0:2 gegen Stuttgart

VfL diskutiert über VAR: Angeschlagen ausgeschieden

Bei der Bewertung des Schiedsrichters sind Fußballfans oft gnadenlos und nicht immer fair. Nachdem Florian Badstübner im Pokal-Achtelfinale am Ende der ersten Halbzeit Philipp Strompf des Feldes verwies, wüteten die Anhänger des VfL gegen den Unparteiischen. Dieser hatte seine vorherige Entscheidung nach einem Eingriff des VAR korrigiert und Rot statt Gelb gezückt. Für beides gab es plausible Argumente. Zunächst ging es um die Frage, ob überhaupt ein Foulspiel vorlag, weil Strompf sowohl den Ball als auch den Gegner erwischt hat. Seine Grätsche war in Summe jedoch regelwidrig. Überdies war diskutabel, ob der Bochumer Innenverteidiger eine klare Torchance verhindert hat, was letztlich zum Platzverweis führte. Der Laufweg von Stuttgarts Deniz Undav zum Tor wäre frei, aber noch ziemlich weit gewesen. Rechtfertigt das einen Eingriff des VAR? Eine klare Fehlentscheidung lag nicht vor.

Erste Halbzeit auf Augenhöhe

Was in der Diskussion indes viel zu kurz kam, war die Tatsache, dass sich Strompf mit einer für ihn nicht unüblichen technischen Unzulänglichkeit unnötig in die Bredouille gebracht hatte. Mit einer sauberen Ballverarbeitung wäre nichts passiert. Bleiben Fehler dieser Art in der 2. Liga meist ungestraft, enden sie gegen ein Top-Team der Bundesliga und den amtierenden Pokalsieger in der Regel böse und mündeten am Mittwochabend in einer 0:2-Niederlage. Strompf erwischte ohnehin einen rabenschwarzen Tag. Bereits in der Anfangsphase der Partie verlängerte er einen Einwurf unglücklich ins eigene Tor. Dabei waren die Bochumer keineswegs die unterlegene Mannschaft. Der VfL verzeichnete in der ersten Halbzeit mehr Torschüsse als die Gäste, schlug daraus aber kein Kapital, weil die Abschlüsse oft zu unpräzise waren. „Wir waren zwischendurch auf Augenhöhe“, stellte Linksverteidiger Maximilian Wittek fest.

Spätestens mit dem 0:2 kurz nach Wiederanpfiff war das Spiel aber fast entschieden. „Wir wollten das 0:1 so lange wie möglich halten und am Ende mit zwei großen Zielspielern den Ausgleich erzwingen“, erklärte Trainer Uwe Rösler, der nach der Pause zunächst ohne Angreifer spielen ließ. „Dieser Plan wurde durch das zeitige 0:2 zerstört.“ Dennoch: Er lobte sein Team für „das Defensivverhalten, die Disziplin und die Mentalität“ und dafür, dass es sich „unbeeindruckt“ zeigte vom unglücklichen Spielverlauf mit einem frühen Eigentor, dem Platzverweis und dem Nackenschlag direkt nach der Pause. „Am Ende haben wir Schadensbegrenzung betrieben“, sagte Rösler, der die erfolgreiche Startelf aus dem Duell gegen Fürth auf drei Positionen verändert, sie deutlich verjüngt und zehn von elf Spielern das Vertrauen geschenkt hat, die Ende Oktober in Augsburg für den überraschenden Einzug ins Achtelfinale gesorgt hatten.

