0:2 gegen Stuttgart

VAR statt Viertelfinale: Bochum angeschlagen raus

Bei der Bewertung des Schiedsrichters sind Fußballfans oft gnadenlos und nicht immer fair. Nachdem Florian Badstübner im Pokal-Achtelfinale am Ende der ersten Halbzeit Philipp Strompf des Feldes verwies, wüteten die Anhänger des VfL gegen den Unparteiischen. Dieser hatte seine vorherige Entscheidung nach einem Eingriff des VAR korrigiert und Rot statt Gelb gezückt. Für beides gab es plausible Argumente. Zunächst ging es um die Frage, ob überhaupt ein Foulspiel vorlag, weil Strompf sowohl den Ball als auch den Gegner erwischt hat. Seine Grätsche war in Summe jedoch regelwidrig. Überdies war diskutabel, ob der Bochumer Innenverteidiger eine klare Torchance verhindert hat, was letztlich zum Platzverweis führte. Der Laufweg von Stuttgarts Deniz Undav zum Tor wäre frei, aber noch ziemlich weit gewesen. Rechtfertigt das einen Eingriff des VAR? Eine klare Fehlentscheidung lag nicht vor.

Was in der Diskussion indes viel zu kurz kam, war die Tatsache, dass sich Strompf mit einer technischen Unzulänglichkeit unnötig in die Bredoullie gebracht hatte. Mit einer sauberen Ballverarbeitung wäre nichts passiert. Bleiben Fehler dieser Art in der 2. Liga meist ungestraft, enden sie gegen ein Top-Team der Bundesliga und den amtierenden Pokalsieger in der Regel böse und mündeten am Mittwochabend in einer 0:2-Niederlage. Strompf erwischte ohnehin einen rabenschwarzen Tag. Bereits in der Anfangsphase der Partie verlängerte er einen Einwurf unglücklich ins eigene Tor. Dabei waren die Bochumer keineswegs die unterlegene Mannschaft. Der VfL verzeichnete in der ersten Halbzeit mehr Torschüsse als die Gäste, schlug daraus aber kein Kapital, weil die Abschlüsse oft zu unpräzise waren. Wir waren zwischendurch auf Augenhöhe“, stellte Linksverteidiger Maximilian Wittek fest.

Spätestens mit dem 0:2 kurz nach Wiederanpfiff war das Spiel aber fast entschieden. „Wir wollten das 0:1 so lange wie möglich halten und am Ende mit zwei großen Zielspielern den Ausgleich erzwingen“, erklärte Trainer Uwe Rösler, der nach der Pause zunächst ohne Angreifer spielen ließ. „Dieser Plan wurde durch das zeitige 0:2 zerstört.“ Dennoch: Er lobte sein Team für „das Defensivverhalten, die Disziplin und die Mentalität“ und dafür, dass es sich „unbeeindruckt“ zeigte vom unglücklichen Spielverlauf mit einem frühen Eigentor, dem Platzverweis und dem Nackenschlag direkt nach der Pause. „Am Ende haben wir Schadensbegrenzung betrieben“, sagte Rösler, der die erfolgreiche Startelf aus dem Duell gegen Fürth auf drei Positionen verändert, sie deutlich verjüngt und zehn von elf Spielern das Vertrauen geschenkt hat, die Ende Oktober in Augsburg für den überraschenden Einzug ins Achtelfinale gesorgt hatten.

Einzige Änderung: Ibrahima Sissoko, der gegen den Ball als fünfte Kraft in die Abwehrreihe rückte, ersetzte den angeschlagenen Gerrit Holtmann, der wegen Knieproblemen fehlte und auf den Rösler womöglich länger verzichten muss. Da es keinen logischen Ersatz für ihn gibt, weil auch Koji Miyoshi kurzfristig ausfiel, rückte Kjell Wätjen auf die linke offensive Außenbahn – und gehörte dort zu den besten Bochumern. Vermutlich wird Rösler eine sehr ähnliche Mannschaft ins Rennen schicken, wenn der VfL bereits am Samstagmittag Arminia Bielefeld empfängt und den nach wie vor dünnen Vorsprung auf die Aufstiegsränge vergrößern möchte. Miyoshi wird mit einem kleinen Faserriss weiter fehlen, auch Ibrahima Sissoko ist angeschlagen. Philipp Hofmann wird dagegen ins Team zurückkehren. Zudem ist Kapitän Matus Bero ist wieder einsatzbereit. Die Sperre für Strompf wird sehr wahrscheinlich nur für den Pokal gelten.

Verändern wird sich indes die Stimmung im Stadion. Einiges deutet darauf hin, dass die Proteste der Ultras und anderer Fangruppen gegen die ursprünglichen Pläne der Landes-Innenminister im Hinblick auf neue Sicherheitsmaßnahmen in den Stadien enden. Die angedachten Maßnahmen sind größtenteils vom Tisch. Trotzdem: Auch gegen Stuttgart gab es die ersten 12 Minuten einen Stimmungsboykott. Während sich Rösler eine andere Vorgehensweise gewünscht hätte, zeigte Wittek Verständnis: „Ich bin nicht richtig drin in der Thematik, aber die Fans werden ihre Gründe dafür habe. Wir wussten davon und deshalb war es kein Problem. Aber klar: Als die Anfeuerung wieder da wieder, ging ein Ruck durchs Team.“ Verzögert hat sich dann allerdings der Anpfiff zur zweiten Halbzeit, weil beide Fanlager in großem Stil Pyrotechnik zündeten. Die ist in Teilen der Anhängerschaft ähnlich umstritten wie der VAR…


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