Debatte

VfL-Kolumne: Neues Präsidium muss Lager zusammenführen

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zwei- bis dreimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die anstehende Präsidiumswahl.

Der eigentliche Sinn einer Vereinsmitgliedschaft ist in den vergangenen Jahren leider ein wenig in den Hintergrund geraten. Der Mitgliedsausweis hat sich in erster Linie zu einem Vorverkaufsberechtigungsschein für Eintrittskarten entwickelt. Viel wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass jedes Mitglied dem höchsten Vereinsorgan angehört: der Mitgliederversammlung.

An diesem Samstag kommt sie wieder zusammen, um in einer außerordentlichen Sitzung ein neues Präsidium zu wählen. Dieses Gremium lenkt die Geschicke des Vereins, setzt dabei aber nur die Leitplanken und hat zwei Kernaufgaben: Die Geschäftsführung zu bestellen und zu kontrollieren. Sicher: Das Präsidium kann konkrete Vorgaben machen und spezielle Themen bei der Bewertung der Geschäftsführung besonders im Blick haben. Das Team um Andreas Luthe und Hans-Peter Villis möchte in Zukunft stärker mitdiskutieren, das Team um Karl-Heinz Bauer und Uwe Tigges eher weniger. Das ist der wohl größte Unterschied zwischen den Parteien.

Was sie verbindet: Sie bringen die Bereitschaft mit, sich in einem Ehrenamt zu engagieren. Dieser Hinweis ist wichtig, denn er verdeutlicht, dass nur wenige Personen die zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten haben, überhaupt zu kandidieren. Erschwert wird die optimale Besetzung des Präsidiums dadurch, dass die Vereinssatzung eine En-bloc-Wahl vorsieht. Im Vorfeld einer Wahl müssen sich also Teams mit fünf Personen finden, um anschließend gemeinsam auf den Stimmzettel zu gelangen. Das soll eine gute Zusammenarbeit begünstigen, kann aber auch dazu führen, dass ein Team nur aufgrund eines starken Leitfigur gewählt oder wegen eines unbeliebten Mitglieds nicht gewählt wird.

Theoretisch könnten die Mitglieder diese Regelung am Wahltag aufheben. Zu empfehlen ist dies aktuell aber nicht. Einige Kandidaten haben bereits signalisiert, nur mit ihrem Team zu kandidieren oder gar nicht. Was einmal mehr den Eindruck bestätigt, dass der Verein – zumindest bei den Großkopferten und ihren Unterstützern – in zwei Lager gespalten ist. Das beste Präsidium wird das sein, das auch seine Gegner mitnimmt, Grenzen überwindet und alle wieder zusammenführt. Im Sinne des VfL.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)

Präsidium

Vor der VfL-Wahl: Unterschiede, Vorwürfe und Beobachtungen

Alle Argumente sind ausgetauscht, die Personen und Positionen bekannt. Nach unzähligen Interviews und Podcasts mit Vertretern beider Teams rückt der Wahltag näher. An diesem Samstag stimmen die Mitglieder des VfL Bochum über die künftige Besetzung des Präsidiums ab. Auf offener Bühne kommt es dann zum großen Aufeinandertreffen, zum Wettstreit der Ideen und Führungsstile – was wörtlich zu nehmen ist. Denn erstmals wird eine Mitgliederversammlung des VfL zu einer Freiluftveranstaltung. Die Mitglieder nehmen auf den Zuschauerrängen Platz, die Kandidaten auf einer Bühne am Fuße der Haupttribüne. Es ist die zweite Kampfabstimmung in der Geschichte des Klubs, und eine wegweisende zugleich. Selbst intimste Kenner des Klubs halten sich dieser Tage mit einer Wahlprognose zurück. Niemand weiß, wer das Rennen machen wird. Beide Lager haben Unterstützer wie Gegner, zudem dürften einige Mitglieder noch unentschlossen sein und sich erst kurzfristig entscheiden.

Luthe als Kopf der Kampagne

Es gibt also allenfalls Tendenzen, die sich aus den Wochen des Wahlkampfes ergeben. Dass beide Seiten zuvor monatelang versucht haben, Andreas Luthe von einer Mitarbeit in ihrem Team zu überzeugen, unterstreicht, wie sehr der gut vernetzte und eloquente Publikumsliebling von vielen geschätzt wird und den Wahlausgang womöglich entscheidend beeinflussen könnte. Mit Luthe verbinden viele Fans Vereinstreue und positive Emotionen, die Eindrücke der gemeinsam gewonnenen Relegationsspiele anno 2024 sind noch frisch. Seither arbeitet Luthe als selbstständiger Wirtschaftspsychologe und bietet Mitarbeiter-Coachings an, er lebt in Augsburg, wobei er derzeit häufiger im Ruhrgebiet anzutreffen ist als in Bayern. Für Hans-Peter Villis war Luthes Entscheidung in jedem Fall ein großes Geschenk. Nur mit ihm hat der 66-Jährige, der von seinen langjährigen Mitstreitern Anfang des Jahres als Vorsitzender abgewählt wurde und seither schwer gekränkt wirkt, realistische Chancen auf ein Comeback.

