2:0 gegen Magdeburg

Jung, schnell und erfolgreich: VfL macht wieder Spaß

Ob der VfL Bochum wohl genügend kurze Hosen auf Lager hat? Seit Trainer Uwe Rösler in Shorts an der Seitenlinie auf und ab läuft, sind die Verkaufszahlen im Fanshop deutlich gestiegen. Kein Wunder, wenn man sieht, wie der 56-Jährige den Zweitligisten mit Art und Inhalt seines Coachings wieder wachgeküsst und den VfL binnen weniger Wochen auf einen Nicht-Abstiegsplatz geführt hat. Gegen den 1. FC Magdeburg feierte Rösler den dritten Sieg im vierten Pflichtspiel und ist nach wie vor ungeschlagen. Das ist insofern bemerkenswert, weil die Bochumer zuvor sieben von neun Partien verloren hatten, tief im Tabellenkeller feststeckten und die Sorge vor einem erneuten Abstieg rund um den Klub allgegenwärtig war. Die Trendwende ist längst eingeleitet. Alles dank Rösler? Nicht nur, aber auch!

Veränderte Spielweise

„Uwe gibt uns Selbstvertrauen“, bestätigte Kjell Wätjen nach der Partie, die der Trainer im Vorfeld als „wegweisend“ eingestuft und beiläufig sogar als „Finale“ bezeichnet hatte. Gegen den Tabellennachbarn forderte er eine Mischung aus „Coolness und Selbstbewusstsein.“ Rösler schickte exakt die Startelf ins Rennen, die unter der Woche den FC Augsburg im DFB-Pokal geschlagen hatte – also ohne Kapitän Matus Bero und erfahrene Kräfte wie Philipp Hofmann und Erhan Masovic, dafür mit sechs Spielern, die höchstens 21 Jahre alt sind. Für diesen Mut wurde der Fußballlehrer belohnt. Seine Idee, auf schnelle, technisch begabte Akteure wie Francis Onyeka oder Farid Alfa-Ruprecht zu setzen, ging wieder einmal auf. „Das Spiel in Augsburg war so gut, dass ich nichts ändern wollte“ erklärte Rösler.

Defensiv wankte der VfL gegen Magdeburg zwar zunächst, offensiv lief es aber von Beginn an gut. Rösler hat die Mannschaft längst umgepolt: Er hat die Dreierkette samt Schienenspielern vorerst abgeschafft, stattdessen setzt der VfL auf ein kompaktes 4-2-3-1. Mit erhöhtem Tempo auf allen Offensivpositionen, zielstrebigen Umschaltmomenten und feinen Spielzügen hat der Bundesliga-Absteiger zweierlei geschafft: Wieder positive Ergebnisse erzielt und damit zum ersten Mal seit Mitte September die Abstiegsplätze verlassen. Zugleich sind die Auftritte wieder mitreißender geworden – Fußball, der Spaß macht, obwohl der Ballbesitzanteil unter Rösler ziemlich gering ist. „Man sieht die Handschrift des Trainers“, betont der seit Wochen starke Timo Horn im Bochumer Tor.

Bestnoten verdienten sich gegen Magdeburg auch Wätjen, der endlich im Zentrum spielen darf und sich dort wesentlich wohler fühlt, und Gerrit Holtmann, der wettbewerbsübergreifend bereits sein fünftes Saisontor erzielte. Hinzu kam das nötige Spielglück. Magdeburg ging trotz guter Chancen nicht in Führung, und der Elfmeter in der Schlussphase, mit dem der Anschlusstreffer möglich war, landete an der Latte. Wobei der VfL nie den Anschein erweckte, das Ergebnis verwalten zu wollen. Auch das ist neu und liegt womöglich am stark veränderten Personal. Im Vergleich zur 1:4-Auftaktpleite in Darmstadt standen gegen Magdeburg sechs andere Feldspieler in der Startelf, darunter alle Offensivkräfte. Im Schnitt war die Anfangsformation an diesem Sonntag zudem mehr als drei jahre jünger.

Im Pokal gegen Stuttgart

Wobei Rösler einer Altersdiskussion gerne den Riegel vorschieben würde. „Wir brauchen die Jüngeren wie die Etablierten. Mit elf Spieler allein erreichst du nichts“, erklärte der Fußballlehrer, der natürlich auch festgestellt hat, dass sich „jetzt andere Spieler in den Vordergrund gespielt haben.“ Für Publikumsliebling Holtmann ist jedenfalls klar: „Wenn wir so weitermachen, dann können wir den November vergolden.“ Gegen Braunschweig, Dresden und Fürth trifft der VfL auf Konkurrenten aus der unteren Tabellenhälfte. In diesen Spielen wollen die Bochumer den positiven Trend fortsetzen und die Abstiegszone weiter verlassen. Anschließend treffen sie im Pokal-Achtelfinale auf den Titelverteidiger aus Stuttgart. Dieses Spiel steigt Anfang Dezember. Das Problem: Für kurze Hosen wird es dann allmählich zu kalt…


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago / DeFodi Images)