Debatte

VfL-Kolumne: Der Fall Bernardo wirft Fragen auf

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zwei- bis dreimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Causa Bernardo.

Dass der Vertrag von VfL-Verteidiger Bernardo eine Klausel zur Verlängerung beinhaltet, ist längst bekannt. Ex-Sportdirektor Marc Lettau hat die Existenz dieser Option in einem Interview mit der WAZ sogar ganz offiziell verraten. Lettau hat auch erzählt, unter welchen Voraussetzungen sich der ursprünglich bis 2025 datierte Vertrag verlängern würde. Erstens: Der VfL müsste Bundesligist bleiben. Und zweitens: Bernardo müsste in der Saison 2024/25 eine festgelegte Anzahl an Spielen absolvieren. Insidern zufolge sollen 17 Spiele mit mindestens 45 Minuten Einsatzzeit in der laufenden Saison nötig sein. Die hat Bernardo mittlerweile erreicht. Einzig: Den Klassenerhalt wird der VfL wahrscheinlich nicht schaffen.

Die Klausel wird also hinfällig sein, der Spieler wird den Klub in wenigen Wochen ablösefrei verlassen. Das ist insofern ärgerlich, als dass es noch im vergangenen Sommer die Möglichkeit gab, Bernardo zu verkaufen. Ja, das Angebot von Union Berlin lag deutlich unter den Vorstellungen der Bochumer Vereinsführung. Trotzdem hätte der Revierklub mehrere Millionen Euro eingenommen. Den Transfer abzulehnen, war sportlich nachvollziehbar, in dem Wissen, dass zwölf Monate später ein ablösefreier Abgang droht, aber auch naiv.

Doch zurück zur Gegenwart. Was würde im unwahrscheinlichen Fall des Ligaverbleibs mit Bernardo passieren? Dass Bernardo kurz vor Erreichen des 17. Einsatzes wochenlang verletzt gefehlt hat, und in der Branche bereits von einer Ablösefreiheit im Sommer die Rede war, nährte den Verdacht, dass er eine automatische Vertragsverlängerung verhindern wollte – auch wenn sich der Spieler gegen diese Vorwürfe wehrt. Ganz unbegründet sind diese aber offensichtlich nicht. Sportchef Dirk Dufner berichtete am vergangenen Sonntag bei Sky90, einen „pragmatischen Umgang“ mit der Vertragssituation von Bernardo gefunden zu haben. Der Verteidiger werde den VfL in diesem Sommer „definitiv“ verlassen. Aber was bedeutet das? Wurde die Klausel etwa gestrichen? Wenn ja, zu welchen Bedingungen und aus welchem Grund? Hat die Spielerseite Druck ausgeübt und der Verein nachgegeben? So oder so: Der Fall Bernardo wirft Fragen auf – und kein gutes Licht auf die Vertragsparteien.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)

Neuer Vertrag

Kader-Wünsche und mehr Geld: Hecking geht Neuaufbau an

Wann genau der VfL Bochum die Katze eigentlich aus dem Sack lassen wollte, ist nicht überliefert. Aus persönlicher Sicht war es aber durchaus geschickt, dass Trainer Dieter Hecking seine Vertragsverlängerung für den Abstiegsfall nach dem Spiel in Heidenheim höchstselbst publik gemacht hat. Das sportliche Geschehen rückte in den Hintergrund, vielmehr wurde über diese Schlüsselpersonalie gesprochen. Hecking würde auch eine Liga tiefer Übungsleiter und Linienchef des VfL bleiben. Der bislang nur für die Bundesliga geltende Vertrag wurde in ein ligaunabhängiges Arbeitspapier umgewandelt und läuft bis 2027. Noch im März hatte Hecking eine für ihn wirtschaftlich unzureichende Zweitliga-Offerte abgelehnt. Nun aber habe der Klub ein „wertschätzendes Angebot“ zu höheren Bezügen nachgelegt.  

