Omikron-Welle

VfL Bochum meldet zwei Corona-Fälle

+++ Update am 31. Januar: +++

Der VfL Bochum meldet zwei Corona-Fälle: Kapitän Anthony Losilla und Verteidiger Erhan Masovic haben sich am spiel- und trainingsfreien Wochenende positiv auf Covid-19 getestet. Eine anschließende PCR-Testung hat das Resultat bestätigt. Sie befinden sich seitdem in häuslicher Isolation. Die Reise zum nächsten Bundesligaspiel bei Hertha BSC am Freitag (4.2.) werden die beiden demzufolge nicht antreten können. Den Spielern gehe es gut, schreibt der Verein. Die vor dem Montagstraining durchgeführten Schnelltests erbrachten bei allen anderen Teammitgliedern ein negatives Ergebnis.

Ursprünglicher Text vom 27./28. Januar:

Der 27. Januar geht wohl gleich doppelt in die Geschichte der Covid-19-Pandemie ein. Vor zwei Jahren wurde an diesem Tag der erste Corona-Fall in Deutschland bestätigt. Nun, 2022, waren es zum ersten Mal mehr als 200.000 Neuinfektionen am Tag. Omikron rollt durchs Land, die Einschläge kommen näher – auch beim VfL Bochum.

Asano mit unklarem Testergebnis

Als Verdachtsfall wurde in dieser Woche Takuma Asano eingestuft. Der Japaner befindet sich aktuell auf Länderspielreise. Doch beim WM-Qualifikationsduell gegen China war er überraschend nicht dabei. Warum genau, wisse man noch nicht, sagte Pressesprecher Jens Fricke im Livestream während des Testspiels gegen Fortuna Düsseldorf (0:2) am Donnerstagnachmittag. Japanische Medien meldeten dann am Abend, dass Asano über leichte Krankheitssymptome klagt und deshalb geschont wurde. Ein erster PCR-Test habe zu einem unklaren Ergebnis mit einem hohen ct-Wert geführt, sagte ein Sprecher des japanischen Verbandes. Ein hoher ct-Wert bedeutet, dass die getestete Person wenig oder gar nicht mehr infektiös ist. Ein zweiter Test an diesem Freitag ergab zum Glück ein negatives Ergebnis.

Interessant: Japanische Medien berichten, dass Asano bereits im Dezember infiziert gewesen sein soll. Dazu passt, dass seinerzeit zwei Spieler als Kontaktpersonen des infizierten Eduard Löwen in Quarantäne geschickt wurden. Offiziell hat der VfL aber nie die Namen genannt. Auch über eine weitere Infektion wurde nichts bekannt. Auffällig war nur, dass Asano drei Spiele verpasst hat und Trainer Thomas Reis Nachfragen zu den Gründen ausgewichen ist.

Vorsichtsmaßnahme bei Gamboa

Zwar geimpft, aber trotzdem gefährdet, ist in diesen Tagen auch Cristian Gamboa. Der Rechtsverteidiger fehlte beim Testspiel gegen Düsseldorf ebenfalls. Seine Frau postete am Donnerstag öffentlich auf Instagram, dass sie positiv getestet wurde. Gamboa blieb deshalb vorsichtshalber daheim, mit räumlicher Trennung.

Ob Saulo Decarli und Raman Chibsah aus ähnlichen oder aus ganz anderen Gründen am Donnerstag nicht auf dem Platz standen, war zunächst offen. Eigentlich sollten sie als Ersatzspieler zum Einsatz kommen. Einige Fans mutmaßten in den sozialen Netzwerken, dass bei beiden Spielern ein Wechsel bevorstehen könnte. Gegenüber der WAZ, die vor Ort war, wollte der Verein keine näheren Angaben machen, warum das Duo gefehlt hat. Sie seien nicht verletzt, aber auch nicht einsatzfähig, hieß es nur. Das ließ natürlich Raum für Spekulationen. Am Freitag folgte dann die Info, dass beide geschont wurden, damit eine Verletzung einem noch möglichen Wechsel nicht im Wege steht.

