Kommentar

VfL im Existenzkampf: Schlichtweg überfordert

Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, da setzte VfL-Urgestein Patrick Fabian zu einer echten Grundsatzrede an. Damals, übrigens auch nach einer Niederlage gegen Bielefeld, versuchte er zu retten, was noch zu retten war. Das Chaos hinter den Kulissen hatte ihn derart zur Weißglut getrieben, dass Fabian offen aussprach, was er dachte. Das hätte in dieser Form kein anderer Profi gewagt. Knapp eine Woche später übernahm ein neues Führungsduo. 

Damit ist jetzt nicht zu rechnen, es würde die Probleme auch nicht lösen, zumindest nicht kurzfristig. Aber auch nach der 0:2-Auftaktpleite gegen die Arminia in diesem Jahr analysierte Fabian nicht nur das Spiel, sondern das große Ganze. Kein Wunder also, dass er im Interview das Gefühl hatte, sich „irgendwie im Kreis zu drehen.“ Denn Fakt ist: Erneut befindet sich der VfL Bochum in akuter Abstiegsgefahr. 

Keine Einheit

Doch die Lage scheint in dieser Saison deutlich komplizierter zu sein als in der Vergangenheit. Der Hauptgrund: Der VfL verfügt über keine stabile, gefestigte Mannschaft. Zu viele Profis sind überfordert, wirken nicht bereit für den Abstiegskampf, sie bilden keine Einheit. Es wäre unfair, sich einzelne Spieler herauszupicken. Aber es gibt zu wenige Charaktere, die für diese Situation geeignet sind.

Zu groß ist etwa die Gruppe der stillen Mitläufer. Sie sind nicht in der Lage, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, sondern versinken darin. Zu groß ist auch die Gruppe derer, die zweifellos über Qualität verfügt, aber nicht immer bereit ist, über Grenzen hinauszugehen – vielleicht auch, weil ihnen der Verein schlichtweg egal ist. Und zu groß ist ebenso die Gruppe derer, die mehr leisten will, aber es einfach nicht besser kann. 

Große Zweifel

In der Vergangenheit ist es schon oft eng geworden und trotzdem immer gut ausgegangen. Zweifel daran, ob es in diesem Jahr wieder so laufen wird, sind mehr als berechtigt. Gründe dafür sind auch auf verantwortlicher Ebene zu suchen. Dort ist Überforderung ebenfalls das richtige Stichwort. Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz hat es nicht geschafft, die Mannschaft rechtzeitig zum Start zu verstärken – weder im Sommer noch im Winter.

Trainer Thomas Reis wiederum ist bislang nicht als Taktikguru in Erscheinung getreten, der diese Schwächen durch kluge Entscheidungen ausgleichen kann. In der Winterpause hat er sich für ein Konzept entschieden, das in dieser Form nicht funktionieren kann. Er gibt die Freiheit der eigentlich starken Offensive auf, um die Sicherheit der Defensive zu gewinnen. In Bielefeld hat er am Ende beides verloren. 

(Foto: Imago / Sven Simon)

0:2-Pleite in Bielefeld

Im wahrsten Sinne des Wortes: VfL chancenlos

Die Suche endete erfolglos. Auch bei näherer Betrachtung ließ sich keine Szene mehr finden. Tatsächlich kreierte der VfL Bochum am Dienstagabend in Bielefeld nicht ein einziges Mal echte Torgefahr – und blieb damit im wahrsten Sinne des Wortes chancenlos. Die Harmlosigkeit in der Offensive war am Ende auch der Hauptgrund dafür, weshalb das Fußballjahr 2020 mit einer 0:2-Niederlage begann. 