Auch das Trainerteam soll bleiben

Vor allem Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner war die treibende Kraft hinter der Vertragsanpassung. Er wollte Planungssicherheit für die neue Saison haben, die im Abstiegsfall ja schon deutlich früher starten würde. Trainingsstart wäre im Juni, das erste Pflichtspiel Anfang August. „Neue und auch bekannte Spieler wollen wissen, mit welchem Trainer wir in die neue Saison gehen. Darüber hinaus ist es wichtig, intern einen klaren Ansprechpartner zu haben. Ohne einen Trainer ist eine Kaderplanung schwierig“, erklärte Dufner nach dem Spiel in Heidenheim. Das Trainerteam mit den Assistenten Marc-Andre Kruska und Murat Ural soll ebenfalls bleiben. Heckings Versuche, seinen langjährigen Co-Trainer Dirk Bremser nach Bochum zu holen, scheiterten schon vor Wochen, weil Bremser bei Holstein Kiel bleibt.

Bedingungen an Sommertransfers

Hecking knüpfte seine Unterschrift an andere „Bedingungen“, vor allem an die künftige Zusammensetzung der Mannschaft. Auf den jetzigen Kader konnte er nur im Winter Einfluss nehmen. Nun ist ligaunabhängig ein Umbruch mit einer zweistelligen Zahl an Abgängen und wohl auch Zugängen zu erwarten. Im Abstiegsfall stünde ein Spieleretat bereit, der im oberen Drittel der Liga anzusiedeln wäre. Hecking würde die sofortige Rückkehr ins Fußball-Oberhaus anpeilen. „Ich habe immer betont, wie wohl ich mich beim VfL fühle und dass ich mir durchaus vorstellen kann, diesen tollen Verein auch im Abstiegsfall zu betreuen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Dazu haben wir uns in den vergangenen Tagen intensiv ausgetauscht. Ich wollte das Thema vom Tisch haben“, berichtet Hecking.

Jünger, schneller, torgefährlicher

„Unsere Aufgabe ist es nun, sein frühzeitiges Bekenntnis dazu zu nutzen, einen schlagkräftigen Kader für die kommende Saison zusammenzustellen“, ergänzt Dufner. Finalisieren können die Verantwortlichen ihre Pläne jedoch erst, wenn rechnerisch Klarheit über die Spielklasse herrscht. „Wir bereiten aktuell mehr vor als wir abschließen können“, erklärt Dufner, „denn die Schnittmenge bei Neuzugängen, die in der Bundesliga die Optimalbesetzung wären, aber auch in die 2. Liga mitgehen würden, ist gering.“ Immerhin: Dufners und Heckings Schnittmenge ist deutlich größer, die Vorstellungen „sehr ähnlich.“ Die Mannschaft soll verjüngt werden, außerdem wollen Dufner und Hecking einen Fokus auf schnelle Spieler legen und speziell die Offensive stärken. „Die Baustellen“, betont Dufner, „sind für jeden erkennbar.“ 

Heckings Bilanz ist ausbaufähig

Dass der VfL beim Neuaufbau auf seinen potenziellen Abstiegstrainer setzt, ist derweil keine Überraschung. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit gab es Lob für Heckings Arbeit, erst von Ilja Kaenzig, nun auch von Dirk Dufner: „Dieter hat erkennbar Tolles geleistet, als er hierher kam. Dass wir zuletzt viele Punkte unglücklich liegen gelassen haben, ist natürlich schade. Trotzdem: Er bringt fachlich und menschlich viele gute Attribute mit.“ In der jetzigen Mannschaft ist der 60-Jährige voll anerkannt, auch wenn die sportliche Bilanz eher mau ist. In 23 Spielen unter Hecking holte der VfL auf sportlichem Weg nur 19 Punkte. Aber: Auch Jürgen Gelsdorf und Klaus Toppmöller konnten einst den Abstieg des VfL nicht verhindern, blieben jedoch im Amt und führten den VfL ein Jahr später zurück in die Bundesliga.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)

0:0 in Heidenheim

VfL vertagt Abstieg: Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel

Der Abpfiff in Heidenheim war gerade erst ertönt, da sackten schon mehrere Bochumer Spieler enttäuscht zu Boden. Sie wussten sofort: Das 0:0 im Kellerkrimi ist zu wenig. Den sofortigen Abstieg hat der VfL zwar verhindert, aber vermutlich nur hinausgezögert. Vier Punkte beträgt der Rückstand auf Heidenheim und den Relegationsplatz nach wie vor, dazu kommt das um sechs Treffer schlechtere Torverhältnis. Die Chance, doch noch in der Bundesliga zu bleiben, ist am Freitagabend weiter gesunken. „Das war ein klares Endspiel für uns, so haben wir es auch intern formuliert. Der Klassenerhalt ist jetzt noch unwahrscheinlicher geworden“, kennt nicht nur Sportchef Dirk Dufner die fast aussichtslose Lage des VfL. Intern planen die Verantwortlichen bereits priorisiert für den Abstiegsfall. Nicht anders ist auch die Vertragsverlängerung mit Trainer Dieter Hecking zu verstehen, die er nach dem Spiel selbst bekanntgab.

