Vereinsgeschichte

175 Jahre: VfL Bochum will im September Jubiläum feiern

Fanartikel mit der Jahreszahl 1848 zählen zur begehrten Ware, sie schmücken sogar Autokennzeichen. Dass es sich dabei in Wirklichkeit gar nicht um das tatsächliche Gründungsjahr des VfL Bochum handelt, muss die Fans aber nicht beunruhigen. Historiker Henry Wahlig, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in unterschiedlichen Funktionen freiberuflich oder ehrenamtlich für den Verein tätig ist, erklärt: „Entstanden ist der Turnverein, der erste Vorgängerverein des heutigen VfL, in Wirklichkeit erst 1849. Später haben sich die Turner dann aber auf das historisch bedeutsame Jahr berufen, auch um ihre Verbindung mit den demokratischen Werten der Revolutionsbewegung von 1848 zu demonstrieren.“

Ausstellung im Stadtarchiv geplant

Mit Stolz könne der VfL in diesem Jahr deshalb auch seinen 175. Geburtstag begehen. Wahlig hat hinter den Kulissen ein Projekt angeschoben, um das sich der Verein nun kümmert und in mehreren Veranstaltungen münden soll. Geplant sind unter anderem eine Ausstellung im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte sowie ein Festwochenende im September. „Der VfL ist der älteste bis heute bestehende Verein Bochums und einer der ältesten Klubs im deutschen Profifußball. Das muss würdig begangen und angemessen gefeiert werden“, sagt Wahlig, der hauptberuflich im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund arbeitet und sich somit bestens in der Fußballlandschaft auskennt.

Ein vom Verein beauftragter Kurator soll nun gemeinsam mit Wahlig besondere Exponate sowie außergewöhnliche Geschichten für die Ausstellung im Stadtarchiv zusammentragen. „Im Idealfall gelingt es uns, auch Geschichten zu erzählen, die so noch nicht bekannt sind.“ Wahlig denkt dabei zum Beispiel an die Europapokalauftritte des VfL im sogenannten UI-Cup, von denen im Gegensatz zu den legendären UEFA-Cup-Duellen bislang kaum etwas überliefert ist.

Kaenzig ist Traditionspflege wichtig

In diesem Zusammenhang könnte auch die Ehemaligendatei helfen, die der VfL Bochum unter Leitung des Fanbeauftragten Dirk Michalowski und Mitarbeiter Stefan Folke in den zurückliegenden Jahren akribisch aufgebaut hat. Mehr als 600 Kontaktdaten zu ehemaligen Spielern hat der VfL mittlerweile erfasst – dabei ist es ganz egal, wann und wie lange sie für den Klub aktiv waren. „Das allerschwierigste war und ist es, Kontakte zu jenen herzustellen, die schon viele Jahre nicht mehr aktiv und dementsprechend vom VfL-Radar verschwunden sind“, erklärt der Fanbeauftragte und betont: „Jeder, der hier mal gespielt oder gearbeitet hat, ist ein Stück VfL-Geschichte.“

Angeschoben hat dieses Projekt Geschäftsführer Ilja Kaenzig. „Mit ihm hat das Thema Vereinshistorie und Traditionspflege erstmals eine ganz neue Bedeutung innerhalb des Vereins bekommen“, lobt Wahlig die Arbeit des Schweizers. Aus seiner Sicht sei genau das jahre- und teils jahrzehntelang versäumt worden. „Von Vereinsseite aus wurde praktisch nie gesammelt, wertvolle Dokumente sind unwiederbringlich verloren gegangen.“

Kontakt zu vielen Ehemaligen

Den Kern der geplanten Ausstellung im Stadtarchiv werden voraussichtlich Sammlerstücke aus dem Fundus von VfL-Fan Bernd Kreienbaum bilden, hinzu kommen unter anderem Schätze aus dem Nachlass von Ottokar Wüst. Das Stadtarchiv selbst verfügt nur über wenige Dokumente. „Aber immerhin lagert dort das älteste Stück Vereinsgeschichte, das es gibt: Die Fahne des Turnvereins aus dem Jahr 1849“, erzählt Wahlig. „Ein unglaubliches Exponat. Sie war noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen und muss eigens dafür restauriert werden.“ Eine Faninitiative will Spendengelder sammeln, um dieses ganz besondere Stück VfL-Geschichte zu neuem Leben zu erwecken.

