Kaderplanung

FIFA verlängert Sonderregel: Ordets soll Bochumer bleiben

Nach dem Heimsieg gegen Augsburg holte Ivan Ordets seine Tochter und seinen Sohn auf den Stadionrasen. Gemeinsam mit seinen Kindern freute er sich über die wichtigen drei Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Mit diesem Erfolgserlebnis hat der 30-Jährige zugleich die Wahrscheinlichkeit erhöht, auch in der kommenden Saison beim VfL Bochum zu spielen. Sein Vertrag läuft in wenigen Wochen aus. Doch es ist längst ein offenes Geheimnis, dass der Innenverteidiger in Bochum bleiben soll. „Es besteht von beiden Seiten das Interesse, über das Saisonende hinaus zusammenzuarbeiten“, sagte Marc Lettau, Interims-Sportchef des VfL Bochum, vergangene Woche im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Er schränkte jedoch ein: „Eine Einigung ist nur im Bereich des Möglichen, wenn die Sonderregel der FIFA verlängert wird. Ansonsten ist eine Verpflichtung aus wirtschaftlichen Gründen nicht darstellbar.“

Abhängig von der FIFA

Wegen des Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine hatte die FIFA im vergangenen Sommer allen ausländischen Spielern in den beiden Ländern die Möglichkeit gewährt, sich bis Ende Juni 2023 einen neuen Verein zu suchen. Die zuvor abgeschlossenen Verträge wurden vorübergehend ausgesetzt. Der Ukrainer Ordets, der an Dinamo Moskau gebunden war, wechselte zum VfL Bochum. Schon da war klar: Sein Vertrag beim Top-Klub aus der russischen Hauptstadt läuft anschließend bis zum Sommer 2024 weiter. Doch an diesem Montag erreichte den VfL Bochum die frohe Kunde, dass die FIFA die Sonderregel mit leichten Anpassungen um ein weiteres Jahr verlängert hat. Damit ist die erste Hürde im Kampf um einen Verbleib von Ordets genommen. Hürde Nummer zwei steht allerdings noch im Weg. Denn ein Verbleib von Ordets sei aus finanzieller Sicht nur im Falle des Klassenerhalts zu realisieren, ergänzte Lettau. 

Letsch befürwortet Verbleib

Auch Trainer Thomas Letsch würde sich über eine Vertragsverlängerung freuen: „Ich möchte Ivan unbedingt behalten. Er ist für uns unverzichtbar, vor allem mit seiner Physis. Aber auch als Führungsspieler wird er immer wichtiger.“ Dass Ordets auf dem Platz die Kommandos gibt, sei keinesfalls selbstverständlich. „Er ist ein reifer und erfahrener Spieler. Deshalb ging für uns weniger um die sportliche Entwicklung, sondern darum, ihn bestmöglich zu integrieren. Das ist gelungen.“ Letsch erinnert an die persönlich schwierige Ausgangslage: „In seinem Heimatland herrscht nach wie vor Krieg, das vergessen wir manchmal. Er hat als Ukrainer in Russland gespielt, ist zu uns gekommen und musste sich erst einmal zurechtfinden.“ Doch Ordets fühlt sich längst wohl in Deutschland. Vor wenigen Wochen hat er auch seine Frau und die beiden Kinder nach Bochum geholt. Hier möchten sie nun bleiben – auch über das Saisonende hinaus. 

Dieser Text ist am 17. Mai erstmals erschienen und wurde am 22. Mai aufgrund aktueller Entwicklungen ergänzt.


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(Foto: Marc Niemeyer)

1:1 bei Hertha BSC

VfL-Ekstase nach Ausgleich: Wichtig, aber vielleicht zu wenig

Verletzungen kann der VfL Bochum im Saisonendspurt wahrlich nicht gebrauchen. Diese aber ist zu verschmerzen, das wird der Betroffene sicher nicht missverstehen. „Ich habe mir beim Torjubel eine Zerrung zugezogen. Ist das eine Meldung wert?“, fragte der sonst eher zurückhaltene Marc Lettau kurz nach dem Spiel in Berlin. Der Interims-Sportchef ließ seinen Emotionen beim späten Ausgleichstreffer freien Lauf, wie alle anderen auch: Die Spieler, die Trainer, die Betreuer – und natürlich auch die 10.000 VfL-Fans im weiten Rund. Ekstase pur nach einem gefühltem Sieg.

