+++ Update +++
Das Spiel zwischen dem FC Augsburg und dem VfL Bochum an diesem Wochenende wird definitiv ohne Zuschauer stattfinden. Das hat Ministerpräsident Markus Söder am Freitag verkündet.
Seit Donnerstag ist außerdem klar: Das Derby gegen den BVB wird nicht als Geisterspiel ausgetragen. Für NRW ist aktuell zu erwarten, dass bis zu einem Drittel der Kapazität genutzt werden darf. Ob dazu auch Stehplätze gehören, geht aus dem Bund-Länder-Beschluss noch nicht hervor. Allerdings sind überall, also auch am Platz, medizinische Masken zu tragen. Die 2G-Regel bleibt bestehen. Die konkrete Umsetzung für den Standort Bochum wird derzeit noch geklärt. Sicher ist, dass die Anzahl verkaufter Dauerkarten das demnächst zur Verfügung stehende Platzangebot übersteigt. Insofern werden die Dauerkarten auf unbestimmte Zeit ruhen.
Ursprünglicher Text vom 30. November:
Das erste Geisterspiel in dieser Saison droht dem VfL Bochum bereits am kommenden Wochenende. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kündigte am Dienstag an, dass alle Fußballspiele in seinem Bundesland wieder ohne Zuschauer stattfinden sollen. Sofern diese Regelung zeitnah in Kraft tritt, wäre der VfL Bochum direkt davon betroffen. Denn an diesem Samstag gastiert der Aufsteiger beim FC Augsburg, also auf bayerischem Landesgebiet. Auch Fans aus Bochum wären somit ausgeschlossen.
Und möglicherweise wird dies keine Ausnahme bleiben. Auch in Nordrhein-Westfalen werden neue Corona-Regeln vorbereitet. Ministerpräsident Hendrik Wüst kündigte bereits Verschärfungen an, speziell für Großveranstaltungen. Am Mittwoch sprach er von einer „deutlichen Reduzierung der Kapazität“, jedoch nicht von Geisterspielen. Die neue Verordnung wird für Freitag erwartet. Der VfL Bochum sei auf alle denkbaren Szenarien vorbereitet, versicherte Geschäftsführer Ilja Kaenzig im Gespräch mit ‚Tief im Westen – Das VfL-Magazin‘.
Mit Überschuss geplant
Gleichwohl würden neue Einschränkungen den Klub hart treffen und die Einnahmen zum Teil deutlich mindern. Die auf der Mitgliederversammlung im Oktober präsentierten Planzahlen beruhen auf der Annahme, dass die Zuschauerzahl von zuletzt 20.000 annähernd stabil bleibt. Immerhin: Der VfL hat bei den Ausgaben zurückhaltend kalkuliert und würde nach jetzigem Stand einen Überschuss von rund 4,5 Millionen Euro erwirtschaften. Doch der könnte nun wie Schnee in der Sonne dahinschmelzen. Genaue Zahlen möchte Kaenzig derzeit noch nicht nennen.
Schließlich fehlen konkrete Beschlüsse. Im besten Fall dürfen die Klubs in NRW ein Drittel der Stadionkapazität nutzen, schreibt der ‚Kölner Stadt-Anzeiger‘ mit Verweis auf Regierungskreise. Bis zum vergangenen Wochenende durfte der VfL seine Heimspiele noch vor rund 20.000 Zuschauern austragen. Gegen Freiburg galt zum ersten Mal die 2G-Regel. Die neuen Vorgaben wurden beim VfL gut umgesetzt, die Einlasskontrollen waren sehr gewissenhaft. Doch 2G allein reicht nach Einschätzung vieler Politiker und Experten nicht mehr aus, um die Corona-Lage in den Griff zu bekommen.
Gefahr in Innenräumen
Vor allem außerhalb des Fußballs herrscht kaum noch Verständnis für Menschenmengen ohne Abstand und Masken, während sich die Lage auf den Intensivstationen immer weiter zuspitzt. Dabei wird allerdings weniger das Geschehen in den Stadien als vielmehr das Treiben vor und nach den Spielen kritisiert. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verwies in einem WDR-Interview unter anderem auf überfüllte Bahnen und Feierlichkeiten mit viel Nähe zueinander. Beides war am vergangenen Wochenende auch in Bochum zu beobachten.
Der Aerosolforscher Gerhard Scheuch nahm in einem ’n-tv‘-Interview zudem die VIP-Räume ins Visier. Der gefährlichste Ort im Stadion sei die Loge, warnte er, denn in Innenräumen sei eine Ansteckung deutlich wahrscheinlicher als draußen. Der Wissenschaftler dürfte sich mit seiner Aussage jedenfalls keine Freunde bei den Klubverantwortlichen gemacht haben. Denn der sogenannte Hospitality-Bereich ist für die Vereine besonders lukrativ. Der VfL hat in dieser Saison mehr als 1.200 VIP-Dauerkarten verkauft.
Das Derby steht an
Abzuwarten bleibt insbesondere, ob es bundesweit einheitliche Regeln geben wird oder nicht. Einige Klubs befürchten bereits eine Wettbewerbsverzerrung, nicht nur wirtschaftlich, auch sportlich. Der VfL hält sich mit derlei Äußerungen gewohnt zurück, obwohl er zuletzt massiv von seinen stimmungsvollen Anhängern profitiert hat. Nicht ohne Grund hat die Mannschaft von Trainer Thomas Reis 13 von 16 Punkten im eigenen Stadion geholt. Wobei: Aufgestiegen ist der VfL ja schließlich auch ohne Zuschauer.
Doch ausgerechnet das erste Revierderby nach mehr als elf Jahren vor (ziemlich) leeren Rängen erleben zu müssen, täte allen weh, Spielern wie Fans. Zumal der VfL bei einer Teilzulassung von Zuschauern eine möglichst faire Lösung finden müsste, wie die begehrten Karten für das Spiel gegen Borussia Dortmund am 11. Dezember vergeben werden. Mehr als 15.000 Dauerkarten wurden vor der Saison verkauft. So viele Zuschauer werden in nächster Zeit ganz sicher nicht mehr ins Stadion dürfen.
(Foto: Imago / Revierfoto)