Nicht ganz ausgeschlossen ist, dass auch bei dem einen oder anderen Spieler noch Sehenswertes einlagert. Der VfL Bochum möchte die Ehemaligendatei ohnehin nicht nur dafür nutzen, um alljährlich einen Geburtstag- und Weihnachtsgruß an alle zu verschicken. Das macht das Team um Dirk Michalowski zwar auch, vielmehr sollen die Ehemaligen aber auch als Botschafter des Klubs in Erscheinung treten und aktiv in das Vereinsleben eingebunden werden. Ein Kern von rund 30 früheren Spielern – darunter Dariusz Wosz, Thomas Ernst oder Peter Közle – soll den VfL zu verschiedenen Anlässen vertreten. „Einige Fanclubs fragen zum Beispiel direkt bei uns an, ob wir einen oder zwei Ehemalige zu ihrer Jubiläums- oder Weihnachtsfeier schicken können. Das machen wir dann gerne.“ Im Gegenzug erhalten die Ex-Profis freien Eintritt zu den Bundesligaspielen.

Dieser Text ist zuerst in der Winterausgabe des Magazins „100% VfL Bochum“ erschienen. Auf 100 Seiten bietet der Bochumer 3Satz-Verlag unter anderem Interviews mit Thomas Letsch, Patrick Fabian und Ilja Kaenzig. Ihr könnt das Heft an dieser Stelle digital durchblättern und lesen (funktioniert nur in der Desktopversion). Gedruckte Exemplare liegen in vielen Geschäften im gesamten Stadtgebiet kostenlos aus.

Stabilisator und Torjäger

„Langsam wird es unheimlich“: Masovic glänzt in Doppelrolle

Philipp Hofmann hat Konkurrenz bekommen. Der Mittelstürmer des VfL Bochum steht seit Ende Januar bei sieben Saisontreffern. Seither pirscht sich Erhan Masovic an ihn heran. Vier Tore sind dem Abwehrspieler in diesem Kalenderjahr bereits gelungen, womit der Serbe aktuell der torgefährlichste Innenverteidiger der Bundesliga ist. Mehr noch: Masovic ist sogar drittbester Rückrundentorschütze. Nur Bremens Angreifer Marvin Ducksch und Frankfurts Randal Kolo Muani netzten noch häufiger ein. „Langsam wird es unheimlich“, sagt Philipp Hofmann mit einem Lachen. „Ich habe ihm schon gesagt, dass ich ihn noch einhole”, entgegnet Erhan Masovic, der in den ersten 48 Pflichtspielen für den VfL kein einziges Mal getroffen hat. Nun folgten vier Tore in nur sieben Partien.

Auch als Verteidiger gefragt

Trainer Thomas Letsch weiß, dass derzeit „viel über seine Tore gesprochen wird. Aber darauf sollten wir ihn nicht reduzieren.“ Masovic sei in erster Linie Verteidiger. „Erhan war im Grunde immer solide, aber jetzt ist er noch deutlich stabiler“, sagt sein Coach, der den 24-Jährigen für seine „Ruhe, seine Aggressivität und seine Fortschritte im Spielaufbau“ lobt. Schon in der vergangenen Saison gehörte Masovic in der Hälfte aller Partien zur Startelf, trotz namhafter Konkurrenz. An seine guten Leistungen konnte er zu Beginn der neuen Spielzeit zunächst nicht anknüpfen. Auch im Winter-Trainingslager unter der spanischen Sonne verpasste Masovic den Sprung in die Bochumer Startelf. Nun aber hat sich der Defensivspezialist ins Team zurückgekämpft.