Dabei führte Keven Schlotterbecks Kopfballtor in der Nachspielzeit lediglich zu einem Punkt. Dennoch wurde ausgiebig gefeiert. „Für meinen Geschmack ein bisschen zu viel. Wir haben noch nichts erreicht“, sagte Trainer Thomas Letsch, ohne den Spielverderber geben zu wollen. „Es ist ein wichtiges Unentschieden, mehr aber nicht“, weiß auch Angreifer Philipp Hofmann. Noch hat das 1:1 keinen großen Wert, auch wenn es emotional wie tabellarisch wichtig war, um weiter vor Schalke zu bleiben. Bochum steht einen Punkt vor den Königsblauen, hat aber das schlechtere Torverhältnis. 

Stuttgart zieht vorbei

Mit Blick auf den direkten Klassenerhalt hat sich die Ausgangslage hingegen verschlechtert. Weil Hoffenheim am Samstag und Stuttgart am Sonntag gewonnen haben, bevor sie am letzten Spieltag aufeinander treffen, hat Bochum den Ligaverbleib ohne Umweg nicht mehr in der eigenen Hand. Aktuell belegt der VfL den Relegationsplatz, Stuttgart ist nach dem Sieg in Mainz vorbeigezogen. „Wir werden nächsten Samstag gewinnen müssen“, glaubt Hofmann, um Rang 16 zu sichern und auf Platz 15 hoffen zu dürfen. Der Klassenerhalt, eine Relegationsteilnahme, aber auch der Abstieg – alles ist noch möglich. Während der VfL zu Hause gegen Leverkusen spielen muss, trifft S04 auswärts auf Leipzig.

Auch am kommenden Wochenende geht der Blick also wieder in die anderen Stadien. Ausgerechnet den ungeliebten Leipzigern muss der VfL dann die Daumen drücken, sofern er nicht selbst gewinnt. Die Frage ist nur: Gibt RB noch Vollgas? Weil Leipzig am Samstag in München gewonnen hat, ist RB schon für die Champions League qualifiziert und könnte sich im Duell gegen Schalke für das Pokalfinale schonen. Wie auch immer: Für Spannung ist gesorgt. Das war am vorletzten Spieltag ja nicht anders. Schalke führte bereits, als das Spiel in Berlin gerade angepfiffen wurde, und kassierte den Ausgleich, als der vermeintliche Führungstreffer für die Hertha aberkannt wurde.

Hertha steigt ab

Dem Treffer von Dodi Lukebakio war ein Foulspiel von Stevan Jovetic an Ivan Ordets vorausgegangen. Der Video-Assistent griff ein, Dr. Felix Brych korrigierte seine Entscheidung. Der VfL kam in einer ausgeglichenen ersten Hälfte ansonsten zu den besseren Chancen, verpasste es aber, das Spiel auf seine Seite zu ziehen. Die Berliner kamen stärker aus der Kabine und gingen nach einem Eckstoß in Führung – ehe Schlotterbeck ganz ähnlich zum Ausgleich traf und den Berliner Sportclub ins Tal der Tränen stürzte. Nur ein Sieg hätte der Hertha noch Hoffnung auf den Klassenerhalt geschenkt, nun ist der Abstieg besiegelt. Genau den will und muss der VfL am kommenden Wochenende verhindern.


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(Foto: Imago / camera4+)

Vorletzter Spieltag

Bochumer Fan-Rekord: Was den VfL in Berlin erwartet

Den Freitagabend vor dem Heimspiel gegen Augsburg verbrachte Thomas Letsch im Kino. Weil er eine Woche zuvor den späten Sieg von Schalke in Mainz verfolgt hatte und anschließend schlecht schlafen konnte, verzichtete der Trainer des VfL Bochum nun darauf, das Spiel des Tabellennachbarn und nächsten Gegners live vor dem Fernseher zu verfolgen. Stattdessen sah sich Letsch den Film „Air Jordan – Der große Wurf“ an.

