2:0 in Braunschweig

Wieder alles im Griff: VfL abgezockt und effizient

Die Musik in der Bochumer Mannschaftskabine hätte passender nicht sein können. Nach dem 2:0-Auswärtssieg des VfL bei Eintracht Braunschweig tönte ein Klassiker von Jürgen Drews aus den Boxen. „Wieder alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff“, sangen einige Spieler mit, bevor die wohl bekanntesten Liedzeilen folgten: „Keine Panik auf der Titanic. Land in Sicht, wir sterben nicht.“ All das lässt sich gerade ganz wunderbar auf die sportliche Lage beim Bundesliga-Absteiger übertragen. Nach einem historischen Fehlstart hat der Revierklub in beeindruckender Art und Weise die Kurve bekommen. Das Zwischenfazit fällt von Woche zu Woche positiver aus. Nach zuvor sechs Niederlagen am Stück hat das Team von Trainer Uwe Rösler nun fünfmal in Folge nicht verloren und vier Spiele davon gewonnen.

Nicht schön, aber erfolgreich

Mittlerweile punktet der VfL auch auswärts, gegen Braunschweig zum ersten Mal in dieser Saison sogar dreifach. „Wir haben das Quäntchen Glück, das wir in den Wochen und Monaten zuvor nicht hatten. Das kommt aber nicht aus heiterem Himmel, das haben wir uns in den letzten Wochen erarbeitet“, erklärte Rösler nach dem dritten Pflichtspiel in Folge ohne Gegentreffer. Eine solche Serie gelang dem VfL zuletzt im Juni 2020. „Es gibt nichts Besseres, als zu Null zu spielen“, freute sich Innenverteidiger Noah Loosli, der zu den besten Bochumern auf dem Platz gehörte. „Wir sind in einer Form, dass wir auch Spiele gewinnen, die nicht ganz so gut waren.“ Premieren-Torschütze Cajetan Lenz brachte den VfL nach einem Eckstoß von Maximilian Wittek früh in Führung, Francis Onyeka legte in der Schlussphase nach.

Ansonsten waren die Hausherren in fast allen Statistiken führend, die Gäste lediglich abgezockt und effizient. Vor allem in der ersten Halbzeit waren die Braunschweiger das aktivere Team, die Bochumer zu passiv und nicht immer gut geordnet – für Rösler eine „unterirdische“ Phase. Erst nach dem Seitenwechsel wurde der VfL stärker und dominierter, ohne eine Vielzahl an Chancen zu kreieren. Die Bochumer nutzten ihre wenigen Möglichkeiten, während auf der anderen Seite entweder das Aluminium oder der erneut starke Timo Horn – etwa beim Elfmeter von Sebastian Polter – den Einschlag verhinderten. Der VfL hat in dieser Saison schon Spiele verloren, die der Gegner mit weniger Torschüssen beendete. Doch das Spielglück ist den Bochumern derzeit treu, was sich auch in der Tabelle niederschlägt.

Viel Lob für Röslers Arbeit

Der VfL steht auf Platz 13 mit drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz und schon sechs auf die direkten Abstiegsränge. Eine derart schnelle Entwicklung war vor gut einem Monat beim Amtsantritt von Rösler gewiss nicht zu erwarten, beruhigt die Lage an der Castroper Straße aber ungemein, speziell vor der Mitgliederversammlung. Was auffällt und bemerkenswert ist: Alle Spieler betonen, sogar teils ungefragt, dass der neue Trainer nicht nur durch seine Ansprache für einen Stimmungswandel in der Kabine gesorgt hat, sondern auch fachlich zu überzeugen weiß. Ganz pragmatisch setzt er auf eine Spielweise, die zur Mannschaft passt. Torwart Horn lobte Rösler nun schon mehrfach für dessen Detailverliebtheit und für sein engagiertes Coaching. Ein Beispiel: Die deutlich verbesserten Offensiv-Standards.

Der 56-Jährige erwartet viel von seinen Spielern, streut aber auch Ruhephasen ein. Deshalb findet bis Donnerstag kein Training statt, ehe es am Samstag mit einem Testspiel gegen den VfL Osnabrück weitergeht. Ibrahima Sissoko, der nach seiner schweren Schulterverletzung wieder fit ist und seine Kameraden als Zuschauer nach Braunschweig begleitet hat, soll gegen den Drittligisten sein Comeback feiern. Acht Nationalspieler werden indes fehlen, darunter der im kommenden Ligaspiel gelbgesperrte Leandro Morgalla. Die übrigen Profis hätten indes genügend Zeit, den Start in die Karnevalsession zu feiern. Denn auf den Klassiker von Jürgen Drews folgte zunächst „Kölle alaaf“, bevor mit Grönemeyers Bochum-Hymne die Heimfahrt von Braunschweig zurück ins Ruhrgebiet eingeläutet wurde.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.