Wie auch immer: Dass an diesem Wochenende kein Pflichtspiel ansteht, ist wohl ebenso hilfreich wie die Tatsache, dass Thomas Reis seiner Mannschaft drei freie Tage gewährt. Doch selbst bei größtmöglicher Vorsicht lassen sich Infektionen in diesen Tagen und Wochen teilweise kaum vermeiden. Aktuell ist in Bochum fast jeder hundertste Einwohner infiziert, Risikokontakte werden wahrscheinlicher.

Alle Spieler erfüllen 2G

Erfreulich ist: Einen größeren Ausbruch oder Infektionsketten hat der VfL bislang verhindern können. Ob das mit der deutlich ansteckenderen Omikron-Variante überhaupt möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Immer wieder melden Vereine Corona-Fälle, was natürlich auch Bochums Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz registriert: „Das Thema Corona wird vermutlich auch Einfluss auf die Ergebnisse haben. Wenn sieben, acht Stammspieler ausfallen, kann das kein Verein kompensieren. Das ist schon ein Faktor für die nächsten Wochen.“ Zusätzliche Maßnahmen will der VfL nicht ergreifen, sagte Schindzielorz jüngst in einer Pressekonferenz: „Zu erhöhen gibt es da wenig, weil wir den Standard schon sehr lange hochhalten.“

Bereits Ende Dezember verriet Schindzielorz, dass in der Rückrunde jeder Spieler den 2G-Status erfülle. Dieser ist auch über ein Genesenenzertifikat zu erbringen. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin soll es noch mindestens einen Spieler geben, der bislang kein Impfangebot angenommen hat. Die meisten Profis sind geimpft, viele auch geboostert.

(Foto: Firo Sportphoto)

Kommentar

Kneipe voll, Stadion leer: Logisch ist das nicht

Die 750 Zuschauer am Dienstagabend haben alles gegeben. Mit viel Leidenschaft haben sie den VfL im DFB-Pokal gegen Mainz ins Viertelfinale geschrien. Ob im Stadion oder an den Fernsehgeräten – der Unterschied zu einem Geisterspiel war deutlich zu hören. Dennoch: Ein normales Heimspiel, so wie wir es kennen, war es natürlich nicht. 

Maßnahmen müssen Sinn ergeben

Wichtig und richtig sind die Corona-Schutzmaßnahmen ja grundsätzlich schon. Tag für Tag beschert uns die Omikron-Variante neue Höchstwerte, aktuell jenseits der 100.000 – und noch ist kein Ende in Sicht. Nur weil die Variante offenbar milder ist, ist sie nicht harmlos. Zumal sie deutlich ansteckender ist. Die deutsche Vorsicht ist also gar nicht verkehrt. Logisch sind einige Regeln allerdings nicht, im schlimmstenfalls sogar kontraproduktiv. 

Zum Beispiel beim Fußball. Von 27.600 Plätzen im Bochumer Ruhrstadion waren am Dienstag gegen Mainz nur 750 belegt. Mehr dürfen es auch an diesem Samstag gegen Köln nicht sein. Allerdings: Von den anderen 26.850 guckt ja nicht jeder allein auf dem Sofa. Ein Leser dieser Seite schickte mir während des Pokalspiels ein Foto aus einer Kneipe – mit vielen Gäste, natürlich ohne Maske, eher eng und stickig als großräumig und luftig. 

Wir wissen noch nicht alles über dieses Virus, manches aber schon. Vor allem, was hilft: Drei Impfungen, Abstand halten, FFP2-Maske tragen. Und: Draußen an der frischen Luft ist das Risiko nicht gleich null, aber geringer als in Innenräumen. Es wäre also sinnvoller, die Leute ins Stadion zu „lenken“. Nicht alle, klar. Das gibt die Situation nicht her. Kritisch wird es dann wieder bei der An- und Abreise. Aber jeden zweiten oder dritten Sitzplatz mit Geimpften zu besetzen und eine FFP2-Maskenpflicht anzuordnen, das wäre doch guten Gewissens möglich.

