Viele Spieler haben beim VfL Bochum in dieser Saison bislang nicht überzeugt. Dass ausgerechnet zwei von den etwas Besseren in Augsburg auf der Bank Platz nehmen mussten, war durchaus überraschend. Ibrahima Sissoko und Gerrit Holtmann mussten für Ivan Ordets und Lukas Daschner weichen. Die Idee von Trainer Dieter Hecking, der in taktischer Hinsicht nur Nuancen veränderte, ging nicht auf. Bei einem nominell wie fußballerisch eher schwächeren Konkurrenten verlor der VfL nach einem Elfmetertor mit 0:1 und ließ abermals seine Bundestauglichkeit vermissen. Geradezu verwunderlich sind deshalb Aussagen wie die von Felix Passlack, Philipp Hofmann und Lukas Daschner, die allesamt „ein ordentliches Spiel“ ihrer Mannschaft sahen. Seichte Spielanalysen dieser Art hat es zuletzt häufiger gegeben.
Sonderbare Startelf
Zumindest ist es Dieter Hecking seit seinem Amtsantritt vor gut einem Monat gelungen, die Defensive zu stabilisieren. Die eigene Offensive bleibt dagegen erschreckend harmlos und ist zusammen mit Union Berlin und dem FC St. Pauli die schwächste der Bundesliga. In Augsburg gelang dem VfL nur ein einziger Schuss direkt auf das gegnerische Tor. Generell mangelte es an gefährlichen Strafraumaktionen, an Ballstafetten und zündenden Ideen. „Wir hätten mehr Durchsetzungsvermögen und Überzeugung im letzten Drittel gebraucht. Wir hatten drei, vier Abschlüsse, die knapp vorbeigehen, aber eben nicht aufs Tor kommen“, bemängelte Hecking, der sich erstmals auch selbst kritisieren lassen muss. Seine Startaufstellung war von außen betrachtet nicht nachvollziehbar und ganz offensichtlich die falsche Wahl.
Alternativlose Angreifer
Mit Bernardo und Sissoko saß ein zweikampfstarkes Duo zunächst nur auf der Bank, Ballgewinne blieben folglich Mangelware. Erneut lag auch das Flügelspiel brach, die passenden Kandidaten hierfür blieben ebenso draußen und sorgten erst spät für etwas Belebung. Koji Miyoshi und Gerrit Holtmann waren nach ihrer Einwechslung agiler als zum Beispiel Lukas Daschner, der zwar im Training überzeugt, in den Pflichtspielen aber meist das genaue Gegenteil zeigt. Dass mit Moritz Broschinski und Philipp Hofmann zum wiederholten Mal die beiden Angreifer starten durften, die zusammen erst ein Saisontor erzielt haben, ist Hecking jedoch kaum anzukreiden. Es fehlen Alternativen. Myron Boadu kämpft sich nach seiner Schambein-Entzündung gerade erst zurück, weitere Stürmer gibt der Kader nicht her.
Katastrophale Kaderplanung
Zahlreiche Fehler wurden bereits bei der Kaderplanung im Sommer gemacht. Dass es auch dem erfahrenen und von vielen Spielern geschätzten Dieter Hecking bislang nicht gelungen ist, sicht- und messbare Fortschritte zu erzielen, spricht für ein generelles Qualitätsproblem. Zusätzlich hat auch die Mentalität im vierten Bundesliga-Jahr nachgelassen. Wirklich wehrhaft wirkt aktuell kaum ein Bochumer. Als Jakov Medic kurz vor Spielende nach einem Schlag ins Gesicht minutenlang am Boden lag und anschließend ohne Ersatz das Spielfeld verlassen musste, beschwerte sich nicht einmal Ersatz-Kapitän Philipp Hofmann, dessen negative Körpersprache ohnehin sinnbildlich ist für die Lage beim VfL Bochum. Der Bundesliga-Abstieg lässt sich wohl nur noch mit einer furiosen Aufholjagd stoppen.
Riesiger Rückstand
Doch der Glaube an die Wende schwindet mit jeder weiteren Niederlage. Auf jetzt schon neun Punkte ist der Rückstand zum rettenden Ufer angewachsen. Nach zwölf Spieltagen stehen die Bochumer mit zwei Pünktchen nach wie vor am Tabellenende. In der Bundesliga-Historie war zu diesem Zeitpunkt bislang nur ein einziges Team noch schlechter. „Wir müssen jetzt anfangen, dreifach zu punkten, am besten schon nächstes Wochenende“, meint Passlack. Ein Satz, der in dieser Saison schon häufiger über die Lippen von Spielern oder Verantwortlichen kam, auf den bislang aber nie Taten folgten. Hoffnung macht einzig das Restprogramm mit zwei Heimspielen bis Weihnachten. Die kommenden Gegner Bremen, Berlin und Heidenheim sind grundsätzlich schlagbar. Allerdings nur, wenn der VfL mal wieder das Tor trifft…
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(Foto: Imago / Oryk Haist)