VfL-Abwehr wird stabiler

Die Statistik spricht längst für ihn: Ohne Masovic in der Startelf kassierte der VfL im Schnitt fast einen Gegentreffer mehr pro Spiel als mit ihm. „Erhan bringt eine hohe Qualität mit, die sich im Zusammenspiel mit Ivan Ordets bezahlt macht“, sagt Thomas Letsch, der nach zahlreichen Personalrochaden nun offensichtlich ein passendes Innenverteidiger-Duo gefunden hat. „Wenn man regelmäßig zusammenspielt, ergeben sich Automatismen. Dann gelingt manches einfacher.“ Die Folge: Zuletzt hat der VfL gleich zweimal zu Null gespielt: auswärts in Köln und zu Hause in Leipzig. „Eine gute Abwehrarbeit ist immer die Basis für den Erfolg“, betont Letsch, der auch für die übrigen Defensivpositionen geeignetes Personal gefunden hat.

Masovic mit Serbien unterwegs

Allerdings ist der Trainer nach der Länderspielpause zum Umbau der Viererkette gezwungen. Danilo Soares ist gegen Frankfurt gesperrt. Dass Konstantinos Stafylidis als Linksverteidiger einspringt, ist eher unwahrscheinlich. Weil sich das Comeback von Cristian Gamboa verschiebt, wird der Grieche weiter auf der rechten Seite gebraucht. Die Wahl fällt deshalb wahrscheinlich auf Dominique Heintz. Der Innenverteidiger wurde zuletzt zweimal für Soares eingewechselt und überzeugte in ungewohnter Rolle. Auch im Geheimtest gegen den FC Twente am Mittwoch verteidigte Heintz auf der linken Außenbahn. Erhan Masovic fehlte hingegen bei der 0:1-Niederlage. Er weilt bei der serbischen Nationalmannschaft. Ob als Verteidiger, Stürmer oder in Doppelfunktion, ist noch nicht überliefert…

++++++++++++++++++++

Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr fundierte Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.


++++++++++++++++++++

(Foto: Marc Niemeyer)

1:0-Sieg gegen Leipzig

„Stolz auf unsere Mannschaft“: VfL-Erfolg hat viele Gesichter

Wie Slalomstangen ließ Dominik Szoboszlai die Bochumer Verteidiger in der Nachspielzeit stehen. Andre Silva übernahm, zielte aufs Tor, traf den Pfosten – und der Ball rollte in die Hände von Manuel Riemann. Das Entsetzen über die letzte Großchance wich der Erleichterung. Der VfL atmete auf, die Bochumer Fans feierten. Wenige Sekunden später war klar: Die drei Punkte gehören der Heimmannschaft. Mit etwas Glück, vor allem aber mit großer Leidenschaft und viel Laufarbeit gewann der VfL zum ersten Mal gegen RB Leipzig. Einige Fans wagten es sogar schon, einen Kurvenklassiker anzustimmen. „2. Liga, nie mehr, nie mehr…“ schallte es durchs weite Rund. Wer hätte das vor zwei Wochen, nach dem Derby gegen Schalke und den vielen frustrierten Gesichtern auf den Tribünen, für möglich gehalten?

Wieder ohne Gegentreffer

Ein Beweis für die Schnelllebigkeit im Fußball ist es allemal. Aber auch ein Beleg für den Wandel, den der VfL sportlich vollzogen hat. „Ich bin stolz auf unsere Mannschaft“, sagte Trainer Thomas Letsch nach der Partie. Sie glaubt an sich, sie leistet Widerstand und punktet wieder. Sechs Tore weniger, als sie Manchester City vor wenigen Tagen gegen Leipzig gelungen waren, haben gereicht, um den Tabellendritten der Bundesliga zu besiegen. „Weil wir gut verteidigt haben“, analysierte Letsch. „Wir haben lange Zeit kaum eine Torchance zugelassen, trotz der Qualität, die Leipzig zweifellos hat.“ Schon in Köln blieb der über Monate so abwehrschwache VfL ohne Gegentor, nun stand auch gegen den klaren Favoriten am Ende die Null – dank einer konzentrierten und kämpferisch starken Vorstellung.