Viel Platz und trotzdem eng

Zumal es mit nur 750 Zuschauern im Stadion nicht unbedingt besser läuft. An dieser Stelle muss sich auch der VfL Bochum Kritik gefallen lassen: Die Fans saßen am Dienstag erstaunlich eng beieinander, ohne Maske und ohne den allseits empfohlenen Abstand von anderthalb Metern. Ja, das ist so erlaubt. Aber Platz wäre doch genug, selbst wenn man nur eine Tribüne öffnet. Im VIP-Raum sah es ähnlich aus. Hier sollte der Klub aus Vernunft und Verantwortung nachbessern – und darauf hoffen, dass die Landesregierung schon bald eine ganz neue Lösung findet.

(Foto: Imago / Eibner)

2:2 gegen Köln

Mit Upgrade im Sturm: Bochum weiter heimstark

Ja, er kann es auch mit rechts. Etwas zu weit schien sich Gerrit Holtmann den Ball vor dem 1:0 schon vorgelegt zu haben. Doch dann, aus der Not heraus, schenkte der pfeilschnelle Flügelstürmer seinem deutlich schwächeren Fuß das Vertrauen – mit Erfolg. Holtmann tunnelte Kölns Keeper Marvin Schwäbe und brachte den VfL in Führung. Am Ende nahmen die Bochumer hochverdient einen Punkt mit.

„Wir können damit gut leben, ein bisschen unzufrieden sind wir aber auch“, sagte Trainer Thomas Reis. Denn seine Mannschaft war aktiver, hatte deutlich mehr Chancen. Doch zu viele davon, darunter auch Hochkaräter, ließ sie ungenutzt liegen.​ Auch Jürgen Locadia war an vielen Offensivaktionen beteiligt, jedoch eher als Vorbereiter. Der Winter-Neuzugang erhielt erneut den Vorzug vor Sebastian Polter und zeigte, dass er eine Verstärkung für Bochums Angriff ist. Locadia vereint Robustheit und Beweglichkeit, hat außerdem ein Auge für die Mitspieler. So bereitete er auch das Tor von Holtmann vor. „Er hat viel fürs Team gearbeitet, ist technisch versiert, hat ein gutes Timing beim Passspiel – das haben wir beim Tor ja gesehen“, lobte ihn Trainer Reis nach der Partie. „Das haben wir uns von ihm erhofft.“ Und genau das, die fußballerische Qualität, unterscheidet ihn von Polter.

Locadia angeschlagen

In der 56. Minute musste der Niederländer allerdings angeschlagen ausgewechselt werden. Eine Diagnose gibt es noch nicht, Thomas Reis ist aber zuversichtlich, dass der Angreifer schnell ins Training zurückkehren wird. Für Locadia kam wiederum Sebastian Polter ins Spiel. Auch mit ihm war Bochums Chefcoach „sehr zufrieden“, denn Polter trat als Vorlagengeber ebenso in Erscheinung, als er Takuma Asano vor dem 2:2 bediente. Für den Japaner war es das Premierentor im VfL-Trikot. Bemerkenswert: An dieser Aktion waren alle drei Joker beteiligt. Der Einwurf vor dem Ausgleichstreffer kam vom ebenfalls eingewechselten Cristian Gamboa. ​Ein effektives Trio also, wobei die Kölner in der Hinsicht noch besser waren. Denn aus deutlich weniger Chancen machten sie ebenfalls zwei Tore.