Denn eine Wiederwahl allein von Villis können sich viele Fans nicht vorstellen. Villis hat in mehr als zehn Jahren an der Vereinsspitze einiges erreicht und den Klub zu Beginn sogar finanziell über Wasser gehalten, aber auch viel Porzellan zerschlagen. Mehrere Führungskräfte haben den VfL auch seinetwegen verlassen. Vor einigen Monaten haben ihm sogar langjährige Weggefährten wie Uwe Tigges und Martin Volpers das Vertrauen entzogen. Dass ausgerechnet Villis für einen Neuanfang stehen will, klingt in den Ohren mancher Fans paradox, liegt aber in der Zusammensetzung des Teams begründet. Villis geht mit vier Neulingen ins Rennen: mit Till Grönemeyer, Bettina Stratmann, Christian Stenneken und Luthe, dem Kopf der Kampagne, über den ein Großteil der Kommunikation lief. Luthe hat seine Reichweite in den digitalen Medien genutzt, um mit den Fans zu kommunizieren, sich sogar proaktiv in Diskussionen eingemischt, wenngleich er die Kommentarfunktion manchmal einfach ausgestellt hat.

Neue und altbekannte Gesichter

Villis agierte in den Wochen des Wahlkampfes eher im Hintergrund, obwohl einiges darauf hindeutet, dass er den Vorsitz zunächst wieder übernehmen wird. Der Energiemanager hat seinen Teamkollegen aber versprochen, im Falle eines Wahlsieges höchstens noch zwei Jahre an der Vereinsspitze zu stehen und den Staffelstab anschließend an Luthe oder an ein anderes Teammitglied zu übergeben. Wer dafür sonst noch infrage käme, ist offen. Till Grönemeyer, Neffe von Herbert, Multi-Unternehmer und Investor in verschiedenen Branchen, ist bislang noch gar nicht im VfL-Kosmos in Erscheinung getreten. Der Bochumer Rechtsanwalt Christian Stenneken, Partner einer großen Kanzlei und Experte für Infrastrukturthemen, ist zumindest in der VIP-Lounge ein bekanntes Gesicht. Komplettiert wird das Team von Bettina Stratmann, früher selbstständig in der Mode- und Logistik-Branche. VfL-Legende Jupp Tenhagen aus dem bisherigen Präsidium soll nach der Wahl kooptiert werden.

Ihnen steht am Samstag ein Team um den amtierenden Vorsitzenden Uwe Tigges gegenüber, das maßgeblich von der Findungskommission zusammengestellt wurde. Bereits im Dezember 2024 hatte das jetzige Präsidium beschlossen, dass es im Juni 2025 vorgezogene Neuwahlen geben wird. Trotz der langen Vorlaufzeit wirkt das Team mit heißer Nadel gestrickt, das erste Treffen in kompletter Besetzung gab es Mitte Mai. Der ehemalige Bundesliga-Torwart und VfL-Manager Thomas Ernst wurde erst zwei Wochen vorher gefragt, ob er sich ein Engagement im Präsidium vorstellen könne. Das lag auch daran, dass die fünfköpfige Findungskommission ebenfalls bei Luthe angefragt hatte, dieser aber das andere Lager vorzog. Was Ernst und Luthe eint: Sie haben selber mal für den VfL gespielt. Zwischen 2008 und 2011 war Ernst sogar hauptamtliches Vorstandsmitglied. Generell standen alle fünf Teammitglieder schon einmal in einer direkten Beziehung zum Klub, kennen also das Geschäft.  

Beliebter Arzt und ein BVB-Trikot

Ein Zugpferd der Kategorie Luthe fehlt ihnen allerdings. Immerhin haben sie mit dem langjährigen Mannschaftsarzt Karl-Heinz Bauer jemanden im Team, der vereinsintern einen außerordentlich guten Ruf besitzt. Auch deshalb soll Bauer im Falle eines Wahlerfolgs den Vereinsvorsitz übernehmen, während Tigges die ausgegliederte Kapitalgesellschaft anführen würde. Bauer hätte womöglich schon Ende 2022 gegen Villis gewonnen, wenn er ein überzeugenderes Team aufgeboten hätte. Das Problem: Seine jetzige Mannschaft geht – genauso wie die andere Gruppe – mit Altlasten in die Wahl. Tigges und der langjährige Fanvertreter Martin Volpers haben sich insbesondere bei der Suche nach einem neuen Sportchef nicht mit Ruhm bekleckert und verkaufen die monatelange Vakanz bis heute als bewusste Entscheidung. Auch bei der Abwahl von Villis haben sie sich eher ungeschickt angestellt, indem sie den Mitgliedern lange eine nicht mehr vorhandene Geschlossenheit vorgegaukelt haben.

