Transferupdate

Boadu, Balde, Bernardo: So läuft der Bochumer Kaderumbau

Die Ungeduld im Umfeld war spürbar. Und nicht nur da: Mehrfach sprach VfL-Trainer Peter Zeidler direkt oder indirekt aus, dass weitere Verstärkungen dringend erforderlich seien. Nun hat ihm Marc Lettau einige Wünsche erfüllt. In dieser Woche stielte Bochums Sportdirektor gleich zwei Transfers erfolgreich ein. Am Freitag präsentierte der verantwortliche Kaderplaner mit Myron Boadu einen neuen Angreifer, tags darauf mit Aliou Balde einen offensiven Außenbahnspezialisten. Die beiden Verpflichtungen waren möglich, weil die Vereinsspitze zusätzliche Gelder freigegeben und mit Jordi Osei-Tutu ein gut bezahlter Profi den Klub verlassen hat.

Neuzugang aus Monaco

Der prominentere aus dem Zugangsduo ist eindeutig Boadu. Der 23-Jährige wird für eine Saison von der AS Monaco ausgeliehen. Der VfL hat sich zudem eine Kaufoption gesichert. Diese soll jedoch so hoch angesetzt sein, dass eine dauerhafte Verpflichtung praktisch nicht umsetzbar ist. Sie würde den Bochumern allenfalls einen sofortigen, gewinnbringenden Weiterverkauf ermöglichen. Doch dafür muss Boadu zunächst entsprechende Leistungen zeigen und vor allem Tore erzielen. Der in Amsterdam geborene Angreifer mit ghanaischen Wurzeln kommt bevorzugt im Angriffszentrum zum Einsatz, kann aber auch als Außenstürmer spielen.

Boadu erfüllt das bereits vor geraumer Zeit definierte Profil des sogenannten ‚Mobile Strikers‘, ist also ein torgefährlicher, schneller Angreifer, der sowohl als zweite Spitze als auch auf dem Flügel agieren kann. Schon im vergangenen Sommer und Winter suchte der VfL vergeblich einen solchen Spieler. Mit der Leihe von Boadu ist Sportdirektor Lettau nun endlich fündig geworden – und greift dabei ins höhere Transferregal. Denn Bochums Neuer hat noch vor drei Jahren eine Ablöse von rund 17 Millionen Euro gekostet. Seinerzeit war Boadu von AZ Alkmaar, wo er mit Dani de Wit zusammengespielt hat, ins Fürstentum nach Monaco gewechselt.

Zwei (Ex-)Nationalspieler

Boadu galt damals noch als Shootingstar der Niederlande. Mit seiner guten Technik, seiner Abschlussstärke und seiner Schnelligkeit debütierte er im Alter von nur 18 Jahren sogar im Trikot der Nationalmannschaft. In Monaco jedoch konnte er sich mangels Konstanz und auch verletzungsbedingt nicht wie erhofft durchsetzen. Boadu wirkte zwar in 52 von 95 möglichen Ligapartien mit, allerdings nur einmal über 90 Minuten und meistens nur als Joker. Im vergangenen Winter wechselte er deshalb auf Leihbasis zum FC Twente Enschede zurück in sein Heimatland. In dieser Zeit spielte Boadu sogar gegen den VfL Bochum, Ende März in einem Testspiel.

Nun wird der Angreifer selbst das VfL-Trikot tragen und darauf hoffen, dass er mit passenden Zuspielen gefüttert wird. Zum Beispiel von Aliou Balde. Der 21-Jährige wurde ebenfalls auf Leihbasis verpflichtet, allerdings von OGC Nizza. Auch bei ihm gibt es eine Kaufoption. Über die genaue Höhe ist noch nichts bekannt. Balde stammt aus dem Senegal, ist aber Staatsbürger Guineas. Für die Westafrikaner ging er bis vor kurzem bei den Olympischen Spielen auf Torejagd. Auf Vereinsebene spielte er schon in den Niederlanden, in Belgien, der Schweiz und in Frankreich, teilweise auf Erst-, teilweise auf Zweitliganiveau. Beim Erstligisten in Nizza war er zuletzt Einwechselspieler.

Mehr taktische Optionen

Balde ist somit auch in Bochum nicht als Stammspieler eingeplant, erweitert aber dennoch die taktischen Möglichkeiten von Peter Zeidler. Baldes größte Stärke ist seine Schnelligkeit, er kann sowohl auf dem linken als auch auf dem rechten Flügel eingesetzt werden. Mit Rückkehrer Gerrit Holtmann, dem wiedergenesenen Moritz Kwarteng, Jungspund Samuel Bamba sowie den beiden Neuzugängen Boadu und Balde wäre nun auch ein 4-3-3-System wieder möglich, als Alternative zur favorisierten Mittelfeldraute. Balde nimmt den Kaderplatz von Jordi Osei-Tutu ein, der künftig für den englischen Drittligisten Bolton Wanderers spielt.

Abgeschlossen ist die Bochumer Kaderplanung damit aber noch nicht. Der Etat würde noch mindestens eine weitere Neuverpflichtung möglich machen, im Falle eines Weiterkommens im Pokal auch noch eine zweite. Die Verantwortlichen schauen sich noch nach einem zentralen Mittelfeldspieler um. Bedarf gibt es aber auch noch in der Abwehr. In der Vorbereitung erwies sich vor allem die Rechtsverteidigerposition als Schwachstelle. In der Innenverteidigung mangelt es zudem an Tempo, außerdem hat sich Abwehrchef Ivan Ordets in der Generalprobe gegen Le Havre an der Schulter verletzt und fällt wochenlang aus.

Möglicher Bernardo-Verkauf

Ganz neu darstellen würde sich die Situation, sollte Bernardo den VfL noch verlassen. Bundesliga-Konkurrent Union Berlin zeigt großes Interesse an einer Verpflichtung, hat aber ein Angebot vorgelegt, das die Bochumer nicht annehmen werden. Sie erhoffen sich eine Ablöse im hohen einstelligen Millionen-Bereich, wovon sie jedoch einen kleinen Teil an RB Salzburg abgeben müssten. Höher pokern kann der VfL eher nicht; zum einen, weil derzeit kein Verein annähernd bereit ist, eine Ablöse im zweistelligen Millionen-Bereich zu zahlen, zum anderen, weil der VfL nicht das Risiko eingehen möchte, im Abstiegs- oder Verletzungsfall vergleichsweise leer auszugehen.

Die Bernardo-Millionen sollen genutzt werden, um den Lizenzspieleretat zu stabilisieren und mittelfristig zu erhöhen. Natürlich müsste von dem Geld auch Ersatz verpflichtet werden. Als Alternative für die Innenverteidigung steht Jakov Medic oben auf dem Wunschzettel. An ihm waren die Bochumer bereits im vergangenen Sommer interessiert. Der 25-Jährige steht aktuell bei Ajax Amsterdam unter Vertrag und könnte ausgeliehen werden. Medic hat bereits fünf Jahre in Deutschland gespielt, unter anderem beim FC St. Pauli. Im Falle eines Bernardo-Abgangs müsste auch ein noch Linksverteidiger verpflichtet werden. Sonst gäbe es zu Maximilian Wittek keine passende Alternative mehr.


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(Foto: VfL Bochum 1848)