Das 1:1 fiel unter gütiger Mithilfe der VfL-Abwehr. Erst köpfte Armel Bella Kotchap den Ball völlig unbedrängt ins Toraus, worüber sich Thomas Reis in diesem Moment mächtig ärgerte. Dann waren bei der Ecke gleich drei Bochumer zuerst am Ball, und trotzdem zappelte er wenige Sekunden später im Netz. Kurz vor der Pause glänzte dann Anthony Modeste mit einem eleganten Lupfer, mit dem er Bochums Torhüter Manuel Riemann überwand. „Tore entstehen immer durch Fehler, aber diese geben wir zu leicht her“, analysierte Reis. Dem 2:1 der Kölner war ein ziemlich unnötiger und leichtsinniger Fehlpass von Milos Pantovic vorausgegangen.

Bochum bleibt heimstark

​Dennoch: Mit dem Unentschieden bleibt der VfL auf Kurs, ist immer noch Tabellenelfter und hat fünf Punkte Vorsprung vor dem Relegationsrang. Vor allem zu Hause sind die Bochumer kaum zu schlagen. Das könnte der entscheidende Trumpf im Kampf um den Klassenerhalt sein. Inklusive Pokal gab es in dieser Saison schon 12 Spiele im Ruhrstadion. Nur zwei davon hat der VfL verloren, insgesamt sieben gewonnen – eine bemerkenswerte Bilanz für einen Aufsteiger. „Die Entwicklung ist zu sehen, das ist das Wichtigste“, sagt Gerrit Holtmann, für den es jetzt in eine kurze Pause geht.

Erst am 4. Februar findet das nächste Pflichtspiel statt, dann gastiert der VfL bei der Hertha in Berlin. Wegen einer Länderspielpause für alle Nicht-Europäer ruht der Bundesliga-Betrieb am kommenden Wochenende. Die Profis des VfL erhalten drei freie Tage. Zuvor steht aber noch ein Testspiel auf dem Programm. An diesem Donnerstag empfangen die Bochumer den krisengeschüttelten Zweitligisten aus Düsseldorf. Ob Fans dabei sein dürfen, ist noch nicht bekannt.

(Foto: Imago / Revierfoto)

Viertelfinale erreicht

VfL-Fans träumen: Ohne Dortmund nach Berlin

Dieses Mal hat sich niemand getraut, Milos Pantovic den Ball noch wegzunehmen. Beim Elfmeter in der 56. Minute ging der Mittelfeldspieler als einziger Bochumer zum Punkt – und erzielte mit einem halbhohen Schuss in die Mitte den Ausgleich. Für den VfL war es der entscheidende Moment, um das Pokal-Achtelfinale gegen Mainz noch zu drehen und am Ende verdient mit 3:1 zu gewinnen. In der zweiten Halbzeit brannten die Gastgeber auf dem Rasen ein Feuerwerk ab, noch spektakulärer als das vor dem Anpfiff. Einige Fans zeigten hinter der Südtribüne, dass sie noch ein paar Reste vom Silvesterfest hatten.

Gefeiert wurde natürlich auch nach dem Spiel, mit immerhin 750 Fans im Stadion. Sie stimmten den Klassiker „Berlin, Berlin, wir fahr‘n nach Berlin“ gleich mehrfach an – nach dem Spiel dann leicht abgewandelt und mit einem Gruß in die Nachbarstadt: „Ohne Dortmund fahr’n wir nach Berlin.“ Der BVB war im Parallelspiel gegen St. Pauli aus dem Wettbewerb geflogen. „Darüber freuen sich die Fans im Pott natürlich immer“, sagte Trainer Thomas Reis mit einem Schmunzeln, wollte aber lieber den eigenen Erfolg in den Mittelpunkt rücken. Zum ersten Mal seit 2016 hat der VfL das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht.