Ernst wiederum, den Weggefährten als äußerst loyal bezeichnen, verbinden viele Bochumer noch mit dem Bundesliga-Abstieg 2010. Komplettiert wird das Team von Mirja Dorny. Sie hat früher selbst beim VfL Fußball gespielt, lebt mittlerweile in Hessen und ist Geschäftsführerin einer Baugenossenschaft. Ihr Makel: In Fankreisen verbreiten sich Fotos von ihr in BVB-Kleidung. Dass diese Fotos schon gut zehn Jahre alt sind und sie schon länger VfL-Mitglied sein muss, um kandidieren zu dürfen, fällt oft unter den Tisch, passt aber ins Bild. In vielen Diskussionen, im Netz wie außerhalb, geht es vor allem um Köpfe und Sympathien. Was vielleicht auch daran liegt, dass inhaltliche Unterschiede zwischen den Teams nur bei genauerem Hinsehen sichtbar werden. Den beiden Geschäftsführern Ilja Kaenzig und Dirk Dufner sowie Trainer Dieter Hecking sprechen beide Teams ihr volles Vertrauen aus, wobei Luthes Faible für neue Technologien nur bedingt zu den Vorstellungen des Trios passt.

Gerüchte über Zukunft von Kaenzig

Der größte Unterschied liegt aber im Rollenverständnis. Luthe und Villis wollen Ideen mitentwickeln, Gedanken teilen und intensiver diskutieren, während sich Tigges und Bauer nach Möglichkeit zurückhalten wollen. Sie sind zufrieden mit der Vereinsentwicklung und sehen nur punktuell Verbesserungsbedarf. Luthe wiederum hat angekündigt, jeden Stein einmal umzudrehen, ohne daraus automatisch größere Veränderungen ableiten zu wollen. Gleichwohl: Luthes Äußerungen haben in der VfL-Belegschaft für Unsicherheit gesorgt; ohnehin beäugen viele Mitarbeiter eine mögliche Villis-Rückkehr mit Skepsis. Wie die beiden Geschäftsführer über die bevorstehende Wahl denken und ob sie insgeheim ein Team präferieren, ist nicht überliefert, trotz vieler Spekulationen. So verbreiten unter anderem Vertreter der Bochumer Lokalpolitik das Gerücht, dass Ilja Kaenzig bei einer Wiederwahl von Villis die Flucht ergreifen würde. Kaenzig stellte auf Anfrage klar, dass diese Aussage nicht von ihm komme.

Tatsache ist, dass Kaenzig seinen Vertrag unter der Regentschaft von Villis bis 2029 verlängert hat, wenngleich der Impuls nicht von Villis, sondern von seinen Gremiumskollegen ausging. Schon da taten sich erste Gräben auf. Während der Wahlkampf nun oberflächlich fair verlaufen ist, ging es hinter den Kulissen teils anders zu. Mehrere Tigges-Unterstützer behaupten, Villis sei der Aufgabe gesundheitlich nicht mehr gewachsen – eine fast ehrverletzende Aussage, für die es keinen Beleg gibt. Zudem wird Villis vorgeworfen, er habe im vergangenen Sommer ohne Rücksprache mit einem eigenen Trainerkandidaten verhandelt. Auch soll Villis der Vertragsverlängerung mit Dieter Hecking erst zugestimmt haben, als er sah, dass ihn die Fans nach dem Heimspiel gegen Mainz gefeiert haben. Villis stellt dies anders dar. Ein zeitlicher Verzug von rund 20 Stunden sei nur dadurch zustande gekommen, dass er den VfL zum Auswärtsspiel nach Heidenheim begleitet hat – und andere nicht.

Empfehlung der Findungskommission

Eine zweifelhafte Rolle spielt auch die Findungskommission. Sie hat bereits vor Ablauf der Vorschlagsfrist eine Wahlempfehlung für das Team mit Tigges und Bauer ausgesprochen; auch deshalb, weil das fünfköpfige Gremium lange dachte, Villis würde kein Team zusammenbekommen. Auch dieses Thema könnte am Samstag noch einmal auf den Tisch kommen. Vor der Wahl ist eine Aussprache geplant. Denkbar ist, dass Unterstützer beider Gruppen gezielt unangenehme Fragen an die andere Partei richten. Viele Fanclubs, darunter die Ultras, haben bislang keine Wahlempfehlung ausgesprochen. Auch die meisten Sponsoren verhalten sich neutral. Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau war am Dienstag beim Fanabend mit Luthe und Villis zugegen, bedankte sich für die Einladung und zeigte sich angetan. Die Gegenseite wiederum zog am Mittwoch Peter Neururer als Unterstützer aus dem Ärmel. Ein auf der Instagram-Seite des Teams veröffentlichtes Video wurde aber nach kurzer Zeit wieder gelöscht.

Hinweis: An dieser Stelle wurde mit Veröffentlichung des Artikels eine Wahlumfrage freigeschaltet. Am Freitagabend gab es ein auffälliges Abstimmungsverhalten, das sehr stark vom vorherigen Stimmungsbild abweicht. In einem kurzen Zeitraum wurden fast ausschließlich und extrem viele Stimmen für ein bestimmtes Team registriert. Es besteht der begründete Verdacht, dass die Umfrage, die lediglich zur groben Einschätzing des aktuellen Stimmungsbildes dienen sollte, zur Manipulation missbraucht wurde. Deshalb wurde die Umfrage in der Nacht von Freitag auf Samstag deaktiviert.


