Künftig weniger Bier?

Becherwurf wird Folgen für alle VfL-Fans haben

Die wichtigste Nachricht vorneweg: Nach dem Spielabbruch am vergangenen Freitag beim VfL Bochum gibt es mittlerweile einen Tatverdächtigen. Nach Auskunft der Polizei am Montag wurde der mutmaßliche Becherwerfer, ein 38-jähriger Bochumer, bereits vernommen. Dieser habe sich aber noch nicht zur Sache äußern wollen. Er werde anwaltlich beraten, heißt es. Gegen den Stadionbesucher läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung. Es besteht der Verdacht, den Linienrichter mit einem gefüllten Getränkebecher verletzt zu haben. Die Bundesliga-Partie gegen Borussia Mönchengladbach wurde daraufhin abgebrochen.

VfL prüft Ansprüche auf Schadensersatz

Der Polizei liegen mittlerweile mehrere Zeugenaussagen und Videosequenzen vor, darunter nicht live verwendete TV-Aufnahmen. Diese zeigen einen Becherwurf aus dem unteren Bereich von Block A, sehr wahrscheinlich aus der ersten Reihe. Bei dem Beschuldigten handelt es sich allerdings nicht um den Fan, über den am Wochenende in den sozialen Netzwerken intensiv diskutiert worden war. Dort geriet ein 33-jähriger Bochumer aus dem Stadtteil Harpen ins Visier der aufgebrachten Anhängerschaft. Grundlage hierfür war lediglich eine WhatsApp-Sprachnachricht eines Unbekannten, die anschließend in verschiedenen Gruppen geteilt wurde.

Sollte die Polizei die Ermittlungen erfolgreich abschließen können, droht dem Täter auch vereinsseitig eine Strafe – mindestens ein Stadionverbot. Sollte er Mitglied sein, wird die Beziehung zum Klub ebenfalls enden. Darüber hinaus wird der VfL Ansprüche auf Schadensersatz prüfen. Zu erwarten ist unter anderem eine Geldstrafe vom DFB, die sich jedoch halbieren könnte, sollte der Täter ermittelt werden bzw. der VfL seiner Pflicht zur Aufklärung nachkommen. Der Verein hat bis Mittwoch die Gelegenheit, sich schriftlich zu den Anschuldigungen zu äußern. Ein Urteil wird erst danach gesprochen und natürlich mit Spannung erwartet.

Idee: Becherverbot auf den Tribünen

Parallel dazu prüfen die Verantwortlichen, wie Vorkommnisse dieser Art in Zukunft verhindern werden können. Zuletzt waren immer wieder Gegenstände aufs Spielfeld geflogen. Appelle allein würden nicht mehr reichen, sagte Geschäftsführer Ilja Kaenzig bereits am Wochenende. Man werde in den kommenden Tagen erörtern, welche Maßnahmen zielführend sein könnten. Eine Kollektiv-Bestrafung aller Fans ist wohl unausweichlich. So zieht der VfL unter anderem ein Alkohol- bzw. Getränkeverbot auf den Tribünen in Erwägung. Das gibt es bereits in England. Bereits zum nächsten Heimspiel gegen Bayer Leverkusen am 10. April könnte dieses Verbot greifen.

Allerdings wäre diese Maßnahme mit finanziellen Einbußen verbunden; nicht nur für den Klub, sondern auch für Bier-Partner Fiege. Außerdem würde diese Maßnahme Einfluss auf die Einlasssituation haben. Viele Fans würden wohl erst später ins Stadion kommen. Doch viele Alternativen gibt es nicht. Von Fangnetzen hält Kaenzig wenig, diese würden das Stadionerlebnis für alle Zuschauer noch mehr einschränken, auch die Umsetzbarkeit ist fraglich. Klar ist nur: Der Wurf von Bechern aufs Spielfeld soll verhindert werden. Bereits in der Vergangenheit habe man Täter ins Visier genommen – in einigen Fällen sei eine Aufklärung möglich gewesen, in anderen nicht. Eine abschreckende Wirkung hatte das aber offenkundig nicht.

Der Schaden für den Klub ist immens

Investiert werden soll definitiv auch in bessere Überwachungskameras, um mögliche Täter schneller und zweifelsfrei identifizieren zu können. Die Gesamtkosten – mit Geldstrafe, neuer Technik und den Einbußen beim Getränkeverkauf – dürften also sehr deutlich im sechsstelligen Bereich liegen, vielleicht sogar höher, je nach DFB-Urteil. Nicht zu handeln sei aber auch keine Option, betonte Kaenzig am Wochenende im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Der Verein steht bundesweit unter Beobachtung und kann sich einen zweiten Fall dieser Art nicht erlauben. Schon jetzt hat das Image des Klubs massiv gelitten.

(Foto: Firo Sportphoto)