Hecking bleibt Trainer

Ende März hatte Hecking nur für die Bundesliga unterschrieben, weil er sich angeblich noch nicht mit einem möglichen Abstieg beschäftigen wollte. Nun aber – nach einem verbesserten Angebot und intensiven Gesprächen über den nötigen Kader-Umbau – auch für eine Spielklasse tiefer. Nötig geworden ist diese Anpassung allerdings nur, weil es der VfL seit Wochen und Monaten nicht schafft, enge Spiele auch mal siegreich zu gestalten. Was die Mannschaft leistet, ist zum Überleben in der Bundesliga zu wenig, zum Sterben aber (noch) zu viel. Das nächste Bochumer Fußball-Wunder ist allerdings nicht in Sicht. Sieben Spiele in Serie ohne Sieg stehen derzeit zu Buche, nur viermal hat der VfL dabei das Tor getroffen, selbst in Führung gegangen ist die Hecking-Elf nie. Besserung war auch in Heidenheim nicht zu erkennen, was den Eindruck verstärkt, dass es diesem Kader in seiner Gesamtheit an Erstligatauglichkeit mangelt.

Kleine Rest-Chance

„Wir haben uns natürlich mehr erhofft. Der Punkt hilft uns nicht weiter“, sagte Vize-Kapitän Maximilian Wittek nach der Partie auf der Ostalb. „Rechnerisch ist der Klassenerhalt noch immer möglich. Aber unsere Situation hat sich nicht verbessert.“ Klar ist: Der 1. FC Heidenheim darf im Saisonendspurt weder gegen Union Berlin noch gegen Werder Bremen gewinnen, dazu muss der VfL gegen Mainz und St. Pauli mindestens vier Punkte holen und das Torverhältnis drehen. Ergattert Heidenheim einen Punkt, muss Bochum beide Spiele gewinnen. Punktet Heidenheim hingegen zweifach und der VfL gewinnt seine Partien, kommt es erneut aufs Torverhältnis an. Zudem mischt auch Holstein Kiel noch mit. In eigener Hand hat der VfL die Rettung schon seit dem vergangenen Wochenende und dem 1:1 gegen Union Berlin nicht mehr. Auch da hielt die Mannschaft leidenschaftlich dagegen, vor allem offensiv fehlten ihr aber die Mittel.

Lob für VfL-Fans

Im Heidenheim war es nicht anders. „Wir hatten kaum gute Torchancen. Das ist schon länger unser Problem. Und wenn wir dann mal einen Hochkaräter haben, nutzen wir ihn zu selten“, analysierte Wittek und meinte damit vor allem die Großchance von Myron Boadu in der Schlussphase, die der Angreifer freistehend vor Torwart Frank Feller aber nicht nutzte. Die Heidenheimer hatten zuvor ihren Schlussmann wechseln müssen, nachdem Kevin Müller infolge eines Zusammenpralls bewusstlos am Boden lag und minutenlang von Sanitätern und Ärzten behandelt wurde. Unisono lobten die Bochumer wie auch die Heidenheimer Verantwortlichen die Reaktion der Zuschauer. Nach längerem Schweigen stimmten die mitgereisten VfL-Fans den Namen des Heidenheimer Keepers an und verabschiedeten ihn mit Genesungswünschen aus dem Stadion. Im Krankenhaus wurde eine schwere Gehirnerschütterung diagnostiziert.

Hofmann verletzt

Die Spielleistung litt zwar nicht unter dem Eindruck der Behandlungspause, sie war allerdings auch davor allenfalls mäßig. Die Gastgeber überließen dem VfL größtenteils den Ball. Viel anfangen konnte die Hecking-Elf damit in der gewohnten, wenn auch offensiver interpretierten 3-5-2-Formation aber nicht. Die frühe Auswechslung von Philipp Hofmann trug zur weiteren Verunsicherung bei. Der Angreifer musste sich in der Nacht sogar einer Not-Operation unterziehen, weil sich eine gebrochene Rippe ins Rippenfell bohrte und einen lebensbedrohlichen Lungenkollaps verursachte. „Danach hat sich einiges geändert. Uns haben spielerische Ideen gefehlt, wir haben uns vielleicht zu sehr auf den langen Ball versteift“, stellte Wittek fest. Hecking wechselte offensiv, vermied aber das volle Risiko in dem Wissen, dass der Abstieg bei einer Niederlage schon festgestanden hätte. Wahrscheinlich ist er aber nur vertagt.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago / Beautiful Sports)