Klassenerhalt ist schon möglich

Die Kurve zum anstehenden Auswärtsspiel bei der Berliner Hertha zu bekommen, ist in diesem Fall nicht schwer. Denn der Filmtitel gibt die sportliche Marschroute vor: Der VfL hofft am Samstag auf den großen Wurf im Kampf gegen den Abstieg. Die Ausgangslage ist bekannt: Die Bochumer stehen auf Platz 15, haben einen Punkt Vorsprung auf Schalke und den Relegationsplatz sowie zwei Zähler Abstand auf Stuttgart und den ersten direkten Abstiegsplatz. Sechs Punkte sind es bis sogar zur Hertha auf Rang 18, was bedeutet, dass die Berliner gegen Bochum gewinnen müssen, um weiter eine Chance auf den Ligaverbleib zu haben. Im Falle eines Unentschiedens oder einer Niederlage würde der Hauptstadtklub am Samstag definitiv absteigen.

Während auf der einen Seite also Tränen fließen könnten, möchte der VfL im Olympiastadion feiern. Im Idealfall könnte am Samstag sogar schon die ganz große Party steigen. Dafür müssten die Bochumer allerdings gewinnen, Schalke parallel gegen Frankfurt verlieren und Hoffenheim gegen Union Berlin höchstens einen Punkt holen. Sollten die ersten beiden Wunschergebnisse eintreten, Hoffenheim aber drei Punkte einfahren, dann wäre an diesem vorletzten Spieltag auch ein Klassenerhalt auf der Couch möglich – wenn Stuttgart am Sonntag gegen Mainz maximal ein Unentschieden schafft. Beide Varianten würden die Fans und Verantwortlichen des VfL sofort unterschreiben, eine Party am Samstagabend aber logischerweise vorziehen.

10.000 VfL-Fans reise nach Berlin

Denn gemessen an der Zahl der Gästefans steht dem VfL Bochum wohl das größte Auswärtsspiel seiner 35-jährigen Bundesliga-Geschichte bevor. Wahrscheinlich reisen mehr als 10.000 Bochumer am Wochenende nach Berlin. Der VfL hat in Bochum alle 7.000 Tickets für den Gästeblock verkauft. Zahlreiche Anhänger haben sich außerdem direkt über den Online-Shop von Hertha BSC mit Karten eingedeckt – freie Plätze gibt es aber immer noch. Nur: Etliche Hotels in der Hauptstadt sind bereits ausgebucht, ebenso zahlreiche Züge auf der Strecke von Bochum nach Berlin. Doch viele Fans sind kreativ geworden, bilden Fahrgemeinschaften, steigen aufs Flugzeug oder den Bus um oder wollen die Nacht durchmachen – unabhängig vom Spielausgang.

Dass der VfL im schlimmsten Fall aber auch wieder auf einen Abstiegsplatz rutschen könnte, daran möchte niemand denken. Und selbst wenn: Teile der Party steigen ja schon vor dem Spiel. Zahlreiche Fanclubs nutzen das verlängerte Wochenende für ihre obligatorische Saisonabschlussfahrt. Mehrere hundert Anhänger reisen am Samstagmorgen mit einem Sonderzug nach Berlin, der sogenannten Sambabahn. Noch kreativer sind die Mitglieder der Bochumer Botschaft, dem VfL-Fanclub aus der Hauptstadt, die mit knapp 250 Fans auf dem Schiff nach Charlottenburg fahren. Alle anderen treffen sich ab 12 Uhr am Coubertinplatz direkt am Olympiastadion. Dort wird die aktive Fanszene auch Mottoschals nur für dieses Spiel verkaufen.

