3:1-Sieg gegen Nürnberg

Spitzenreiter VfL Bochum: Fast schon unheimlich

Gertjan Verbeek, ehemaliger Trainer des VfL Bochum, würde jetzt vermutlich Wortklauberei betreiben. Man erinnere sich kurz an eine legendäre Pressekonferenz zurück. Muss es nun das Ziel sein, aufzusteigen, oder reicht die Ambition, wieder ins Oberhaus zurückkehren zu wollen? Ganz ehrlich, das ist völlig egal. Spätestens nach dem 3:1-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg ist klar: Wer kurz vor dem Hinrundenabschluss einen Schnitt von genau zwei Punkten pro Partie vorweisen kann, der sollte sich nicht dagegen wehren, wenn immer mehr vom möglichen Aufstieg gesprochen wird. Auch wenn sich die Spieler und die Verantwortlichen noch dagegen wehren, zumindest öffentlich.

16 Spiele, zehn Siege

Doch sportlich wird es langsam fast schon unheimlich. Unheimlich schön! Von 16 Spielen hat der VfL Bochum in dieser Saison zehn gewonnen, hat im neuen Kalenderjahr noch keinen Punkt verloren und ist für mindestens zwei Nächte an die Tabellenspitze gesprungen – vorbei am HSV, der erst am Montag spielt. Viel wichtiger ist aber das, was an diesem Samstag passiert ist. Der VfL hat erneut ein enges Duell für sich entschieden. Dank eigener Stärke und Dominanz war der Sieg am Ende auch verdient. Was auffällt und was in diesem Jahr anders ist: Der VfL hat endlich ein Team zusammen, das gut harmoniert und viel Qualität mitbringt – nicht nur sportlich, sondern auch darüber hinaus.

„Wir haben die Gier entwickelt, wirklich unbedingt gewinnen zu wollen“, sagt Torhüter Manuel Riemann und erklärt damit, warum der VfL auch gegen Nürnberg wieder erfolgreich war. Wie schon gegen Darmstadt und Regensburg fielen die wichtigen Tore erst in der Schlussphase. Der überragende Robert Tesche traf einmal sehenswert aus der Distanz, das andere Mal nach einem Freistoß. Entscheidend war außerdem, dass sich die Mannschaft nicht von einem Rückstand beeindrucken ließ, sondern sofort konterte. Keine zwei Minuten lagen zwischen dem 0:1 durch Nürnbergs Manuel Schäffler und dem Ausgleich durch Robert Zulj. So widerstandsfähig war der VfL in der Vergangenheit selten.

Historische Chance

Trotz des erneuten Sieges versuchen Riemann und auch Trainer Thomas Reis die Bodenhaftung zu bewahren. Überheblichkeit bringe den Klub nicht weiter, betonen beide. Die Hälfte der Saison steht noch bevor. Aber es wäre auch fatal, diese historische und vielleicht einmalige Chance, die sich in dieser Saison bietet, nicht als solche zu begreifen. Schließlich spielt der VfL seit mehr als zehn Jahren im Unterhaus, meist war die dritte Liga sogar näher als die erste. Wer weiß, wann eine solche Gelegenheit wiederkäme? Traurig nur, dass kein Fan live dabei sein darf. Das wird sich in dieser Saison vermutlich auch nicht mehr ändern. Das sollte bei aller Euphorie nicht ganz vergessen werden.

(Foto: Firo Sportphoto)