Präsidium

Luthe, Tigges, Bauer, Villis? Wer zur VfL-Wahl antreten wird

Selbstverständlich überstrahlt die sportliche Lage derzeit alles, was rund um den VfL Bochum passiert. Nichtsdestotrotz steht in gut anderthalb Monaten eine Entscheidung an, die die Zukunft des Klubs kurz- und mittelfristig prägen wird. Am 14. Juni wählt die Mitgliederversammlung ein neues Präsidium. Das jetzige Gremium hatte Ende 2024 Neuwahlen ausgerufen, unter anderem deshalb, weil es aufgrund inhaltlicher und persönlicher Differenzen in zwei Lager geteilt ist. Anfang 2025 wurde Hans-Peter Villis von mindestens vier der insgesamt sieben Präsidiumsmitglieder als Vorsitzender abgewählt. Seither steht Uwe Tigges an der Spitze des Klubs. Aufhören möchte Villis deshalb aber nicht.

Als normales Gremiumsmitglied ist er weiter an Bord – zumindest bis Mitte Juni. Auch darüber hinaus möchte er Teil des Präsidiums bleiben und ein neues Team aufstellen. Mehrere Gerüchte zu möglichen Villis-Verbündeten, die sich im Kreise der Klubsponsoren verbreitet haben, führten bislang allerdings ins Leere, sprich: Sie werden nach eigener Aussage nicht in einem möglichen Team mitwirken. Lediglich in einem Fall ist die Zusage gegenüber Villis auch bereits bestätigt. Naheliegend wäre zudem eine erneute Kandidatur von Ex-Profi Jupp Tenhagen, der im Januar gegen die Abwahl von Villis gestimmt haben soll. Villis selbst war in dieser Woche nicht für ein Gespräch zu erreichen.

Eiskirch tritt nicht an

Sofern Villis einen Block zusammenbekäme, würde er gegen ein Bündnis mit Uwe Tigges an der Spitze antreten. Dieser beabsichtigt ebenfalls eine Kandidatur, wahrscheinlich mit Teilen des jetzigen Präsidiums. Nach aktuellem Stand wird sich nur Andreas Eickhoff definitiv zurückziehen. Christina Reinhardt steht indes für eine weitere Amtszeit bereit. Auch Martin Volpers könnte in einem Team Tigges mitwirken, dann allerdings nicht mehr als Fanvertreter. Komplettieren soll das Quintett eine Person mit hoher Sportkompetenz sowie Karl-Heinz Bauer. Der langjährige Mannschaftsarzt war Ende 2022 mit einem eigenen Team gegen Villis, Tigges und Co. angetreten. Bauer und seine Mitstreiter scheiterten aber.

Ein drittes Team mit gänzlich anderen Gesichtern ist nicht in Sicht, lediglich ein Einzelbewerber hat sein Interesse bekundet. Immer wieder haben in den vergangenen Wochen auch Leser von Tief im Westen – Das VfL-Magazin potenzielle Kandidaten genannt. Am häufigsten fiel der Name Thomas Eiskirch. Der Bochumer Oberbürgermeister hat angekündigt, bei der Kommunalwahl im September nicht mehr antreten zu wollen. Für ein Amt beim VfL steht er derzeit aber nicht zur Verfügung, unter anderem deshalb, weil seine Amtszeit im Rathaus erst im Herbst enden wird. Neben Eiskirch wünschen sich viele Anhänger außerdem ein Engagement von Ex-Torhüter Andreas Luthe.

Gespräch mit Luthe

Luthes grundsätzliche Bereitschaft, dem VfL zu helfen, drückt sich darin aus, dass es erst kürzlich ein Gespräch zwischen ihm und Roland Mitschke gab, dem Vorsitzenden der Findungskommission. Das Problem: Luthe lebt mittlerweile in der Nähe von Augsburg und ist dort als Coach und Wirtschaftspsychologe tätig. Fraglich ist, ob er die benötigte Zeit hat, um die Aufgaben als Präsidiumsmitglied zu erfüllen. Obwohl es sich um ein Ehrenamt mit reiner Aufsichtsfunktion handelt, sind die gewählten Personen in zahlreiche Entscheidungen involviert. Eine Hürde für andere Kandidaten stellt zudem die Bedingung dar, dass sie mindestens ein Jahr lang Vereinsmitglied sein müssen.