Letsch will Stimmung genießen

Dass die Mannschaft von alledem nur wenig mitbekommen wird, bevor sie das Stadion betritt, bedauert selbst ihr Trainer. Dennoch: „Das ist sensationell, und natürlich nehmen wir die Vorbereitungen unter der Woche wahr. Die Euphorie ist spürbar“, betont Letsch und sagt: „Jetzt wollen wir etwas zurückgeben und die Atmosphäre genießen.“ Die großartige Unterstützung seiner Anhänger dürfte ihn wenigstens gut schlafen lassen.


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(Foto: Fabian Budde)

3:2-Heimsieg gegen Augsburg

Bochum lebt und bebt: „Ich hatte Pipi in den Augen“

Ein bisschen schlägt das Herz von Elvis Rexhbecaj immer noch für den VfL Bochum. In der vergangenen Saison zählte er zu den Lieblingen der Fans, vergessen hat der Mittelfeldspieler des FC Augsburg das keineswegs. Unfreiwillig hat er seine Verbundenheit zum VfL an diesem Samstag noch einmal unter Beweis gestellt. Im Trikot der Gäste fälschte er den Torschuss von Anthony Losilla unhaltbar ins eigene Tor ab – und ermöglichte seinem Ex-Klub damit einen eminent wichtigen und verdienten Heimsieg. Zum Matchwinner avancierte allerdings Christopher Antwi-Adjei, der seine Mannschaft bereits nach 90 Sekunden in Führung brachte und am zweiten Tor entscheidend beteiligt war, als ein Augsburger ins eigene Netz traf. Antwi-Adjei überzeugte schon im Hinspiel, als er den Siegtreffer erzielte.  

Doch der Druck, das Duell gegen die Fuggerstädter auch in der Rückrunde zu gewinnen, war wesentlich größer. „Die ganze Mannschaft wusste, worum es geht“, sagte der Flügelstürmer. Als Tabellenvorletzter war ein Heimsieg praktisch Pflicht – umso größer die Erleichterung am Ende. „Was hier los ist, ist überragend. Es haben alle wieder Hoffnung“, freute sich Antwi-Adjei über den 3:2-Erfolg. Die Fans hatten das Ruhrstadion schon vor dem Spiel in ein blau-weißes Fahnenmeer verwandelt, brachten sich auf Betriebstemperatur und das Stadion zum Beben. Erst weit nach Abpfiff kühlten viele Anhänger allmählich herunter – manche Spieler ebenso. „Ich hatte Pipi in den Augen“, schrieb Gerrit Holtmann am Abend auf Instagram und verlinkte ein Foto von der Choreografie.

Reaktion gezeigt

So schnell kann es also gehen. In der vergangenen Woche, nach der 0:2-Niederlage in Mönchengladbach, hatte Anthony Losilla ebenfalls Tränen in den Augen, allerdings aus einem anderen Grund – weil er befürchtete, dass sein Bundesliga-Traum in wenigen Wochen enden könnte. Doch mit seinem (abgefälschten) Treffer zum 3:1 gegen Augsburg trug Losilla nur sieben Tage später selbst dazu bei, dass sich die Chancen auf den Klassenerhalt wieder erhöht haben. „Es war eine harte Woche für uns. Die Stimmung war nicht so positiv“, berichtete der Kapitän. Ohne Trainer traf sich die Mannschaft zum Grillen, bei dem „viel diskutiert“ wurde. Gegen Augsburg demonstierte sie Geschlossenheit, nicht nur auf dem Platz. Beim Torjubel waren auch die Ersatzspieler mittendrin, bei Verletzungen alle Kollegen in Sorge.

