Teamcheck 2.0

Wintertransfers: Wo der VfL nachbessern könnte

Nur drei Punkte trennen den VfL Bochum vom letzten Tabellenplatz – wiederum fünf sind es bis ins obere Drittel. Die letzte Länderspielpause des Jahres lässt den Verantwortlichen ein paar Tage Zeit, über Grundsätzliches nachzudenken. Beim VfL Bochum stellt sich vor allem diese Frage: Muss im Winter personell nachgebessert werden? Und wenn ja: Auf welchen Positionen?

„Tief im Westen“ macht den Teamcheck 2.0 und schaut, in welchen Mannschaftsteilen Handlungsbedarf besteht.

Tor: Bis zum Sommer war Manuel Riemann noch umstritten – doch der 31-Jährige hat sich in den letzten Monaten stabilisiert. Derzeit ist er die klare Nummer Eins und ein wichtiger Führungsspieler. Patrick Drewes, im Mai als Herausforderer verpflichtet, bleibt somit nur der Platz auf der Bank. Veränderungen wird es im Winter keine geben.

Rechtsverteidigung: Nach dem Abgang von Jan Gyamerah und der Degradierung von Stefano Celozzi haben die Verantwortlichen wochenlang experimentiert. Arsenal-Leihgabe Jordi Osei-Tutu benötigte Zeit, die ihm niemand geben konnte – erst jetzt kommt er langsam in Fahrt. Last-Minute-Transfer Cristian Gamboa hat in Ansätzen überzeugen können, aber noch nicht mehr. Mit dem Trainerwechsel wurde auch Stefano Celozzi reaktiviert. Mit drei grundverschiedenen Außenverteidigern wird der VfL in die Rückrunde gehen. Die Hoffnung: Einer von ihnen wird es schon richten.

Linksverteidigung: Danilo Soares ist gesetzt, aber auch konkurrenzlos. Moritz Römling und Stelios Kokovas aus der U19 haben offensichtlich noch einen weiten Weg vor sich. Und Maxim Leitsch, der ebenfalls links verteidigen kann, ist körperlich nicht stabil. Fällt Soares aus, fehlt ein Ersatz. Trainer Thomas Reis muss in diesem Fall experimentieren, etwa mit Stefano Celozzi oder Vitaly Janelt. Optimal ist das nicht. Im Winter, spätestens aber im Sommer besteht Handlungsbedarf. Denn Soares‘ Vertrag läuft aus – ob er verlängern will, ist ungewiss.

Innenverteidigung: Mit 26 Gegentreffern nach 13 Partien stellt der VfL die zweitschwächste Defensive der Liga. Das liegt nicht nur, aber auch an der Abwehrzentrale. Neuzugang Saulo Decarli spielt phasenweise überzeugend, doch alleine ist er kein Stabilisator. Ihm fehlt ein starker Partner. Denn Simon Lorenz ist eher ein Mitläufer – und Armel Bella Kotchap, der großes Potenzial besitzt, ist erst 17 Jahre jung. Ein souveräner, im Idealfall kopfballstarker Innenverteidiger würde der Hintermannschaft guttun – und den Klassenerhalt wahrscheinlicher machen.

Defensives Mittelfeld: Anthony Losilla ist als Kapitän und Dauerläufer unverzichtbar, nicht ohne Grund wurde sein Vertrag vor wenigen Tagen verlängert. Neben ihm gibt es einen Zweikampf: Zunächst war Vitaly Janelt der Sieger. Doch seit drei Spielen erhält Routinier Robert Tesche den Vorzug – und die Defensive wirkt seither stabiler. In naher Zukunft wird der VfL auf dieser Position aber trotzdem Verstärkung benötigen. Denn es fehlt das notwendige Tempo im Spielaufbau. Das bringt auch Thomas Eisfeld nicht mit, dessen Entwicklung schon seit längerer Zeit ins Stocken geraten ist.

