Zukunft des Trainers

Botschaft verstanden? Reis wartet auf Gespräche

Mit dieser Meldung war fast schon zu rechnen. Neben Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz soll nun auch Bochums Trainer Thomas Reis das Interesse des VfL Wolfsburg auf sich gezogen haben. Darüber berichtete zuerst die BILD, wobei das Boulevardblatt neben Reis noch zahlreiche andere Kandidaten für die Nachfolge von Florian Kohfeldt ins Spiel gebracht hat. Klassisches Namedropping, oder steckt mehr dahinter?

Wolfsburger Vergangenheit

Entschieden sei noch nichts, und keiner der möglichen Kandidaten bislang kontaktiert worden, hieß es am Dienstag aus verlässlicher Quelle in Wolfsburg. Dort hat die Trainersuche gerade erst begonnen. Dass intern auch über eine Verpflichtung von Reis gesprochen wird, ist naheliegend. Der 48-Jährige hat von 2016 bis 2019 als Jugendtrainer bei den Niedersachsen gearbeitet und war für die U19 verantwortlich, ehe er als Chefcoach zum VfL Bochum zurückgekehrt ist. „Dass ich eine enge Beziehung zum VfL Wolfsburg habe, ist bekannt. Sollte es eine Anfrage geben, würde ich mir alles anhören. Das gehört zum Geschäft. Bochum wäre in sämtliche Vorgänge mit eingebunden“, sagte Reis in der BILD zu den Gerüchten und bekräftigte, noch nichts aus Wolfsburg gehört zu haben.

Ein Bekenntnis, dass er auch in der kommenden Saison den VfL Bochum trainieren wird, sieht jedoch anders aus. Auch Schindzielorz hat bislang kein klares Statement abgegeben. Beide Personalien sorgen an der Castroper Straße natürlich für Unruhe und im schlimmsten Fall für Misstrauen, vor allem mitten in der Kaderplanung. Als Duo stehen sie für die jüngsten Erfolge des Revierklubs. Logisch, dass ihre Arbeit auch außerhalb der eigenen Stadtgrenzen wahrgenommen wird. Zwar fühlen sich beide dem VfL Bochum in besonderer Weise verbunden, gleichwohl stehen sie auch vor der Frage, welche Ziele sie als nächstes ins Auge fassen können. Auf der einen Seite haben sie mit dem Aufstieg und dem souveränen, emotionalen Klassenerhalt vorerst alles erreicht, was realistisch ist. Auf der anderen Seite besteht aber auch die Möglichkeit, langfristig etwas aufzubauen und den VfL Bochum in der Bundesliga zu etablieren.

Reis ist „kein Wandervogel“

Während der Verlust von Schindzielorz, wenn überhaupt, wohl erst im Winter drohen würde, wenn sein Vertrag in Bochum ausläuft und Manager Jörg Schmadtke in Wolfsburg verabschiedet wird, ginge es bei Reis um einen Wechsel in diesem Sommer; sprich: in den nächsten Tagen und Wochen. Sein Vertrag läuft allerdings noch bis Mitte 2023, und auch ein längerer Verbleib in Bochum ist vorstellbar. Neulich sagte er im Interview mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin: „Ich bin VfLer durch und durch. Und wer mich kennt, weiß, dass ich kein Wandervogel bin. Trotzdem habe ich auch eine gewisse Erwartungshaltung. […] Wenn der Verein der Meinung ist, dass wir gemeinsam weiter etwas aufbauen wollen, dann würde ich mich natürlich freuen, in die Gespräche zu gehen.“

Eine klare ‚Einladung‘ an den Verhandlungstisch, die von der Vereinsführung aber offensichtlich noch nicht angenommen wurde. Womöglich wurde die Botschaft gar nicht verstanden. Nicht anders sind die Worte des Trainers am Dienstag in der WAZ zu verstehen: „Ich habe noch ein Jahr Vertrag, ich mache mir keinen Kopf mehr darüber, wann oder ob es Vertragsgespräche gibt. Wenn der Verein der Meinung ist, mit mir verlängern zu wollen, wird man auf mich zukommen. Ansonsten ist es bei einem Trainer auch nicht anders als bei einem Spieler. Wenn der Vertrag ausläuft, streckt man die Fühler aus.“ Gefordert ist jetzt auch das Präsidium, um schnellstmöglich Klarheit zu haben. Eine Hängepartie kann sich der VfL Bochum nicht leisten. Und noch ist die Chance da, den Wolfsburgern zuvorzukommen…

(Foto: picture alliance)