1:2-Niederlage gegen den KSC

Müde Bochumer frustriert – Folgen fürs Pokalspiel?

Minutenlang verharrte Manuel Riemann nach der 1:2-Niederlage gegen den Karlsruher SC noch vor dem Torpfosten. Nach Abpfiff verschwanden alle Bochumer recht schnell in der Kabine. Doch der Schlussmann blieb auf dem Platz, setzte sich auf den Rasen und sinierte offenkundig über das Spiel. Die Greenkeeper wollten das Tor sogar schon abbauen, doch Riemann blieb an Ort und Stelle. Erst als Karlsruhes Marco Thiede, ein alter Bekannter von Riemann, auf ihn zuging, ließ sich der Keeper irgendwann überreden, seinen Platz zu räumen.

So ruhig wie Riemann in dieser Situation wirkte, so sehr tobte er noch in der Schlussphase des Spiels. Dem Schiedsrichter reichte es irgendwann, Riemann sah für sein Meckern die Gelbe Karte. Nicht nur er, sondern einige Bochumer hatten sich im Laufe des Nachmittags auf Christof Günsch eingeschossen. Insgesamt sechsmal zückte er den gelben Karton gegen Spieler in den dunkelblauen Trikots. Einige Entscheidungen waren zweifelhaft, doch ihren Frust hätten die Spieler und Offiziellen des VfL nicht unbedingt am Unparteiischen auslassen müssen.

Zwei Gegentore nach Ecken

Schließlich gab das eigene Spiel genug Anlass, um sich zu beklagen und Ursachen für die erste Pflichtspielniederlage im neuen Kalenderjahr zu finden. Siebenmal in Folge blieb der VfL zuletzt ungeschlagen. Doch gegen den KSC ist diese Serie gerissen. „Es ist sehr bitter, wenn man durch zwei Standardsituationen verliert“, sagte Trainer Thomas Reis nach der Begegnung. Sowohl Robin Bormuth als auch Jerome Gondorf trafen jeweils nach einem Eckstoß. Kapitän Anthony Losilla gelang in Bochums bester Phase nach der Pause der zwischenzeitliche Ausgleich.

Der VfL spielte nicht schlecht, knüpfte aber auch nicht an die überzeugenden Leistungen der vergangenen Wochen an. „Das Passspiel war unsauber, besonders beim entscheidenden Zuspiel vor dem Tor“, benannte Thomas Reis „das größte Manko“ nach einem munteren, offenen Zweitligaspiel. Dass am Ende auch ein bisschen Müdigkeit in den Beinen und Köpfen steckte, soll keine Ausrede sein, betonte Torschütze Anthony Losilla: „Natürlich war es eine anstrengende Woche, aber das gilt für alle Mannschaften. Wir dürfen jetzt nach einer Niederlage nicht den Kopf hängen lassen.“

Mittwoch gegen RB Leipzig

Das ist auch deshalb wichtig, weil die Bochumer schon am Mittwochabend im DFB-Pokal beim Bundesligisten RB Leipzig antreten werden. Trainer Thomas Reis muss vor diesem Duell schwierige Fragen beantworten: Verschafft er den etablierten Stammkräften eine Pause, um sie für die bevorstehenden Aufgaben in der Liga zu schonen? Oder wäre es eine Art Bestrafung, ausgerechnet den Leistungsträgern der jüngeren Vergangenheit dieses Highlight-Spiel nicht zu gönnen? Wie wichtig ist überhaupt der Pokal – und wie bedeutsam der Erfolg in der Liga?

Gegen Karlsruhe hatte Thomas Reis seine Startelf aus nachvollziehbaren Gründen noch nicht verändert. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass der Kader in der Breite gar nicht so viele Optionen hergibt. Die Leistungslücke zwischen der Stammformation und den Kräften dahinter ist auf manchen Positionen schon relativ groß. Einen Wechsel wird es am Mittwoch aber ganz sicher geben: Torhüter Manuel Riemann ist gesperrt, ihn wird Patrick Drewes ersetzen. Ob sich Riemann auf der eigenen Couch auch so aufregt oder im Stillen grübelt, wird wohl nur seine Frau erleben.

(Foto: Imago / Norbert Schmidt)