„In den letzten zehn Minuten war es wild. Aber wir hatten das Quäntchen Glück und einen überragenden Manuel Riemann auf unserer Seite“, lobte Letsch seinen Torhüter. Der nach dem Derby in die Kritik geratene Schlussmann parierte in den letzten Minuten mehrfach stark und zeigte wie schon in Köln eine tadellose Leistung. „Am Ende hat er die drei Punkte festgehalten“, betonte Letsch, ohne die Leistung der anderen schmälern zu wollen. Der Erfolg beim VfL hat viele Gesichter, die geschlossene Mannschaftsleistung war der Schlüssel zum Sieg. Einzelne sind trotzdem hervorzuheben, etwa Erhan Masovic. Der Innenverteidiger trug nicht nur zur stabilen Abwehrleistung bei, er trat auch als Torschütze zum Einsatz. Schon zum vierten Mal in der Rückrunde war der serbische Nationalspieler erfolgreich.

Seinem Treffer war eine Einwurfflanke von Christopher Antwi-Adjei vorausgegangen, die der VfL schon länger als Stilmittel einsetzt und nun erstmals zum Erfolg geführt hat. „Wir trainieren die häufiger. Standardsituationen, und da zähle ich Einwürfe dazu, können entscheidend sein“, erklärte Kapitän Anthony Losilla nach seinem 300. Pflichtspiel für den VfL – jetzt stehen nur noch sieben Vereinslegenden vor ihm. Auch gegen Leipzig ging der 37-Jährige voran, allerdings in veränderter taktischer Grundordnung. Womit auch der Trainer zu einer Hauptfigur des achten Saisonsieges wurde. Letsch hatte sich für ein sehr mannorientiertes Verteidigen entschieden, weshalb Takuma Asano in einem 4-2-2-2-System, das phasenweise zur Raute wurde, zentraler als üblich spielte und Antwi-Adjei als zweite Spitze agierte.

Vier Punkte Vorsprung

Ein Plan, der aufging, und dem VfL sogar etwas Luft im Tabellenkeller verschafft. Nur Hoffenheim gewann an diesem Samstag ebenfalls, Schalke schaffte in Augsburg ein Unentschieden, Stuttgart und Hertha gingen leer aus. Auch Köln muss nach der Niederlage in Dortmund wieder zittern. Die Bochumer haben nun vier Punkte Abstand auf den 16. und 17. Tabellenplatz. „Euphorie deswegen wäre aber verheerend. Wir haben noch einen ganzen Block mit neun Spielen vor uns“, sagte Letsch mit gewohnter Nüchternheit vor der jetzt anstehenden Länderspielpause. Die Ausgangslage ist aber gut: Die Mannschaft hat sich aus ihrem kleinen Zwischentief herausgekämpft und das Umfeld zieht begeistert mit – sogar mit euphorischen Fangesängen, die vor allem Ende Mai nach dem letzten Spiel wieder angestimmt werden sollen.

++++++++++++++++++++

Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr fundierte Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.


++++++++++++++++++++

(Foto: Imago)

Fußball und Kunst

Für den guten Zweck: VfL-Profis sind scharf auf seine Bilder

Bis in die Abendstunden ist Timo Hengst fleißig. Der Familienvater nutzt jede ruhige Stunde, um seine beiden großen Leidenschaften zu verbinden: Die Kunst und den VfL Bochum. Der 42-Jährige hat gerade sein bislang größtes Fußballprojekt abgeschlossen. Auf einer Leinwand mit einer Größe von zwei Metern in der Breite und 140 Zentimetern in der Höhe hat er die Vereinslegenden Michael „Ata“ Lameck und Dariusz Wosz sowie die beiden aktuellen VfL-Profis Anthony Losilla und Simon Zoller verewigt. „Knapp zehn Tage habe ich dafür gebraucht“, erzählt der Künstler, der sein Hobby einst zum Beruf gemacht hat. „Ich habe einige Jahre von der Kunst gelebt. Aber VfL-Bilder waren damals nicht dabei.“ Schließlich wollte er die Werke auch verkaufen.