Offensives Mittelfeld: Quantitativ sind die Bochumer auf dieser Position absolut überbesetzt. Und die Situation ist eindeutig: Chung Yong Lee, der ballsicherste und durchsetzungsstärkste Spielmacher im Team, ist gesetzt, sofern er gesund ist. Doch hinter ihm gibt es mit Sebastian Maier, Görkem Saglam und Milos Pantovic weitere Kandidaten. Ihr Problem: Ihnen fehlt die Durchsetzungskraft, teilweise auch die Flexibilität. Will der VfL den Kader im Winter schlanker gestalten, könnte Manager Sebastian Schindzielorz hier ansetzen.

Sturm: Sowohl im Angriffszentrum als auch auf den offensiven Außenpositionen hat Trainer Thomas Reis seine Besetzung offensichtlich gefunden. Speziell Silvere Ganvoula und Danny Blum überzeugen so sehr, dass sie kaum ersetzt werden können. Rechts offensiv hat sich Simon Zoller ebenfalls einen Stammplatz erarbeitet. Auf der Suche nach Ersatz wird es schon dünn, lediglich Tom Weilandt und Manuel Wintzheimer stehen zur Verfügung. Im Normalfall reicht das, nicht aber, wenn Verletzungen dazukommen. Finanzielle Mittel, um nachzubessern, sind jedoch kaum vorhanden.

Fazit: Zunächst müssen die Verantwortlichen schauen, ob sie Spieler abgeben können. Jungprofis wie Maxwell Gyamfi und Jan Wellers, die überhaupt keine Rolle spielen, sind erste Kandidaten, schaffen aber finanziell keinen Spielraum. Naheliegend wäre es, Profis wie Thomas Eisfeld, Görkem Saglam oder Milos Pantovic einen Wechsel nahezulegen. Sie konnten der Mannschaft im bisherigen Saisonverlauf kaum helfen, ähnliche Spielertypen gibt es im Kader außerdem schon. Umgekehrt benötigt der VfL zwei bis drei Verstärkungen, vor allem für die Defensive. Dabei sollte Manager Schindzielorz auf Robustheit und Charakterstärke achten.

Mit der Bitte um Nachsicht: Der Autor dieser Zeilen ist mit einer Handverletzung zurzeit leider angeschlagen. Daher kann es unter Umständen zu Einschränkungen oder Verzögerungen in der Berichterstattung kommen.

(Foto: Pressefoto Eibner)

2:0 gegen Aue

Verdienter VfL-Sieg: Kleine Schritte zählen auch

Während die Fans noch ausgiebig und fast euphorisch das verdiente 2:0 über Erzgebirge Aue feierten, trat Milos Pantovic schon auf die Bremse. Der Mittelfeldspieler, der überraschend für Simon Zoller in die Startformation gerückt war, schien übertriebene Schlagzeilen verhindern zu wollen. „Nein, ein Befreiungsschlag ist das noch nicht“, war der erste Satz, den er nach dem Spiel in die Blöcke der Reporter diktierte. „Aber wichtige drei Punkte sind es definitiv.“

Losilla trifft gegen Aue…

An dieser Stelle widerspricht ihm in Bochum sicher niemand. Denn auch kleine Schritte zählen auf dem „langen Weg, den wir noch vor uns haben.“ Auch damit dürfte Pantovic richtig liegen. Immerhin: Den Spieltag wird seine Mannschaft auf Rang 13 beenden – so gut war sie in dieser Saison noch nie platziert. Dass es am Samstag zum zweiten Heimsieg reichte, lag vor allem an Geduld und Disziplin auf Bochumer Seite. Begünstigt wurde der Erfolg durch einen Gegner, der sich fast dagegen wehrte, überhaupt in Ballbesitz zu kommen.

Dennoch machten die Gäste dem VfL das Leben lange Zeit schwer. Aue verteidigte kompakt und konsequent. Nur wenige Chancen, etwa einen Lattenkracher von Danny Blum, gab es für den VfL im ersten Durchgang. Das Problem: In einigen Situationen fehlte die Präzision, auch das Umschaltverhalten war alles andere als perfekt. „Wenn man das Haar in der Suppe sucht, dann war die Passschärfe nicht optimal“, kritisierte Trainer Thomas Reis nach der Partie. Trotzdem kann der Fußballlehrer an diesem Wochenende kurz durchatmen.