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Bochumer Spielmacher

Juwel Onyeka: Gerade volljährig – und gleich eine Verstärkung?

Kreative Köpfe und feine Fußballer gehörten beim VfL Bochum in der jüngeren Vergangenheit fast zum Inventar. Einst prägte Dariusz Wosz das Offensivspiel des Revierklub, zuletzt waren es die beiden Österreicher Robert Zulj und Kevin Stöger. Ohne Zulj wäre der VfL 2021 womöglich nicht aufgestiegen, und ohne Stöger wahrscheinlich früher wieder abgestiegen. Stögers Wechsel zu Borussia Mönchengladbach im Sommer 2024 veränderte die Bochumer Spielweise massiv, einen wirklichen Nachfolger gab es nicht. Neuzugang Dani de Wit war jedenfalls der falsche Spielertyp. Kein Wunder also, dass ihn die Verantwortlichen schon Ende Mai, kurz nach Saisonende, wieder ziehen ließen, um Platz zu schaffen für andere Spielertypen, die dem VfL nach dem Abstieg wirklich weiterhelfen sollen.

Onyeka kann helfen

Zum Beispiel Francis Onyeka von Bayer Leverkusen. Er kommt für eine Saison auf Leihbasis zum VfL – ohne Kaufoption. Das ist insofern bemerkenswert, weil der Mittelfeldspieler erst vor wenigen Wochen die Volljährigkeit erreicht hat. Ganz offensichtlich erwarten die Bochumer Verantwortlichen, dass er sich im Profifußball sofort zurechtfindet – anderenfalls ergibt die Leihe keinen Sinn. „Francis Onyeka gehört in Deutschland zu den talentiertesten Spielern seines Jahrgangs und hat eine außergewöhnliche Saison gespielt“, sagt Dufner. „Seine technischen Fähigkeiten sowie sein Offensivdrang haben unser Interesse geweckt, zumal er sich bereits bei den Profis an ein hohes Trainings- und Spielniveau gewöhnen konnte und überdies als Kapitän der U19 schon Verantwortung übernommen hat.“

Onyeka gilt als frühreifes Juwel, Leverkusens Trainer Xabi Alonso lobte ihn bereits für seine Spielintelligenz und Lernbereitschaft, was auch die charakterliche Eignung unterstreicht. Onyeka kann als sogenannter Zehner oder Achter eingesetzt werden. Mit seiner Dynamik kann der Linksfuß bei Bedarf sogar auf die Außenbahn ausweichen. Gebraucht wird er so oder so, denn Trainer Hecking erwartet einen „anderen Fußball mit mehr Ballbesitz“, was nur allzu logisch ist, wenn der VfL um den Aufstieg mitspielen möchte. Zudem gilt Onyeka als Standardspezialist, den der VfL dringend gebrauchen kann. Nur äußerst selten entstand in den zurückliegenden Saison Torgefahr nach ruhenden Bällen. Auch in dieser Hinsicht waren Zulj und Stöger einst prägend. In ihre Fußstapfen konnte bislang keiner treten.

Miyoshi soll bleiben

Dabei gab es neben de Wit gleich mehrere potenzielle Nachfolger als Spielgestalter. Zu nennen ist da Koji Miyoshi, der Last-Minute-Zugang aus dem vergangenen Sommer, aber auch Lukas Daschner und Moritz Kwarteng, die schon ein Jahr früher verpflichtet wurden und als Leistungsträger von Zweitligisten kamen. In der Bundesliga konnte aus diesem Trio jedoch keiner nachhaltig überzeugen. Womöglich kommt ihnen nun aber der Klassenwechsel entgegen. Miyoshi, der über einen bis 2028 laufenden Vertrag verfügt und für den die Bochumer sogar eine Ablöse gezahlt haben, ist jedenfalls fest eingeplant. „Bei ihm kann ich mir vorstellen, dass er uns in der 2. Liga mit seiner quirligen Art guttun wird“, betont Hecking. Miyoshi kann sowohl zentral als auch außen spielen, wobei er kein klassischer Flügelspieler ist.

Eine neue Chance soll auch Moritz Kwarteng erhalten, der ein ähnlicher Spielertyp ist und immerhin schon beim 1. FC Magdeburg seine Zweitligatauglichkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Beim VfL konnte er sich bislang nicht durchsetzen. Verschiedene Verletzungen, gepaart mit mentalem Druck, warfen den teuersten Neuzugang der letzten 15 Jahre immer wieder zurück. Auch eine Leihe zu Zweitligist Düsseldorf brachte nicht den gewünschten Erfolg. Kwarteng begann als Stammkraft, fiel dann aber wochenlang verletzt aus. Die Fortuna zieht die Kaufoption nicht, der Spieler kehrt nach Bochum zurück. Grundsätzlich bringt er Fähigkeiten mit, auf die Hecking gerne setzen würde: Eine gewisse Dynamik, die Fähigkeit, torgefährliche Situationen einzuleiten sowie eigene Abschlussqualitäten.

