Wichtiger 1:0-Sieg

Bochumer Erleichterung: Schwere Geburt in Wehen

Der Bochumer Fußball-Cartoonist Oli Hilbring brachte es auf den Punkt. Wer gegen den SV Wehen spielt, könne keine leichte Geburt erwarten. Gepostet hat er das auf Facebook unmittelbar nach dem Abpfiff. Nur einen Moment früher wäre das noch ziemlich riskant gewesen. Denn bis zur letzten Sekunde musste der VfL am Sonntag um den Auswärtssieg in Wiesbaden zittern, ehe Mannschaft, Trainer und Fans den 1:0-Erfolg bejubeln durften. Simon Zoller krönte schon nach 39 Minuten seine gute Leistung mit dem Treffer des Tages. Das richtungsweisende Spiel beim Tabellennachbarn ging somit an die Gäste.

Drei ganz wichtige Punkte

Von einem Befreiungsschlag zu sprechen, wäre bei nur zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz jedoch definitiv zu viel des Guten. Das sah der Torschütze später genauso: „Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass es schon ein großer Schritt war.“ Doch drei ganz wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt hat der VfL zweifellos errungen. Der vielleicht entscheidende Faktor: Vor mehr als 1.500 mitgereisten VfL-Fans war der Siegeswille deutlich spürbar, die Mannschaft fightete und warf sich in jeden Zweikampf. Das war in dieser Saison nicht immer der Fall. Eine gute Teamleistung täuschte somit auch über taktische Mängel und fußballerische Defizite hinweg.

Trainer Thomas Reis hatte sich für eine offensivere Aufstellung entschieden, indem er Robert Zulj für Robert Tesche brachte. Bochums Winterneuzugang überzeugte zwar als Ballverteiler, doch Anthony Losilla und Vitaly Janelt schafften es im Zentrum nicht, für die nötige Absicherung zu sorgen. Schlampige Zuspiele im Mittelfeld brachten die Abwehrreihe immer wieder in Gefahr, die Gastgeber schalteten blitzschnell um. Torhüter Manuel Riemann, neben Saulo Decarli und Danilo Soares der beste Bochumer auf dem Feld, verhinderte Schlimmeres und entschärfte in der ersten halben Stunde gleich mehrere Großchancen.

„Wir hatten einen gut aufgelegten Torwart, sonst hätten wir auch in Rückstand geraten können. Das Spielglück war auf unserer Seite“, stellte nicht nur Thomas Reis nach der Partie fest. Der Übungsleiter, der sonst eher spät wechselt, reagierte überraschend früh und korrigierte einen eigenen Fehler noch vor der Pause: Tesche ersetzte den mit Gelb verwarnten Janelt. Den Bochumern gab das mehr Sicherheit, das Spiel beruhigte sich, was auch den Führungstreffer begünstigte. Silvere Ganvoula, der viele Chancen überhastet vergab, scheiterte zunächst an Keeper Heinz Lindner, doch Simon Zoller war zur Stelle und traf per Abstauber zum 1:0. Angesichts der Wiesbadener Großchancen war die Führung eher glücklich. Doch der VfL investierte deutlich mehr in das Spiel.

Mit vereinten Kräften

Nach einer munteren ersten Hälfte zogen sich die Gäste im zweiten Durchgang allerdings in eine gefährliche Abwehrhaltung zurück. Zumindest bei Standardsituationen brannte es im Bochumer Strafraum lichterloh – ein Wunder, dass nichts passierte. Der VfL sorgte kaum noch für Entlastung, auch nicht nach zwei Einwechslungen, die das Risiko eher noch erhöhten. Denn Reis nahm Robert Zulj und Simon Zoller aus der Partie. Dafür brachte er mit Sebastian Maier und Danny Blum zwei Spieler, die Defensivzweikämpfe eher scheuen. Doch der Erfolg gibt dem Fußballlehrer am Ende Recht, seine Mannschaft rettete den Sieg mit vereinten Kräften über die Zeit. Hilbring würde sagen: Eine schwere, aber erfolgreiche Geburt.

(Foto: Pressefoto Eibner)