Komplettiert wird das Präsidium durch einen Fanclubvertreter sowie durch den Vorsitzenden des Wirtschaftsrats. Das Bewerbungsfenster für die Wahl des Fanclubvertreters wurde in dieser Woche geschlossen. In den kommenden Tagen werden sich die Bewerber dem Fangremium vorstellen. Anschließend folgt die Wahl im Rahmen einer Fanclubvertreterversammlung. Der Wirtschaftsrat bestimmt seinen Gesandten fürs Präsidium unterdessen aus den eigenen Reihen. Bislang hat Volker Goldmann diesen Posten inne. Es gibt allerdings konkrete Überlegungen, den Wirtschaftsrat zu verstärken. Als Top-Kandidat gilt Arnd Fittkau, Vorstandsmitglied von Hauptsponsor Vonovia.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



Vor Heidenheim

Wunsch der VfL-Fans: Hecking ändert Plan vor „Endspiel“

Aufgeben ist keine Option. Weder für die Spieler noch für die Fans des akut abstiegsbedrohten VfL Bochum. Trotz der äußerst schwierigen Lage als Schlusslicht im Tabellenkeller wollen sie ihre Bundesliga-Zugehörigkeit nicht kampflos herschenken und die weiter existierende Chance zur erneuten Rettung nutzen. Deshalb hat die organisierte Fanszene bei Chefcoach Dieter Hecking um eine Änderung des Trainingsplans gebeten. Ursprünglich sollte das für Donnerstagnachmittag angesetzte Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel in Heidenheim unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Weil am 1. Mai aber viele Anhänger wegen des Feiertags Zeit hatten, um an der Castroper Straße vorbeizuschauen, hat Hecking das Training kurzerhand für alle Interessierten geöffnet. Mehr noch: Die Einheit fand im Ruhrstadion statt.  

​Im vergangenen Jahr hatte es eine vergleichbare Aktion vor dem Auswärtsspiel bei Union Berlin gegeben. Damals waren mehr als 5.000 Fans ins Stadion gekommen, um ihrer Mannschaft Mut im Abstiegskampf zuzusprechen. Mit Erfolg: Der VfL gewann an der Alten Försterei mit 4:3. Der Einfluss der Zuschauer ist generell nicht zu unterschätzen. Trainer Hecking dankte ihnen am zurückliegenden Sonntag wiederholt für ihre Treue und Unterstützung beim 1:1 zu Hause gegen Berlin: „Es war ein fantastisches Publikum. Diese Unterstützung wünscht man sich.“ Gleichwohl implizierte eine Aussage von ihm auch etwas Kritik. „Wenn es zu lange gedauert hat, wurde immer der lange Ball gefordert“, sagte Hecking, der sich mehr Geduld von den Fans, aber vor allem von seiner Mannschaft gewünscht hätte. Seine Spieler hätten sich von der hörbaren Unruhe auf den Rängen beeinflussen lassen und schließlich auf den langen, hohen Ball gesetzt.

Gegen Heidenheim soll das nicht passieren. Mehr als 1.500 Anhänger aus Bochum werden die lange Reise auf die schwäbische Ostalb antreten in der Hoffnung auf die sportliche Wende. Die Ausgangslage ist bekannt: Im Falle einer Niederlage wäre der VfL bereits sicher abgestiegen. Bei einem Sieg, dem ersten seit Anfang März, würde das Team von Trainer Dieter Hecking indes neue Hoffnung schöpfen. „Ich wusste von Anfang an, als ich hier eingestiegen bin, dass es ein solches Endspiel geben kann. Ich verspüre Vorfreude, denn wir sind noch dabei, können den Klassenerhalt immer noch schaffen. Und mit einem Sieg würde unsere Welt schon wieder ganz anders aussehen“, sagte VfL-Trainer Dieter Hecking in der Pressekonferenz am Donnerstag. Seiner Mannschaft empfiehlt er eine ähnlich optimistische Haltung. Bislang sei es ihr immer gelungen, sich von Rückschlägen zu erholen. „Wir brauchen Lust statt Last. Wer in ein Finale geht, will es gewinnen“, betonte Hecking.