Defensiv stabiler, offensiv harmlos

Nicht erst seit diesem Spiel ist klar: Der VfL ist akut abstiegsgefährdet. Wer in der Winterpause an ein Wunder geglaubt hat, daran, dass verborgene Qualitäten plötzlich zum Vorschein kommen, wurde auf der Bielefelder Alm bitter enttäuscht. Zumindest in der Verteidigung präsentierte sich der VfL im ersten Durchgang relativ stabil. Mit sieben nominellen Defensivspielern hat Trainer Thomas Reis aber auch alles dafür getan, die löchrige Hintermannschaft zu stärken. Doch das Angriffsspiel, das in der Hinrunde oft gut funktioniert hat, war mit der Umstellung auf ein 4-3-1-2-System völlig lahmgelegt. Vor allem im Mittelfeld fehlten Passsicherheit und Handlungsschnelligkeit. Und echte Flügelspieler gibt es in der neuen Formation auch nicht mehr.

Selbst nach der Halbzeitansprache spielte der VfL nicht kreativer und druckvoller. „Uns fehlte die Durchschlagskraft“, benannte Thomas Reis hinterher das offensichtlichste Problem. Doch eine zündende Idee, das zu ändern, hatte er auch nicht. Wie so oft reagierte der Fußballlehrer recht spät, nämlich erst nach einer Stunde. Doch auch mit neuem Personal blieb der VfL bei eigenem Ballbesitz ideenlos, körperlich oft unterlegen und durchgängig harmlos. Spitzenreiter Bielefeld wiederum spielte nicht überragend, nutzte den einzigen Bochumer Abwehrfehler im ersten Durchgang aber gnadenlos aus. Die VfL-Abwehr war bei einem Freistoß von Marcel Hartel nicht sortiert, Andreas Voglsammer schaltete am schnellsten und wuchtete den zweiten Ball zum 1:0 in die Maschen.

Riemann fliegt, Janelt ersetzt ihn

Nach dem Seitenwechsel erarbeiteten sich die Gastgeber schließlich ein klares Chancenplus, ehe sie in der Nachspielzeit für die Entscheidung sorgten. Zu diesem Zeitpunkt war der VfL nur noch zu zehnt auf dem Feld. Keeper Manuel Riemann wurde vom Unparteiischen zunächst wegen Meckerns verwarnt, doch als der Schlussmann auch noch hämisch klatschte, durfte er schon nach 81 Minuten unter die Dusche. Weil die Bochumer bereits dreimal gewechselt hatten, musste mit Vitaly Janelt ein Feldspieler ins Tor. Doch dieses Kuriosum ist bei der Gesamtleistung nur eine Randnotiz wert. Eher stellt sich die Frage, wie der VfL all die Probleme, die in Bielefeld zu erkennen waren, schnellstmöglich abstellen kann.

Offensichtlich ist, dass die Balance zwischen Defensive und Offensive nicht stimmt. Routinier Patrick Fabian, der in Bielefeld sein Saisondebüt feierte, lobte nach der Partie zwar die neue Kompaktheit, sieht aber in allen Mannschaftsteilen Steigerungsbedarf. „Ich hatte nach der Vorbereitung eigentlich ein gutes Gefühl. Aber wir brauchen noch mehr Präsenz und den unbedingten Willen. Wir müssen extrem viel investieren, der Erfolg kommt nicht von alleine.“ Dass die aktuelle Lage des VfL immer bedrohlicher wird, betrachtet Fabian mit großer Sorge: „Es ist ständig ein Kampf und Krampf, nicht erst seit dieser Saison. Wir drehen uns irgendwie im Kreis.“ Besserung versprach der Start ins neue Fußballjahr jedenfalls noch nicht.

(Foto: Pressefoto Eibner)

Bochumer Transfergerücht

Ganvoula-Verkauf: Nur der Zeitpunkt ist offen

Gerüchte über mögliche Transfers in die Welt zu setzen, ist heute einfacher denn je. Ein Internetportal, das bislang nicht für Insiderwissen zum Revierklub bekannt war, lancierte Mitte der Woche die Information, dass der VfB Stuttgart fünf Millionen Euro für VfL-Angreifer Silvere Ganvoula geboten haben soll. Auch vermeintlich seriöse Medien nutzten diese Meldung, um ihrerseits Klicks zu generieren.

