Wenn nun auch Leistungsträger schwächeln oder patzen, dann könnte der VfL Bochum wirklich noch einmal in akute Abstiegsgefahr geraten. Einen eigentlich harmlosen und haltbaren Schuss lenkte Manuel Riemann am Ostersonntag ins eigene Tor – und sorgte dafür, dass seine Mannschaft im Kellerduell gegen Darmstadt 98 zwei eminent wichtige Punkte verlor. Selbst gegen einen eigentlich harmlosen Tabellenletzten genügte eine 2:0-Führung nicht, um als Sieger vom Platz zu gehen. Frohe Ostern? Von wegen! „Wir haben 2:2 verloren“, sagte VfL-Verteidiger Bernardo nach der Partie und fasste die Gefühlslage von Team und Fans damit treffend zusammen. Pfiffe gab es nach dem fünften sieglosen Spiel in Folge keine. Wohl aber sorgenvolle Blicke und mitunter auch Fassungslosigkeit. Die Anhänger reagierten vor allem mit Stille auf die nächste Enttäuschung.
Daheim schon viele Führungen verspielt
Zwar bleibt auch nach diesem Wochenende ein Polster von sechs Punkten auf den Relegationsrang – doch der Trend spricht mittlerweile klar gegen die Bochumer. Und wenn sie schon nicht zu Hause gegen das Bundesliga-Schlusslicht gewinnen, gegen wen dann? Das ist die Frage, die viele im Umfeld gerade umtreibt. Und auf die an der Castroper Straße gerade niemand eine verlässliche Antwort liefern kann. Denn die Mannschaft wirkt zunehmend verunsichert, vergibt vorne zu viele Chancen und wackelt hinten mitunter bedenklich, gerade in den Schlussphasen. Allein in den Heimspielen hat der VfL nach eigener Führung bereits 15 (!) Punkte verspielt, sechs davon gegen die unmittelbare Konkurrenz aus Mainz, Köln und nun auch Darmstadt. „Das zieht sich durch die Saison“, konstatierte Doppeltorschütze Philipp Hofmann am späten Sonntagabend. „Auch die Führung gegen Darmstadt hätten wir niemals herschenken dürfen.“ Mindestens eine Stunde lang war der VfL die bessere Mannschaft, ehe der Revierklub beste Chancen zum dritten Tor vergab – und die eigentlich schon ausgeknockten Darmstädter mit einem naiven Abwehrverhalten zurück ins Spiel holte.
Letsch sieht eine „gefährliche Situation“
Längst könnte der VfL entspannt die neue Saison planen und den sich abzeichnenden Kaderumbau weiter vorantreiben. Stattdessen macht sich im Umfeld Unruhe, stellenweise gar Panik breit. Die Verantwortlichen bleiben allerdings (noch) ziemlich entspannt. „Es war ein Spiel, das wir nach den 90 Minuten hätten gewinnen müssen. Sorgen müssen wir uns aber auf gar keinen Fall machen“, sagte Sportdirektor Marc Lettau und warnte davor, „jetzt in Hektik zu verfallen, die uns das letzte Selbstvertrauen nimmt.“ Thomas Letsch hingegen ordnete die Lage etwas anders ein. „Wir haben erneut einen großen Schritt verpasst. Das werden noch harte sieben Wochen bis zum Saisonende“, sagte der Trainer und machte deutlich: „Die Situation ist gefährlich.“ Schon neulich hatte Letsch davor gewarnt, dass der Vorsprung „trügerisch“ sein könne.
Auswärtsschwacher VfL zu Gast in Köln
Doch was macht jetzt noch Mut inmitten der Durststrecke? Vielleicht, dass mit Tim Oermann der letzte fehlende Stammspieler zurückkehren könnte, um die andauernden Experimente auf der rechten Abwehrseite zu beenden. Die zurückliegenden fünf Partien ist der VfL mit fünf verschiedenen Rechtsverteidigern angegangen – wobei Felix Passlack, der gegen Darmstadt die erste Chance seit September erhielt, zumindest nicht enttäuschte. Vielleicht macht auch Hoffnung, dass zumindest Philipp Hofmann einen Weg aus seinem persönlichen Formtief gefunden hat. Zum ersten Mal seit zwölf Monaten traf der Mittelstürmer mal wieder im eigenen Stadion – und dann gleich doppelt. Womöglich dient Hofmann damit als Vorbild für seine Teamkollegen, für die nun ein weiteres wegweisendes Duell unmittelbar bevorsteht. Am kommenden Samstag gastiert der VfL als auswärtsschwächste Mannschaft der Liga beim Vorletzten in Köln. Noch haben die Bochumer sieben Punkte Vorsprung auf die Domstädter. Verlieren sollte der VfL diese Partie allerdings besser nicht, zumal Mainz, der Drittletzte, parallel zu Hause gegen den Letzten aus Darmstadt spielt.
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(Foto: Imago / Sven Simon)