Wie der erfahrene Fußballlehrer mit einem Unentschieden kurz vor Schluss umgehen würde, wolle er kurzfristig entscheiden. Die Startformation hat Hecking indes schon frühzeitig festgelegt. Viel wollte er im Vorfeld nicht verraten, nur: Der zuletzt gesperrte Ibrahima Sissoko werde ins Team zurückkehren. Ob Hecking erneut auf ein eher defensives 5-3-2-System oder auf ein offensiveres 4-3-3 setzt, bleibt eine der offenen Fragen. Hierzu gab es auch im Abschlusstraining am Donnerstagnachmittag keine neuen Erkenntnisse. Mehr als 3.000 Fans waren vor Ort und haben ihrer Mannschaft Mut vor der Reise nach Heidenheim zugesprochen.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

VfL-Kolumne: Kaderplanung war nicht erstligareif

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zwei- bis dreimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Kaderplanung.

Sofern der Fußball-Gott für den VfL Bochum nicht das nächste Wunder bereithält, dann wird die Bundesliga-Zugehörigkeit in Kürze enden. Selbstverständlich sollte der Abgesang nicht zu früh angestimmt werden. Grundsätzliche Defizite müssen aber unabhängig vom Saisonausgang angesprochen werden. So oder so: Diese Mannschaft ist nicht dauerhaft wettbewerbsfähig. Selbst wenn sie doch noch die Klasse hält, dann nicht, weil sie selber gut genug, sondern weil die Konkurrenz noch schlechter ist.

Mit seiner teils experimentellen Aufstellung gegen Berlin hat Trainer Dieter Hecking definitiv nicht alles richtig gemacht. Aber mal ehrlich: Hätte es eine Variante gegeben, bei der die meisten Fans euphorisch geworden wären? Wahrscheinlich nicht. Denn fast jeder Spieler, der plötzlich als möglicher Heilsbringer gilt, liefert schnell den Beweis, dass er es nicht ist. Nach 31 Spielen ist klar: Für viel zu viele Positionen gibt es keine Optimallösung. Genauer: keine bundesligareife Besetzung.

Nehmen wir beispielhaft die rechte Außenverteidigerposition, in einer Fünferkette eher offensiv interpretiert. Defensiv der stärkste dürfte Tim Oermann sein, der aber im Vorwärtsgang zu schwach ist und mit seinem Tempo auch zentral gebraucht wird. Offensiv überzeugt noch am ehesten Felix Passlack mit seinen fünf Torvorlagen, defensiv schwächelt er aber schon seit seiner Verpflichtung vor zwei Jahren. Und dass es für die lange Nicht-Berücksichtigung von Routinier Cristian Gamboa allein sportliche Gründe gibt, wurde am Sonntag deutlich.

Die Liste ließe sich mit weiteren Beispielen fortsetzen, etwa für das Mittelfeld ohne Kreativspieler oder für die verwaisten Flügelpositionen. Kurzum: Die Kaderplanung war nicht erstligareif. Verantwortlich dafür ist vor allem Ex-Sportdirektor Marc Lettau. Aber nicht nur er. Das Präsidium und Geschäftsführer Ilja Kaenzig haben jede Personalentscheidung abgesegnet. Zudem: Kaenzig und Hecking haben – mangels Sportchef – die Wintertransfers getätigt. Klar, große Sprünge waren nicht drin. Wirklich verstärkt wurde die Mannschaft im Januar rückblickend aber einzig mit Tom Krauß. Auch das ist zu wenig. Wie so vieles in dieser Saison.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago / Team 2)

1:1 gegen Union

Dem Abgrund ganz nah: VfL vor Endspiel in Heidenheim

Gute Laune hatten in Bochum an diesem Wochenende höchstens die Maischützen, an deren Tradition das eigens anfertigte Sondertrikot erinnerte, mit dem die Fußballer des VfL gegen Union Berlin aufliefen. Unter blau-weißem Himmel zogen die Hüter der heimatlichen Tradition am Samstag durch die Stadt, natürlich auch vorbei am Ruhrstadion, über dem nur einen Tag später dunkle Wolken aufzogen – zumindest im übertragenen Sinne. Die sechste Niederlage in Folge konnte der VfL zwar verhindern, doch auch das 1:1 im Heimspiel gegen Union Berlin hat den Revierklub ganz nah an den Abgrund der Bundesliga geführt. Bei nur noch drei offenen Spielen beträgt der Rückstand auf den 1. FC Heidenheim und den Relegationsplatz vier Punkte, zudem hat der VfL aktuell das schlechtere Torverhältnis.