Einzige Änderung: Ibrahima Sissoko, der gegen den Ball als fünfte Kraft in die Abwehrreihe rückte, ersetzte den angeschlagenen Gerrit Holtmann, der wegen Knieproblemen fehlte und auf den Rösler womöglich länger verzichten muss. Da es keinen logischen Ersatz für ihn gibt, weil auch Koji Miyoshi kurzfristig ausfiel, rückte Kjell Wätjen auf die linke offensive Außenbahn – und gehörte dort zu den besten Bochumern. Vermutlich wird Rösler eine sehr ähnliche Mannschaft ins Rennen schicken, wenn der VfL bereits am Samstagmittag Arminia Bielefeld empfängt und den nach wie vor dünnen Vorsprung auf die Abstiegsränge vergrößern möchte. Miyoshi wird mit einem kleinen Faserriss weiter fehlen, auch Ibrahima Sissoko ist angeschlagen. Philipp Hofmann wird dagegen ins Team zurückkehren. Zudem ist Kapitän Matus Bero wieder einsatzbereit. Die Sperre für Strompf wird sehr wahrscheinlich nur für den Pokal gelten.

Pyro und Stimmungsboykott

Verändern wird sich indes die Stimmung im Stadion. Einiges deutet darauf hin, dass die Proteste der Ultras und anderer Fangruppen gegen die ursprünglichen Pläne der Landes-Innenminister im Hinblick auf neue Sicherheitsmaßnahmen in den Stadien enden. Die angedachten Maßnahmen sind größtenteils vom Tisch. Trotzdem: Auch gegen Stuttgart gab es die ersten 12 Minuten einen Stimmungsboykott. Während sich Rösler eine andere Vorgehensweise gewünscht hätte, zeigte Wittek Verständnis: „Ich bin nicht richtig drin in der Thematik, aber die Fans werden ihre Gründe dafür habe. Wir wussten davon und deshalb war es kein Problem. Aber klar: Als die Anfeuerung wieder da war, ging ein Ruck durchs Team.“ Verzögert hat sich dann allerdings der Anpfiff zur zweiten Halbzeit, weil beide Fanlager in großem Stil Pyrotechnik zündeten. Die ist in Teilen der Anhängerschaft ähnlich umstritten wie der VAR…


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

VfL-Kolumne: Lieber im Stadion als am Bahnhof

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zweimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Innenministerkonferenz.

Ibrahima Sissoko traf am vergangenen Samstag zum passenden Zeitpunkt. Als der Bochumer beim Auswärtsspiel in Fürth das 2:0 erzielte, endete genau in diesem Augenblick der geplante Stimmungsboykott. 12 Minuten schwiegen die Fanszenen beider Klubs. Die bundesweite Aktion sollte auf die Innenministerkonferenz der Länder in dieser Woche aufmerksam machen. Dort wird im Sinne der Stadionsicherheit unter anderem über personalisierte Eintrittskarten, KI-gestützte Gesichtsscanner und eine zentrale Stadionverbotskommission diskutiert.

Der VfL Bochum ist entschieden dagegen. Vor dem Spiel in Fürth kam es deshalb zu einem bemerkenswerten Schulterschluss. Geschäftsführer Ilja Kaenzig, sein Amtskollege der Spielvereinigung sowie Vertreter beider Fanszenen, darunter der Vorsänger der Bochumer Ultras, sprachen sich auf dem Spielfeld gegen die geplanten Maßnahmen aus. „Schluss mit Populismus: Der Fußball ist sicher – Ja zur Fankultur“ stand auf einem gemeinsamen Banner, das die Beteiligten präsentierten. Fakt ist: Die Straftaten im Zusammenhang mit Fußballspielen der drei Profifligen waren im vergangenen Jahr rückläufig. Zur Einordnung: Es gab 2024 allein am Münchener Hauptbahnhof mehr eingeleitete Strafverfahren als bundesweit vor und in allen Fußballstadien.