Denn als seine Mannschaft im zweiten Durchgang auf die eigene Kurve zulief, knackte sie endlich den Abwehrriegel. Anthony Losilla vollendete eine kluge Passfolge zum 1:0, ein Eigentor in Überzahl machte den Sieg mit dem Schlusspfiff perfekt. Wirklich zittern musste der VfL nicht, Einsatz und Konzentration stimmten über 90 Minuten. Zum ersten Mal in dieser Saison blieb der Revierklub ohne Gegentreffer – allerdings auch, weil Aue fußballerisch arg limitiert und weiter völlig ungefährlich war.

…und fehlt in Fürth

Das soll den Sieg aber nicht relativieren, sagt Torschütze Losilla: „Wir haben geschlossen nach vorn verteidigt und zurecht drei Punkte geholt. Ich bin stolz auf die Mannschaft.“ Ein kleiner Wermutstropfen: Mit fünf Gelben Karten ist der Kapitän am nächsten Samstag gesperrt. In Fürth nachlegen müssen also seine Teamkollegen, ein Wunsch, den nicht nur Losilla zum wiederholten Mal äußert. Konstanz ist in Bochum eher ein Fremdwort, zwei Siege am Stück gab es im Kalenderjahr 2019 noch nicht. Die Chance, das zu ändern und tatsächlich einen Befreiungsschlag zu landen, besteht aber wieder.

(Foto: Sportfoto Gerd Krause)

VfL-Kommentar

Warum Soares und Blum nicht ausfallen dürfen

Was macht der VfL Osnabrück, wenn gleich mehrere Stammspieler ausfallen? Trainer Daniel Thioune beruft frisches Personal – und ein großer Leistungseinbruch ist nicht zu erkennen. Ausdrücklich und völlig zu Recht lobte er nach dem Spiel in Bochum seine Startelfdebütanten. Der Aufsteiger setzt auf einen ausgeglichenen Kader mit großem Konkurrenzkampf. Zusammengestellt wurde diese Mannschaft mit einem Etat, der bei weitem nicht an die knapp 12 Millionen Euro heranreicht, die der VfL Bochum für sein Team ausgibt.

Auch deshalb verfestigt sich an der Castroper Straße der Eindruck, dass Manager Sebastian Schindzielorz das Geld im Sommer nicht gut angelegt hat. Fallen bestimmte Spieler aus, droht das ohnehin schon fragile Gebilde komplett auseinanderzubrechen. Das wäre am Freitagabend beinahe passiert. Weil Danilo Soares mit einer Gelbsperre pausieren musste und es keinen Ersatz für ihn gibt, wurde die linke Abwehrseite direkt zur Problemzone – nicht nur defensiv, sondern auch im Spielaufbau. Trainer Thomas Reis musste improvisieren und entschied sich für einen Spieler, der normalerweise auf der rechten Seite spielt.

Leistungsträger müssen fit bleiben

Die Vereinsführung sollte deshalb Stoßgebete gen Himmel schicken, dass sich von den wenigen Leistungsträgern niemand ernsthaft verletzt. Das gilt nicht nur für Danilo Soares, sondern auch für Danny Blum. Einen zweiten Linksaußen sucht man im Bochumer Kader vergeblich. Auch auf anderen Positionen fehlen Alternativen. Ausfälle von Chung Yong Lee, Anthony Losilla oder Silvere Ganvoula sind ebenfalls nur schwer zu kompensieren. Dass es für Spieler, die besondere Qualitäten mitbringen, keinen gleichwertigen Ersatz geben kann, ist logisch. Aber selbst im Ansatz fällt es oft schwer, ihr Fehlen zu kaschieren.

Folglich entwickelt sich auf einigen Positionen auch kein gesunder Konkurrenzkampf. Das bremst die Entwicklung der ganzen Mannschaft, und das führt dazu, dass Nachlässigkeiten ungestraft bleiben. Wintertransfers wären die logische Konsequenz. Das Problem: Der Etat ist eigentlich ausgeschöpft. Woher soll das Geld also kommen? Spieler, die jetzt für unterdurchschnittliche Leistungen überdurchschnittliche Gehälter kassieren, werden ganz sicher nicht freiwillig gehen. Und mit einer vorweihnachtlichen Überraschung in der Investorenfrage ist auch nicht zu rechnen. Klingt nach einer schönen Bescherung.

