Der 22. November entwickelt sich zum Bochumer Fußball-Feiertag. Zumindest dann, wenn der VfL beim Hamburger SV zu Gast ist. Exakt elf Jahre lag der bislang letzte Erfolg des Revierklubs gegen die Hanseaten zurück, damals spielten beide Vereine noch in der Bundesliga. Nach dem 3:1-Auswärtssieg des VfL an diesem Sonntag ist die kleine Negativserie nun gerissen, die Geschichte vollends rund. Und hochverdient sind die drei Punkte beim zuvor ungeschlagenen Tabellenführer auch noch.
Gute Aufstellung, gute Einstellung
Die Mannschaft von Trainer Thomas Reis war im Volksparkstadion kaum wiederzuerkennen. Vor allem personell: Der Fußballlehrer setzte das um, was nach dem enttäuschenden Auftritt gegen Fürth vielfach gefordert wurde und im Prinzip auch alternativlos war. Er veränderte seine Startelf auf fünf Positionen, speziell im Mittelfeld. Reis setzte auf mehr individuelle Qualität, etwa mit Robert Zulj, sorgte für mehr Tempo, gerade mit Danny Blum und Gerrit Holtmann, und stabilisierte die Defensive mit Robert Tesche. Armel Bella Kotchap rückte ebenfalls neu ins Team.
Doch nicht nur die Aufstellung passte, sondern auch die Einstellung. Der VfL spielte mutig, störte den Gegner konsequent beim Spielaufbau, ließ trotz anfänglicher Lücken nur wenige Torchancen zu. Auch mit dem Ball war es der bislang stärkste Auftritt in dieser Saison, immer wieder gab es sehenswerte Kombinationen. Vor allem Zulj glänzte als Gestalter und nutzte mit klugen Pässen in die Tiefe die Dynamik seiner Mitspieler, auf die Reis zuletzt freiwillig verzichtete hatte. So leidenschaftlich und temporeich spielte Bochum lange nicht mehr, vor allem nicht über 90 Minuten.
Danny Blum erzielt Traumtor
Zweifel daran, ob der VfL beim Spitzenreiter tatsächlich etwas Zahlbares mitnehmen kann, gab es nur Mitte der zweiten Halbzeit. Nach einem Foul von Maxim Leitsch im Strafraum traf der Ex-Bochumer Simon Terodde zum 1:1. Ebenfalls vom Elfmeterpunkt hatte Robert Zulj den VfL schon vor dem Seitenwechsel in Führung gebracht. Auch an der Entstehung war der Österreicher beteiligt. Er schaltete bei einem Freistoß am schnellsten und bediente Robert Tesche, der von Keeper Sven Ulreich im Sechzehner gelegt wurde.
Den VfL zeichnete aber aus, dass er immer gierig blieb und nie nachließ. Zunächst vergaben die Bochumer vor und nach dem Ausgleich zwei absolute Großchancen, doch wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht: Erst bewies der flinke Danny Blum ein feines Füßchen, als er Ulreich aus schwieriger Position überlupfte und seine Mannschaft mit einem Traumtor wieder in Führung brachte. Der eingewechselte Raman Chibsah sorgte schließlich für eine entspannte Schlussphase, als er eine Kopfballablage von Silvere Ganvoula aus kurzer Distanz zum 3:1-Endstand verwandelte.
Reis lobt seine Mannschaft
„Wir haben uns vom Elfmeter nicht unterkriegen lassen, haben weitergemacht und einen absolut verdienten Sieg eingefahren“, lobte Trainer Thomas Reis hinterher seine Spieler. „Die ganze Mannschaft hat funktioniert. Wir haben den HSV nicht ins Spiel kommen lassen, auch wenn wir zu Anfang beider Halbzeiten etwas Probleme hatten“, freute sich der 47-Jährige über eine „beeindruckende Reaktion“ auf die Niederlage gegen Fürth. Dass die Messlatte für das kommende Spiel gegen Fortuna Düsseldorf nun höher liegt und der VfL die gute Leistung bestätigen muss, versteht sich von selbst.
(Foto: Firo Sportphoto)