Viel war vom großen Ansturm gar nicht mehr zu sehen, nicht einmal eine kleine Warteschlange. Am späten Mittwochnachmittag standen nur noch wenige VfL-Fans am Schalter an, um Eintrittskarten für das Pokal-Heimspiel gegen Bayern München zu erwerben. Und am Ende gingen auch sie zufrieden nach Hause: Zumindest Stehplatzkarten, etwa 1.000 um genau zu sein, waren gegen 17 Uhr noch zu haben – nur für Vereinsmitglieder oder Dauerkarteninhaber, maximal zwei pro Person.
Online oder analog?
Genau diese Einschränkungen und weitere Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Verantwortlichen schon jetzt ein positives Fazit ziehen können. „Vom Ablauf her hat alles reibungslos funktioniert“, sagt Knut Keymer, Cheforganisator beim VfL. Den Verkauf hat der Klub vorwiegend über den eigenen Online-Shop bewältigt. So sollte verhindert werden, dass Fans stundenlang anstehen müssen. Trotzdem traf der erste Fan nach eigener Auskunft schon gegen 2.30 Uhr ein, fünfeinhalb Stunden später öffnete der Fanshop. Ein kleines Kontingent wurde extra für den analogen Verkauf zurückgehalten.
Während diese Sitzplatzkarten erst am Nachmittag vergriffen waren, ging es im Online-Shop deutlich schneller. Schon nach wenigen Minuten waren fast alle Tickets ausverkauft. Nur Stehplatzkarten sind immer noch verfügbar – was auch dem Trend entspricht, den der Verein schon länger verzeichnet: Bei stark nachgefragten Spielen werden zuerst die Sitzplätze gebucht. Rund 15.500 gibt es davon im Bochumer Ruhrstadion, weitere 12.000 Besucher dürfen stehen. Aus Sicherheitsgründen lässt der VfL zum Pokalspiel aber nur 26.600 Zuschauer in sein Schmuckkästchen.
Mitglied oder Dauerkarte?
Theoretisch könnte der VfL weit mehr als das Doppelte an Tickets verkaufen, so viele Kartenwünsche haben den Klub zuletzt erreicht. Um die treuen Fans zu belohnen, gehen Tickets aber ausschließlich an Vereinsmitglieder oder Dauerkarteninhaber. Ein freier Verkauf ist gar nicht erst geplant. Gästefans haben über den FC Bayern die Möglichkeit, das Spiel live zu verfolgen. Knapp 3.400 Tickets schickt der VfL gen Süden – doch auch dort übersteigt die Nachfrage das Angebot. Presse- und Sponsorenkarten sowie ein weiterer VIP-Bereich in der Rundsporthalle verkleinern das Kontingent zusätzlich.
„Bei einer Nachfrage, die die Stadionkapazität bei weitem übersteigt, ist es kaum möglich, alle zufrieden zu stellen“, weiß auch Knut Keymer. Sein Team hat deshalb nach einer möglichst fairen Lösung gesucht. Dazu gab es allerhand Hinweise, damit jeder Käufer wusste, was zu tun war. Das hat sich offensichtlich gelohnt: In den sozialen Netzwerken loben die allermeisten Fans die Vorgehensweise des Klubs. Es gibt wenig Ärger, dafür viel Vorfreude auf das Spiel am 29. Oktober.
Jahresurlaub oder Pokalspiel?
Zuspruch gibt es dieser Tage auch für die Ankündigung, konsequent gegen Tickethändler auf dem Schwarzmarkt vorzugehen. Hierfür hat der Zweitligist sogar eigens eine Anwaltskanzlei aus Dortmund beauftragt, die darauf spezialisiert ist, gegen den Weiterverkauf von Tickets zu überhöhten Preisen vorzugehen. Dies ist in den Geschäftsbedingungen des Vereins ausdrücklich untersagt. Der VfL behält sich zudem vor, die Mitgliedschaft zu kündigen oder das Vorkaufsrecht zu entziehen.
Offensichtlich hat das eine abschreckende Wirkung. Auf „Ebay“ zum Beispiel waren am Mittwochabend fast keine Kleinanzeigen oder Auktionsangebote zu finden. Auf „Viagogo“ dagegen werden Haupttribünenkarten für rund 1.300 (!) Euro angeboten. Es soll Menschen geben, die für weniger Geld ihren Jahresurlaub bestreiten.
(Foto: Fabian Budde)