Daschner darf gehen

Ähnliche Stärken bringt Lukas Daschner mit, nur ohne Dynamik. Allzu oft wirkt der 26-Jährige etwas phlegmatisch, obwohl er fußballerisch schon in der Bundesliga zu den Besten im Bochumer Kader gehörte. Ähnlich wie Kwarteng hat auch er schon nachgewiesen, dass er in der 2. Liga eine echte Verstärkung sein kann. Beim FC St. Pauli zählte Daschner, der sich nur im Mittelfeldzentrum wirklich zurechtfindet, zu den Unterschiedsspielern. Eine Zukunft beim VfL Bochum hat er dennoch nicht, Hecking plant ohne ihn. Daschner spielte zuletzt ein halbes Jahr auf Leihbasis für den FC St. Gallen in der Schweiz. Die Eidgenossen verfügen über eine Kaufoption, die knapp unter der Millionengrenze liegen soll. Aktuell laufen Verhandlungen zwischen den beiden Klubs darüber, ob die Ablöse noch gedrückt werden kann.


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(Foto: Imago / BSR Agency)

Wahl des Präsidiums

Nachgefragt: Bauer, Luthe, Tigges und Villis im Interview

Die Präsidiumswahl beim VfL Bochum rückt näher, am 14. Juni treffen die Mitglieder ihre Entscheidung. Zwei Teams treten gegeneinander an: Auf der einen Seite Hans-Peter Villis, Andreas Luthe, Till Grönemeyer, Christian Stenneken und Bettina Stratmann („Team Zukunft“), auf der anderen Seite Uwe Tigges, Karl-Heinz Bauer, Martin Volpers, Thomas Ernst und Mirja Dorny („WIR für den VfL“). Um euch vor der Wahl bestmöglich zu informieren, haben der Bochumer Fan-Blog Einsachtvieracht und Tief im Westen – Das VfL-Magazin zwei gemeinsame Podcast-Folgen produziert. In der ersten interviewen wir Villis und Luthe, in der zweiten Tigges und Bauer. Darin beschäftigen wir uns mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft des VfL Bochum, basierend auf Themen, die von euch immer wieder an uns herangetragen wurden. Wir veröffentlichen die Gespräche ungeschnitten und in voller Länge ausschließlich in Audio-Form. So gewährleisten wir eine authentische Wiedergabe.

Podcast mit Villis und Luthe:

Podcast mit Tigges und Bauer:

(Fotos: Marc Niemeyer / Montage: Rentsch)

Kaderplanung

Schon drei Neue: Umbau der VfL-Abwehr geht weiter

Allmählich nimmt die neue Bochumer Abwehr Gestalt an. Innerhalb von sieben Tagen hat der VfL mit Leandro Morgalla (20, Leihe bis 2026, von RB Salzburg), Colin Kleine-Bekel (22, bis 2028, von Holstein Kiel) und Philipp Strompf (27, bis 2028, vom SSV Ulm) gleich drei neue Verteidiger verpflichtet. Kleine-Bekel und Strompf sind für die Innenverteidigung eingeplant. Morgalla kann sowohl außen als auch innen spielen. Damit ist es Sportchef Dirk Dufner zügig gelungen, auf die zahlreichen Abgänge in der Hintermannschaft zu reagieren. Neben Tim Oermann werden auch Ivan Ordets, Bernardo und Jakov Medic nicht mehr für den VfL auflaufen. Von zuletzt fünf Innenverteidigern will lediglich Erhan Masovic in Bochum bleiben. Aus Fürth kehrt Leihspieler Noah Loosli zunächst zurück, sein Verbleib ist aber ungewiss.

Mit Zweitliga-Erfahrung

Denn im Gegensatz zu Kleine-Bekel und Strompf hat Loosli bislang auch in der 2. Liga noch nicht überzeugt. Die beiden neuen Innenverteidiger wurden vom VfL für drei Jahre unter Vertrag genommen. Kleine-Bekel lief im Fußball-Unterhaus insgesamt 25-mal für Holstein Kiel auf, Strompf 33-mal für Eintracht Braunschweig und den SSV Ulm. Das ist kein Zufall, sondern passt zur Transferstrategie in diesem Sommer. Trainer Dieter Hecking wünscht sich überwiegend deutschsprachige Profis, die wissen, was in der neuen Spielklasse erforderlich ist. Das sieht Sportchef Dirk Dufner sehr ähnlich: „Philipp Strompf ist groß, robust, schnell – bietet also das Paket, das einen Abwehrspieler auszeichnet. Zudem hat er die 2. Bundesliga bereits kennengelernt und ist beim SSV schon als Führungsspieler vorangegangen.“