(Foto: Imago / Team 2)

Neue Chance gegen Aue

Zu viele Mitläufer? VfL Bochum sucht Siegertypen

Läuft die Kamera, dann neigt Thomas Reis dazu, eher die positiven Sachverhalte zu sehen. Auch vor dem achten Saison-Heimspiel am Samstag gegen Erzgebirge Aue ist der VfL Bochum im eigenen Stadion weiter ungeschlagen. Das erwähnte der Trainer zuletzt noch einmal ausdrücklich. Das Problem: Nur aus einer Partie ging seine Mannschaft wirklich als Sieger hervor. Gegen Bielefeld, Wiesbaden und Dresden, aber auch gegen Darmstadt, Karlsruhe und Osnabrück gab es am Ende nur eine Punkteteilung – Mannschaften, die mit einer Ausnahme allesamt in der unteren Tabellenhälfte stehen. Wirklich glücklich macht diese Bilanz also nicht.

Wenig Konstanz

Das weiß natürlich auch Thomas Reis, der auf dem Trainingsplatz nicht immer so sympathisch lächelt wie in den allermeisten Pressekonferenzen. Der Fußballlehrer greift lautstark ein, wenn Übungen nicht richtig ausgeführt werden, wenn Vorgaben nicht eingehalten werden. Der 46-Jährige fordert mehr taktische Disziplin und Ordnung. Schon beim enttäuschenden 1:1 in der Vorwoche gegen Osnabrück musste Reis viel und oft korrigieren. Ein Verdacht, der sich erhärtet: Einige Spieler tendieren zur schnellen Selbstzufriedenheit. Und genau die führt zu Nachlässigkeiten. Mit diesem Ansatz ließe sich auch erklären, weshalb der VfL nach eigener Führung schon elf Punkte verspielt hat.

Vom spielenden Personal ist Danny Blum einer der wenigen, der auch öffentlich den Finger in die Wunde legt. „Es klingt toll, dass wir im eigenen Stadion noch ungeschlagen sind. Aber von 21 möglichen Punkten haben wir nur neun geholt. Das ist bitter.“ Rückblickend auf das Spiel gegen Osnabrück sagt er: „Es ist mir ein Rätsel, warum wir nach einem Traumstart und einer schnellen Führung wieder so nachgelassen haben.“ Deshalb fordert Blum von seinen Kollegen mehr Verantwortungsbereitschaft: „Wir müssen uns in schwierigen Phasen auch mal gegenseitig coachen und lautstark pushen. Das fehlt uns manchmal.“ Im Klartext: Beim VfL Bochum stehen zu viele Mitläufer auf dem Platz.

Viel Erfahrung

Zwei Profis, die mit ihrer engagierten Spielweise vorangehen und Siegertypen sein können, werden gegen Aue in die Anfangsformation zurückkehren. Linksverteidiger Danilo Soares ist nicht mehr gesperrt, und sein Gegenüber, Rechtsverteidiger Cristian Gamboa, ist nach muskulären Problemen wieder fit. Das Duo soll nicht nur die Defensive stabilisieren, sondern auch offensive Akzente setzen. Ansonsten wird Thomas Reis wohl keine personellen Veränderungen vornehmen, auch mangels Alternativen. An Erfahrung fehlt es dagegen nicht. Das Durchschnittsalter der Startelf dürfte bei ziemlich genau 28 Jahren liegen. Ein gutes Alter, um Verantwortung zu übernehmen.

