0:7 gegen die Bayern

Historisch höchste Heimpleite: „So zerstört wurde ich noch nie“

Ein früher Rückstand gegen den Rekordmeister ist nicht immer ein Grund zur Besorgnis. Schließlich lief es in der Rückrunde der vergangenen Saison doch genauso: Die Bayern erzielten das erste Tor, aber der VfL gewann das Spiel. Insofern musste das 1:0 durch Leroy Sane nach vier Minuten kein schlechtes Zeichen sein. ​War es an diesem frühen Sonntagabend aber. Es war der Anfang vom Ende. Die Gäste aus München spielten den VfL vor eigener Kulisse schwindelig, führten das Team von Trainer Thomas Reis regelrecht vor und sorgten schon zur Pause mit einem 4:0 für klare Verhältnisse. Am Ende gab es sogar eine historische Schmach. Mit 0:7 hat der VfL Bochum noch kein Bundesliga-Heimspiel verloren. Das Ergebnis gab es aber schon: Im September 2021, auswärts beim FC Bayern.

Zoller kritisch und frustriert

​Begünstigt von schweren individuellen Fehlern der Bochumer, hatte der Serienmeister auch in diesem Spätsommer leichtes Spiel. Auf Sanes frühes Führung folgten noch vor der Pause Treffer von Matthijs de Ligt, Kingsley Coman und Sadio Mane. Erschreckend: Der VfL wehrte sich mit jedem Gegentreffer weniger, stemmte sich nicht mit aller Kraft gegen die heftige Niederlage. Abstimmungsprobleme, Stellungsfehler, fehlendes Tempo und eine desolate Körpersprache als Folge kamen noch hinzu. Einzelkritik oder Detailanalyse? Nach diesem Spiel zwecklos. Allein mit der hohen Qualität und Spielfreude der Bayern lässt sich das Schützenfest jedoch nicht erklären. ​“Wir wären heute auch gegen einen anderen Gegner nicht konkurrenzfähig gewesen“, deckte Simon Zoller die Defizite gnadenlos auf.

Der Angreifer wurde noch deutlicher: „So zerstört wurde ich noch nie. Kämpfen konnten wir nicht, weil wir nicht dahin gegangen sind, um überhaupt kämpfen zu können.“ Der VfL begann zwar engagiert und offensiv mit ordentlichen Ansätzen, doch spätestens mit dem zweiten Tor der Bayern war der Stecker gezogen. Die Bochumer Mannschaft ergab sich ihrem Schicksal, nach der Pause wurde es nicht besser. Ein echtes Team, eine Einheit war nicht zu erkennen. Ganz anders bei den Bayern: Erst schnürte Mane seinen Doppelpack, dann traf Cristian Gamboa ins eigene Tor. Serge Gnabry setzte mit dem siebten Streich den Schlusspunkt. Bemerkenswert aber: Die 26.000 Zuschauer im Bochumer Ruhrstadion feierten trotzdem, ließen sich vom Ergebnis nicht die Laune verderben.

Fans feiern trotzdem

Für die Spieler gab es nach dem Abpfiff sogar aufmunternden Applaus. „Wenn wir etwas Positives mitnehmen können, dann das“, erzählte Zoller in den Katakomben, betonte aber auch, dass der nächste Impuls aus der Mannschaft kommen muss: „Wir haben nicht das gezeigt, wofür der VfL stehen sollte. Da müssen wir schleunigst wieder hinkommen.“ Kampf und Leidenschaft nannte er als Grundlagen, mannschaftliche Geschlossenheit und defensive Kompaktheit gehören ebenfalls dazu. „Ich muss euch nicht alles aufzählen, ihr wisst das“, sagte er frustriert den Bochumer Journalisten. Ob das aber auch alle Spieler wissen? Vergleicht man die Startelf, die im Februar mit 4:2 gegen die Bayern gewonnen hat, mit dem neuen Team, dann sind lediglich zwei Spieler übriggeblieben.

„Wir haben eine neue Mannschaft, haben wichtige Jungs verloren. Das soll kein Nachtrauern sein, aber es sind Fakten. Die jetzige Situation hat mit letztem Jahr nichts zu tun“, erklärte Zoller. Bis auf Kevin Stöger ist bislang keiner der Neuzugänge eine vollständig integrierte und fitte Soforthilfe, viele von ihnen haben Anlaufschwierigkeiten. Ein Mutmacher vielleicht: ​Im vergangenen Jahr war das 0:7 gegen die Bayern der Wendepunkt, in der Kabine wurde Klartext gesprochen. Der VfL verbesserte sich in den Wochen danach kontinuierlich und meisterte den Abstiegskampf mit Bravour. Den Trend umkehren können die Bochumer bereits an diesem Freitag. Dann gastiert der VfL beim SC Freiburg. Schlechter kann es zum Glück nicht mehr werden: Nach drei Spielen ist der Revierklub bereits Letzter.

(Foto: Firo Sportphoto)