Natürlich ist jede Straftat eine zu viel, die Prioritätensetzung der Innenminister mutet dennoch merkwürdig an – zumal sie alle Fußballfans unter einen Generalverdacht stellen würde. Wofür braucht es zum Beispiel einen Gesichtsscanner im Familienblock? Oder wieso sollte eine zentrale Stadionverbotskommission mit erweiterterten Rechten sinnvoller sein als die existierenden Stellen vor Ort? All das braucht es nicht, denn die allermeisten Fußballfans geraten ohnehin nicht in den Konflikt mit dem Gesetzgeber. Paradoxerweise betrifft es vor allem diejenigen, die gerade am lautesten gegen die Maßnahmen protestieren. In diesem Zusammenhang muss die Frage gestattet sein, wieso es nicht immer so laufen kann wie vor gut zwei Wochen. Da protestierten Fußballfans verschiedener Klubs – sogar verfeindete Szenen – in Leipzig friedlich nebeneinander. Wäre das immer so, hätte die Politik erst recht keinen Grund für überzogene Maßnahmen.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)

3:0 in Fürth

Dank Sissoko und Standards: Bester Blitzstart seit 1989

Eindrucksvoller hätte sich Ibrahima Sissoko nicht zurückmelden können. Mehr als drei Monate musste er auf sein Comeback in der Bochumer Startelf warten. In der ersten Pokalrunde verletzte sich der Nationalspieler Malis bei einem Foul gegen ihn folgenschwer. Sissoko erlitt eine Schultereckgelenksprengung, die operiert werden musste. Der defensive Mittelfeldakteur wurde in der Folge schmerzlich vermisst – bis zum ersten Adventswochenende. Bereits nach 13 Spielminuten hatte der 28-Jährige beim Auswärtsspiel in Fürth einen Doppelpack geschnürt. Zweimal traf er nach Standardsituationen, die von Maximilian Wittek getreten wurden. Philipp Hofmann legte nur wenige Augenblicke später das 3:0 nach. Es war ein Blitzstart mit historischem Wert: So früh und so hoch führte der VfL zuletzt am 9. Dezember 1989.

Zwei Standardtore

Damals, vor 36 Jahren, war es ein Bundesligaspiel beim Hamburger SV, nun ein Kellerduell eine Klasse tiefer – und in beiden Fällen ein wichtiger Sieg. Mit den drei Punkten gegen den Tabellennachbarn aus Fürth robbt sich der VfL zum ersten Mal in dieser Saison an das Mittelfeld der Liga heran und hat plötzlich sogar ein ausgeglichenes Torverhältnis. Denn die frühe Führung war gleichbedeutend mit dem Endstand. Das Spiel plätscherte in der Folge dahin, mit angezogener Handbremse verwalteten die Bochumer ihren Vorsprung und schonten ihre Kräfte für die bevorstehende Pokalwoche, in die das Team von Trainer Uwe Rösler mit genügend Selbstvertrauen gehen kann. „Gegen Dresden sind wir hingefallen, gegen Fürth wieder aufgestanden. Der Start ins Spiel hat uns unheimlich geholfen“, analysierte der Fußballlehrer.

Rösler freute sich vor allem über die verbesserten Standards. Schon zuletzt traf seine Mannschaft nach einem ruhenden Ball; zum ersten Mal unter seiner Leitung nun auch doppelt in einem Spiel. „Der Schlüssel dafür ist die Genauigkeit der Hereingaben“, erklärte Rösler und lobte Vorlagengeber Wittek: „Er hat einen großen Anteil daran, dass wir uns bei Ecken und Freistößen verbessert haben.“ So kann der VfL endlich auch seine Größenvorteile ausspielen. Sieben Feldspieler aus der Bochumer Startelf, von Rösler im Vergleich zur Heimniederlage gegen Dresden auf vier Positionen verändert, sind größer als 1,85 Meter, darunter auch Ibrahima Sissoko. Wobei der Doppeltorschütze verletzungsbedingt beim Standardtraining bislang kaum dabei war. „Da ist also noch Luft nach oben“, sagte Hofmann mit einem Augenzwinkern.