Pantovic trifft doppelt

Danach sah es in der ersten Halbzeit nicht unbedingt aus. Die Mainzer machten aus ihrer einzig nennenswerten Torchance das 0:1, als Manuel Riemann einen Weitschuss unglücklich nach vorne abwehrte und Karim Onisiwo den Abpraller zur Gästeführung nutzte. Vom VfL, der im Vergleich zum Duell in der Liga am vergangenen Samstag auf fünf Positionen wechselte, war im gegnerischen Strafraum fast gar nichts zu sehen, nur die Abwehr glänzte. Das blieb bis zum Ende so, doch die Offensive legte nach der Pause deutlich zu. „In der Kabine war es etwas lauter“, verriet Milos Pantovic.

Das Entscheidende: Die Bochumer eroberten mehr Bälle und schalteten blitzschnell um. Nach dem verwandelten Strafstoß durch Milos Pantovic waren sie nicht mehr zu bremsen. Pantovic strotzte vor Selbstbewusstsein und erzielte per Heber das 2:1, Gerrit Holtmann war der Vorlagengeber. Nur drei Minuten lagen zwischen Ausgleich und Führung. Danach ergaben sich neue Räume. Einige Chancen ließ der VfL zunächst liegen, doch als der eingewechselte Sebastian Polter auf den ebenfalls eingewechselten Eduard Löwen ablegte, fiel endlich das dritte Tor – und der Einzug ins Viertelfinale war perfekt.

Bayern und BVB schon raus

„Wenn du dort stehst, willst du auch ins Halbfinale“, sagte Machtwinner Pantovic, auch wenn er „die großen Träumereien“ anderen überlässt – nämlich den Fans. Sie hoffen auf ein Heimspiel, denn im eigenen Stadion sind die Bochumer – ob vor kleiner oder großer Kulisse – deutlich stärker als in der Fremde. Auch auf Pantovic wird es in der nächsten Runde Anfang März wieder ankommen. Viermal war er in dieser Pokalsaison schon erfolgreich, mit sieben Pflichtspieltreffern ist er aktuell sogar der treffsicherste Schütze beim VfL. Wann der nächste Gegner ermittelt wird, steht übrigens noch nicht fest.

Wohl aber, dass sich weder Bayern München noch Borussia Dortmund im Lostopf befinden. Die beiden großen Favoriten sind schon raus. Mehr noch: Alle neun Pokalsieger der letzten 27 Jahre sind nicht mehr dabei. Am Dienstagabend haben sich zunächst drei Zweitligisten qualifiziert, mindestens drei Bundesligisten werden am Mittwoch aber dazukommen. Die Chance für den VfL Bochum, in diesem Jahr etwas Besonderes zu erreichen, stehen so gut wie lange nicht mehr. Das weiß auch die Mannschaft, die sich intern manchmal höhere Ziele setzt, als sie nach außen kommuniziert…

(Foto: Imago / Nordphoto)

Wieder gegen Mainz

Pokalrotation – aber Riemann bleibt im Tor

Wiedersehen macht bekanntlich Vorfreude, und so treffen der VfL Bochum und Mainz 05 nur drei Tage nach dem Duell in der Bundesliga schon wieder aufeinander. Am Dienstag (20.45 Uhr, vor 750 Zuschauern) kämpfen die beiden Klubs im DFB-Pokal um den Einzug ins Viertelfinale. So weit ist der VfL zuletzt in der Saison 2015/16 gekommen. „Der DFB-Pokal ist der kürzeste Weg, um etwas ganz Tolles zu erreichen. Das ist für den Verein, aber auch für die Mannschaft ein wichtiger Wettbewerb. Die Gier, gewinnen zu wollen, wird da sein“, sagt Bochums Trainer Thomas Reis.

Nach der 0:1-Niederlage am Samstag wollen die Bochumer natürlich auch die Chance zur Revanche nutzen: „Wiedergutmachung ist nicht möglich. Aber wir wissen, was auf uns zukommt und werden eine Schippe drauflegen.“ Wie die Mainzer im Pokal zu schlagen sind, wissen die VfL-Profis. In der vergangenen Saison haben sie die 05er in der zweiten Runde geschlagen, im Elfmeterschießen gab es die Entscheidung. Auch in dieser Saison haben die Bochumer jeweils länger gebraucht: In Wuppertal gab es den Sieg nach 120 Minuten, gegen Augsburg im Elfmeterschießen.