Kein Angebot aus Stuttgart

Zeit, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen, blieb da nicht mehr – wohlwissend, dass viele Fans auf jede Meldung anspringen, mag die Quelle noch so dubios erscheinen. Trainer Thomas Reis konnte darüber am Freitag nur schmunzeln: „Solche Gerüchte können wir nicht verhindern und sie werden uns auch nicht ablenken. Wir sollten stolz darauf sein, Spieler zu haben, die offensichtlich so interessant sind.“

Bochums Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz sah sich auf Nachfrage trotzdem dazu gezwungen, der Berichterstattung zu widerzusprechen. Ein Angebot des Ligakonkurrenten aus Stuttgart sei beim VfL nicht eingegangen. Und selbst wenn: „Der Verkauf unseres Top-Stürmers in diesem Winter ist ausgeschlossen“, erklärte der 41-Jährige unmissverständlich. Zu hoch ist der sportliche Wert für die anstehende Rückrunde.

Der Manager beschränkte sich bei seiner Stellungnahme allerdings auf die laufende Transferperiode. Die Frage ist also nicht, ob Ganvoula Bochum einiges Tages verlassen wird, sondern wann. Denn dass ein Torjäger, der bei 16 Saisoneinsätzen zehnmal trifft, von anderen Vereinen beobachtet wird, ist selbsterklärend. Schon in den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Berichte über ein angebliches Interesse anderer Klubs gegeben.

Lange Vertragslaufzeit

Hinzu kommt, dass auch Schindzielorz weiß, wie wichtig Transfereinnahmen für den Klub sind: „Deshalb ist es gut, Spieler mit einem gewissen Marktwert zu haben.“ Großen Druck, Silvere Ganvoula schnellstmöglich verkaufen zu müssen, gibt es aber nicht. Denn der VfL hält alle Trümpfe in der Hand. Schließlich läuft der Vertrag des wuchtigen, schnellen Angreifers noch bis 2023. Er war erst vor einem halben Jahr fest vom RSC Anderlecht verpflichtet worden.

Außerdem befindet sich Ganvoula mit erst 23 Jahren in einem entwicklungsfähigen Alter. Kann er auch in der Rückrunde überzeugen, sind die kolportierten fünf Millionen Euro sicher eine gute Verhandlungsbasis. Zumal der VfL nicht unendlich viele Spieler hat, bei denen sich ein lukratives Transfergeschäft andeutet. Lediglich dann, wenn sich das Potenzial von Innenverteidiger Armel Bella Kotchap voll entfaltet, könnte der VfL wirtschaftlich profitieren.

Auch zu seiner Person kursieren seit dieser Woche übrigens die ersten Gerüchte. Ob das italienische Portal, das ihn seit Freitag mit dem Serie-A-Klub US Lecce in Verbindung bringt, allerdings verlässlicher ist als die deutsche Quelle bei Silvere Ganvoula, ist nicht bekannt. Klar ist nur, dass sein Vierjahresvertrag, den er jüngst unterschrieben hat, keine Ausstiegsklausel beinhaltet. Auch in diesem Fall können sich die Verantwortlichen entspannt zurücklehnen.

(Foto: Imago / DeFodi)

VfL startet in Bielefeld

Platzhalter für Neuzugang: Mit Fabian in die Rückrunde

Das Warten geht weiter. Auch wenige Tage vor dem Transferschluss am 31. Januar hat der VfL Bochum noch keinen neuen Innenverteidiger verpflichtet. Dabei sind sich nicht nur Fans und Beobachter einig, dass Verstärkung benötigt wird, um die Chance auf den Klassenerhalt zu erhöhen. Auch intern haben sich die Verantwortlichen darauf verständigt, die anfällige Defensive verstärken zu wollen. Geld dafür steht bereit, wenn auch in begrenzter Form. Ob dieses ausreicht, ist fraglich.

