Wechsel

Ablöse und Nachfolger: Der Broschinski-Verkauf im Detail

Noch vor gut einer Woche hatte sich Dieter Hecking zur Personalie Moritz Broschinski eindeutig positioniert. Der Fußballlehrer sprach sich klar für einen Verbleib des Angreifers aus. Logisch, denn Broschinski war nach einer guten Saisonvorbereitung und seinem Tor in Darmstadt plötzlich Stürmer Nummer eins beim VfL. Nun aber muss Hecking umplanen. Broschinski schließt sich dem FC Basel an. Der amtierende Schweizer Meister und mögliche Champions-League-Teilnehmer hat sich die Dienste des Angreifers gesichert. Auch der FC St. Gallen und Sturm Graz bekundeten in den vergangenen Wochen Interesse an einer Verpflichtung, gaben aber kein passendes Angebot ab. Basel wiederum hat nicht nur den Spieler mit einem Vierjahresvertrag überzeugt, sondern auch die Bochumer Verantwortlichen.

„Wir haben betont, dass kein Spieler von uns unverkäuflich ist und wir bei jedem potenziellen Transfer den sportlichen Wert gegen den wirtschaftlichen abwägen müssen. Moritz Broschinski hat sich in der Vorbereitung in einer guten Verfassung präsentiert und diesen Eindruck zu Saisonbeginn bestätigt. Allerdings ging er nun in sein letztes Vertragsjahr, eine Perspektive auf Verlängerung besaßen wir nicht“, erklärt Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner die Entscheidung für einen sofortigen Verkauf. „In dieser Konstellation hat das außergewöhnliche Angebot des FC Basel bei uns die Abwägung eindeutig in Richtung Wirtschaftlichkeit verschoben. Wir werden selbstverständlich den Markt weiterhin beobachten und sondieren, welche neuen Möglichkeiten sich durch seinen Abgang ergeben.“

Von eigenen Fans verschmäht

Die Sockelablöse ohne mögliche Bonuszahlungen soll bei knapp zwei Millionen Euro liegen, abzüglich einer niedrig sechsstelligen Transferbeteiligung für den BVB, bei dem Broschinski vor seinem Wechsel im Januar 2023 zum VfL gespielt hat. In Bochum pendelte er seither zwischen Startelf und Ersatzbank, erzielte sechs Tore in 76 Pflichtspielen. Erst in dieser Saison stieg Broschinski zum Stammspieler auf. Hecking wollte ihn deshalb unbedingt halten, muss sich nun aber den wirtschaftlichen Zwängen des Klubs beugen. Anderenfalls hätte Broschinski den Verein im kommenden Sommer ablösefrei verlassen dürfen. Bereits im vergangenen Jahr hätte es für Broschinski die Möglichkeit gegeben, den VfL zu verlassen. Seinerzeit war Union Berlin an einer Verpflichtung des Spielers interessiert.

Aus unterschiedlichen Gründen blieb Broschinski jedoch in Bochum, überzeugte sportlich aber nur selten. In der zurückliegenden Saison gelang ihm bei 33 Bundesliga-Einsätzen nur ein Tor. Zeitweise wurde er sogar von den eigenen Fans verschmäht. Auch deshalb waren sich Klub und Spieler nach dem Bundesliga-Abstieg einig, dass ein Wechsel für beide Seiten die beste Lösung sei, um einen Neuanfang zu starten. Weil Broschinski dann aber in den Testspielen zuverlässig traf, Philipp Hofmann nach seinem Lungenkollaps länger ausfiel und Neuzugang Ibrahim Sissoko Anpassungsschwierigkeiten hatte, war der 24-Jährige plötzlich gesetzt – zumal Hecking derzeit eine Doppelspitze bevorzugt und der agile Broschinski der passende Nebenmann für einen typischen Wandspieler war.

VfL benötigt agilen Angreifer

Die naheliegende Frage, wie Broschinski ersetzt werden soll, wird vor allem Sportchef Dufner mit der Hilfe von Kadermanager Johannes Waigand und Chefscout Babacar Wane beantworten müssen. Aufgrund ähnlicher Stärken und Schwächen sollen Hofmann und Sissoko nach Möglichkeit eher nicht gemeinsam stürmen. Benötigt wird neben einem kantigen Mittelstürmer also noch ein dynamischer Angreifer. Für diese Rolle steht aktuell einzig Mathis Clairicia zur Verfügung. Der Neuzugang aus der dritten französischen Liga überzeugt zwar mit viel Fleiß, großem Ehrgeiz und reichlich Tempo, muss technisch wie taktisch aber noch zulegen. Auch wenn ihm die Verantwortlichen Großes zutrauen: Ob er dem VfL schon in absehbarer Zeit entscheidend weiterhelfen wird, darf zumindest bezweifelt werden.

Auch deshalb wäre es nur allzu logisch, den Kaderplatz von Broschinski neu zu besetzen. Diesen Plan verfolgen auch die Verantwortlichen beim VfL und fahnden bereits nach einer passenden Lösung. Vor allem die Abgangskandidaten verschiedener Bundesligisten könnten ins Raster passen. Einer der Kandidaten ist in jedem Fall Justin Diehl vom VfB Stuttgart. Der 20-Jährige ist ein etwas anderer Spielertyp als Broschinski: eher klein und flink, dribbelstark und kann in der Offensive flexibel eingesetzt werden – bevorzugt auf der Außenbahn, aber auch als zweite Spitze neben Hofmann oder Sissoko. Klar ist: Bei Diehl käme einzig ein Leihgeschäft ohne Kaufoption in Betracht, weil Stuttgart langfristig mit ihm plant. Bis zum 1. September müsste eine Einigung erzielt werden. Dann endet hierzulande die Transferperiode.


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(Foto: Marc Niemeyer)