Bochums viel gescholtener Mittelstürmer trug sich ebenfalls in die Torschützenliste ein und erklärte, dass die neue Standardstärke mitnichten ein Zufall ist. „Wir waren dabei in der Vergangenheit nicht so erfolgreich, also musste sich etwas tun. Wir trainieren diese Situationen mehr und haben manchmal auch längere Sitzungen, in denen wir uns anschauen, wie es laufen sollte.“ Teamkollege Wittek ging sogar ins Detail: „Wir besetzen den ersten Pfosten, blocken den Torwart und wissen, welche Räume wir belaufen müssen. Jeder kennt seine Rolle.“ Die Mischung zwischen Videostudium und Übungseinheiten auf dem Platz sei wichtig, um alle Abläufe zu verinnerlichen. Diesen Job übernimmt in erster Linie Alessandro Riedle, den sich Rösler als Co-Trainer ausgesucht hatte, obwohl die beiden vor der Zeit in Bochum noch nicht zusammengearbeitet haben.

Pokalspiel gegen Stuttgart

Die Ideen von Rösler und Riedle sind bereits an diesem Mittwoch wieder gefragt, wenn der VfL im Pokal-Achtelfinale den Titelverteidiger aus Stuttgart empfängt. Ob Rösler wieder rotiert, ähnlich wie beim Überraschungserfolg in Augsburg, ließ er am Samstagnachmittag offen. Sissoko etwa sei noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, wurde deshalb in Fürth ausgewechselt. Auch Gerrit Holtmann verließ das Spielfeld vorzeitig, humpelte sogar vom Platz, gab kurz vor der Heimfahrt nach Bochum aber Entwarnung. Kjell Wätjen fehlte indes erkrankt. So oder so: Der VfL hat gegen den VfB nichts zu verlieren. „Wir freuen uns, gehen ohne Druck ins Spiel und wissen, dass im Pokal immer eine Überraschung möglich ist“, gibt Hofmann die Devise vor und weiß: „Wichtig waren die drei Punkte in Fürth. Der Pokal ist Zusatz.“


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



Kaderplanung

Zwischen Budget und Bedarf: VfL-Pläne für Wintertransfers

Allzu viel Zeit hat Markus Brunnschneider nicht, um sich beim VfL Bochum einzugewöhnen und die anstehende Transferperiode vorzubereiten. Da kommt es dem neuen Kaderplaner sicher zugute, dass er bereits für Holstein Kiel und zuvor für Darmstadt 98 nach passenden Zweitliga-Spielern gesucht hat, den Markt also kennt. Brunnschneider bildet seit Anfang November gemeinsam mit Simon Zoller, Pablo Thiam und Annike Krahn die Geschäftsleitung Sport, die ergänzt wird durch Jonas Schlevogt, den Direktor für Recht und Personal. Dieses Gespann ist somit auch für mögliche Wintertransfers zuständig, natürlich in Abstimmung mit Geschäftsführer Ilja Kaenzig und dem Aufsichtsrat. Bereits in wenigen Wochen, am 1. Januar, öffnet das Transferfenster. Bis zum 2. Februar sind Kaderkorrekturen möglich.

Die Zuständigkeiten sind klar geregelt: Brunnschneider verantwortet das Scouting und die Kontaktaufnahme zu potenziellen Neuzugängen, während Zoller zusammen mit Trainer Uwe Rösler den Status quo bewerten soll. Kaenzig und der Aufsichtsrat stecken den finanziellen Rahmen ab, Schlevogt führt federführend die Verhandlungen. Dass sie im Januar zum ersten Mal gemeinsam Transfers abwickeln, ist sehr wahrscheinlich – vor allem auf der Abgangsseite. Kandidaten für einen Vereinswechsel gibt es einige. Sie sind quasi eine Grundvoraussetzung für Neuverpflichtungen. „Wir haben bereits einen großen Kader“, sagte Kaenzig neulich in einer Medienrunde und sprach dabei von „avisierten Trennungen“ im Winter. Namen nannte er keine, in den meisten Fällen sind sie aber ziemlich offensichtlich.