Ähnlich redet Dufner über Kleine-Bekel: „Ein junges, deutsches Talent, das als Stammspieler bereits die 2. Bundesliga kennengelernt hat und seinen Teil zur Erfolgsstory der Kieler beitragen konnte.“ Der beim BVB ausgebildete Verteidiger überzeugt mit seinem Stellungsspiel, seinem Spielaufbau und seiner Zweikampfführung. Mit diesen Qualitäten hat es Kleine-Bekel bis in die deutsche U21-Nationalmannschaft geschafft. Kurz vor dem Kieler Bundesliga-Aufstieg 2024 wurde er dann aber von einem Kreuzbandriss gestoppt und war mehr als eine Saison außer Gefecht gesetzt. Folglich ist unklar, ob Kleine-Bekel sofort wieder an seine gute Form anknüpfen kann. Zum Bochumer Trainingsstart am 23. Juni soll er aber voll belastbar sein. Bereits Ende April ist er ins Kieler Mannschaftstraining zurückgekehrt.

Zwei Systeme angedacht

Strompf hingegen verfügt über reichlich Spielpraxis, war bei Absteiger Ulm in der zurückliegenden Saison gesetzt. Für ihn war es die erste als Stammkraft in der 2. Liga oder einer vergleichbaren Spielklasse. Der 27-Jährige hat eine lange Anlaufzeit gebraucht, um sich im Profifußball zurechtzufinden. Bedenken, ob ihm nun der Schritt von einem eher defensiv ausgerichteten Team zu einem Aufstiegsaspiranten mit einer offensiveren Spielweise gelingt, liegen in seiner Vita begründet. Helfen werden dem extrovertierten Verteidiger mit Kämpferherz sicher seine Robustheit und Kopfballstärke. Dass auch andere Zweitligisten, darunter Schalke und Kaiserslautern, an seinen Diensten interessiert waren, spricht ebenso für ihn. Letztlich hat sich der VfL durchgesetzt, der sogar eine kleine Ablöse zahlt.

Rechtsfuß Kleine-Bekel und Linksfuß Strompf könnten künftig sowohl ein Duo in der Innenverteidigung bilden als auch in einer Dreierkette agieren, zum Beispiel mit Morgalla, der zuletzt unter Ex-VfL-Trainer Thomas Letsch gespielt hat. Der deutsche Juniorennationalspieler kann in der Abwehr verschiedene Positionen bekleiden, außen wie zentral. Beide Varianten, eine Dreier- oder Viererkette in der Abwehr, spielen in Heckings Plänen eine Rolle. Morgalla verfügt über ein gutes Spielverständnis, scheut weder Boden- noch Luftduelle, ist schnell und widerstandsfähig; Merkmale, auf die Hecking großen Wert legt. Morgallas Spielweise ist teilweise mit der von Tim Oermann vergleichbar, Strompfs Gangart mit der von Medic. Der Tipp für die Leihe von Morgalla kam übrigens von Heckings Sohn, der bei RB Salzburg arbeitet.

Linksverteidiger gesucht

Hinten rechts verfügt der VfL somit über drei Optionen: mit Felix Passlack, dem eher offensiv ausgerichteten Eigengewächs Kasper Koscierski sowie dem defensiv stärkeren Leandro Morgalla. Links wiederum steht aktuell nur Maximilian Wittek zur Verfügung. Eine passende Alternative fehlt noch. Auch in der Abwehrzentrale ist weiterer Zuwachs zu erwarten, mindestens dann, sollte Loosli den Verein noch verlassen. Hierfür prüft der VfL verschiedene Optionen. Eine Einigung mit Kevin Vogt, derzeit bei Union Berlin unter Vertrag, ist aus finanziellen Gründen unwahrscheinlich. Realistischer ist eine Verpflichtung von Münsters Lukas Frenkert, der mehrfach beobachtet wurde, flexibel einsetzbar und außerordentlich schnell ist; ein Kriterium, das bislang nur eingeschränkt Berücksichtigung fand.

Zusätzliche Kaderplätze stünden für weitere Eigengewächse bereit. Koscierski hat bereits einen Profivertrag erhalten. Den 17-Jährigen hat Hecking kürzlich mit seinem ersten Bundesliga-Einsatz belohnt. Er ist in der kommenden Saison parallel auch für die U21 und für die U19 spielberechtigt. Gleiches gilt für Linksverteidiger Darnell Keumo, den Hecking sehr schätzt, der aber noch keinen Profivertrag unterschrieben hat. Als besonders talentiert gilt zudem Innenverteidiger Daryl Tschoumy-Nana, mit dem der VfL ebenfalls noch keine Lösung für die Zukunft gefunden hat. Zwei andere Defensiv-Talente hat der Revierklub bereits verloren. Innenverteidiger und U19-Kapitän Luc Dabrowski wechselt zur U21 des 1. FC Köln, Teamkollege Julian Etse wahrscheinlich zum SSV Ulm. Ihm hat der VfL keinen Profivertrag angeboten.

Dieser Text wurde am 4. Juni aufgrund aktueller Entwicklungen angepasst. Die Änderungen betreffen ausschließlich den letzten Absatz.


