So pessimistisch wie die eigenen Fans sind die Verantwortlichen des VfL Bochum naturgemäß nicht. Vor dem Pokalkracher gegen Bayern München am Dienstag im ausverkauften Ruhrstadion sind sie um Zweckoptimismus bemüht. Trainer Thomas Reis hofft darauf, dass die Zuschauer unabhängig vom Spielausgang „mit einem guten Gefühl nach Hause fahren können.“ Und Manager Sebastian Schindzielorz stellt fest: „Es ist nicht mehr normal und alltäglich, gegen die Bayern zu spielen. Wir sollten dieses Spiel also irgendwie genießen.“ So schwer es in der momentanen Lage auch fällt.
Reis fordert vollen Einsatz
Vor allem die treuen Fans, die nicht nur zum Highlight-Spiel an die Castroper Straße pilgern, sondern die allermeisten Partien vor Ort erleben, sind zunehmend frustriert. Nach einem katastrophalen Saisonstart mit nur einem Sieg aus elf Ligaspielen glauben sie erst recht nicht an eine Sensation. Der einhellige Tenor in den sozialen Netzwerken: „Das verlieren wir zweistellig.“ Dass der Titelverteidiger aus München nicht in absoluter Bestform ist und Bayern-Coach Niko Kovac eine kleine Personalrotation angekündigt hat, könnte den Gastgebern aber doch noch eine minimale Chance eröffnen.
„Wer daran nicht glaubt, wird auch nicht spielen“, sagt Thomas Reis im Vorfeld. Maximaler Einsatz auf Bochumer Seite wird zur Grundvoraussetzung. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, war in dieser Saison schon häufiger zu beobachten – speziell am vergangenen Freitag bei der 1:2-Niederlage in Kiel. Nach einer erschreckend schwachen Leistung kippte die Stimmung im Umfeld endgültig. „Es liegt an uns, das Vertrauen der Anhänger zurückzugewinnen“, weiß auch Sebastian Schindzielorz. Nicht nur deshalb sprach der Geschäftsführer am Sonntag in einer internen Sitzung zur Mannschaft und forderte Selbstverständlichkeiten ein.
Das ist insofern erstaunlich, weil es nur fünf Tage zuvor schon eine Aussprache zwischen Trainer Thomas Reis und den Spielern gab. Schon dabei ging es um Verhaltensweisen und eine Verbesserung der Einstellung. Zuletzt sind einige von ihnen immer wieder negativ aufgefallen, auf und neben dem Platz. Sie haben Professionalität und eine Siegermentalität vermissen lassen. Viele Akteure sind mit sich selbst beschäftigt, übernehmen keine Verantwortung und scheinen für den Abstiegskampf ungeeignet. Die Maßnahme von Reis, seinen Spielern ins Gewissen zu reden, scheint wirkungslos verpufft zu sein.
Schindzielorz ergreift das Wort
Also sah sich Bochums Sportchef am Wochenende dazu gezwungen, persönlich das Wort zu ergreifen. „Wir befinden uns im Existenzkampf und haben in Kiel wenig von dem gezeigt, was es braucht, um in so einem Spiel zu bestehen. Ich wollte das nicht so stehen lassen. Also gibt es jetzt noch klarere Forderungen an die Mannschaft“, erklärte Schindzielorz am Montag der Öffentlichkeit. Welche Konsequenzen es geben könnte, wenn die Vorgaben nicht erfüllt werden sollten, ließ er offen. Ohnehin haben die Verantwortlichen ihr Pulver vorerst verschossen, schließlich kann es nicht jede Woche zweimal zu einer An- oder Aussprache kommen.
Das wiederum wirft die grundsätzliche Frage auf, was schon bei der Kaderzusammenstellung schiefgelaufen ist, dass die allermeisten Spieler an ihre Aufgaben und Pflichten erinnert werden müssen. Wer bereit ist, diese zu erfüllen, hat wohl auch die besten Chancen, gegen Bayern München in die Startelf zu rutschen. Im Abschlusstraining war zu sehen, dass Thomas Reis auf erfahrene Spieler wie Robert Tesche, Simon Zoller und Chung Yong Lee gesetzt hat. Für sie mussten Thomas Eisfeld, Sebastian Maier und Tom Weilandt weichen. Das Trio fiel zuletzt vor allem in der Zweikampfführung negativ auf. Gegen die Bayern dürfen sie deshalb wohl nur zusehen.
(Foto: Imago / Nordphoto)