Abstieg bei Niederlage

Somit ist klar: Beim direkten Aufeinandertreffen mit Heidenheim am kommenden Freitag droht den Bochumern im Falle einer Niederlage bereits der Abstieg in die Zweitklassigkeit und damit das Ende der vier Jahre langen Bundesliga-Reise seit dem Aufstieg 2021. „Dieses Spiel entscheidet über unsere Saison und die Zukunft des Vereins“, weiß nicht nur Verteidiger Bernardo um die praktisch nicht mehr zu übertreffende Bedeutung dieser Partie. „Wir müssen gewinnen. Es ist ein Finale, es gibt keine zweite Chance.“ Selbst ein Unentschieden wäre zu wenig, wenngleich der Abstieg dann noch nicht endgültig besiegelt wäre. Im Falle eines Erfolges würde der VfL wieder auf einen Punkt an den Relegationsplatz heranrücken und „den Druck zurück an Heidenheim geben“, wie es Bernardo am Sonntagabend formulierte.

Siegreiche Konkurrenz

In den zurückliegenden Tagen ist aber zunächst einmal das Gegenteil geschehen. Heidenheim hat am Freitag in Stuttgart gewonnen, und Kiel am Samstag gegen Mönchengladbach. Der Druck auf den VfL war vor dem Spiel gegen Union also immens. Gewachsen war die Mannschaft diesem nur bedingt. Nach einem ordentlichen Beginn mit prächtiger Unterstützung von den Rängen war die Verunsicherung nach dem unglücklich abgefälschten Schuss zum 0:1 unübersehbar – bei allem Ehrgeiz, der dieser Mannschaft sicher nicht fehlt. Erst mit dem Ausgleichstreffer durch Matus Bero per Elfmeter-Nachschuss kam der Glaube an die Wende wirklich zurück. Doch echte Torgefahr entwickelte der VfL nur selten. „Wir sind zu selten in die gefährlichen Räume gekommen“, stellte nicht nur Mittelfeldspieler Tom Krauß fest.

Viele bekannte Mängel

Neu ist das Problem nicht, und deshalb stehe seine Mannschaft eben auch ganz unten in der Tabelle, ergänzte Trainer Dieter Hecking, der sogar offen die Qualitätsfrage stellte. Wobei er selbst auch nicht völlig schuldlos ist. Seine Idee, mit drei nominellen Mittelstürmern zu starten, um die zuletzt harmlose Offensive zu stärken, schlug fehl. Wirklich einstudiert mit klaren, funktionierenden Abläufen wirkte diese Variante nicht. Hinzu kamen die üblichen Probleme: Keine kreativen Ideen aus dem Mittelfeld, eine unzureichende Besetzung der Flügel und teils grausig getretene Standardsituationen. „Kiel schießt vier Tore in einem Spiel und wir treffen höchstens einmal“, legte Krauß den Finger in die Wunder. „Es bringt nichts, wenn wir immer nur sagen: Ja, wir waren nah dran oder es sah gut aus.“

Mehrfach Schlusslicht

Auch deshalb sei das Remis gegen Union kein Fortschritt, sondern „wie eine Niederlage“ zu werten. Die Zahlen bestätigen den subjektiven Eindruck. Der VfL ist nicht nur in der Rückrundentabelle Letzter, sondern auch im Gesamttableau. Der siebte Bundesliga-Abstieg wäre nur folgerichtig, wobei noch niemand aufgeben möchte. „Warum sollen wir in Heidenheim nicht gewinnen?“, fragte der genervt wirkende Dieter Hecking nach dem Spiel gegen Union Berlin in die Medienrunde. „Wenn ich glaube, dass wir das nicht schaffen, kann ich meinen Vertrag zurückgeben.“ Dieser gilt bekanntlich nur für die Bundesliga. Für den Fall des Abstiegs müssten sich die Verantwortlichen mit dem Fußballlehrer erneut an den Verhandlungstisch setzen – oder schnellstmöglich eine andere Lösung präsentieren.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago / RHR-Foto)