2:1 gegen Bielefeld

Die Party geht weiter: Bochumer Glückseligkeit

Wenn die Ordner beim VfL Bochum nach Stunden und nicht pauschal für ihren Einsatz bezahlt werden, dann dürfte die Rechnung nach dem Heimspiel am Freitagabend gegen Arminia Bielefeld höher ausfallen als üblich. Auch eine Dreiviertelstunde nach Abpfiff war im Ruhrstadion noch mächtig was los. Kaum jemand wollte das Stadion verlassen. Es wurde gesungen, gelacht und getrunken – so laut, so oft und so viel wie lange nicht mehr. Superlative wurden in dieser Saison mehrfach bemüht, doch nach diesem Spiel sind sie, bezogen auf die Stimmung, auch angebracht. 

Spätes Siegtor

Vermutlich hätten die Erinnerungen an den Derbysieg und die erfolgreiche Saison allein schon ausgereicht, um eine solche Atmosphäre zu erzeugen. Doch die Mannschaft schenkte ihren Anhängern noch einen weiteren Sieg, den zwölften in dieser Saison. Spät war den Bochumern das 2:1 gelungen, wobei es am Ende ein Bielefelder war, der den Ball ins eigene Netz beförderte. Doch die Geschehnisse auf dem Rasen wurden im Laufe des Abends zur Randnotiz. „Es ist sensationell, in einem Stadion zu spielen, wo so viele Fans den Verein leben“, stellte Sebastian Polter fest.

Fußball-Bochum ist zur Partystadt geworden, die Glückseligkeit greifbar. „Ich habe das Gefühl, nach zwei Jahren Corona mit wenigen Fans hat sich was angestaut, auch bei den Jungs“, sagte Trainer Thomas Reis unter der Woche. Mit „Jungs“ meint er die Spieler, die auch nach diesem Sieg ordentlich Spaß beim Feiern hatten – auf dem Zaun oder Rasen, bei einer Ehrenrunde. Wobei auffällt, dass die etwas älteren Spielern auch beim Feiern den Ton angeben. Manuel Riemann war schon der Taktgeber nach dem Sieg in Dortmund, unterstützt von Sebastian Polter und Simon Zoller.

Tesche wird gefeiert

Nette Randnotiz: Schon zu Spielbeginn hatte der VfL seine Nachbarn via Twitter um Entschuldigung für die „Ruhestörung“ gebeten. Aufheben konnte er die Warnung erst kurz vor Mitternacht, als sich die Party verlagerte: von der Castroper Straße in die Kneipen und ins Bermuda-Dreieck. „Wir haben uns das alle verdient. Die Gemeinschaft war sehr, sehr groß in dieser Saison“, sagte Sebastian Polter nach dem Spiel. Dass der Teamgeist ein echter Erfolgsfaktor sein kann, hat der VfL zuletzt eindrucksvoll bewiesen. Ein Beleg dafür ist sicher auch der Umgang mit Robert Tesche.

Thomas Reis hatte den 34-Jährigen gegen Bielefeld eingewechselt, weil er „nicht nur Trainer, sondern auch Mensch“ sei. Für Tesche ging es anschließend in die Bochumer Fankurve. Der Mittelfeldspieler wurde gefeiert, obwohl er in dieser Saison keine tragende Rolle mehr hatte. Doch Tesche war einer der Aufstiegshelden, und genau das hat in Bochum niemand vergessen. Die Mannschaft unterbrach sogar ein Live-Interview mit Gesängen für Tesche. „Ich bin gerührt“, gab er dann offen zu, was für den eher ruhigen Zeitgenossen schon einem Gefühlsausbruch gleichkommt. 

Elf Spieler verabschiedet

Ohnehin konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich viele Fans von dieser Mannschaft im letzten Heimspiel der Saison verabschieden wollten. Sie haben die Truppe in ihr Herz geschlossen, haben Momente für die Ewigkeiten geschaffen, doch ewig bleiben wird so mancher Spieler nicht. Elf Mann wurden am Freitag bereits verabschiedet. Einige von ihnen werden ihren Vertrag zwar verlängern, die Mehrheit aber nicht. Eine letzte Bochumer Party werden sie aber noch miterleben dürfen: Am nächsten Samstag in Berlin. In Köpenick sollten die Nachbarn schon jetzt gewarnt werden.

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(Foto: Firo Sportphoto)