Trainerwechsel

Ob Wunschlösung oder nicht: Butscher auf Rettungsmission

Ein letztes Mal betrat Thomas Letsch am Dienstag die Mannschaftskabine des VfL Bochum. Der 55-Jährige verabschiedete sich von den Spielern und Mitarbeitern. Nur wenige Stunden nach der Verabschiedung saß schon sein Nachfolger auf dem Podium im Bochumer Presseraum. Heiko Butscher wird die Mannschaft bis zum Saisonende betreuen. Der Fußballlehrer ist seit 2013 im Verein tätig, zuletzt als Trainer der U19 und als Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung. In der kommenden Saison soll Butscher die U21 übernehmen. Nun springt er bereits zum vierten Mal übergangsweise bei den Profis ein, zum ersten Mal aber für mehr als nur ein Spiel.

Widersprüche bei der Trainersuche

Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian sprach am Dienstag von der „Ideallösung“ und einer Entscheidung „aus voller Überzeugung.“ Das allerdings steht dem entgegen, was am Sonntag und Montag aus dem direkten Vereinsumfeld zu erfahren war. Der VfL soll sich mit mehreren externen Kandidaten ausgetauscht und Absagen kassiert haben. Ein Problem sieht Fabian darin allerdings nicht, im Gegenteil: „Es ist unsere Aufgabe, uns mit verschiedenen Optionen zu befassen und mit Kandidaten zu sprechen. Nur so ist eine wirklich fundierte Entscheidung möglich.“ Auf der Kandidatenliste standen insbesondere Urs Fischer, Peter Stöger und Stefan Kuntz.

Was womöglich ein Teil des Problems war: Bis zur schmerzhaften 1:2-Niederlage in Köln war ein Trainerwechsel klubintern noch kein ernsthaftes Thema. Die Vereinsführung war offensichtlich schlecht vorbereitet, wenn sie ihre Ideen erst nach der Trennung von Letsch ernsthaft geprüft und auf Umsetzbarkeit abgeklopft hat. Und weil es nun schnell gehen musste, war Butscher die einzig umsetzbare Option. Der 43-Jährige war sofort bereit, die Rettungsmission anzugehen. „Ich kann doch nicht ablehnen, wenn mein Verein Hilfe braucht“, erklärte Butscher seine Zusage und präsentierte sich in seiner ersten Pressekonferenz demütig und selbstbewusst zugleich.

Mit einem „guten Grundgerüst, in dem jeder weiß, was zu tun ist“, möchte er die Trendwende herbeiführen und den VfL in der Bundesliga halten. Genau das war Letsch zuletzt zum Verhängnis geworden, der personell wie taktisch zunehmend die Klarheit und Nachvollziehbarkeit bei seinen Entscheidungen vermissen ließ. Es ist anzunehmen, dass Butscher, der die Mannschaft kennt, keine gravierenden Änderungen plant, sondern versuchen wird, eine möglichst feste Startformation zu bilden. Sechs Spiele hat er nun Zeit, damit der VfL die für den Klassenerhalt notwendigen Punkte einfährt. Dafür stehen ihm aktuell alle potenziellen Leistungsträger zur Verfügung.

Zunächst bis zum Saisonende

Butschers erste wichtige Aufgabe: das Heimspiel am Samstag gegen Heidenheim. Sollte der Interimscoach in den kommenden Wochen überzeugen, ist ein längerfristiges Engagement als Profitrainer zumindest nicht ausgeschlossen. Grundsätzlich würde ihn die Aufgabe auch reizen, ist aus seinem Umfeld zu hören. Allerdings möchte der Ex-Profi in Bochum sesshaft werden, was als Übungsleiter oder Führungskraft im Nachwuchsbereich deutlich leichter ist als auf der Trainerbank im Profigeschäft. Parallel zur Saisonendphase werden Patrick Fabian und Sportdirektor Marc Lettau also weiter den Trainermarkt sondieren müssen. Für welche Liga? Das bleibt offen.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)