Drei Stammkräfte kehren zurück

Das möchte Thomas Reis nach Möglichkeit vermeiden und auch in diesem Fall den kürzesten Weg nehmen, denn „jede Minute in einer englischen Woche ist kräftezehrend.“ Deshalb denkt der 48-Jährige schon im Vorfeld über personelle Veränderungen nach: „Wir haben einige Spieler, die aus Verletzungen oder Erkrankungen kommen. Da müssen wir schauen, ob es Sinn macht, sie in dieser Woche dreimal einzusetzen.“ Weil bis auf Simon Zoller alle Startelfkandidaten fit sind, „und die Leistungsdichte enger geworden ist“, ist eine Rotation sehr wahrscheinlich.

Mit Danilo Soares, Gerrit Holtmann und Elvis Rexhbecaj werden sogar drei Leistungsträger in die Mannschaft zurückkehren, die zuletzt angeschlagen waren oder aus privaten Gründen gefehlt haben. Auch Erhan Masovic, Herbert Bockhorn und Neuzugang Jürgen Locadia drängen ins Team. Keinen Wechsel wird es dagegen zwischen den Pfosten geben. In der zweiten Pokalrunde hatte Thomas Reis auf die etatmäßige Nummer zwei Michael Esser gesetzt. Nun wird Stammkeeper Manuel Riemann das Tor hüten.

(Foto: Firo Sportphoto)

0:1-Niederlage

VfL verliert in Mainz: Auch aus elf Metern zu harmlos

Der perfekte Einstand war möglich. Es lief schon die Nachspielzeit, als Debütant Jürgen Locadia den Ausgleich auf dem Fuß hatte. Aus gut 20 Metern fackelte der Bochumer Neuzugang nicht lange, doch Keeper Robin Zentner wehrte den Ball ab. Wenige Augenblicke später war das Spiel vorbei, die 0:1-Auswärtsniederlage aus VfL-Sicht besiegelt. Locadia war daran aber kaum beteiligt. Der Angreifer kam erst nach 80 Minuten ins Spiel – zu spät, um die Bochumer Offensive zu beleben.

Defensiv stabil, vorne zu harmlos

In einer über weite Strecken ausgeglichenen Partie waren die Mainzer vor dem Tor cleverer und gefährlicher. Jeremiah St. Juste erzielte das Tor des Tages in der 48. Minute, als der VfL nach einer abgewehrten Ecke den Ball in der Vorwärtsbewegung doch wieder hergab, Jonathan Burkardt von außen in den Rückraum passen konnte und der Mainzer Verteidiger den Führungstreffer erzielte. In der Phase nach der Halbzeitpause hatten die Mainzer drei weitere Gelegenheiten. „Da sind wir am meisten unter Druck geraten“, analysierte Trainer Thomas Reis, der sich bei Torhüter Manuel Riemann bedanken durfte, dass das Spiel spannend blieb.

Die sichere VfL-Abwehr ließ ansonsten wenig zu, auch wenn es kurzfristig eine Änderung gab: Konstantinos Stafylidis vertrat Danilo Soares, der aus privaten Gründen nicht dabei war. Seine Frau ist hochschwanger. Innen verteidigte wieder Armel Bella Kotchap für Erhan Masovic, und er machte seine Sache ordentlich. Schwachpunkt in der Viererkette war nicht zum ersten Mal Cristian Gamboa, der bei mehreren Mainzer Angriffen nicht auf Ballhöhe war.