„Es war nicht alles perfekt, aber wenn wir so kämpfen, holen wir die Punkte“, bekräftigte Losilla. Erneut hat es der VfL geschafft, sich aus einem Zwischentief zu befreien. „Nach der Niederlage gegen Schalke wurden wir auch schon abgeschrieben“, erinnerte sich Letsch an den März zurück. Nach dem Rückschlag in Mönchengladbach sei es ähnlich gewesen. „Und wieder haben wir eine Reaktion gezeigt“, sagte er stolz, wohlwissend, dass es ein steiniger Weg dahin war. Die frühe Bochumer Führung hatte zunächst für etwas Sicherheit gesorgt. Doch weil der VfL das 2:0 verpasste, kam Augsburg besser ins Spiel und erzielte den Ausgleich. „Das hat uns ein bisschen aus der Bahn geworfen“, sagte Letsch. „Aber wir haben das Ergebnis in die Pause mitgenommen und sind gut in die zweite Hälfte gestartet.“

Konkurrenz verliert

Mit mehr Mut und einem klaren Chancenplus in der Offensive sowie einer besseren Zweikampfführung in der Defensive kam der VfL schließlich zum Erfolg. Ein Doppelschlag nach knapp einer Stunde brachte die Bochumer wieder auf Kurs. Letsch hatte die Startelf auf vier Positionen verändert – keiner der Neuen enttäuschte. Saidy Janko und Dominique Heintz, die beiden Außenverteidiger, waren zwar jeweils an einem Gegentreffer beteiligt, machten ansonsten aber einen guten Job. Bitter: Konstantinos Stafylidis, ebenfalls neu im Team, musste mit Schulterproblemen ausgewechselt werden. Das Trainerteam schickte Keven Schlotterbeck und Kevin Stöger zum Aufwärmen, entschied sich dann aber für Stöger – „weil wir mehr ins Risiko eingehen wollten“, erklärte Letsch. Die richtige Entscheidung nach nur 36 Minuten.

Augsburgs Anschlusstreffer sorgte zwar für unnötige Spannung, blieb aber Ergebniskosmetik. Bochum lebt also. Erreicht ist noch nichts, doch die Ausgangslage hat sich verbessert. Im Grunde gab es an diesem Wochenende nur Wunschergebnisse: Hertha verlor in Köln, Hoffenheim in Wolfsburg – und Schalke in München. Stuttgart holte am Sonntag lediglich einen Punkt gegen Leverkusen. Der VfL beendet den Spieltag auf Platz 15, hat einen Zähler Vorsprung auf Schalke, zwei auf Stuttgart und den Klassenerhalt wieder in der eigenen Hand. Nicht unwichtig: Die Bayern haben nicht lockergelassen und Schalke mit 0:6 vom Platz gefegt. Das Torverhältnis der Bochumer ist im Vergleich zum Nachbarn nur noch minimal schlechter. Offenbar schlägt auch das Münchner Fußballherz ein bisschen für den VfL…


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(Foto: Imago / Ulrich Hufnagel)

Saisonfinale

Bankdrücker Holtmann soll wieder „zum Helden werden“

In der vergangenen Saison wurde Gerrit Holtmann vielfach für seine Traumtore bejubelt. Gegen Mainz erzielte er den ersten Bundesligatreffer des VfL Bochum nach mehr als elf Jahren. Sein Sololauf wurde einige Monate später sogar zum Tor des Jahres gewählt. Holtmann traf auch beim 4:2-Sieg gegen die Bayern und im Derby gegen Dortmund, das zum Klassenerhalt führte. Die Gesamtbilanz: elf Scorerpunkte. Die Freude der Fans und Verantwortlichen war demzufolge groß, als der Linksfuß im Sommer seinen Vertrag bis 2025 verlängert hat.

Schnelligkeit als Stärke

Doch in dieser Spielzeit läuft es für Holtmann alles andere als rund. Zurzeit stehen nur ein Tor und eine Vorlage auf der Habenseite. Momente fürs Geschichtsbuch? Bislang Fehlanzeige. Seit dem Trainerwechsel im Herbst saß Holtmann häufig nur auf der Bank. Zuletzt gehörte der 28-Jährige Ende Januar einmal zur Bochumer Startelf, davor im Oktober. Überzeugt hat er dabei nicht, das gehört zur Wahrheit dazu. „Andere hatten die Nase vorn“, sagt Trainer Thomas Letsch im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Aber: „Ich bin von Gerrit dennoch überzeugt. Er kann den Unterschied machen, kann ein Gamechanger sein. Wir brauchen Gerrit.“ Am besten so wie in der Vergangenheit, als der linke Flügelstürmer die Liga mit seinen Tempoläufen vor großen Herausforderungen gestellt hat und gelegentlich auch seine Torgefahr aufblitzen ließ. Im Aufstiegsjahr war es ähnlich. Auch da war er Leistungsträger.

