3:0 gegen Union

Legales Doping: VfL bei Heimsieg „nah am Maximum“

Dass der Fußball auch ein Zweig der Unterhaltungsindustrie ist, wurde am Samstagabend in Bochum deutlich. In der Rückschau auf das Spiel des VfL gegen Union Berlin stand vor allem ein Stück Schokolade im Mittelpunkt. Denn als die Fans beider Lager nach zwölf Spielminuten ihren Protest gegen den geplanten Investoreneinstieg bei der DFL beendeten, flogen aus dem Berliner Block Tennisbälle und Schoko-Taler auf den Rasen. Asano schnappte ein Stück Schokolade (eine „Münze“ war es übrigens nicht, sondern ein „Schein“) und vernaschte sie. Eine amüsante Geschichte, die nach einem hochverdienten Heimsieg aber nicht die sportliche Leistung überstrahlen sollte.

Asano scherzt über Schokolade

Wobei es Asano dem Boulevard leicht machte: Der Japaner erzielte den Bochumer Führungstreffer und war somit entscheidend am 3:0-Erfolg gegen Union Berlin beteiligt. „Ich hoffe, Schokolade steht nicht auf der Dopingliste“, scherzte Trainer Thomas Letsch. Wobei die Geschichte sogar einen wahren Kern hat. Die Bochumer verordneten dem Japaner unter der Woche eine kurze Verschnaufpause, nahmen ihn wegen der anhaltenden Doppelbelastung im Verein und in der Nationalmannschaft sogar aus dem Training. „Die Schokolade hat zwar nicht geschmeckt, mir aber neue Energie gegeben“, erklärte Asano. Spätestens beim Tor war der Angreifer wieder im Vollbesitz seiner Kräfte.

Und nicht nur er. „Bochum war giftiger, schneller, zweikampfstarker“, stellte auch Berlins neuer Trainer Nenad Bjelica fest. „Wir haben hinten wenig zugelassen. Und vorne unsere Chancen genutzt“, fügte VfL-Coach Thomas Letsch hinzu. Trotz eines klaren Chancenübergewichts musste der VfL aber bis in die Nachspielzeit der ersten Halbzeit hinein auf den ersten Torjubel warten. Asano traf nach einer Ecke, die es nur deshalb noch gab, weil die Partie knapp vier Minuten lang unterbrochen war. Das war der Startschuss. Goncalo Paciencia, der für Philipp Hofmann in die Startelf rückte, rechtfertigte das Vertrauen seines Trainers mit dem sehenswert herausgespielten 2:0 kurz nach der Pause.

Vier Umstellungen in der Startelf

Den Schlusspunkt setzte der insgesamt starke Kevin Stöger mit einem verwandelten Foulelfmeter, den es nach einem Eingriff des Videoassistenten gab. Der Spielgestalter sah am Ende noch seine fünfte Gelbe, er wird am Mittwoch in Leverkusen fehlen. Sicher nicht ganz unpassend, denn so wird Stöger pünktlich zum Rückrundenstart in vermeintlich wichtigeren Duellen wieder dabei sein. Zumal Umstellungen und Veränderungen in der Startelf ja nicht unbedingt ein Nachteil sein müssen. Thomas Letsch brachte gegen Berlin mit Goncalo Paciencia, Christopher Antwi-Adjei und Tim Oermann gleich drei frische Kräfte, außerdem kehrte Keven Schlotterbeck nach seiner Sperre ins Team zurück.

Keiner aus diesem Quartett enttäuschte, mehr noch: Schlotterbeck und Paciencia überzeugten, Oermann und Antwi-Adjei spielten mindestens solide. „Wir wollten das Spiel offensiver angehen und haben deshalb mit drei Stürmern begonnen. Goncalo hat ein Tor gemacht, Jimmy eines vorbereitet. Wir können sehr zufrieden sein“, erklärte Letsch später seine Aufstellungsidee, die vollends aufging. Überraschend: Der zuletzt viel kritisierte Philipp Hofmann gehörte aus sportlichen wie taktischen Gründen gar nicht zum Kader. Die Bochumer überzeugten trotzdem oder – wenn man fies sein möchte – auch deswegen, weil sie häufiger in gute Abschlusssituationen kamen.

Mittwoch gegen Leverkusen

„Wir waren Union Berlin in allen Belangen überlegen, haben ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagte VfL-Sportdirektor Marc Lettau, der seine Mannschaft „nah am Maximum“ sah, natürlich gemessen an den Möglichkeiten des VfL. Eine solche Leistung müsse nun die „Benchmark“, also die Messlatte für die kommenden Wochen und Monate sein. Zumindest in Spielen gegen Mannschaften, die sich annähernd auf Augenhöhe befinden. Womit wir schon bei der nächsten Partie sind. Das Fußballjahr 2023 endet für den VfL am Mittwochabend in Leverkusen. Da braucht es wohl mindestens eine ganze Tafel Schokolade, um den bislang ungeschlagenen Tabellenführer zu vernaschen.


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(Foto: Imago / Laci Perenyi)