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(Foto: VfL Bochum 1848)

Abgänge

VfL-Abgänge unter Wert? Große Hoffnung, geringe Erträge

Die Liste mit den Abgängen wird beim VfL Bochum derzeit wöchentlich länger. Zehn Profis ohne Anschlussvertrag für die neue Saison wurden am Morgen nach dem Spiel gegen St. Pauli offiziell verabschiedet. In den Tagen danach folgten Gerrit Holtmann, der eine Vertragsverlängerung überraschend abgelehnt hat, und Dani de Wit, der künftig für den FC Utrecht auflaufen wird. Als nächstes wird der Revierklub wohl den Wechsel von Tim Oermann verkünden. Der talentierte Defensiv-Allrounder wird sich Bayer Leverkusen anschließen, wobei er zunächst für eine Saison an den österreichischen Meister Sturm Graz verliehen wird. Oermann beschert dem VfL eine Ablöse von etwas weniger als zwei Millionen Euro, während de Wit den Klub ablösefrei samt künftiger Transferbeteiligung verlassen durfte.

Keine gute Verhandlungsposition

Diese Zahlen und Vereinbarungen sorgen in Fankreisen für Irritationen, weil die Erwartungen höher lagen. Zurecht – oder waren es utopische Wunschsummen? Klar ist: Jeder Fall muss gesondert betrachtet werden. Erstens, weil Oermann und de Wit in unterschiedlichen Gehaltsklassen unterwegs waren. Oermanns Vertrag wurde im November 2022 abgeschlossen, als er bei den Profis noch eine Nebenrolle gespielt hat. Dementsprechend niedrig war sein Gehalt. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung haben mehrere Verantwortliche verpasst, monatelang soll es keine Gespräche gegeben haben. Sehr weit oben auf der Gehaltliste stand hingegen de Wit. Im Sommer 2024 als Hoffnungsträger verpflichtet, konnte er die ihn gesteckten Erwartungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen. 

Zweitens, weil sie unterschiedlich lang vertraglich an den VfL gebunden waren. Oermanns Vertrags lief nur noch bis 2026, der von de Wit noch drei Jahre bis 2028. Und drittens, weil sich Oermann und de Wit in der zurückliegenden Saison sportlich verschieden entwickelt haben. Defensivspezialist Oermann erkämpfte sich einen Stammplatz, de Wit wurde unter Trainer Dieter Hecking am Saisonende allenfalls eingewechselt. Mit Oermann hätten die Verantwortlichen auch nach dem Abstieg gerne weitergearbeitet, während de Wit schon länger auf der Streichliste stand. Kein Wunder also, dass es für Oermann in den zurückliegenden Wochen zahlreiche Anfragen gab, zum Beispiel auch von Werder Bremen und Mainz 05, während sich für de Wit zunächst nur Utrecht interessiert hat.

Möglichst früh von der Gehaltsliste

Sportchef Dufner wollte Klarheit und entschied sich in beiden Fällen, einem schnellen Wechsel zuzustimmen. Bei de Wit ist das insofern vorteilhaft, weil für den VfL keine weiteren Kosten anfallen, etwa für eine Abfindung. Eine solche ist nicht unüblich, wenn der neue Verein ein geringeres Gehalt zahlt als der vorherige. Umgekehrt fließt aber auch keine Ablöse. Vertraglich vereinbart war eine Ausstiegsklausel für den Abstiegsfall, die im sehr niedrigen einstelligen Millionenbereich gelegen haben soll. Die Bochumer Verantwortlichen waren der Meinung, dass in diesem Sommer kein Verein bereit gewesen wäre, diesen Preis zu zahlen. Ihnen war es wichtiger, Großverdiener de Wit möglichst schnell von der Gehaltsliste zu bekommen, damit Budget für Neuverpflichtungen frei wird.

Bei Oermann wiederum lag die Transfererwartung auch intern zunächst deutlich höher. Im Präsidium war anfangs von fünf bis sechs Millionen Euro die Rede, die der VfL für sein selbst ausgebildetes Talent erwirtschaften sollte. Immer wieder hat Ilja Kaenzig als kaufmännischer Geschäftsführer betont, dass die Transfereinnahmen steigen müssen – in Summe und auch für einzelne Spieler. Oermann hätte als U21-Nationalspieler die besten Voraussetzungen dafür mitgebracht. Letztlich liegt die Ablöse aber nur im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Offiziell äußern möchten sich die Bochumer zum Transferablauf bislang nicht. Aber dass ein Spielerwechsel zum amtierenden Vize-Meister und einem Champions-League-Teilnehmer nicht mehr einbringt, verwundert schon.

Zwei weitere Verkaufskandidaten

Das Dilemma: Die Bochumer waren selbstverschuldet in einer ungünstigen Verhandlungsposition. Oermanns Vertrag lief nur noch ein Jahr, schnell war sich der Spieler mit Leverkusen einig und hat andere Bundesliga-Angebote abgelehnt, ein gegenseitiges Hochtreiben des Preises war also nicht möglich. Hinzu kommt, dass der Werksklub den Spieler gar nicht sofort haben, sondern direkt weiterverleihen möchte. Um wenigstens noch ein bisschen Geld einzunehmen, hat der VfL einem sofortigen Abgang zugestimmt. Diskutabel bleibt, ob ein Verbleib des Spielers aus sportlicher Sicht nicht wertvoller wäre – oder die Verantwortlichen zumindest noch etwas länger hätten pokern können. Die Transferphase hat schließlich erst begonnen; Druck, Oermann jetzt schon freizugeben, war nicht vorhanden.