(Foto: Pressefoto Eibner)

Nächste Enttäuschung

VfL Bochum: Der „gute Weg“, den niemand sieht

Es waren die üblichen Floskeln, die am Freitagabend beim VfL Bochum zu hören waren. Ob Trainer, Manager oder Spieler – sie alle machten keinen Hehl daraus, dass die Leistung beim 1:1 gegen Osnabrück nicht den eigenen Ansprüchen genügte. Doch niemand wagte es klipp und klar zu sagen, dass ein solches Auftreten auf Dauer nicht ausreichen wird, um in der Liga zu überleben. Dabei war es für die mehr als 20.000 Zuschauer deutlich zu erkennen, dass die Mannschaft in altbekannte Muster zurückfiel, zwar Einsatz zeigte, aber kaum Spielfreude und viele taktische Mängel.

Kaum Zugriff

Fragil und nicht stabil präsentierte sich vor allem die Defensive. Dass der VfL gleich zwei Strafstöße in nur einer Halbzeit zuließ, belegt die Unordnung in der Hintermannschaft. Mit Diagonalbällen und Vorstößen über die Außenbahn gelang es den Gästen oft mühelos, Druck auszuüben und Überzahl zu schaffen. Von den angeblichen Fortschritten, die Trainer Thomas Reis in den letzten Wochen zu erkennen glaubte, war wenig bis gar nichts zu sehen. Kurzum: Der VfL Bochum enttäuschte vor heimischen Publikum auf ganzer Linie.

Auch die frühe Führung, die Danny Blum mit klugem Pressing schon nach zwei Minuten erzwang, gab nur kurz Hoffnung auf einen erfolgreichen Fußballabend. Die Hausherren stellten das Fußballspielen anschließend ein und überließ den Gästen das Feld. Hätte der Drittligaaufsteiger aus Niedersachsen etwas mehr Zielwasser mit nach Bochum genommen, dann wäre der Ausgleich nicht erst mit dem Halbzeitpfiff gefallen. Osnabrücks bester Mann, Spielgestalter Niklas Schmidt, traf vom Elfmeterpunkt – nachdem Marcos Alvarez zuvor schon verschossen hatte.

Kaum Alternativen

„Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir ein Gegentor fangen“, gab Thomas Reis hinterher unumwunden zu und ergänzte: „Wir konnten froh sein, dass es mit einem Unentschieden in die Halbzeit ging.“ Angeblich fehlendes Selbstvertrauen nach nur zwei Saisonsiegen und schon oft verspielten Führungen lässt er nicht als Ausrede für die schwache Vorstellung gelten: „Mir ist klar, dass nach Gründen gesucht wird. Aber es waren eher taktische Fehler. Die Abstände haben nicht gepasst. Erst im zweiten Durchgang wurden wir besser.“ Aber bei weitem noch nicht gut genug.

Denn in der Offensive blieb Danny Blum Alleinunterhalter. Silvere Ganvoula und Chung Yong Lee erwischten keinen guten Tag, waren damit aber nicht die einzigen. Trotzdem schnappte sich Ganvoula nach einem Eingriff des Videoschiedsrichters den Ball und trat an den Elfmeterpunkt. So uninspiriert und schwach wie sein gescheiterter Versuch, Bochum erneut in Führung zu bringen, wirkte das Angriffsspiel immer wieder. Gerade im Mittelfeld mangelte es an Tempo und Bewegung, an klugen Pässen und Anspielstationen. Thomas Reis wechselte erst spät – doch es fehlten brauchbare Alternativen.

Kaum Siege

Das wird sich bis zur kommenden Woche auch nicht ändern, wenn der VfL gegen Aue den nächsten Versuch wagen wird, drei Punkte einzufahren. Nach acht Unentschieden in 14 Partien weiß längst jeder, warum der Revierklub tief in der Abstiegszone steckt, auch der Mannschaftskapitän. Der aber war am Freitagabend darum bemüht, von der Enttäuschung ein wenig abzulenken. Was genau Anthony Losilla mit seiner Aussage gemeint haben könnte, der VfL sei trotz allem „auf einem guten Weg“, bleibt wohl sein Geheimnis. Vielleicht war auch das nur eine Floskel – oder gar Ironie.