Mittlerweile arbeitet Timo Hengst, der auch treuer Unterstützer von Tief im Westen – Das VfL-Magazin ist, als Verkaufsleiter bei einer Softwarefirma. „Jetzt kann ich das malen, was ich möchte. Es ist ein schöner Ausgleich zum Job.“ Nach dem Bundesliga-Aufstieg im Sommer 2021 reifte schließlich die Idee, sich auch künstlerisch mit dem VfL zu beschäftigen. „Die Sehnsucht, wieder ins Stadion gehen zu dürfen, war nach der Corona-Pause ziemlich groß, dazu das Comeback in der Bundesliga. Diese Momente wollte ich verewigen.“

VfL-Fan aus der Ferne

In die Wiege wurde ihm die Verbindung zum VfL nicht gelegt. Timo Hengst wuchs im Schwarzwald auf, später zog es ihn beruflich nach Köln und privat schließlich nach Düren bei Aachen. „Ich habe damals Fußballbilder gesammelt und der VfL Bochum war in den Alben immer ganz vorne, weil die Vereine alphabetisch sortiert wurden. Das hat meine Aufmerksamkeit auf den VfL gelenkt. Zum Glück waren Aachen und Bielefeld damals nicht in der Liga“, scherzt er heute. Beim Kicken mit seinem älteren Bruder nahm er schließlich die Rolle des Underdogs ein. „Ich habe immer gesagt: Ich bin der VfL Bochum.“

Die Zuneigung zum Klub aus dem Ruhrgebiet überdauerte seine Kindheit. Aus der Ferne verfolgte er die Bochumer in der Sportschau, als Jugendlicher trampte er schließlich zu seinem ersten Auswärtsspiel, als der VfL in Karlsruhe gastierte. „Das war in der Saison 1996/97, als der VfL am Ende in den UEFA-Cup gekommen ist. Ich stand im VfL-Block, wir haben gewonnen und die Spieler kamen hinterher zum Abklatschen. Meine Hand habe ich drei Tage nicht gewaschen.“

2002 sah Timo Hengst sein erstes Spiel im Ruhrstadion, und der Umzug nach Köln brachte ihn auch räumlich näher an den VfL. Seither besucht er auch regelmäßig die Heimspiele, die ihn vor allem in der vergangenen Saison begeistert haben. Nach dem Tor des Jahres durch Gerrit Holtmann, erzielt im ersten Bundesliga-Heimspiel seit mehr als elf Jahren, und den beiden Traumtoren von Milos Pantovic im Herbst griff er schließlich zum Pinsel. Pressefotos nahm er als Vorlage und brachte sie mit Acrylfarbe auf die Leinwand.

Spende für den guten Zweck

Was dann folgte, überraschte den Künstler. „Ich habe das fertige Bild auf Instagram gepostet. Daraufhin hat sich Milos Pantovic direkt bei mir gemeldet.“ Der VfL-Profi, der in diesem Sommer zu Union Berlin gewechselt ist, wollte das Bild kaufen. „Ich persönlich wollte aber gar nichts dafür“, berichtet der Künstler, „ich dachte eher an eine Spende.“ Er begann zu recherchieren. Sein Ziel: „Das Geld sollte in Bochum bleiben und an Kinder gehen, die es benötigen.“ Timo Hengst stieß auf die Menschenskinder Bochum – eine Elterninitiative für Kinder mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen. Der Verein ist gemeinnützig, die Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche mit Handicap und deren Angehörige.