Verhandlungen laufen

Dabei haben Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz und Cheftrainer Thomas Reis schon im Herbst die wohl größte Schwachstelle des Kaders erkannt – und eine Kandidatenliste erstellt. Die wurde zwar abgearbeitet, aber noch kein Deal finalisiert. Ein Verteidiger aus dem Ausland habe zugesagt, berichtet Reviersport, doch der abgebende Verein ziert sich noch, weil die gebotene Ablöse zu niedrig sei. Bedeutet: Entweder gibt es bis zum Freitag eine Einigung – oder der VfL setzt die Saison ohne einen neuen Defensivspieler fort.

Wobei es durchaus Alternativen gibt. Auch der Kölner Lasse Sobiech wird nach wie vor als Kandidat gehandelt. Doch ein mögliches Leihgeschäft ist ebenfalls noch nicht zustande gekommen, weil auch andere Vereine um die Dienste des 29-Jährigen buhlen. Die Hoffnung hat der VfL aber auch in diesem Fall noch nicht aufgegeben. Doch wertvolle Zeit ist in jedem Fall schon verloren gegangen. Die Auftaktpartie in Bielefeld steht unmittelbar bevor, die Vorbereitung als Integrationsphase ist abgeschlossen.

Als Platzhalter für einen möglichen Neuzugang, aber vielleicht auch als Dauerlösung, haben die Verantwortlichen nun vorerst VfL-Urgestein Patrick Fabian auserkoren. Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen spielte er in der Hinrunde keine Rolle. Eigentlich wollte der Routinier seine Karriere auch langsam ausklingen lassen. Doch am Dienstag wird er in der Viererkette wohl sein Saisondebüt feiern. Vor ihm verteidigen drei defensive Mittelfeldspieler. Auch das ist neu. Insgesamt ist die Ausrichtung defensiver als noch in der Hinrunde.

Leitsch tastet sich heran

Perspektivisch hoffen Reis und Schindzielorz auch noch auf einen internen Neuzugang. Maxim Leitsch, der sein letztes Pflichtspiel im September 2018 absolviert hat, ist ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Die Vorbereitung hat er ohne Probleme gemeistert. Bleibt er schmerzfrei und holt seinen Trainingsrückstand auf, wäre er nicht nur eine Alternative für die Innenverteidigung. Auch links hinten gibt es weiter Bedarf. Denn für Danilo Soares, aktuell unangefochtener Stammspieler, fehlt ebenfalls ein Ersatz.

(Foto: Pressefoto Eibner)

Talent verlässt Bochum

Saglam geht: Durchbruch beim VfL wird seltener

Sein Wechsel war absehbar. Vor einigen Jahren galt Görkem Saglam noch als größtes Talent des Vereins. Schon seit der F-Jugend wurde er beim VfL Bochum ausgebildet. Die Verbundenheit war groß, der Ehrgeiz, den Durchbruch bei den Profis zu schaffen, ebenso. Doch gereicht hat es nicht. Saglam und der VfL gehen ab sofort getrennte Wege. Der Mittelfeldspieler, der immerhin auf 30 Zweitligaeinsätze kommt, hat am Montag beim niederländischen Erstligisten Willem II Tilburg unterschrieben.

Kaum Spielpraxis

Für den Moment schmerzt sein Abgang wohl kaum. Nicht erst seit der Verpflichtung von Robert Zulj gibt es im Zentrum ein personelles Überangebot. „Görkem hat in dieser Saison noch keine Einsatzzeit erhalten und ist daher mit seinem Wechselwunsch auf uns zugekommen“, erklärt Manager Sebastian Schindzielorz den Transfer, denn: „Sein Vertrag wäre im Sommer ausgelaufen und so haben wir eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden.“ Dabei ist der 21-Jährige nicht das erste Bochumer Eigengewächs, das mangels Perspektive die Biege macht. Sind die Talente etwa nicht gut genug? Oder erkennt der VfL ihre Qualitäten nicht?