Doch woran liegt es, dass Holtmann speziell in diesem Kalenderjahr noch keine nennenswerte Rolle gespielt hat? Kleinere Verletzungen haben ihn zurückgeworfen, zuletzt auch in Gladbach, lange gefehlt hat er aber nie. „Man merkt ihm an, dass das Selbstvertrauen fehlt. Für ihn ist es eine neue Situation, eine andere Rolle. Ich werde mit Gerrit noch einmal sprechen“, kündigte Letsch am Donnerstag vor dem Spiel gegen Augsburg an. Holtmann gehört zu den Spielern, die sich viele Gedanken machen, die Zuwendung brauchen und nur dann, wenn alles stimmt, Höchstleistungen zeigen.

Außenstürmer zu harmlos

Gebraucht wird Holtmann beim VfL Bochum in jedem Fall, seine Stärken sind bekannt. Denn Takuma Asano und Christopher Antwi Adjei, die beiden Flügelstürmer, haben zuletzt nur noch selten überzeugen können. Sie waren zu hektisch, nicht durchsetzungsstark und in Tornähe viel zu harmlos. Also die Startelfchance für Holtmann? Eher nicht. Weil Letsch im Saisonfinale Vorsicht bei Veränderungen walten lässt und schon auf anderen Positionen tauscht, könnte das eingespielte Duo gegen Augsburg erneut beginnen. Was aber nicht bedeuten würde, dass Holtmann komplett außen vor wäre. Er könnte erneut als Joker zum Einsatz kommen – je nach Spielverlauf eine dankbare oder undankbare Rolle. Letsch betont aber: „Ein Spieler, der zuvor wenig gespielt hat, kann in den letzten drei Spielen zum Helden werden. Gerrit gehört dazu. Er ist ein Spieler, der ein Spiel entscheiden kann.“ Am besten so wie in der vergangenen Saison.

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(Foto: Marc Niemeyer)

Zu Hause gegen Augsburg

„Alles-oder-nichts-Spiel“: VfL erwägt Strategiewechsel

An mangelnder Dialogbereitschaft wird es nicht liegen, sollte sich der VfL Bochum Ende Mai zum siebten Mal aus der Bundesliga verabschieden müssen. Nach der 0:2-Niederlage in Mönchengladbach saß erst das Trainerteam zwei Stunden zur Analyse zusammen, anschließend folgte eine ähnlich lange Sitzung mit der Mannschaft. Seit Mitte März hat sie nun nicht mehr gewonnen – und steht drei Spieltage vor dem Ende der Saison auf einem Abstiegsplatz. Im Laufe der Woche kommt auch das Präsidium noch außerplanmäßig zusammen. In Bochum herrscht Krisenstimmung.

Ganz anders als zum Beispiel in Gelsenkirchen. Zwei Last-Minute-Siege in Folge haben dem Revierrivalen neue Hoffnung geschenkt. Der Trend ist gegenläufig. Schalke holte in der Rückrunde bislang neun Punkte mehr als der VfL; aus sieben Zählern Vorsprung Ende Januar ist ein Zwei-Punkte-Rückstand geworden. In der Rückrundentabelle steht der VfL genau dort, wo er auch im Gesamttableau steht: auf Platz 17. Das Team von Thomas Letsch holte 2023 im Schnitt weniger als einen Punkt pro Partie – bleibt es dabei, wird der Klassenerhalt wahrscheinlich nicht gelingen.

Hoffen auf den FC Bayern

Das katastrophale Torverhältnis von minus 36 erschwert die Rechenspiele zusätzlich. Bei Punktgleichheit wird der VfL wohl den Kürzeren ziehen, muss also immer einen Punkt mehr holen als die Konkurrenz. Rein mathematisch haben die Bochumer den Klassenerhalt gar nicht mehr in der eigenen Hand – wobei kaum davon auszugehen ist, dass jeder Konkurrent im Tabellenkeller nun ausnahmslos gewinnt. Schalke muss am kommenden Wochenende zum Beispiel nach München. Ausrutscher der Tabellennachbarn helfen aber nur dann, wenn der VfL selbst mal wieder gewinnt.

