Ein Punkt aus zwei Spielen

Analyse: Was uns der Bochumer Saisonstart verrät

Der VfL Bochum zeigte nach der 1:3-Auftaktpleite in Regensburg eine klare Leistungssteigerung. Trotzdem gab es gegen Bielefeld nur ein 3:3-Unentschieden. Auch wenn es nur zwei Partien waren: Sie haben schon so einiges über den Zustand und die Chancen der Bochumer Mannschaft verraten.

Die Analyse:

Ohne Stürmer geht es nicht:

Vor dem Auftaktspiel in Regensburg hatte Trainer Robin Dutt noch Argumente gesucht, wie er eine Doppelspitze ohne echten Stoßstürmer positiv verkaufen konnte. Durch die Sperre von Silvere Ganvoula hatte er auch gar keine andere Wahl. Gegen Bielefeld kehrte der Kongolese zurück – und zeigte auch den Verantwortlichen, dass das Bochumer Spiel ohne echten Angreifer nicht funktioniert. Der 23-Jährige traf selbst einmal und legte einen weiteren Treffer vor. Trotzdem bleibt der Offensivgebilde fragil, alles steht und fällt mit der Form und Verfügbarkeit von Ganvoula. Ein Ersatz für ihn wird also noch unbedingt benötigt.  

Ein 4-2-3-1-System passt besser zum Team:

Ohne Veränderungen keine Weiterentwicklung – doch in wilde Experimente muss es nicht gleich ausarten. Für seine Personalauswahl in Regensburg hatte Robin Dutt viel Kritik einstecken müssen, auch die Mannschaft sagte, dass die Abläufe nicht ganz klar waren. Gegen Bielefeld kehrte der Trainer zum gewohnten 4-2-3-1-System zurück, verzichtete also auf einen zweiten Stürmer und stärkte das Mittelfeld. Außerdem setzte er seine Spieler wieder auf ihren gewohnten Positionen ein, die Mannschaft fühlte sich wohler. Ohnehin ist der Kader gar nicht auf ein 4-1-3-2-System, das Dutt ursprünglich bevorzugt hat, ausgelegt. Denn für eine Doppelsitze fehlt das Personal. Mit der Rückkehr zur „alten“ Formation hatte Robin Dutt sogar wieder eine Auswahl: In der offensiven Dreierreihe entschied er sich für Chung Yong Lee, Sebastian Maier und Danny Blum; drei potenzielle Stammkräfte, nämlich Simon Zoller, Tom Weilandt und Milos Pantovic mussten draußen bleiben.

Die Abwehr ist noch nicht stabil:

Sechs Gegentore nach zwei Partien – das sind eindeutig zu viele. Aber: In der Abwehrreihe gab es wirklich einen Umbruch. Die Routiniers Stefano Celozzi und Tim Hoogland spielen keine Rolle mehr, Patrick Fabian ist zum Stand-By-Profi geworden und Jan Gyamerah zum HSV gewechselt. Die Viererkette muss sich deshalb noch finden. Bitter: Saulo Decarli, Bochums neuer Abwehrchef, musste gegen Bielefeld verletzungsbedingt raus. Simon Lorenz und Armel Bella Kotchap wirkten anschließend nicht immer sicher, haben aber großes Potenzial. Ein Problem, das schwerer zu lösen ist, gibt es hinten rechts: Neuzugang Jordi Osei-Tutu ist ziemlich überfordert. Und mit Innenverteidiger Dominik Baumgartner gibt es als Ersatz nur eine Notlösung. Dass Stefano Celozzi deshalb „reaktiviert“ wird, wäre theoretisch möglich, ist praktisch aber ausgeschlossen.

Die Fans sind ein echter Faktor:

In Regensburg ist der VfL nach einem 0:2-Rückstand und dem verwandelten Elfmeter von Danny Blum nicht mehr zurückgekommen. Gegen Bielefeld gab es bis zur 75. Minute den gleichen Spielverlauf – allerdings mit dem Unterschied, dass die Bochumer nach dem Anschlusstreffer wirklich zurück im Spiel waren. Angetrieben von den eigenen Fans, drehten sie die Partie, bevor in der Nachspielzeit der Ausgleich fiel. Neu ist dieses Phänomen nicht: Zu Hause hat der VfL in der Vorsaison 16 Punkte mehr als in der Fremde geholt, sechs davon nach einem Rückstand im eigenen Stadion. Offensichtlich sind die Anhänger ein echter Faktor: Außerhalb von NRW hat der VfL zuletzt im März 2018 gewonnen.

VfL legt einen Fehlstart hin:

So sehr die Comebacker-Qualitäten auch gelobt werden, ist die Punkteausbeute bislang enttäuschend. Mit nur einem Zähler nach zwei Partien hat der VfL einen Fehlstart hingelegt und noch eine Menge Arbeit vor sich – so ehrlich und deutlich muss man sein. Damit steigt der Druck, das nächste Ligaspiel – ausgerechnet beim Hamburger SV – gewinnen zu müssen. Sonst sortiert sich der VfL zunächst im unteren Tabellendrittel ein. Zuvor steht aber im Pokal die Pflichtaufgabe bei Oberligist KSV Baunatal an. Alles andere als ein Weiterkommen wäre eine Blamage. Ein Sieg würde auch Geld für einen möglichen Transfer in die Kasse spülen. Bedarf gibt es schließlich noch.  

(Foto: Sportfoto Gerd Krause)