Das wäre mit mehr Torgefahr auf Bochumer Seite allerdings auch weniger aufgefallen. Vor allem im letzten Drittel passierte zu wenig, und wenn doch, dann waren die Abschlüsse nicht gut. Milos Pantovic und Eduard Löwen hatten im Mittelfeld nur selten zündende Ideen. Die beiden Flügelspieler, Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei, waren meist abgemeldet, haben kaum einen Ball festgemacht und warten weiter auf ihr erstes Saisontor. Und ganz vorne in der Spitze gab Sebastian Polter die nächste Bewerbung für eine Schaffenspause ab.

Diskussion am Elfmeterpunkt

Probleme, die nicht neu sind, weiß auch Thomas Reis: „Wir sind mit unseren Chancen fahrlässig umgegangen, haben uns mal wieder technische Unsauberkeiten erlaubt.“ Auch ärgerte er sich über einen verschossenen Elfmeter in der ersten Halbzeit nach einem Foul an Polter. Warum der Stürmer dann selbst schießen durfte und nicht Milos Pantovic, sorgte bei vielen Fans für Verwunderung. Denn Pantovic hatte den Ball schon in seinen Händen, doch plötzlich forderte Polter das Spielgerät, das er mit Unterstützung von Eduard Löwen auch bekam.

„Wir haben keinen Schützen festgelegt, ich habe mich einfach sicher gefühlt“, erklärte Pantovic, dem ja schon im November gegen Hoffenheim ähnliches passiert war. Da nahm ihm Manuel Riemann den Ball weg – und drosch ihn auf die Tribüne. Reis kündigte danach an, sich ab sofort in die Auswahl des Elfmeterschützen einmischen zu wollen. Doch offenbar beschränkte er sich darauf, seinem Torhüter einen Ausflug nach vorne zu verbieten. „Vielleicht muss ich es noch deutlicher machen“, sagte Reis nach der erneuten Diskussion am Punkt, die auch nur deshalb zum Thema wurde, weil Polter aus elf Metern scheiterte. Sein Schuss war so harmlos wie viele Bochumer Angriffe.

Rotation im DFB-Pokal

Immerhin gibt es schon am Dienstag die Chance zur Revanche. Dann trifft der VfL im DFB-Pokal und auf eigenem Platz wieder auf Mainz. Thomas Reis hofft darauf, dass neben Danilo Soares auch Gerrit Holtmann ins Team zurückkehren kann. Der Top-Scorer der Bochumer musste sich unter der Woche mehrfach übergeben und fühlte sich zu schwach, um seiner Mannschaft in Mainz zu helfen. Auch Elvis Rexhbecaj war angeschlagen, blieb deshalb zunächst auf der Bank, dürfte im Pokal aber wieder zur Startelf gehören. Reis wird wahrscheinlich rotieren, auch auf anderen Positionen sind Wechsel möglich, etwa im Sturm. Dann könnte sich Jürgen Locadia vielleicht länger als zehn Minuten zeigen.

(Foto: Imago / Fotostand)

Zweimal gegen den Ex-Klub

Top-Scorer Holtmann ist ein Mainzer Geschenk

Den Zweitklässlern der Bochumer Wilbergschule ist kurz vor Weihnachten ein YouTube-Hit gelungen. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 2c haben mit ihrem Lehrer einen VfL-Song geschrieben und anschließend gemeinsam gesungen. Mehr als 25.000 Menschen haben das Video allein auf dieser Plattform schon gesehen. Auch über Facebook und Instagram hat sich das Video schnell verbreitet.

Zu den begeisterten Zuschauern gehört auch Gerrit Holtmann, denn Bochums Flügelflitzer spielt in dem Lied quasi die Hauptrolle. Auf die Melodie des bekannten „Wellerman“-Songs heißt es im Refrain: „Hier kommt der VfL! Der Holtmann, der ist superschnell! Erste Liga, wir sind da! Bochum, schieß ein Tor!“ Und genau das hat Bochums flinker Außenbahnspieler in den nächsten Tagen wieder vor.

