1:4 in Bremen

„Wir haben versagt“: Bochumer Klatsche statt Klassenerhalt

Früh am Samstagmorgen klingelte bei vielen Fans des VfL Bochum der Wecker. In Scharen machten sie sich auf den Weg nach Bremen zum womöglich letzten Spiel der Saison. Hunderte steuerten mit einem Sonderzug gen Norden, andere fuhren sogar ohne Eintrittskarte fürs Stadion an die Weser. Hellwach waren sie, um ihre Mannschaft zum Klassenerhalt zu schreien und anschließend gemeinsam zu feiern. 

Hochverdiente Niederlage

Diese Einstellung hätten sich die reisefreudigen Anhänger sicher auch vom kickenden Personal gewünscht. Stattdessen lieferte der VfL einen Auftritt ab, der ihn folgerichtig in die Relegation beförderte. Nach der verdienten 1:4-Klatsche an der Weser geht die Saison in die Verlängerung mit zwei nervenaufreibenden Spielen gegen Fortuna Düsseldorf. Der VfL lässt seine Fans weiter leiden, der Abstieg ist immer noch möglich. 

„Für diesen Auftritt gibt es keine Erklärung, das hatte nichts mit unserem VfL-Fußball zu tun“, sagte Sportdirektor Marc Lettau nach der Partie im Weserstadion. Spielgestalter Kevin Stöger sprach von einem „inakzeptablen Auftritt“, bei dem „jeder die Verantwortung weitergeschoben hat“ und der VfL in seine „Einzelteile“ zerfallen ist. Kapitän Anthony Losilla wurde noch deutlicher: „Wir haben einfach versagt.“ Aber warum?

Spannung in Berlin

Die Abstände zwischen den Ketten waren zu groß, das Pressing und mannorientierte Verteidigen funktionierte nicht. „Wir kamen oft zu spät“, stellte auch Trainer Heiko Butscher fest, ohne während des Spiels Lösungen zu finden. Werder nutzte die freien Räume und Unzulänglichkeiten bei Standards, ging früh in Führung und verschonte den VfL vor der Pause von weiteren Einschlägen. Die folgten erst am Ende, als die Bochumer auseinanderfielen. 

An einem Unentschieden, das zum Ligaverbleib gereicht hätte, schnupperte das Team von Butscher im Grunde nie, Hoffnung auf den direkten Klassenerhalt gab es einzig durch das Zwischenergebnis aus Berlin. Während Mitkonkurrent Mainz 05 das Spiel in Wolfsburg zügig nach einem Rückstand drehte und sich damit weit vom Relegationsplatz entfernte, mussten die Unioner lange bis zum ersten Treffer warten.

Relegation gegen Düsseldorf

Doch die Freiburger gaben nicht auf. Fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit fiel der Ausgleich. Der VfL wäre mit diesem Ergebnis gerettet gewesen – und Torschütze Ritsu Doan hätte ein Denkmal an der Castroper Straße sicher gehabt. Doch ausgerechnet der Ex-Bochumer Janik Haberer erzielte noch den Siegtreffer. Jubel in Köpenick, Frust und Enttäuschung beim VfL. „Die Schultern hängen jetzt tief“, weiß Butscher.

Viel Zeit zum Aufrichten und Analysieren bleibt nicht. Schon am Donnerstagabend geht es im Ruhrstadion weiter mit dem ersten Bochumer Relegationsspiel seit 2011. Die Fortuna wiederum reist mit Selbstvertrauen an, hat seit Wochen nicht verloren und in dieser Saison beeindruckend viele Rückstände aufgeholt. Geht der VfL die Aufgabe ähnlich schläfrig und halbherzig an wie in Bremen, droht ein böses Erwachen – eine Liga tiefer.  


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(Foto: Imago / Sven Simon)