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Denn selbst hochgelobte Nachwuchsspieler – wie zum Beispiel Tom Baack oder Gökhan Gül – haben trotz eines Vereinswechsels bislang nicht den Durchbruch geschafft. Sie gehören bei Ligakonkurrenten des VfL nur zum Ersatzpersonal. Auffällig ist allerdings, dass sie ihrem Ausbildungsklub im Seniorenbereich recht früh den Rücken gekehrt haben. Ein möglicher Grund: Eine fehlende U23. Der Unterbau wurde im Jahr 2015 aus Kostengründen abgeschafft – seinerzeit eine nachvollziehbare Entscheidung. Doch wer bei den Profis des VfL nicht zum Einsatz kommt, hat keine Chance mehr, Spielpraxis zu erhalten.

Für die These, dass einigen Nachwuchsspielern schlicht das Potenzial fehlt, gibt es derzeit weitere Beispiele. Jan Wellers und Maxwell Gyamfi, die vor der Saison einen Profivertrag erhalten haben, dürfen im Winter schon wieder gehen. Beide haben zuletzt ein Probetraining absolviert – Wellers in der Regionalliga, Gyamfi in Bulgarien. Zu einem Vertragsabschluss kam es nicht. Immerhin ist Baris Ekincier bereits im Juli auf Leihbasis gewechselt. Er kickt für Austria Klagenfurt in der zweiten Liga Österreichs. Die magere Zwischenbilanz: Acht Kurzeinsätze. Dass der Offensivspieler dem VfL eines Tages helfen kann, darf zumindest bezweifelt werden.

Bochumer Hoffnungsträger

Nimmt man die letzten fünf Jahre – also seit der Abschaffung der U23 – ist die Ausbildungsbilanz des oft hochgelobten Bochumer Talentwerks nicht mehr herausragend. Mit Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch sind in dieser Zeit lediglich zwei Spieler der eigenen Jugend entwachsen, die bei den Profis überhaupt eine Rolle spielen. Perspektivisch könnten auch Moritz Römling, Paul Grave oder Lars Holtkamp hinzukommen – sicher ist das aber nicht. Was sich der VfL jedenfalls nicht mehr erlauben kann, sind Fehlentscheidungen wie diese: Atakan Karazor, bis 2015 A-Junior in Bochum und jetzt Stammspieler beim VfB Stuttgart, wurde nicht einmal ein Profivertrag angeboten.

Auch die Trennung von Evangelos Pavlidis dürfte mittlerweile schmerzen. In Tilburg hat sich der Angreifer in nur wenigen Monaten zum griechischen Nationalspieler entwickelt, ist drittbester Torschütze der niederländischen Eredivisie und hat seinen Marktwert längst vervielfacht. Den VfL durfte er für mickrige 250.000 Euro verlassen, weil diese Kaufoption so im Vertrag stand. Saglam durfte nun ablösefrei gehen, doch bei einem weiteren Verkauf klingelt die Kasse. Ob er allerdings den gleichen Weg gehen wird wie Pavlidis, bleibt offen. Immerhin spielen sie jetzt wieder beim selben Verein.

(Foto: Imago / Laci Perenyi)

2:0 im letzten Test

So könnte die Startelf des VfL Bochum aussehen

Knapp 150 Fans trotzten am Mittwochmorgen dem Nieselregen und der winterlichen Kälte. Auch die Sicht auf das Geschehen war nicht die Beste. Denn das Testspiel des VfL Bochum gegen den Drittligisten KFC Uerdingen wurde mangels Rasenheizung vom Leichtathletikplatz auf den großen, umzäunten Trainingsplatz verschoben. Viel Platz blieb für die Zuschauer also nicht. Belohnt wurden sie für ihren Besuch allerdings schon – zumindest diejenigen, die auch pünktlich dabei waren.