Timo Hengst bat Milos Pantovic also um eine Spende – und der Fußballer ließ sich nicht lumpen. Die Arbeit des Künstlers sprach sich in der Mannschaft des VfL schnell herum, immer wieder meldeten sich Spieler, weil auch sie Gefallen an den Bildern fanden und das Projekt unterstützen wollten. „Aus der aktuellen Mannschaft haben zum Beispiel Gerrit Holtmann oder Erhan Masovic ein Bild erworben“, erzählt er stolz. Eine vierstellige Summe ist bereits zusammengekommen und soll sich in dieser Woche (am 24. März) bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen der Menschenskinder in der VIP-Lounge des Ruhrstadions noch erhöhen. Dann werden auch ein Trikot oder Torwartschuhe versteigert.

„Es tut gut, Gutes zu tun“, fasst Timo Hengst sein Projekt zusammen und verspricht, den Pinsel nicht fallen zu lassen. „Ich habe schon neue Ideen im Kopf.“ Und einen Abnehmer findet er bestimmt. So ging sein bislang größtes Werk ausnahmsweise nicht an einen Spieler. Ein VfL-Fan hat es für sein Büro erworben. Natürlich auch gegen eine Spende.  

Dieser Text ist zuerst in der Winterausgabe des Magazins „100% VfL Bochum“ erschienen. Auf 100 Seiten bietet der Bochumer 3Satz-Verlag unter anderem Interviews mit Thomas Letsch, Patrick Fabian und Ilja Kaenzig. Ihr könnt das Heft an dieser Stelle digital durchblättern und lesen (funktioniert nur in der Desktopversion). Gedruckte Exemplare liegen in vielen Geschäften im gesamten Stadtgebiet kostenlos aus.

Kaderplanung 2023/24

Transferticker: VfL zeigt großes Interesse an Daschner

Der Transferticker ist zurück! Ab sofort liefert Tief im Westen – Das VfL-Magazin wieder gebündelt Informationen zu allen möglichen Zu- und Abgängen oder Vertragsverlängerungen. Neben Vollzugsmeldungen gibt es auch einen Überblick zu Gerüchten, wie gewohnt mit einer Einschätzung und eigenen Recherchen.

20. März: Nach Recherchen der BILD zeigt der VfL Bochum großes Interesse an Lukas Daschner vom FC St. Pauli. Der 24-Jährige wäre im Sommer ablösefrei zu haben. Daschner stammt aus Duisburg, wo er bis 2020 beim MSV gespielt hat. Er ist heimatverbunden und kann sich nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin eine Rückkehr ins Ruhrgebiet sehr gut vorstellen. Bei den Kiezkickern blüht Daschner gerade auf, war in dieser Saison bereits an elf Toren beteiligt. Dort kam er zuletzt vorrangig als Mittelstürmer zum Einsatz. Lange Zeit hat Daschner aber auch im Mittelfeld gespielt. Er verfügt über eine gute Technik, einen präzisen Schuss und ein ordentliches Tempo. Seine Leistungen beim FC St. Pauli waren lange Zeit sehr schwankend, erst in dieser Saison ist er zum Stammspieler gereift. Aktuell zählt Daschner zu den Leistungsträgern beim Hamburger Traditionsklub.

13. März: So früh wie lange nicht mehr hat der VfL Bochum am Montag die erste Neuverpflichtung für die kommende Saison bestätigt. Noah Loosli hat beim VfL einen Dreijahresvertrag unterschrieben. „Wir haben Noah über einen längeren Zeitraum beobachtet und sind von seinen Fähigkeiten überzeugt“, sagt Marc Lettau, Technischer Direktor beim VfL. „Noah verfügt über eine außergewöhnliche Leistungsbereitschaft und hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Dass er sich bereits zu einem so frühen Zeitpunkt für unseren Verein entschieden hat, ist ein starkes Signal.“ Weitere Informationen über den Innenverteidiger, speziell zu seinen Stärken und Schwächen, gibt es in der Meldung vom 12. März.