(Foto: Imago / RHR-Foto)

Vorteil Ruhrstadion

Vier gewinnt? Der VfL und sein Spielplan-Glück

Wie sehr haben die Diskussionen und Ansprachen der letzten Wochen wirklich etwas gebracht? Auf die Pflicht, nämlich ordentliche Vorstellungen gegen die Bayern, St. Pauli und Nürnberg, folgt jetzt gewissermaßen die Kür. Nur wenn der VfL in den fünf verbliebenen Partien bis zur Winterpause reichlich Punkte einfährt, wird das Weihnachtsfest in Bochum halbwegs besinnlich ausfallen. Nach wie vor ist die Lage angespannt, was Spieler wie Verantwortliche auch regelmäßig betonen.

Vier Heimspiele geplant

Vielleicht haben die Spielplangestalter dem Revierklub ja einen Gefallen damit getan, dass ausgerechnet in dieser wichtigen Phase fast wöchentlich ein Heimspiel auf dem Programm steht. Kurz gefasst: Vier Spiele absolviert der VfL in diesem Jahr noch zu Hause, nur ein weiteres in der Fremde. Das ist insofern ein Vorteil, als dass der VfL im eigenen Stadion seit elf Zweitligapartien ungeschlagen ist. Das Problem: Neben vier Siegen gab es gleich sieben Unentschieden. Punkteteilungen aber helfen kaum dabei, den Tabellenkeller und Platz 16 zu verlassen. Die Mission „Vier gewinnt“ – so die Bochumer Wunschvorstellung für kommenden Heimspiele – startet an diesem Freitag gegen den VfL Osnabrück.

Dabei wird Trainer Thomas Reis ganz besonders auf die Besetzung seiner nach wie vor anfälligen Defensive achten müssen. Verbesserungen waren zuletzt unübersehbar, trotzdem gab es in dieser Saison noch kein einziges Pflichtspiel ohne Gegentreffer. Als Musterbeispiel dafür, wie eine kompakte Abwehrarbeit aussehen könnte, dient ausgerechnet das Pokalspiel gegen die Bayern, in dem der VfL 83 Minuten lang die Null auf der richtigen Seite hielt. „Da hat die Mannschaft gemerkt, dass es nur gemeinsam funktioniert“, sagt Bochums Chefcoach, der seither eine „positive Entwicklung“ erkennt – in der Verteidigung, „aber auch spielerisch.“

Vier Verteidiger gesucht

Die erhoffte Stabilität muss sich der 46-Jährige allerdings mit wechselndem Personal erarbeiten. Denn bei der Besetzung der Abwehrreihe wird er an diesem Wochenende erneut improvisieren müssen. Zumindest auf einer Position: Danilo Soares, etatmäßiger Linksverteidiger, ist gesperrt – und einen Ersatzmann gibt es auf den ersten Blick nicht. Denn den Nachwuchskräften Moritz Römling und Stelios Kokovas, die in der Vorsaison schon Profiluft schnuppern durften, wird ein Einsatz momentan nicht zugetraut; Maxim Leitsch trainiert zwar wieder mit, ist nach einer knapp einjährigen Wettkampfpause aber noch längst nicht bei 100 Prozent.

Die naheliegendste Lösung: Stefano Celozzi, der eigentlich rechts hinten beheimatet ist, kommt auf der gegenüberliegenden Seite zum Einsatz. Dass Thomas Reis seine Startelf im Vergleich zum 1:1 am Millerntor auch noch aus freien Stücken umbauen wird, ist ebenso möglich. Auch dann wäre die Viererkette betroffen. Denn mit Saulo Decarli, Cristian Gamboa und Patrick Fabian haben sich in der Länderspielpause gleich drei erfahrene Abwehrspieler gesund zurückgemeldet. Denkbar ist, dass Decarli für Simon Lorenz oder Armel Bella Kotchap spielen wird. Gamboa und Fabian dürften wohl eher auf der Bank Platz nehmen.

(Foto: Imago / Team 2)

Mehrfach eingegriffen

Wie der VfL Bochum vom Videobeweis profitiert

Ein beliebtes Argument gegen den Videoschiedsrichter ist keines mehr. Die Diskussionen über Entscheidungen der Unparteiischen sind definitiv nicht verschwunden – sie haben sich nur verlagert. Seit dieser Saison greifen die Assistenten aus dem „Kölner Keller“ auch im Unterhaus ein. Eine offizielle Statistik darüber, wann und wie oft, gibt es noch nicht. Zahlen aus der Bundesliga belegen aber: In jedem dritten Spiel beeinflusst der Videoschiedsrichter das Geschehen.

