2:1-Sieg gegen Gladbach

Mathelehrer Letsch rechnet vor: Mit Heimstärke zum Ligaverbleib

Dass der VAR im Fußball für weniger Emotionen sorgt, werden die Fans und Spieler des VfL Bochum nach dem 2:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach sicher nicht bestätigen können. Gleich zweimal ließ der Kölner Keller die Zuschauer an der Castroper Straße jubeln. Zunächst beim frühen 1:0 durch Christopher Antwi-Adjei, dessen Tor erst nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten seine Anerkennung fand. Der schnelle Flügelstürmer des VfL befand sich beim Zuspiel von Simon Zoller nicht in einer Abseitsposition. Das Ruhrstadion tobte mit kurzer Verspätung.

Mindestens genauso laut wurde es in der Schlussphase, als die Gladbacher zunächst dachten, doch noch das 2:2 erzielt zu haben, der Treffer aber zurückgenommen wurde. „Der VAR macht den Fußball insgesamt gerechter“, stellte Bochums Trainer Thomas Letsch später nüchtern fest, obwohl er selbst nicht so genau wusste, warum das Tor nicht zählte. Die Auflösung: Das Schiedsrichter-Gespann bewertete die Abwehraktion von Vasilios Lampropoulos vor dem 2:2 als unkontrolliertes Spiel. Folglich ergab sich nach dem Kopfball von Marvin Friedrich keine neue Spielsituation und Vorlagengeber Jonas Hofmann stand im Abseits – sicher eine Auslegungssache.

Zwei schnelle Tore gegen Gladbach

Aus Bochumer Sicht war und ist das aber zweitrangig. In der jüngeren Vereinsgeschichte gab es schon oft genug bittere Momente gegen Borussia Mönchengladbach, da hätte ein weiterer Stich ins blau-weiße Herz besonders wehgetan. Außerdem war der Sieg des Tabellenvorletzten insgesamt verdient. Der VfL spielte mit einer ähnlich großen Leidenschaft und Konsequenz wie in den Heimspielen zuvor, als schon ähnlich namhafte Mannschaften wie Union Berlin und Eintracht Frankfurt über die Wehrhaftigkeit des Abstiegskandidaten staunten.

„Wir haben uns vorgenommen, den Gegner früh zu attackieren. Das hat richtig gut funktioniert. Wir hatten viele frühe Ballgewinne und konnten schnell umschalten“, fasste Torschütze Christopher Antwi-Adjei die Herangehensweise in der Anfangsphase treffend zusammen. Mit Tempo und Tiefgang kam der VfL zum frühen 1:0, mit Auge und Attacke zum schnellen 2:0 durch Philipp Hofmann. Ein drittes Tor hätte wahrscheinlich für Ruhe und die Entscheidung gesorgt, doch nicht die Bochumer trafen nach gut einer Stunde, sondern die Gäste vom Niederrhein. Der VfL, der gut verteidigte, hielt dem folgenden Druck aber stand und fuhr den dritten Saisonsieg ein.

VfL punktet bislang nur zu Hause

Die mysteriöse Serie, auswärts noch keinen Punkt geholt zu haben, im eigenen Stadion nun aber dreimal in Folge als Sieger vom Platz gegangen zu sein, setzt sich damit fort. Thomas Letsch, der früher mal Mathematiklehrer war, hatte schon nach der Partie in Wolfsburg eine nicht ganz ernstgemeinte Musterrechnung präsentiert: „Wenn wir alle Heimspiele gewinnen, schaffen wir auch den Klassenerhalt.“ Womit er in der Theorie Recht behalten dürfte. Zehn Punkte hat der VfL nun auf dem Konto, zehn Heimspiele stehen noch aus – 40 Punkte dürften am Ende sicher reichen.

Die Hoffnung, auch in der Fremde noch einmal erfolgreich zu sein, hat der Trainer damit aber noch nicht aufgegeben. Vielleicht klappt es ja schon am Samstag beim letzten Pflichtspiel des Jahres in Augsburg. Dort könnte der VfL eine turbulente wie schwierige Hinrunde retten und im Optimalfall sogar auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern. „Die Wahrscheinlichkeit, jetzt auch auswärts punkten, steigt“, sagte der Fußballlehrer Letsch am späten Dienstagabend. Der Mathematiklehrer schränkte hingegen ein: „Wobei das mathematisch gar nicht stimmt.“ Doch zum Glück wird das Spiel nicht an der Tafel, sondern auf dem Platz entschieden.

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(Foto: picture alliance)