Dass jetzt sehr wahrscheinlich nur noch Siege helfen, ist den Verantwortlichen bewusst. Interims-Sportchef Marc Lettau sprach direkt nach der Partie in Mönchengladbach von einem „Alles-oder-nichts-Spiel“ am kommenden Samstag gegen Augsburg. „Das muss gewonnen werden. Sonst wird es noch viel schwieriger“ – tabellarisch wie psychologisch. Trainer Thomas Letsch gab derweil 34 Punkte „als Minimalziel“ aus, was bedeuten würde, dass der VfL zwei der letzten drei Begegnungen gewinnen muss. Die Gegner nach Augsburg: Hertha auswärts und Leverkusen zu Hause.

Stöger könnte zurückkehren

Angesichts der Tabellensituation bahnt sich ein Strategiewechsel an. Der VfL muss das Risiko erhöhen, Unentschieden reichen womöglich nicht mehr. Schon vor dem Spiel in Gladbach sei das Thema im Trainerbüro gewesen, verriet Letsch auf Nachfrage: „Da hätten wir bei einem 1:1 nach 85 Minuten aber noch versucht, den Punkt zu sichern.“ Doch diese Haltung könnte schon bald überholt sein, bestätigte Letsch – natürlich in Abhängigkeit vom Spielverlauf und vom Gegner. Über die Zwischenstände auf den anderen Plätzen möchte er indes nicht informiert werden.

Im Mittelpunkt steht das eigene Spiel. Zunächst das gegen Augsburg. Was aber macht Hoffnung? Das Wichtigste: Der VfL kann trotz vieler Enttäuschungen weiter auf seine treuen Fans zählen. Beim kickenden Personal hingegen könnte es erneut Ausfälle geben. Patrick Osterhage und Moritz Broschinski werden sehr wahrscheinlich noch nicht zurückkehren, sie fehlten schon am vergangenen Wochenende. Bei Spielgestalter Kevin Stöger, der gegen Mönchengladbach schmerzlich vermisst wurde, stehen die Chancen dagegen gut, ebenso wie bei Gerrit Holtmann.

Denkbare Veränderungen

Letsch wird in dieser Woche besonders über die Besetzung der beiden Außenverteidigerpositionen nachdenken – eine Schwachstelle zuletzt. „Gamboa war lange verletzt und Danilo wirkt nicht frisch im Kopf“, sagte Letsch in Gladbach, als ein Wechsel zur Pause „unumgänglich“ war. Für die linke Seite stünde Konstantinos Stafylidis parat, ansonsten Dominique Heintz. Auf der rechten Seite fehlen die Optionen. Ausgerechnet im Saisonfinale wieder auf Saidy Janko zu vertrauen, der schon oft enttäuscht hat und deswegen im Sommer gehen wird, wäre zumindest nicht sehr logisch.

Und im Mittelfeld? Philipp Förster, immerhin bester Vorlagengeber, wäre die offensive Alternative zu Patrick Osterhage, wird aber womöglich auch als Ersatz für Kevin Stöger gebraucht. Das Bochumer Angriffsspiel war in den vergangenen Partien von wenig Kreativität geprägt und leicht zu durchschauen, die Abschlussspieler im Strafraum obendrein zu harmlos. Während es für Philipp Hofmann praktisch keine fitte und zugleich adäquate Alternative gibt, gäbe es auf der Außenbahn mehr Optionen. Wobei der Grat zwischen Anpassungen und Aktionismus im Endspurt oft sehr schmal ist.

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Hinweis: Dieser Text wurde nach seiner Veröffentlichung aufgrund von neuen Informationen zu den Personalien Stöger, Osterhage und Broschinski aktualisiert.


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(Foto: Marc Niemeyer)