballnähe, aber niemand ging entscheidend dazwischen. „Weil wir nicht miteinander sprechen“, kritisierte Riemann nach dem Spiel.

Zu wenig Torgefahr

Nach vorne lief beim VfL Bochum ebenfalls nicht viel zusammen. Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei konnten ihr Tempo nur selten ausspielen, waren in einigen Szenen auch nicht robust genug. Simon Zoller wartete vergeblich auf Zuspiele. „Wir konnten leider kaum Nadelstiche setzen“, bemängelte Trainer Thomas Reis schon zur Halbzeit. Mit dem Spielstand konnten die Gäste bis dahin aber zufrieden sein. Denn mit etwas mehr Cleverness vor dem Tor hätte Wolfsburg schon jegliche Spannung aus dem Spiel nehmen können.

Dazu kam es aber nicht, es lief sogar besser als zu Beginn befürchtet, auch weil Manuel Riemann sein Team mit mehreren Paraden immer wieder im Spiel hielt. „Wir haben zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder zu mehreren Torchancen eingeladen“, kritisierte Reis die Defensivarbeit, lobte angesichts der Umstände aber auch die Moral und Laufarbeit seiner Mannschaft, die trotz Unterzahl nie aufgab und immer noch an den Ausgleich glaubte. Der eingewechselte Milos Pantovic vergab in der Schlussphase die einzig echte Chance, Keeper Koen Casteels parierte.

„Wir haben alles versucht“, analysierte Reis später, der sich eine Kritik an den schwachen Standards aber nicht verkneifen konnte. „Die müssen wir gerade in so einem Spiel schärfer treten, um darüber Torgefahr zu entwickeln.“ Helfen könnte dabei unter anderem Neuzugang Eduard Löwen, der in Wolfsburg ebenso gefehlt hat wie Gerrit Holtmann und Danny Blum. Auch Sebastian Polter, der neue Stürmer, war noch nicht dabei. Fest vergeben sind die Startelfplätze speziell in der Offensive noch nicht.

Auch in der Defensive könnte es Veränderungen geben. Cristian Gamboa war in der Viererkette erneut ein Unsicherheitsfaktor, noch dazu ohne Wirkung im Vorwärtsgang. Einen ordentlichen Eindruck hinterließen dagegen Danilo Soares sowie Anthony Losilla und Elvis Rexhbecaj, die sich mit zunehmender Spieldauer steigerten; ähnlich wie Maxim Leitsch. Neben ihm dürfte in Zukunft wieder Armel Bella Kotchap spielen, sofern er im Training überzeugt. Vasilios Lampropoulos enttäuschte nicht, Pluspunkte sammelte er aber auch keine.

Fans zurück in den Stadien

Manches wird sich also noch neu sortieren, auch auf den Rängen. In Wolfsburg waren offiziell keine Gästefans zugelassen. Nur mit ein paar Tricks waren am Ende doch einige Bochumer in die Volkswagen-Arena gelangt und teilweise lauter als die 8.500 Anhänger aus Wolfsburg. Die Mannschaft nahm es wahr und bedankte sich nach dem Spiel für die Unterstützung. Bei der Ankunft am späten Abend in Bochum gab es von einigen Fans, die extra zum Stadion gekommen waren, ebenfalls Applaus.

(Foto: Firo Sportphoto)