Mehrere Abgangskandidaten

Vor allem bei Michael Obafemi denken die Verantwortlichen über eine Rückabwicklung der erst im September vereinbarten Leihe nach. Der irische Angreifer kam bislang nur zu zwei Kurzeinsätzen, gehört zwar regelmäßig zum Spieltagskader, spielt aber praktisch keine Rolle, trotz der Vakanz im Angriff. Die kommt unter anderem dadurch zustande, dass Neueinkäufen wie Mathis Clairicia die notwendige Qualität fehlt. Der junge Franzose ist ein Kandidat für ein Leihgeschäft, ebenso wie Innenverteidiger Colin Kleine-Bekel, der unter Rösler noch kein einziges Mal zum Aufgebot gehörte und nur in der Regionalliga-Mannschaft spielen darf. Zudem könnte sich Matus Bero erneut nach einem neuen Klub umsehen. Sein Vertrag läuft es im kommenden Sommer aus, eine Trennung spätestens dann ist wahrscheinlich.

Der 30-Jährige war als Kapitän in die Saison gestartet, ist momentan aber kein unumstrittener Stammspieler mehr. Auch im Hinblick auf eine mögliche WM-Teilnahme wird Bero in der Rückrunde möglichst viel spielen müssen – entweder an der Castroper Straße oder bei einem anderen Klub. Abgänge dieser Art würden den Bochumern zugleich wieder Spielräume für neue Transferideen eröffnen. Seit der Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche ist auch öffentlich bekannt, dass die Verantwortlichen für diese Saison bereits mit einem Minus von rund 4,5 Millionen Euro in der Bilanz rechnen. Mit einer Einkaufsoffensive im Winter ist nach jetzigem Stand also nicht zu rechnen, anderenfalls würde der Jahresfehlbetrag weiter anwachsen und den Spielraum für künftige Transferperioden verkleinern.

Schon jetzt viele Leihspieler

Die entscheidende Frage lautet: Wie lauten die Ziele für die Rückrunde – und trauen die Verantwortlichen dem jetzigen Kader zu, diese zu erreichen? Aktuell befinden sich die Bochumer im Abstiegskampf, allerdings über dem Strich. Mehr als ein gesicherter Mittelfeldplatz ist im Grunde nicht realistisch. Dieser ist womöglich auch mit dem vorhandenen Personal zu schaffen, wenngleich eine bessere Platzierung im Hinblick aufs TV-Ranking bares Geld wert ist. Jedoch: Für üblich sind im Winter Leihgeschäfte ein beliebtes Mittel, um die Kaderqualität bis zum Saisonende zu erhöhen. Doch der VfL hat bereits im Sommer fünf Spieler geliehen. Zudem laufen im kommenden Sommer sechs weitere Verträge aus. Zusätzliche Vereinbarungen mit einer kurzen Laufzeit wären nicht nachhaltig, der Umbruch fiele dann noch größer aus.

Denkbar ist also, dass die neue Führungsriege nur dann auf dem Transfermarkt tätig wird, wenn sie einen Spieler findet, der dem VfL auch über die Saison hinaus erhalten bleibt. In einigen Ländern, vor allem in Asien und im skandinavischen Raum, enden Spielerverträge mit dem Kalenderjahr. Diese Profis wären ablösefrei zu haben, sofern sie zügig kontaktiert werden. Der Vorteil: Rösler kennt sich in Dänemark, Schweden und Norwegen bestens aus. Er hat bereits in allen drei Ländern gearbeitet und sollte das Leistungsvermögen der Spieler gut einschätzen können. Über Verstärkung würde sich der Fußballlehrer sicher nicht beschweren. Vor allem im Sturmzentrum mangelt es an Alternativen, ebenso auf der linken Abwehrseite. Gut aufgestellt sind die Bochumer dagegen im Mittelfeld – sogar im Falle eines Abgangs.

