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Riemann vs. Esser: Neue Nummer eins steht fest

Stolz postete Thomas Ernst am Mittwochabend ein Foto auf Instagram. Darauf zu sehen: Sein Sohn Tjark mit dem fünffachen Welttorhüter Gianluigi Buffon. Thomas Ernst, früher selbst Schlussmann beim VfL Bochum und später im Vorstand des Vereins, schrieb dazu: „Der Anfang ist gemacht. Tjarks Debüt heute bei den Profis. Eine Halbzeit beim 1:0-Sieg gegen Parma und ein Foto mit einem der größten der Zunft.“

Ernst junior ist einer von vier Torleuten beim VfL. Der 18-Jährige spielt seit der F-Jugend beim größten Klub der Stadt, trainiert schon länger bei den Profis mit und durfte sich nun zum ersten Mal in einem Testspiel beweisen. Von Trainer Thomas Reis gab es hinterher ein Lob: „Fürs erste Spiel auf diesem Niveau hat er schon sehr viel Ruhe ausgestrahlt und war auch mutig dabei, seine Mitspieler zu coachen. Ein gelungenes Debüt.“ Viel zu halten gab es für Tjark Ernst allerdings nicht. Ohnehin werden Einsätze bei den Profis vorerst die Ausnahme bleiben. Zwar zählt er zu den größten Torwarttalenten in Deutschland, doch Spielpraxis soll der 1,93-Meter-Hüne zunächst in der U19 sammeln. Denn in der Bundesliga-Mannschaft herrscht zwischen den Pfosten ein großer Konkurrenzkampf.

Riemann mit Vorsprung

Dabei gibt es am Ende nur Platz für einen. Die anderen drei müssen zuschauen. Gewechselt wird auf der Torhüterposition selten bis gar nicht. Für die Schlussmänner ist die Saisonvorbereitung also besonders wichtig. Eine Verletzung kommt deshalb zur absoluten Unzeit – und wird möglicherweise Einfluss nehmen auf den Kampf um die Nummer eins. Denn Neuzugang Michael Esser hat sich im Trainingslager am Knie verletzt, eine Diagnose steht noch aus. Der bisherige Stammkeeper Manuel Riemann ist dagegen wieder fit, sein Mittelhandbruch, den er sich im Endspurt der Vorsaison zugezogen hatte, überstanden. Rückkehrer und Herausforderer Esser dürfte es nun schwer haben, an Riemann vorbeizukommen, sollte er nicht zeitnah ins Training zurückkehren.

Selbst im Falle einer schnellen Genesung von Esser wird Thomas Reis wohl weiter seinem Aufstiegsschnapper vertrauen: „Wenn Manuel gesund ist, hat er einen gewissen Vorsprung. Aber wir sind froh, dass wir uns so gut verstärken konnten. Wir spielen jetzt in der Bundesliga, da müssen wir auf allen Positionen gut aufgestellt sein.“ Heißt übersetzt: Riemann wird vermutlich als Nummer eins in die Saison gehen, soll aber intern mehr Druck verspüren und einen erfahrenen Vertreter haben, sollte er ausfallen oder enttäuschen. Seine Art mitzuspielen und die Mannschaft mitzureißen dürften bei der Entscheidung von Thomas Reis entscheidende Argumente sein. Esser wiederum ist ruhiger, übrigens auch deutlich größer gewachsen, gilt aber als loyal und wird sich ohne zu murren auf die Bank setzen.

Für Grave wir es schwer

Eher ungünstig ist die Situation dagegen für Paul Grave. Das Bochumer Eigengewächs, mittlerweile 20 Jahre alt, wartet weiter auf seinen ersten Pflichtspieleinsatz im Seniorenbereich. Grave ist vorerst nur die Nummer drei, ohne Aussicht auf Wettkampfpraxis. Im vergangenen Jahr hat er knapp das interne Duell gegen Ersatzkeeper Patrick Drewes verloren. Der wiederum kam im Aufstiegsfinale fünfmal zum Einsatz und spielt jetzt beim SV Sandhausen. Die Rolle als Riemann-Vertreter trauen die Verantwortlichen Paul Grave in der Bundesliga offenbar noch nicht zu. Thomas Reis sieht das jedenfalls so: „Wir haben zwei erfahrene und zwei junge Torhüter. Es liegt an den jüngeren, wie schnell sie von den erfahrenen lernen und sie dann überholen.“

+++ Update: Wenige Stunden nach Veröffentlichung dieses Artikels gab es für Michael Esser die Diagnose. Eine Meniskusverletzung zwingt ihn wahrscheinlich zu einer mehrwöchigen Pause. Somit ist klar, dass Manuel Riemann definitiv als Nummer eins in die Saison gehen wird. +++

(Foto: Imago / Team 2)