1:1 gegen Augsburg

„Habs verbockt“: Auch Riemann kann Letsch nicht stoppen

Wenn es so weitergeht, dann kann der VfL Bochum bald eine eigene Abstimmung für das Tor des Monats oder zumindest für den schönsten Treffer des Jahres einführen. Das Team von Trainer Thomas Letsch setzt offensichtlich auf Klasse statt Masse. Sehenswert per Fallrückzieher brachte Moritz Broschinski sein Team im Heimspiel gegen Augsburg in Führung. Schon zuletzt haben die Bochumer mehrfach spektakuläre Tore erzielt. Das Problem: Für einen Sieg hat es (wieder) nicht gereicht. Bereits zum dritten Mal in dieser Saison gaben die Bochumer ein Erfolgserlebnis in der Nachspielzeit aus der Hand. Mit einem späten Handelfmeter erzielten die Gäste den Ausgleich. Schiedsrichter Patrick Ittrich sah zuvor bei Ivan Ordets eine „unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche“ innerhalb des Strafraums. Bochums Innenverteidiger bekam einen Schussversuch aus kurzer Distanz an den Arm, zog diesen aber zurück. Warum Ordets‘ Armhaltung nach Ansicht von Ittrich „unnatürlich“ war, erklärte er nicht.

Großchancen vergeben

Dass sich die Bochumer über diese Entscheidung kaum echauffierten, lag wohl auch daran, dass der Schock zu tief saß. Erinnerungen wurden wach an die Heimspiele gegen Mainz und Bremen, als der VfL seine Siege ebenfalls kurz vor Schluss hergab. Zählt man die Spiele gegen Dortmund und Köln noch hinzu, dann hat der Revierklub in fünf von zehn Heimspielen trotz einer Führung nicht gewonnen. „Es ist brutal enttäuschend und irgendwann kein Pech mehr“, sagte Mittelfeldspieler Patrick Osterhage nach dem 1:1 gegen den unmittelbaren Konkurrenten. Also ein Qualitätsproblem? Oder das Resultat einer falschen Taktik? Dass der VfL vor dem Ausgleich gleich mehrere Großchancen vergab, insbesondere durch Moritz Kwarteng und Matus Bero, deutet auf Ersteres hin. In keiner Partie 2024 gelang dem VfL mehr als ein Treffer. Immerhin hat gegen Augsburg mal wieder ein Mittelstürmer getroffen. Doch Trainer Letsch nahm die Schuld auf sich. „Ich habe es verbockt“, sagte er in der Pressekonferenz selbstkritisch.

Letsch sehr selbstkritisch

Letsch wechselte in der Schlussphase die meisten Offensivspieler aus und brachte dafür fast ausschließlich Defensivkräfte. Mit fünf gelernten Innenverteidigern und ohne Stürmer schaltete sein Team logischerweise in den Verwaltungsmodus. „Ich nehme das komplett auf meine Kappe. Die Entscheidungen, die ich getroffen habe, waren zu defensiv. Ich ärgere mich extrem über mich“, betonte der Fußballlehrer. Ungewöhnlich: Schon während des Spiels gab es kritische Blicke aus der eigenen Mannschaft. Manuel Riemann schaute in der zweiten Wechselphase fragend in Richtung Trainerbank und brachte mit eindeutigen Handbewegungen sein Unverständnis zum Ausdruck, womit der Torhüter die Meinung seines Trainers aber nicht beeinflussen konnte. „Ich werde aus diesem Spiel viel lernen“, sagte Letsch abschließend. Komplett unverdient war der Augsburger Ausgleich zwar nicht, doch der VfL war lange Zeit die stärkere Mannschaft: Defensiv aufmerksam und offensiv in mehreren Situationen gefährlich.

Asano kehrt zurück

Wenigstens bleibt der Bochumer Heimnimbus bestehen. Zehn Spiele hat der VfL in dieser Saison bereits an der Castroper Straße absolviert und nur eine Partie verloren. Ohne die späten Gegentreffer gegen Mainz, Bremen und Augsburg würde der Revierklub in der Gesamttabelle sogar auf Rang acht stehen. Stattdessen ist es unverändert Platz 14. Nach dem Kölner Sieg am Samstagabend sind es nur noch sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang; die große Chance, sich aus der Abstiegszone abzusetzen, hat der VfL abermals verpasst. Was den einen oder anderen in Bochum vermutlich beunruhigen wird. Denn gegen die kommenden fünf Mannschaften hat der VfL in der Hinrunde nur zwei Punkte geholt. Immerhin: Takuma Asano wird in den kommenden Tagen ins Ruhrgebiet zurückkehren. Bochums bester Torschütze ist am Samstag mit Japan beim Asien-Cup ausgeschieden. Läuft alles nach Plan, wird er am kommenden Wochenende beim Auswärtsspiel in Frankfurt wieder zum Kader gehören.


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(Foto: Marc Niemeyer)