12. März: Der VfL Bochum hat den ersten Neuzugang für die kommende Saison an der Angel. Informationen der Zeitung Blick aus der Schweiz sind nach Recherchen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin zutreffend: Noah Loosli vom Grasshopper Club Zürich soll ablösefrei an die Castroper Straße wechseln. Der 26-Jährige würde sowohl im Falle des Klassenerhalts als auch bei einem möglichen Abstieg kommen. Die Verantwortlichen haben ihn unter anderem in Spanien beim Testspiel des VfL gegen den GCZ beobachtet.

Für Loosli wäre es die erste Auslandsstation. In der Schweiz kommt der Innenverteidiger bislang auf 90 Erstliga-Spiele. Kenner der Super League beschreiben den 1,86-Meter großen Abwehrspieler als zweikampf- und kopfballstark mit einem guten Spielverständnis, jedoch mit einem Hang zu vermeidbaren Fehlern und technischen Defiziten. Sie bescheinigen ihm eine sehr gute Physis und grundsätzlich ein großes Potenzial, weisen allerdings darauf hin, dass der Sprung aus der Schweiz in die Bundesliga nicht zu unterschätzen sei. Loosli gilt als bodenständig, professionell und ehrgeizig. Der VfL hat sich noch nicht zu dieser Personalie geäußert. Loosli hingegen folgt dem VfL bereits auf Instagram.

++++++++++++++++++++

Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr fundierte Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.


++++++++++++++++++++

(Foto: VfL Bochum 1848)

Zwischenbilanz

Einmal gegen alle: Bochum in der Letsch-Tabelle Elfter

Der Anfang war schrecklich. Sang- und klaglos ging der VfL Anfang Oktober beim Bundesliga-Debüt von Trainer Thomas Letsch unter, die Bochumer unterlagen RB Leipzig am Ende mit 0:4, ohne dass sie den Hauch einer Chance hatten. Letsch hatte freiwillig auf den bis dahin unangefochtenen Kevin Stöger verzichtet, dafür mit Jannes Horn und Tim Oermann in einer Dreierkette, Jacek Goralski als Sechser sowie Simon Zoller und Gerrit Holtmann als Doppelspitze gespielt. Kurzum: Der frisch installierte Fußballlehrer griff nicht nur einmal daneben. Doch Letsch bewies anschließend, dass er selbstkritisch und nicht stur ist. „Ich wollte zu viel auf einmal“, sagte er einige Wochen später. „Ich habe aus diesem Spiel viele Erkenntnisse gewinnen können. Wir haben uns dann darauf kon­zen­triert, was diese Mannschaft kann und wofür dieser Klub steht.“

Sieben Siege, zehn Niederlagen

Mit dem Spiel in Köln hat Letsch seine persönliche Halbserie nun beendet und gegen alle Bundesligisten einmal gespielt. Die Bilanz kann sich, gemessen an den Möglichkeiten des VfL, durchaus sehen lassen. Aus 17 Partien, die Letsch verantwortet hat, holte der VfL 21 Punkte. Das sind im Schnitt etwas mehr als 1,2 Punkte pro Spiel. Für ein Team, das den Klassenerhalt anstrebt, wäre diese Bilanz am Saisonende absolut ausreichend, wäre da nicht die Hypothek aus der Ära Reis. Letsch startete am achten Spieltag mit nur einem Punkt, den Interimstrainer Heiko Butscher holte – übrigens das einzige Unentschieden der Saison. Unter Letsch gab es anschließend stets klare Verhältnisse: Sieben Spiele gewann der 54-Jährige mit dem VfL, zehn verlor er. In der Letsch-Tabelle, die am achten Spieltag beginnt, steht der VfL auf Rang elf.

Immer noch zu viele Gegentore

Auch deshalb, weil der Trainer nach vier Niederlagen am Stück, darunter die enttäuschenden Auftritte gegen Bremen und Schalke, die richtigen Schlüsse gezogen und Bochum wieder gewonnen hat. Zum dritten Mal unter seiner Leitung blieb der VfL ohne Gegentor, zum zweiten Mal gelang ein Auswärtssieg. Generell sind beide Bilanzen auch unter Letsch noch ausbaufähig: Von zehn Partien in der Fremde hat er acht verloren, und zusammen mit den Heimspielen 37 Gegentreffer kassiert. Ansonsten aber zeigt der Trend unter Letsch klar nach oben. Vor allem die beeindruckende Serie mit fünf Heimsiegen nach Amtsantritt hat auch die Fans begeistert. „Wir haben uns herangekämpft und sind voll im Rennen“, sagte Letsch neulich. Bei seinem Amtsantritt war die Hoffnung auf den Klassenerhalt verschwindend gering, nun lebt sie wieder.

