0:1 gegen Hoffenheim

VfL patzt vor harten Wochen: Gefällig, aber mit Gefälle

Timo Horn wusste sofort, was er falsch gemacht hat. Nach dem spielentscheidenden Treffer von Hoffenheims Tom Bischof fasste sich der Bochumer Schlussmann direkt an den Kopf. Einen eigentlich harmlosen und haltbaren Schuss aus gut 20 Metern lenkte der Keeper unglücklich ins eigene Tor. Horn, der erst kürzlich von Trainer Dieter Hecking zur neuen Nummer eins gekürt wurde, hatte somit einen beträchtlichen Anteil an der unglücklichen 0:1-Heimniederlage. Denn der VfL war keineswegs die schlechtere Mannschaft, im Gegenteil: Die Hecking-Elf war leidenschaftlicher, dynamischer, defensiv kompakter und körperlich präsenter als die TSG. „Unsere Leistung war in Ordnung, wir waren besser, müssen dann aber auch Tore erzielen“, übte der erfolglose Philipp Hofmann vermutlich auch etwas Selbstkritik.

Mehrere Ausfälle

Vor allem die Drangphase zu Beginn der zweiten Hälfte blieb ohne Ertrag. Die Bochumer Torabschlüsse waren entweder zu harmlos oder wurden im letzten Moment geblockt, mitunter zögerten einige Spieler auch zu lange. Obwohl der VfL wie auch die TSG auf vier Stammkräfte verzichten musste, bestätigte der Revierklub seine positive Entwicklung der vergangenen Wochen, zumindest in der Abwehr. Die kurzfristigen Ausfälle von Ivan Ordets (Hüftprobleme) und Erhan Masovic (krank) fielen nicht ins Gewicht. Am ehesten wurde noch Gerrit Holtmann (Muskelfaserriss) mit seiner Schnelligkeit vermisst. Hecking setzte in seiner gewohnten 5-3-2-Formation stattdessen auf Jakov Medic, Felix Passlack und Maximilian Wittek. Sie fügten sich nahtlos in das Team ein und ließen kaum Torchancen zu.

Joker helfen nicht

Das Ergebnis passt jedoch zum generellen Trend und untermauert das Leistungsgefälle zwischen Abwehr und Angriff: Zehn von 15 Partien unter der Leitung von Dieter Hecking endeten für den VfL mit höchstens einem Gegentreffer. Umgekehrt erzielte seine Mannschaft in dieser Zeit durchschnittlich weniger als ein Tor pro Spiel. In fast jeder zweiten Partie blieben die Bochumer ohne eigenen Treffer. Top-Torjäger Myron Boadu wird spätestens übernächste Woche gegen Frankfurt ins Team zurückkehren. Holtmann hingegen könnte auch die nächsten beiden Spiele verpassen. In der Offensive fehlen gleichwertige Ersatzspieler, das hat die Schlussphase gegen Hoffenheim abermals bestätigt. Keiner der Eingewechselten, darunter Dani de Wit, Koji Miyoshi und Moritz Broschinski, sorgte für entscheidende Impulse.

Zu oft ohne Treffer

Das erklärt zum Teil auch die Tatsache, dass der VfL schon gegen Augsburg, Bremen und Freiburg mit 0:1 verlor, obwohl er in diesen Partien nicht die schwächere Mannschaft war. Gegen Hoffenheim wiederholte sich dieser Verlauf. „Das ist Abstiegskampf. Solche Rückschläge werden wir immer in Kauf nehmen müssen“, sagte Hecking nach dem Kellerduell, in dem sich die Hoffenheimer mit acht Punkten Vorsprung nun klar vom VfL distanziert haben. Eingerechnet sind dabei schon die Punkte, die den Bochumern am Freitagabend vom DFB-Bundesgericht im Rechtsstreit mit Union Berlin zugesprochen wurden. Das Urteil ist noch anfechtbar, die Köpenicker werden vor das Schiedsgericht der Lizenzligen ziehen. Dass das in zweiter Instanz bestätigte Urteil noch einmal gekippt wird, ist aber ziemlich unwahrscheinlich.

Samstag in München

Die Bochumer stehen momentan also auf dem Relegationsplatz, zwei Punkte vor den an diesem Wochenende erneut erfolglosen Heidenheimern und nur vier Punkte hinter St. Pauli auf dem rettenden Ufer. Dass der VfL dieses bereits in den kommenden Wochen erreicht, wäre eine Überraschung. Am kommenden Samstag geht es zum FC Bayern, die nachfolgenden Gegner heißen Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und VfB Stuttgart. „Das ist ein schweres Programm“, weiß nicht nur VfL-Verteidiger Bernardo, aber: „Wir haben da keinen Druck und können nur positiv überraschen.“ Hinter Bernardo wird übrigens weiter Timo Horn das Bochumer Tor hüten. Trainer Hecking hat ihm vor etwas mehr als einer Woche das Vertrauen geschenkt und plant bis zum Saisonende keinen weiteren Torwartwechsel. 


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago / Sven Simon)