Passend dazu: Unsere neue Podcast-Folge


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago / Team 2)

Diskussion

VfL-Podcast: Reicht der Klassenerhalt als Saisonziel?

Unsere neue, mittlerweile siebte Podcast-Folge ist da! Claudio Gentile und ich sprechen über die Niederlage gegen Dresden, über die Zielsetzung für den weiteren Saisonverlauf und über mögliche Wintertransfers. Viel Spaß beim Anschauen oder Zuhören!


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)

1:2 gegen Dresden

VfL bleibt im Abstiegskampf: Rösler hinterfragt Aufstellung

Über den Abstiegskampf hat beim VfL Bochum in den vergangenen zwei Wochen fast niemand mehr gesprochen. Nach zehn Punkten in den ersten vier Partien unter Trainer Uwe Rösler gab es auch gute Gründe dafür. Aus dem Tabellenkeller verabschiedet hat sich seine Mannschaft aber noch nicht. Die große Chance, weiteren Abstand auf die gefährlichen Plätze zu gewinnen, hat der VfL am Freitagabend verpasst. Ausgerechnet im Kellerduell gegen Dynamo Dresden hat Rösler die erste Niederlage in seinem sechsten Pflichtspiel kassiert. Der VfL hätte die Sachsen auf neun Punkte distanzieren können. Stattdessen sind es nur noch drei auf den Relegationsrang und den ersten direkten Abstiegsplatz. „Nach diesem Spielverlauf hätte ich mit einem Punkt leben können“, sagte Rösler nach der 1:2-Niederlage im eigenen Stadion. „Dass wir gegen einen direkten Konkurrenten verlieren, tut sehr weh.“

Ganz schwache erste Halbzeit

Nach einer äußerst schwachen ersten Halbzeit lag der VfL bereits mit 0:2 in Rückstand. Cajetan Lenz erzielte nach dem Seitenwechsel zwar zügig den Anschluss, doch von 23 Bochumer Schüssen gingen nur drei auf das Dresdner Tor, nicht einmal der Elfmeter von Francis Onyeka. Der 18-Jährige vergab die große Chance zum eigentlich verdienten Ausgleich. Ein Schlüsselmoment – genauso wie das 0:2 kurz vor der Pause und die Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns vor dem 0:1. „Wir hatten 30 richtig schlechte Minuten in der ersten Halbzeit. Wir hatten kollektiv kein Druck gegen den Ball, die Abläufe wirkten nicht klar genug“, analysierte Rösler mit etwas Abstand zum Spiel. Seine Mannschaft attackierte die Gäste viel zu zögerlich, speziell nach dem ersten Gegentreffer. „Leider ist uns keine Schadensbegrenzung gelungen. Das zweite Gegentor hat uns gekillt“, bemerkte der erfahrene Coach.

Zuordnungsprobleme beim VfL

Bei beiden Einschlägen in das Bochumer Tor sah die eigene Defensive nicht gut aus. Allerdings hätte der erste Gegentreffer gar fallen dürfen, wenn das Schiedsrichtergespann richtig entschieden hätte. Maximilian Wittek soll den Ball ins Seitenaus gelenkt haben, was aber keine TV-Kamera belegen konnte. Die Dresdner führten den Einwurf schnell aus und gingen in Führung, weil die Zuordnung in der VfL-Abwehr nicht mehr stimmte. Beim zweiten Gegentreffer attackierten die Bochumer Angreifer plötzlich hoch, was große Räume im Mittelfeld entstehen ließ, weil die Teamkollegen nicht konsequent durchdeckten. Dynamo hatte folglich leichtes Spiel. „Die Halbzeitpause hat uns geholfen“, resümierte Rösler, „danach waren wir total am Drücker. Die Mannschaft hat viel schneller gespielt und alles gegeben.“ Gereicht hat es nicht. Den Rückschlag nahm der Fußballlehrer schließlich auf seine Kappe.

