1:1 gegen Frankfurt

Bochumer Déjà-vu: Ansehnlich und doch ärgerlich 

Die Fans des VfL Bochum erlebten am Samstagabend ein Déjà-vu: Ähnlich wie gegen Dortmund und ähnlich wie in Augsburg holte ihre Mannschaft auch am vierten Spieltag gegen Eintracht Frankfurt (nur) einen Punkt – obwohl angesichts der Leistung auch ein Sieg möglich gewesen wäre. Die Statistik stützt den subjektiven Eindruck: 22 Torschüsse brachte der VfL gegen die Eintracht zustande, genauso viele wie in Augsburg und jeweils deutlich mehr als der Gegner. Zum ersten Saisonsieg reichte diese Bilanz allerdings nicht, an keinem Wochenende. „Gegen Dortmund hätten wir gewinnen können, gegen Augsburg gewinnen müssen und gegen Frankfurt gewinnen sollen“, sagte Trainer Thomas Letsch nach dem dritten Unentschieden in Folge – einer ansehnlichen und doch ärgerlichen Darbietung.  

Mutig und sehr mannorientiert

Das 1:1 gegen Frankfurt gab dem VfL Bochum die Gewissheit, seit der Auftaktpleite gegen Stuttgart grundsätzlich auf dem richtigen Weg zu sein, zumal einige der potenziellen Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt deutlich schlechter in die Saison gestartet sind. Allerdings: Die kommenden Spiele werden nicht einfacher. Drei der nächsten vier Duelle absolviert der VfL in der Fremde: bei den normalerweise übermächtigen Bayern, den starken Leipzigern und den disziplinierten Freiburgern; dazwischen steht das Heimspiel gegen Gladbach an. „Aus meiner Sicht haben wir zwei Punkte zu wenig auf dem Konto“, meinte Letsch bei einem Blick auf die Tabelle. Seine Enttäuschung über den Ausgang des Spiels konnte und wollte der 55-Jährige nicht verbergen. Zufrieden war er dagegen mit dem Auftritt generell.

„Die Mannschaft macht sich das, was wir vorgeben, immer mehr zu eigen“, lobte Letsch die Umsetzung des taktischen Plans, der ein sehr hohes und extrem mannorientiertes Attackieren vorsieht, eine leidenschaftliche und laufintensive Herangehensweise, die auch das Publikum mitnehmen soll. „Wir sind von Anfang an vorne draufgegangen, haben viele Bälle erobert und Frankfurt hinten eingeschnürt“, skizzierte Letsch. Allerdings fehlten dem VfL schon in der ersten Halbzeit klare Torchancen; die eingangs erwähnten Schüsse waren oft zu harmlos. Wesentlich besser wurde es auch nach der Pause nicht, als Letsch insgesamt vier frische Offensivkräfte brachte, darunter Neuzugang Goncalo Paciencia. „An der Konsequenz vor dem Tor und dem letzten Pass müssen wir weiter arbeiten“, analysierte der Coach.

Zu oft entschied sich der VfL an diesem Samstag für den langen Ball, zu selten fand er in die Tiefe – und defensiv wurde es immer dann gefährlich, wenn sich die Eintracht aus der Manndeckung löste, wie zum Beispiel beim 0:1 kurz nach der Pause, als nicht zum ersten Mal ein Angriff über die rechte Bochumer Abwehrseite rollte. Felix Passlack steigerte sich zwar, bleibt aber ein Wackelkandidat im Bochumer Team; während die anderen drei Neuzugänge – Maximilian Wittek Bernardo und Matus Bero – aus der Startelf kaum noch wegzudenken sind. Vor allem Bernardo überzeugte gegen Frankfurt mit seiner starken Zweikampfführung. Abwehrkollege Ivan Ordets holte indes den umstrittenen, aber vertretbaren Elfmeter heraus, den Kevin Stöger zum verdienten 1:1-Ausgleich verwandelte.

Nächstes Spiel in München

Stöger und Takuma Asano sind nach vier Spielen die bislang einzigen Torschützen, dafür haben beide schon doppelt getroffen. Philipp Hofmann indes wartet weiter auf seinen ersten Treffer seit Anfang April. Der Angreifer bindet mit seiner körperbetonten Spielweise zwar die gegnerischen Verteidiger, mittelfristig wird der VfL aber einen Mittelstürmer benötigen, der auch Tore schießt. Vielleicht ja schon gegen die Bayern. Pünktlich zum Oktoberfest reist der VfL nach München. Ob die Bochumer auch dort wieder so mutig und mannorientiert auftreten und am Ende mit einem Unentschieden hadern? Ohne den Spielverlauf schon zu kennen: Das vierte Remis in Folge wäre ein Achtungserfolg und auch deshalb bemerkenswert, weil der VfL in der gesamten letzten Saison nur fünfmal die Punkte teilte.


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(Foto: Imago / Nordphoto)