Fünfmal korrigiert

Diese Erfahrung hat in den vergangenen Monaten auch der VfL Bochum gemacht. Und das erste Fazit fällt positiv aus. Insgesamt fünfmal hat der Videoassistent Fehlentscheidungen gemeinsam mit dem Hauptschiedsrichter korrigiert – fünfmal zum Vorteil des Revierklubs: Gleich doppelt zum Auftakt in Regensburg, zuletzt auch gegen Darmstadt, Karlsruhe und Kiel. Viermal bekam der VfL nach der Sichtung am Monitor einen Elfmeter zugesprochen. Ein weiteres Mal wurde dem Gegner ein irregulärer Treffer aberkannt. Weitere Überprüfungen bestätigten die Entscheidung des Schiedsrichtergespanns vor Ort.

Die Verantwortlichen beim VfL haben dies natürlich wohlwollend zur Kenntnis genommen. „Grundsätzlich finde ich den Videobeweis in den Fällen, wo er tatsächlich etwas beweist, gut und sinnvoll“, sagt Cheftrainer Thomas Reis, „etwa bei Abseitsentscheidungen oder Elfmetern.“ Komplett zufrieden ist der Fußballlehrer aber noch nicht: „Es gibt immer wieder Bereiche, wo die Regel und die Handhabung noch nicht ausgereift ist.“ Reis geht es dabei um Verbesserungen, von denen nicht nur der VfL profitieren würde. „Wenn ein Foul im Mittelfeld passiert und gefühlt zwei Minuten später ein Tor erzielt wird, das dann zurückgenommen wird, finde ich das nicht glücklich“, sagt der 46-Jährige.

Zweimal irritiert

Sein Vorgänger formulierte es im Sommer noch radikaler. „Mir gefällt es nicht, was ich da sehe. Natürlich ist es gerechter, wenn Fehlentscheidungen korrigiert werden“, erklärte Robin Dutt, der sich eher als Gegner der neuen technischen Hilfsmittel positioniert hat. „Aber das ständige Anhalten und Nicht-Jubeln stört und verändert das Spiel. Am besten wäre nie jemand auf die Idee gekommen, den Videoschiedsrichter einzuführen.“ Das dachten sich zuletzt vermutlich auch die Konkurrenten aus Wiesbaden und Kiel. Beide Klubs erlebten eher kuriose Entscheidungen des Videoschiedsrichters.

So wurde den Wiesbadenern im Duell gegen Dynamo Dresden ein Treffer aberkannt, weil der Ball beim Angriff zuvor auf der gegenüberliegenden Seite knapp im Toraus war. Die Verantwortlichen des Tabellenletzten tobten daraufhin und legten Protest gegen die Spielwertung ein. „Den Unmut kann ich nachvollziehen“, sagt auch Bochums Trainer Thomas Reis, der Ende Oktober eine mindestens ebenso kuriose Szene erlebt hat – allerdings zum eigenen Vorteil. Beim Auswärtsspiel in Kiel griff der Videoschiedsrichter ein, weil ein Ersatzspieler der Gastgeber den Ball im Strafraum stoppte, bevor das Spielgerät das Toraus mit vollem Umfang überquert hatte. Der Unparteiische zeigte nach einem Hinweis aus Köln regelkonform auf den Punkt.

Einmal entschieden

Vor wenigen Tagen haben der DFB und die internationalen Regelhüter allerdings entschieden, dass sich der Videoassistent in einer solchen Situation künftig nicht mehr einschalten soll. Der Eingriff sei nur dann vorgesehen, wenn Ersatzspieler oder Offizielle ein Tor direkt verhindern oder entscheidend Einfluss nehmen würden. Damit wird sicher auch der VfL Bochum leben können – und die Hilfe bei wirklich wichtigen Entscheidungen gerne wieder in Anspruch nehmen.

(Foto: Imago / Jan Huebner)