Comeback von Ibrahima Sissoko

„Wenn die halbe Mannschaft wegen Länderspielen nicht da ist und wir nur ein gemeinsames Training zur Spielvorbereitung haben, kann ich nicht voraussetzen, dass alle Abläufe sitzen. Da muss ich mich natürlich auch selbst hinterfragen. Ich lerne auch in meinem Alter noch dazu“, reflektierte Rösler seine Entscheidung, bis auf Leandro Morgalla eine unveränderte Startelf ins Rennen zu schicken. Passlack konnte den gelbgesperrten Teamkollegen nicht ansatzweise ersetzen, war aber nicht der einzige Schwachpunkt. In der Offensive waren es vor allem die Nationalspieler, die enttäuschten. Onyeka fremdelte erneut mit seiner Aufgabe im Sturmzentrum, auch Farid Alfa-Ruprecht fand nicht ins Spiel. Koji Miyoshi empfahl sich nach seiner Einwechslung für einen Startelfeinsatz am kommenden Samstag in Fürth. Zudem feierte Ibrahima Sissoko nach einer schweren Schulterverletzung sein Comeback.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

VfL-Kolumne: Dröhnendes Schweigen und kein neuer Stil

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zweimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die diesjährige Mitgliederversammlung.

Stolz verkündete Ilja Kaenzig am Dienstagabend die aktuelle Mitgliederzahl. 32.755 Fans sind offiziell Teil des VfL Bochum. Allerdings waren nur 909 von ihnen im RuhrCongress anwesend – eine enttäuschende Quote. Denn die Mitgliedschaft ist mehr als nur ein Vorverkaufsberechtigungsschein. Sie ermöglicht aktive Mitbestimmung beim eigenen Herzensklub. Ein Musterbeispiel für lebendige Vereinsdemokratie war die diesjährige Mitgliederversammlung jedenfalls nicht.

Dafür gibt es drei wesentliche Gründe. Erstens: Die Terminierung an einem Dienstagabend ohne aktive Online-Beteiligung ist keineswegs optimal. Punkt zwei: das dröhnende Schweigen. So viele Themen lagen auf dem Tisch, wurden online und im Stadion diskutiert. Unbekannte haben am Tag vor der Versammlung sogar fahndungsähnliche Plakate in der Innenstadt angebracht, um die Neubesetzung des Wirtschaftsrates um Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau und den Spielerberater Tobias Sander zu kritisieren. Bis auf eine zaghafte Nachfrage war dies in der Versammlung aber überhaupt kein Thema – obwohl noch in dieser Woche die Wahl des neuen Vorsitzenden erfolgen soll, der automatisch einen Platz im Präsidium erhält. Die Versammlung wäre der beste Ort für Fragen oder Kritik gewesen. Stattdessen: Stille. Keiner wagte sich aus der Anonymität hervor.

Und drittens: Während Ilja Kaenzig einen gewohnt umfangreichen Geschäftsbericht präsentierte, blieb das neue Präsidium in Person von Andreas Luthe beim ersten großen Auftritt nach der Wahl im Sommer ziemlich unkonkret. Dabei gäbe es einiges zu erklären, zum Beispiel: Was genau ist eigentlich Inhalt der „Roadmap 2029“, von der Luthe im Juni sprach? Selbst klubintern kennt sie fast niemand. Ein neuer Kommunikationsstil mit mehr Transparenz ist bislang nicht zu erkennen. Die Mitgliederversammlung wäre der richtige Ort gewesen, um die eigenen Ideen näher vorzustellen.

Vorbilder für Vereinsdemokratie waren in dieser Versammlung somit nur Carina Gödecke und Mike Seidensticker. Die beiden VfL-Mitglieder haben sich mit Anträgen und Anfragen so eingebracht, wie es sein sollte: kritisch und konstruktiv, argumentativ und vor allem: nicht anonym.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago / RHR-Foto)