Zwei Tore gegen Uerdingen

Denn die beiden Treffer beim 2:0-Sieg fielen schon in der Anfangsphase. Danny Blum umkurvte nach nicht einmal 180 Sekunden erfolgreich den Gästekeeper, Vitaly Janelt legte nur vier Minuten später nach. Der VfL startete forsch in seine Generalprobe vor dem Ligastart in weniger als einer Woche. Und die Bochumer blieben in der Folge die spielbestimmende Mannschaft. Auch defensiv passte die Ordnung, Torhüter Manuel Riemann erlebte eine ruhige erste Halbzeit.

Den motiviertesten und engagiertesten Gegner erwischte der VfL allerdings nicht. Auch deshalb fällt es schwer, die Leistung richtig einzuordnen. Zumal das Team von Trainer Thomas Reis nach dem Seitenwechsel plötzlich nachließ. Die defensive Stabilität ging teilweise verloren, die Ballverluste häuften sich, nicht jeder Spieler wirkte hochkonzentriert – ein Phänomen, das schon in der Hinrunde häufiger zu beobachten war. Immerhin: Uerdingen wurde zwar gefährlich, traf aber nicht.  

Hinten mit Viererkette

Welche Schlüsse Thomas Reis aus dieser Partie ziehen wird, bleibt abzuwarten, doch seine Startelf für das erste Pflichtspiel in Bielefeld hat er größtenteils gefunden. So ist anzunehmen, dass der Fußballlehrer vor Manuel Riemann auf eine Viererkette setzen wird – außen mit Cristian Gamboa und Danilo Soares, und zentral mit Saulo Decarli und Patrick Fabian. Der Routinier soll also die Rolle einnehmen, die eigentlich für einen Neuzugang bestimmt war. Doch der lässt weiter auf sich warten.

Um die anfällige Hintermannschaft trotzdem zu stabilisieren, hat Reis auch vor der Abwehr eine neue Formation gefunden. Im Test gegen Uerdingen, aber schon zuletzt gegen Bukarest bot er gleich drei defensive Mittelfeldspieler auf: Zentral Robert Tesche, halbrechts Anthony Losilla, halblinks Vitaly Janelt. Die zusätzliche Absicherung hemmt jedoch das eigene Offensivspiel. Echte Flügelspieler fehlen, keiner der zentralen Figuren punktet mit hoher Geschwindigkeit.

Vorne mit einem Duo

Nominell startet Reis wohl nur mit drei Offensivkräften. Nach aktuellem Stand wird Chung Yong Lee im defensiven 4-4-2-System als Spielmacher agieren. Denn Neuzugang Robert Zulj muss erst noch den Anschluss finden. In der Spitze bliebe somit Platz für Silvere Ganvoula und Danny Blum, die Top-Scorer der Hinrunde, deren Qualität auch gegen Uerdingen auffiel, ebenso wie ihr Hang zur Lässigkeit in einigen Aktionen. Auch deshalb betont Thomas Reis, dass „sich niemand zurücklehnen darf.“

Der Konkurrenzkampf habe zugenommen, „die Mannschaft ist enger zusammengerückt, was die Spielqualität erhöhen dürfte“, glaubt Reis. Gemeint sind Profis wie Maxim Leitsch, Tom Weilandt oder Thomas Eisfeld, die in der Hinrunde kaum zum Zuge kamen, jetzt aber wieder Alternativen sind, sofern sie denn fit bleiben. Bis auf Sebastian Maier und Ulrich Bapoh hat es in der Vorbereitung keine weiteren Ausfälle gegeben. Ausreden gibt in dieser Hinsicht schon mal keine.

