Wie schaut der Fußball in der nahen und fernen Zukunft aus? Fühlt sich der Fannachwuchs wohl an der Castroper Straße – und was kann der Klub dafür tun, dass die Teilhabe auch in den jüngeren Altersklassen größer wird? Genau das möchte der VfL Bochum in nächster Zeit genauer beleuchten – und geht dafür einen neuen, innovativen Weg. 13 Jugendliche und junge Erwachsene bilden seit April 2023 den Beirat Zukunft. Sie sollen die Perspektive der Generation Z (Jahrgänge 1997 bis 2012) einnehmen. Das Ziel: Sie sollen den Verantwortlichen wertvolle Anregungen liefern, sie begleiten und beraten. „Wir kennen alle den Fußball von heute, wir gehen gerne ins Stadion, gerade hier an der Castroper Straße. Aber die Frage lautet: Wie verändern sich der Fußball und der VfL? Das ist die Grundidee hinter dem Beirat Zukunft. Denn für das Geschäftsmodell von morgen braucht es auch die Fans von morgen“, berichtet Matthias Mühlen, der beim VfL Bochum die Abteilung Nachhaltigkeit und CSR leitet. Damit ist er auch der Projektverantwortliche für den neugegründeten Beirat.
Drei Treffen pro Jahr
Aus zahlreichen Bewerbungen hat sich der VfL für insgesamt sechs junge Frauen und sieben junge Männer im Alter zwischen 16 und 25 Jahren entschieden. „Unser Ziel ist es nicht, junge Menschen einzuladen und dann von allen Vorhaben des VfL Bochum zu überzeugen. Vielmehr geht es uns darum, andere Perspektiven kennenzulernen, auch kritische Stimmen dazuzuholen, um unser eigenes Handeln zu hinterfragen“, erklärt Mühlen. „Dabei sind unbequeme Fragen oder auch eine skeptische Haltung dem Fußball gegenüber überhaupt kein Problem. Der Beirat Zukunft ist ohnehin keine homogene Gruppe. Die Mitglieder haben ganz unterschiedliche Interessen und Schwerpunkte.“
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Bereits im Jahr 2019 hat der VfL Bochum gemeinsam mit der Kindernothilfe das erste gesamtheitliche Kinderschutzkonzept im Profifußball erstellt. „Daraus haben wir dann die Idee entwickelt, Kinder nicht nur schützen zu wollen, sondern sie und junge Erwachsene aktiv einzubinden“, erläutert Mühlen die Entstehungsgeschichte des Beirats. Welche Themenschwerpunkte die Mitglieder setzen, liegt ganz in ihrer Hand. Mindestens dreimal im Jahr kommt der Beirat zusammen. Auch verschiedene Fachabteilungen des Klubs und die Geschäftsführung um Ilja Kaenzig und Patrick Fabian sind bei den Treffen dabei. „Das ist ein mächtiges Format, mit dem wir nicht nur die Zukunft des VfL gestalten werden, sondern vielleicht auch etwas zur Entwicklung des gesamten Fußballs beitragen können“, sagt Ilja Kaenzig, der weiß: „Die Generation von morgen ist diejenige, die sich bereits jetzt mit den Folgen des heutigen Handelns auseinandersetzt. Sie hat ganz andere – teils neue – Erwartungen an den Fußball. Sie sehen den Fußball anders als wir und wächst in ihrem Umfeld mit anderen Werten auf.“
Vorreiter in der Bundesliga
Nach den ersten drei Treffen haben sich bereits Themenfelder herauskristallisiert, auf die der Beirat Zukunft gemeinsam mit dem Klub näher eingehen möchte: Auf das Stadionerlebnis, auf Fanartikel, auf Nachhaltigkeitsaspekte wie Umwelt und Klima sowie auf Partnerschaften und gesellschaftliche Verantwortung. „Die Mitglieder des Beirats hatten in moderierten Workshops die Möglichkeit, ihre Themen vorzustellen. Die haben wir dann zu einzelnen Themenfeldern zusammengefasst“, berichtet Matthias Mühlen. „Demnächst geht es darum, das alles auf konkrete Maßnahmen herunterzubrechen.“ Eile ist dabei nicht geboten, ergänzt Mühlen: „Der Beirat Zukunft ist als langfristiges Projekt angedacht und soll sich beim VfL etablieren.“ Nach Vereinsangaben sind die Bochumer der erste Bundesligist mit einer solchen Idee, die von der Konkurrenz aber wohl schon bald übernommen werden könnte. Mehrere Klubs hätten sich bereits beim VfL Bochum über die Abläufe im Beirat erkundet. Auch sie wollen offensichtlich Antworten auf Zukunftsfragen finden.
(Foto: VfL Bochum 1848 / Dustin Bialas)
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