Zwei Spiele gegen Mainz

Gleich zweimal trifft der VfL auf Holtmanns Ex-Verein, den FSV Mainz 05, für den er drei Jahre lang gespielt hat. Im Sommer 2020 ließen ihn die Rheinhessen schließlich ziehen, denn Holtmann war nur noch Reservist. Also wechselte er ablösefrei nach Bochum – ein Geschenk für den VfL. Denn seither ist er fast unumstrittener Stammspieler, hat nur wenige Partien verpasst. „Die Konkurrenzsituation beim Bundesligisten Mainz 05 war einfach eine andere als beim Zweitligisten VfL Bochum. Außerdem hatte ich in Mainz auch mit Verletzungen zu kämpfen. Wenn man alles aneinanderreiht, war ich da im Grunde eine komplette Saison raus“, erklärt der 26-Jährige seinen persönlichen Aufwärtstrend.

Nun kommt es sogar zum doppelten Wiedersehen mit seinem alten Arbeitgeber – am Samstag in der Bundesliga, am kommenden Dienstag dann im DFB-Pokal. „Ich freue mich extrem. Wir haben die Chance, Mainz in der Liga zu überholen und im Pokal ins Viertelfinale einzuziehen“, sagt Holtmann. Auf ihn werden viele Augenpaare gerichtet sein, denn der Linksfuß war gegen seinen Ex-Klub zuletzt schon zweimal erfolgreich: Ende 2020 im Pokal, und im Hinspiel, als er das erste Bochumer Bundesliga-Tor seit mehr als elf Jahren schoss. Holtmann umkurvte sechs verdutzte Mainzer zwischen Mittellinie und Fünfmeterraum, bevor er den Torhüter tunnelte. Dafür nominierte ihn die Sportschau nun auch für das Tor des Jahres. „Dieser Treffer war bis hierhin vielleicht der schönste meiner Karriere. In der Form wird es wohl so schnell nicht wieder passieren“, sagt er mit einem Grinsen.

Trainer Thomas Reis war zunächst wenig begeistert. „Wir standen draußen und dachten immer: schieß, schieß, schieß! Aber Gerrit lief immer weiter“, kommentierte der Trainer die Szene. Statt von der Strafraumkante direkt aufs Tor zu zielen, setzte Holtmann zum Sololauf an. „Weil ich nicht so viel Vertrauen in meinen rechten Fuß habe“, scherzte er seinerzeit. Und was sagt er heute dazu? „Es ist immer noch so, dass ich den linken Fuß bevorzuge. Aber wir arbeiten daran, dass ich für den Gegner schwerer ausrechenbar werde und somit auch mal auf den rechten wechsle, sei es bei einer Flanke oder beim Abschluss.“

Plötzlich Bochums Top-Scorer

​Ein klassischer Torjäger ist Holtmann allerdings auch mit dem linken Fuß nicht. Seine herausragende Stärke ist die Schnelligkeit. In der 2. Liga hat er sogar einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. Auch eine Klasse höher stellt Holtmann viele Abwehrreihen vor Probleme. An der Ballverarbeitung, an den Flanken und auch am Torabschluss müsse er weiter arbeiten, sagt Trainer Thomas Reis immer wieder. Doch erste Erfolge sind bereits zu erkennen. In 15 Bundesliga-Partien für den VfL kommt Holtmann auf zwei Tore und fünf Vorlagen. Damit ist er sogar Top-Scorer der Bochumer – und auch für die Nationalmannschaft der Philippinen wieder ein Kandidat. Gerrit Holtmann würde gerne für das Heimatland seiner Mutter spielen, erhielt im Mai 2021 seine erste Einladung. Dann aber fehlten wichtige Unterlagen. Sein Ziel bleibt klar: „Wir bleiben dran und ich hoffe, dass irgendwann ein Einsatz möglich ist.“

(Foto: Imago / Beautiful Sports)