Allzu üppige Transfereinnahmen, davon ist auszugehen, wird der VfL Bochum in diesem Sommer generell nicht erwirtschaften, auch wenn es noch zwei weitere Abgangskandidaten gibt. Da wäre zum einen Ibrahima Sissoko, einer der wenigen Leistungsträger in der abgelaufenen Saison, sowie Matus Bero, unumstrittener Stammspieler und immerhin zweitbester VfL-Torschütze. Doch dafür braucht es passende Interessenten. Gerüchte, dass Sissoko unter anderem beim VfB Stuttgart auf der Liste stehen soll, sind noch mit Vorsicht zu genießen. Für ihn eine Ablöse zu erzielen, die jenseits der fünf Millionen Euro liegt, ist nach jetzigem Stand eher unwahrscheinlich. Das liegt vor allem daran, dass der Mittelfeldspieler mit 27 Jahren keinen allzu großen Wiederverkaufswert hat.

Angebote im Vorjahr abgelehnt

Deshalb wird es für Bero noch deutlich schwerer, weiterhin in der Bundesliga zu spielen. Womöglich wird es für den slowakischen Nationalspieler nur im Ausland einen passenden Markt geben. Mehr als eine niedrige einstellige Millionenablöse wird für ihn wohl nicht zu erzielen sein. In einem solchen Fall wird der VfL erneut abwägen müssen, ob er lieber das Geld nimmt oder den Spieler behält. Die grundsätzliche Strategie des Klubs in diesem Sommer scheint es aber zu sein, Reisende nicht aufhalten zu wollen, vor allem nach schlechten Erfahrungen und Fankritik in der jüngeren Vergangenheit. Da haben die Verantwortlichen durchaus lukrative Angebote für Spieler wie Bernardo oder Moritz Broschinski abgelehnt in der Hoffnung, dass der Preis noch steigt. Das Gegenteil ist eingetreten.


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(Foto: Imago / Sven Simon)

Debatte

VfL-Kolumne: Bochum braucht die bestmöglichen Scouts

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zwei- bis dreimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Scouting-Abteilung.

Viele Menschen äußern öffentliche Kritik im Normalfall erst dann, wie sie intern kein Gehör (mehr) finden. Insofern ist es alarmierend, dass VfL-Trainer Dieter Hecking die Pressekonferenz in der vergangenen Woche dazu genutzt hat, um gegen die vereinseigenen Scouts auszuteilen. „Da hätte ich mir mehr Vorarbeit, mehr Input gewünscht. Das ist nicht gut genug gewesen und eine deutliche Kritik von mir“, sagte Hecking. Die Sichtung von potenziellen Neuzugängen würden jetzt seine Co-Trainer übernehmen.

Das Problem ist: Die Scouting-Abteilung wurde zu oft vernachlässigt, auch wenn sie personell unter der Leitung von Sebastian Schindzielorz und Patrick Fabian etwas größer geworden ist. Im Branchenvergleich und für die Bedeutung innerhalb eines Fußballklubs ist sie mit sechs Beschäftigen für den Profibereich (letzte offizielle Angabe von 2024) aber immer noch recht klein – und augenscheinlich auch qualitativ nicht durchgängig gut besetzt. Chefscout Carsten Schüpmann-Haase sollte im Herbst eigentlich schon abgesetzt werden, blieb plötzlich aber doch im Amt.

Nun rächt es sich auch, dass Sportchef Dirk Dufner erst Ende März verpflichtet wurde. Denn die Transfervorbereitung beginnt schon deutlich früher. Selbst sofortige Veränderungen in der Scouting-Abteilung würden sich erst bei der Kaderplanung für die darauffolgende Saison bemerkbar machen. Denn Live-Sichtungen, auf die Dufner großen Wert legt, sind jetzt nicht mehr möglich.

Aber gehen wir noch einmal einen Schritt zurück. Manchmal hilft es, sich in Erinnerung zu rufen, worauf es im Fußball ankommt: auf gute Fußballer. Sie zu finden, ist somit die alles entscheidende Aufgabe. Dafür braucht es die bestmöglichen Scouts, deren Anstellung sich bei passenden Transfers und irgendwann folgenden Transfererlösen locker refinanziert. Zumal: In fast allen Abteilungen ist der VfL in den zurückliegenden Bundesliga-Jahren massiv gewachsen. Nichts gegen diese Mitarbeiter, beim VfL dreht niemand Däumchen. Aber die Frage muss erlaubt sein, ob es nicht zunächst dringlichere Baustellen gegeben hätte. Vor allem im Scouting.


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(Foto: Imago / Sven Simon)