Kreative Köpfe und feine Fußballer gehörten beim VfL Bochum in der jüngeren Vergangenheit fast zum Inventar. Einst prägte Dariusz Wosz das Offensivspiel des Revierklub, zuletzt waren es die beiden Österreicher Robert Zulj und Kevin Stöger. Ohne Zulj wäre der VfL 2021 womöglich nicht aufgestiegen, und ohne Stöger wahrscheinlich früher wieder abgestiegen. Stögers Wechsel zu Borussia Mönchengladbach im Sommer 2024 veränderte die Bochumer Spielweise massiv, einen wirklichen Nachfolger gab es nicht. Neuzugang Dani de Wit war jedenfalls der falsche Spielertyp. Kein Wunder also, dass ihn die Verantwortlichen schon Ende Mai, kurz nach Saisonende, wieder ziehen ließen, um Platz zu schaffen für andere Spielertypen, die dem VfL nach dem Abstieg wirklich weiterhelfen sollen.
Onyeka kann helfen
Zum Beispiel Francis Onyeka von Bayer Leverkusen. Er kommt für eine Saison auf Leihbasis zum VfL – ohne Kaufoption. Das ist insofern bemerkenswert, weil der Mittelfeldspieler erst vor wenigen Wochen die Volljährigkeit erreicht hat. Ganz offensichtlich erwarten die Bochumer Verantwortlichen, dass er sich im Profifußball sofort zurechtfindet – anderenfalls ergibt die Leihe keinen Sinn. „Francis Onyeka gehört in Deutschland zu den talentiertesten Spielern seines Jahrgangs und hat eine außergewöhnliche Saison gespielt“, sagt Dufner. „Seine technischen Fähigkeiten sowie sein Offensivdrang haben unser Interesse geweckt, zumal er sich bereits bei den Profis an ein hohes Trainings- und Spielniveau gewöhnen konnte und überdies als Kapitän der U19 schon Verantwortung übernommen hat.“
Onyeka gilt als frühreifes Juwel, Leverkusens Trainer Xabi Alonso lobte ihn bereits für seine Spielintelligenz und Lernbereitschaft, was auch die charakterliche Eignung unterstreicht. Onyeka kann als sogenannter Zehner oder Achter eingesetzt werden. Mit seiner Dynamik kann der Linksfuß bei Bedarf sogar auf die Außenbahn ausweichen. Gebraucht wird er so oder so, denn Trainer Hecking erwartet einen „anderen Fußball mit mehr Ballbesitz“, was nur allzu logisch ist, wenn der VfL um den Aufstieg mitspielen möchte. Zudem gilt Onyeka als Standardspezialist, den der VfL dringend gebrauchen kann. Nur äußerst selten entstand in den zurückliegenden Saison Torgefahr nach ruhenden Bällen. Auch in dieser Hinsicht waren Zulj und Stöger einst prägend. In ihre Fußstapfen konnte bislang keiner treten.
Miyoshi soll bleiben
Dabei gab es neben de Wit gleich mehrere potenzielle Nachfolger als Spielgestalter. Zu nennen ist da Koji Miyoshi, der Last-Minute-Zugang aus dem vergangenen Sommer, aber auch Lukas Daschner und Moritz Kwarteng, die schon ein Jahr früher verpflichtet wurden und als Leistungsträger von Zweitligisten kamen. In der Bundesliga konnte aus diesem Trio jedoch keiner nachhaltig überzeugen. Womöglich kommt ihnen nun aber der Klassenwechsel entgegen. Miyoshi, der über einen bis 2028 laufenden Vertrag verfügt und für den die Bochumer sogar eine Ablöse gezahlt haben, ist jedenfalls fest eingeplant. „Bei ihm kann ich mir vorstellen, dass er uns in der 2. Liga mit seiner quirligen Art guttun wird“, betont Hecking. Miyoshi kann sowohl zentral als auch außen spielen, wobei er kein klassischer Flügelspieler ist.
Eine neue Chance soll auch Moritz Kwarteng erhalten, der ein ähnlicher Spielertyp ist und immerhin schon beim 1. FC Magdeburg seine Zweitligatauglichkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Beim VfL konnte er sich bislang nicht durchsetzen. Verschiedene Verletzungen, gepaart mit mentalem Druck, warfen den teuersten Neuzugang der letzten 15 Jahre immer wieder zurück. Auch eine Leihe zu Zweitligist Düsseldorf brachte nicht den gewünschten Erfolg. Kwarteng begann als Stammkraft, fiel dann aber wochenlang verletzt aus. Die Fortuna zieht die Kaufoption nicht, der Spieler kehrt nach Bochum zurück. Grundsätzlich bringt er Fähigkeiten mit, auf die Hecking gerne setzen würde: Eine gewisse Dynamik, die Fähigkeit, torgefährliche Situationen einzuleiten sowie eigene Abschlussqualitäten.
Daschner darf gehen
Ähnliche Stärken bringt Lukas Daschner mit, nur ohne Dynamik. Allzu oft wirkt der 26-Jährige etwas phlegmatisch, obwohl er fußballerisch schon in der Bundesliga zu den Besten im Bochumer Kader gehörte. Ähnlich wie Kwarteng hat auch er schon nachgewiesen, dass er in der 2. Liga eine echte Verstärkung sein kann. Beim FC St. Pauli zählte Daschner, der sich nur im Mittelfeldzentrum wirklich zurechtfindet, zu den Unterschiedsspielern. Eine Zukunft beim VfL Bochum hat er dennoch nicht, Hecking plant ohne ihn. Daschner spielte zuletzt ein halbes Jahr auf Leihbasis für den FC St. Gallen in der Schweiz. Die Eidgenossen verfügen über eine Kaufoption, die knapp unter der Millionengrenze liegen soll. Aktuell laufen Verhandlungen zwischen den beiden Klubs darüber, ob die Ablöse noch gedrückt werden kann.
Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.
(Foto: Imago / BSR Agency)