Kommunikativ und analytisch

Geschafft hat Letsch dies vor allem mit Resultaten, aber auch mit seiner ruhigen, kommunikativen und analytischen Art. Der Bundesliga-Neuling hat eine gute Mischung aus Nähe und Distanz gefunden, führt mit den Spielern viele Gespräche, ist dabei fordernd und diplomatisch zugleich. Während die Mannschaft unter Thomas Reis bisweilen großen Einfluss auf die Taktik nehmen durfte, gibt Letsch die Marschroute selber vor. „Ich bin von meiner Herangehensweise überzeugt, will und muss aber die Spieler mitnehmen und erklären, warum wir das so machen. Ich bin mit Sicherheit kein Kumpeltyp, aber ein Draht zur Mannschaft ist mir wichtig“, sagte er bei seinem Amtsantritt und scheut seither auch nicht vor unpopulären Entscheidungen zurück. Gegen Köln blieb ein Kaderplatz frei, weil sich nicht alle Spieler im Training aufgedrängt hätten.

Vertrag gilt für beide Ligen

Die Verantwortlichen stehen dabei voll hinter ihm. Deshalb wäre auch ein möglicher Sturz in die zweite Liga nicht automatisch mit dem nächsten Trainerwechsel verbunden. Beide Seiten können sich auch im Abstiegsfall eine weitere Zusammenarbeit vorstellen, der Vertrag gilt ohnehin bis 2024. Doch zu diesem Szenario soll es gar nicht erst kommen. Gegen seinen langjährigen Weggefährten und Freund Marco Rose will Letsch am Samstag zeigen, dass er aus dem Hinspiel gelernt hat. „Der VfL von damals hat nichts mit dem VfL von heute zu tun“, sagte Letsch zu Wochenbeginn. Auf wahrscheinlich sechs Positionen wird er das Team im Vergleich zum Hinspiel verändern. Philipp Hofmann, Erhan Masovic oder Christopher Antwi-Adjei blieb im Oktober nur die Zuschauerrolle – nun sind sie Eckpfeiler im Team von Thomas Letsch.

++++++++++++++++++++

Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr fundierte Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.


++++++++++++++++++++

(Foto: Marc Niemeyer)

Tief im Westen

Immer gut informiert: Das VfL-Magazin jetzt unterstützen

Dank euch ist Tief im Westen – Das VfL-Magazin auch in dieser Saison eine wichtige Informationsquelle für alle Fans des VfL Bochum. Weit mehr als 350 zahlende Unterstützer ermöglichen Artikel zu den Spielen, Hintergrundberichte sowie exklusive Informationen aus der blau-weißen Vereinswelt – gewohnt leidenschaftlich und kritisch. Allein im Januar und Februar gab es insgesamt mehr als 200.000 Seitenzugriffe.

Um euch weiter auf dem Laufenden zu halten, freue ich mich nach wie vor über finanzielle Unterstützung. Jeder Betrag, ob groß oder klein, hilft dabei, die Seite zu finanzieren. Eine Beteiligung ist ganz einfach – per PayPal an rentsch@vfl-magazin.de. Dafür genügt ein Klick auf den nachfolgenden Button. Es öffnet sich ein Fenster und du kannst den Betrag deiner Wahl eingeben. Wer eine klassische Banküberweisung bevorzugt, erhält weitere Informationen gerne auf Anfrage. Vielen Dank, dass ihr Tief im Westen – Das VfL-Magazin möglich macht!


(Foto: Marc Niemeyer)