3:1 gegen Hertha

Zuversicht nach Startsieg: VfL blickt wieder gern auf die Tabelle

Dass der Schiedsrichter noch vor den eigenen Spielern bejubelt wird, kommt im Ruhrstadion eher selten vor. Beim ersten Heimspiel im neuen Kalenderjahr war das aber der Fall. Martin Petersen, der Unparteiische, nahm den frühen Führungstreffer der Berliner zurück, weil der Ball zuvor im Aus gelandet war. Mit dieser Entscheidung ging auch durch die Bochumer Mannschaft ein Ruck, die zunächst Mühe hatte, ins Spiel zu kommen – dann aber maximale Effizienz an den Tag legte, gegen die Hertha mit 3:1 gewann und somit einen perfekten Start ins neue Fußballjahr feierte.

Hofmann trifft doppelt

„Das vermeintliche 0:1 war der Wachmacher für uns“, sagte Philipp Hofmann, dem später sein erster Doppelpack in der Bundesliga gelang. „Danach haben wir den klassischen Bochum-Fußball gezeigt. Viele zweite Bälle gewonnen, gute Zweikämpfe geführt.“ Der VfL machte sicher nicht sein bestes Saisonspiel, traf aber immer wieder zum richtigen Zeitpunkt: Zunächst durch Hofmann kurz nach dem aberkannten Gegentor, dann durch Keven Schlotterbeck unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff. Die Bochumer holten aus einer eigentlich ausgeglichenen ersten Hälfte das Maximale heraus.

Nach dem Seitenwechsel waren die Gäste zunächst stärker, doch ein blitzsauber vorgetragener Konter, den Hofmann vollendete, sorgte für die Entscheidung. Der späte Anschlusstreffer war lediglich Ergebniskosmetik. „Jeder hat mit Leidenschaft und Mentalität gespielt. Das zeichnet unsere Mannschaft aus. Anders geht es nicht, um in der Bundesliga erfolgreich zu sein“, lobte Trainer Thomas Letsch sein Team, dem die lange Pause anzumerken war, das aber als Einheit funktionierte und enttäuschende Testspielergebnisse schnell vergessen ließ.

Schlotterbeck debütiert und überzeugt

Personell hat Letsch mit seiner Aufstellung auf einer Position überrascht: Zoller spielte für Asano. „Simon hat enorme Qualitäten gegen den Ball“, erklärte der Trainer auf Nachfrage. „Das war mir im ersten Spiel nach der Pause wichtiger als die Offensivstärke von Takuma.“ Diese Aufgabe erfüllte Zoller mit Bravour, war stark beim Anlaufen und Dirigent der Mannschaft – aber eher selten in Tornähe. Zoller unterstützte auf seiner Seite auch Saidy Janko, der solide spielte und gute Aktionen hatte, in einigen Szenen aber zu früh abschaltete und dadurch den Ball oder einen Zweikampf verlor.

Neben Doppelpacker Hofmann trat auch Philipp Förster dank zwei Torbeteiligungen wieder positiv in Erscheinung; mit fünf Vorlagen ist er aktuell Bochums bester Vorlagengeber. Einmal profitierte davon auch Keven Schlotterbeck. „Erstes Spiel, erstes Tor, erster Sieg – das ist einfach wunderschön, was ich hier erleben durfte“, sagte der Innenverteidiger, der Anfang Januar für sechs Monate vom SC Freiburg ausgeliehen wurde. Nicht nur wegen seines Treffers feierte Schlotterbeck einen gelungenen Einstand. Er überzeugte mit klugem Stellungspiel und kommunizierte auch viel.

Drei Tabellenplätze geklettert

Nebenmann Ivan Ordets überzeugte ebenfalls und half dabei mit, seinem Trainer eine unverändert makellose Heimbilanz zu bescheren. Viermal stand Thomas Letsch nun im Bochumer Ruhrstadion an der Seitenlinie, alle Partien gewann er. Vier Bundesliga-Heimsiege in Serie sind dem VfL zuletzt vor mehr als 25 Jahren gelungen. Der Trainer warnt allerdings davor, diese Zwischenbilanz überzubewerten. „Wir sind weit davon entfernt, etwas erreicht zu haben“, sagte er mit Blick auf die Tabelle, bei dem auch die Bochumer Fans endlich wieder Freude und Zuversicht verspüren.

Einen Spieltag vor dem Ende der Hinrunde und zum ersten Mal seit der Niederlage in Hoffenheim Mitte August steht der VfL wieder auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Zur Erinnerung: Bei der Amtsübernahme von Thomas Letsch Ende September waren die Bochumer noch abgeschlagen Tabellenletzter. Jetzt sind sie von Rang 17 auf 14 vorgerückt, stehen sieben Punkte vor Schalke und haben auch die Hertha erstmals hinter sich gelassen. Die Signalwirkung ist klar: Mit dem VfL ist auch im neuen Jahr zu rechnen, und der Klassenerhalt keineswegs unrealistisch.

(Foto: Marc Niemeyer)