Der Mannschaft zusätzliche Qualität zuzuführen – das ist die Kunst eines jeden Aufsteigers, die gelingen muss, um am Ende der Saison den Klassenerhalt zu feiern. Mit seinem Team hat der VfL Bochum zum Start der Bundesliga-Saison zwar nicht vollends enttäuscht, aber auch nicht positiv überraschen können. Die Ausbeute ist eher mager: Vier Punkte aus sieben Partien. In vielen Bereichen sucht der VfL noch nach Stabilität. Vor allem personell gibt es weiter Baustellen.
Löwen noch kein Stammspieler
Das liegt auch daran, dass sich die Neuzugänge noch nicht zu Leistungsträgern entwickelt haben. Acht Spieler hat der VfL Bochum im Sommer verpflichtet, größtenteils ablösefrei, drei von ihnen auf Leihbasis. In den ersten sieben Partien waren sie aber noch nicht der ganz große Faktor. Was auffällt: Nur einer von ihnen, nämlich Elvis Rexhbecaj, gehörte in allen Spielen zur Startformation. Er zeigte gute Ansätze als neues Bindeglied zwischen Defensive und Offensive, ist im Schnitt laufstärkster Spieler beim VfL. Doch herausragend waren seine Leistungen noch nicht.
Das gilt für viele seiner Teamkollegen ebenso, die aus unterschiedlichen Gründen Anlaufschwierigkeiten haben oder hatten, Eduard Löwen zum Beispiel. Er war zwar pünktlich zum Trainingsauftakt in Bochum, flog aber schon zwei Wochen später weiter nach Tokio, um mit dem deutschen Team an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Er kam angeschlagen wieder, feierte sein Startelfdebüt in einem Pflichtspiel des VfL erst Mitte September gegen Hertha BSC; gegen den Klub also, von dem er für ein Jahr ausgeliehen ist. Löwen überzeugte nicht, saß gegen die Bayern also auf der Bank, spielte gegen Stuttgart wieder von Beginn an und musste gegen Leipzig erneut lange zuschauen.
Kurzum: Zu einer prägenden Figur im Bochumer Mittelfeld hat er sich noch nicht entwickelt. Weil er grundsätzlich aber ein guter Standardschütze ist, defensiv wie offensiv Stärken hat und bereits Bundesliga-Erfahrung aus drei Vereinen mitbringt, bleibt er ein Hoffnungsträger. Ganz ungewöhnlich sind Anlaufschwierigkeiten ohnehin nicht. Für ein generelles Urteil über die Qualität der Neuzugänge ist es noch zu früh, lediglich eine erste Zwischenbilanz ist schon möglich. Das zeigt die Vergangenheit: Auch spätere Leistungsträger wie Robert Zulj oder Simon Zoller haben in ihren ersten Wochen und Monaten beim VfL noch keine Bäume ausgerissen – was sich mit der Zeit aber ändern sollte.
Hoffnungen ruhen auf Polter
Insofern besteht in vielen Fällen die Hoffnung, dass die Sommerneuzugänge ihr vorhandenes Potenzial konstant abrufen. Das gilt auch für Takuma Asano, der zum Start gegen Wolfsburg und zuletzt in Leipzig zur Startformation gehörte, aber durch einen Muskelfaserriss zwischenzeitlich aus der Bahn geworfen wurde und durch Länderspielreisen eine zusätzliche Belastung hat. Aktuell ist er wieder unterwegs, ebenso wie Außenverteidiger Konstantinos Stafylidis, der ebenfalls zweimal von Beginn an spielen durfte, ehe ihn Trainer Thomas Reis wieder aus dem Team nahm.
In Bochum geblieben ist dagegen Christopher Antwi-Adjei, der den umgekehrten Weg gegangen ist. Wochenlang war der schnelle Offensivmann nur Joker, gegen Stuttgart und Leipzig gehörte er dann aber zur Anfangsformation. Seine Auftritte waren absolut vorzeigbar, vor allem sein Tempo eine Bereicherung. Auch Sebastian Polter gehört grundsätzlich zum Kreis der Stammspieler, nur in Leipzig blieb er erstmals nach seiner Verpflichtung auf der Bank, weil er in den Spielen zuvor nur teilweise überzeugt hat. Auf ihm ruhen weiter große Hoffnungen, wenn es um die dringend benötigte Torgefahr geht. Wie eingangs erwähnt, hat der VfL erst vier Treffer erzielt, zwei davon gehen auf das Konto des verletzten Simon Zoller. Polter ist Stand jetzt der einzige Bochumer Neuzugang, der schon getroffen hat.
Viel Lob für Osterhage
Perspektivisch könnte auch Patrick Osterhage mehr Einsatzzeit erhalten. Der Youngster unter den Neuzugängen, der aus der U23 des BVB nach Bochum gekommen ist, entwickelt sich prächtig. Unübersehbar sind seine fußballerischen Anlagen, gegen Leipzig feierte er sein Bundesliga-Debüt. An ihm werden die Bochumer noch viel Freude haben, sagt Thomas Reis immer wieder. Osterhage wird am Donnerstag beim Testspiel gegen den niederländischen Erstligisten NEC Nijmegen ebenso dabei sein wie Ersatztorhüter Michael Esser, der achte und erfahrenste Neuzugang im Bunde. Weil Manuel Riemann gute Leistungen zeigt, bleibt dem Rückkehrer vorerst nur die Zuschauerrolle.
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