(Foto: Sportfoto Gerd Krause)

Warten auf Verstärkung

Trainingslager: VfL ohne Neuzugang nach Spanien

Ohne Neuzugang ist die Mannschaft des VfL Bochum am frühen Sonntagabend nach Spanien geflogen. Im andalusischen Jerez de la Frontera bereitet sich das Team bis zum 19. Januar auf die Rückrunde vor. Ob sich im Laufe des einwöchigen Trainingslagers noch Verstärkung hinzugesellt, ist weiter offen. Zum Start arbeitet Chefcoach Thomas Reis also mit dem gewohnten Personal – allerdings mit kleineren Einschränkungen.

Maier und Holtkamp bleiben daheim

Spielmacher Sebastian Maier verpasst den wichtigsten Teil der Vorbereitung. Er ist nach einer Operation Ende November immer noch angeschlagen und arbeitet in Bochum an seiner Rückkehr. Auch A-Junior Lars Holtkamp, den der VfL gerne als Profi an sich binden möchte, ist daheim geblieben. Das gilt ebenso für Görkem Saglam, Jan Wellers und Maxwell Gyamfi, die für eine Vereinssuche weiter freigestellt sind. Einen neuen Klub hat bislang noch keiner von ihnen gefunden. Folglich besteht die Bochumer Reisegruppe aus drei Torhütern und 22 Feldspielern, denen intensive Trainingstage bevorstehen.

Vor allem will Thomas Reis an der Defensivarbeit des gesamten Teams arbeiten. „Wir haben in der Hinrunde eindeutig zu viel Gegentore kassiert und dadurch viele Punkte liegengelassen. Es ist die Aufgabe aller, das zu ändern“, betont der 46-Jährige. „Natürlich wird das ein Trainingsschwerpunkt in Spanien sein. Aber auch die Arbeit mit dem Ball spielt eine Rolle.“ Mehr taktische Flexibilität, etwa mit einem neuen Spielsystem, steht auch auf der Agenda. Erste Ansätze sollen schon in den beiden Testspielen zu sehen sein. Am 15. Januar trifft der VfL auf den amtierenden ungarischen Pokalsieger MOL Fehérvár FC, drei Tage danach auf Dinamo Bukarest aus Rumänien.

Auch für einen möglichen Neuzugang wären diese Partien wichtig, um sich einzuspielen. Dass der VfL in diesem Winter überhaupt noch tätig wird und auf dem Transfermarkt zuschlägt, ist jedenfalls das Ziel. Gesucht wird nach wie vor ein Innenverteidiger, der im Idealfall auch links in der Viererkette verteidigen kann. Zusätzlich wurde intern auch über einen neuen Mittelfeldspieler diskutiert. Die Offensive wird indes unverändert bleiben. „Da sind wir nominell gut aufgestellt“, sagt Trainer Thomas Reis. Das Geld für mindestens einen Neuzugang steht auch bereit. Was die Finanzen angeht, ist der VfL nicht auf Rosen gebettet, hat aber Möglichkeiten.

Rasmussen nach Aue, Sobiech sucht

Einige Kandidaten sind in diesem Winter allerdings schon vom Markt. Jacob Rasmussen etwa, ein dänischer Juniorennationalspieler vom AC Florenz, hat am Wochenende beim Ligakonkurrenten in Aue unterschrieben. Der Linksfuß hätte vielleicht auch ins Anforderungsprofil des VfL gepasst. Zumal er das Ruhrgebiet schon kennt. Bis 2016 spielte er in der Jugend von Schalke 04. Bliebe zum Beispiel noch Lasse Sobiech als naheliegende Option. Der Innenverteidiger ist beim 1. FC Köln nur noch vierte Wahl in der Abwehr. Der 28-Jährige gilt als charakterstark, körperlich robust und stark in der Luft. Außerdem kennt er die Liga, die Eingewöhnungszeit wäre entsprechend kurz.

(Foto: Imago / Deutzmann)