Zu Hause gegen Augsburg

„Alles-oder-nichts-Spiel“: VfL erwägt Strategiewechsel

An mangelnder Dialogbereitschaft wird es nicht liegen, sollte sich der VfL Bochum Ende Mai zum siebten Mal aus der Bundesliga verabschieden müssen. Nach der 0:2-Niederlage in Mönchengladbach saß erst das Trainerteam zwei Stunden zur Analyse zusammen, anschließend folgte eine ähnlich lange Sitzung mit der Mannschaft. Seit Mitte März hat sie nun nicht mehr gewonnen – und steht drei Spieltage vor dem Ende der Saison auf einem Abstiegsplatz. Im Laufe der Woche kommt auch das Präsidium noch außerplanmäßig zusammen. In Bochum herrscht Krisenstimmung.

Ganz anders als zum Beispiel in Gelsenkirchen. Zwei Last-Minute-Siege in Folge haben dem Revierrivalen neue Hoffnung geschenkt. Der Trend ist gegenläufig. Schalke holte in der Rückrunde bislang neun Punkte mehr als der VfL; aus sieben Zählern Vorsprung Ende Januar ist ein Zwei-Punkte-Rückstand geworden. In der Rückrundentabelle steht der VfL genau dort, wo er auch im Gesamttableau steht: auf Platz 17. Das Team von Thomas Letsch holte 2023 im Schnitt weniger als einen Punkt pro Partie – bleibt es dabei, wird der Klassenerhalt wahrscheinlich nicht gelingen.

Hoffen auf den FC Bayern

Das katastrophale Torverhältnis von minus 36 erschwert die Rechenspiele zusätzlich. Bei Punktgleichheit wird der VfL wohl den Kürzeren ziehen, muss also immer einen Punkt mehr holen als die Konkurrenz. Rein mathematisch haben die Bochumer den Klassenerhalt gar nicht mehr in der eigenen Hand – wobei kaum davon auszugehen ist, dass jeder Konkurrent im Tabellenkeller nun ausnahmslos gewinnt. Schalke muss am kommenden Wochenende zum Beispiel nach München. Ausrutscher der Tabellennachbarn helfen aber nur dann, wenn der VfL selbst mal wieder gewinnt.

Dass jetzt sehr wahrscheinlich nur noch Siege helfen, ist den Verantwortlichen bewusst. Interims-Sportchef Marc Lettau sprach direkt nach der Partie in Mönchengladbach von einem „Alles-oder-nichts-Spiel“ am kommenden Samstag gegen Augsburg. „Das muss gewonnen werden. Sonst wird es noch viel schwieriger“ – tabellarisch wie psychologisch. Trainer Thomas Letsch gab derweil 34 Punkte „als Minimalziel“ aus, was bedeuten würde, dass der VfL zwei der letzten drei Begegnungen gewinnen muss. Die Gegner nach Augsburg: Hertha auswärts und Leverkusen zu Hause.

Stöger könnte zurückkehren

Angesichts der Tabellensituation bahnt sich ein Strategiewechsel an. Der VfL muss das Risiko erhöhen, Unentschieden reichen womöglich nicht mehr. Schon vor dem Spiel in Gladbach sei das Thema im Trainerbüro gewesen, verriet Letsch auf Nachfrage: „Da hätten wir bei einem 1:1 nach 85 Minuten aber noch versucht, den Punkt zu sichern.“ Doch diese Haltung könnte schon bald überholt sein, bestätigte Letsch – natürlich in Abhängigkeit vom Spielverlauf und vom Gegner. Über die Zwischenstände auf den anderen Plätzen möchte er indes nicht informiert werden.

Im Mittelpunkt steht das eigene Spiel. Zunächst das gegen Augsburg. Was aber macht Hoffnung? Das Wichtigste: Der VfL kann trotz vieler Enttäuschungen weiter auf seine treuen Fans zählen. Beim kickenden Personal hingegen könnte es erneut Ausfälle geben. Patrick Osterhage und Moritz Broschinski werden sehr wahrscheinlich noch nicht zurückkehren, sie fehlten schon am vergangenen Wochenende. Bei Spielgestalter Kevin Stöger, der gegen Mönchengladbach schmerzlich vermisst wurde, stehen die Chancen dagegen gut, ebenso wie bei Gerrit Holtmann.

Denkbare Veränderungen

Letsch wird in dieser Woche besonders über die Besetzung der beiden Außenverteidigerpositionen nachdenken – eine Schwachstelle zuletzt. „Gamboa war lange verletzt und Danilo wirkt nicht frisch im Kopf“, sagte Letsch in Gladbach, als ein Wechsel zur Pause „unumgänglich“ war. Für die linke Seite stünde Konstantinos Stafylidis parat, ansonsten Dominique Heintz. Auf der rechten Seite fehlen die Optionen. Ausgerechnet im Saisonfinale wieder auf Saidy Janko zu vertrauen, der schon oft enttäuscht hat und deswegen im Sommer gehen wird, wäre zumindest nicht sehr logisch.

Und im Mittelfeld? Philipp Förster, immerhin bester Vorlagengeber, wäre die offensive Alternative zu Patrick Osterhage, wird aber womöglich auch als Ersatz für Kevin Stöger gebraucht. Das Bochumer Angriffsspiel war in den vergangenen Partien von wenig Kreativität geprägt und leicht zu durchschauen, die Abschlussspieler im Strafraum obendrein zu harmlos. Während es für Philipp Hofmann praktisch keine fitte und zugleich adäquate Alternative gibt, gäbe es auf der Außenbahn mehr Optionen. Wobei der Grat zwischen Anpassungen und Aktionismus im Endspurt oft sehr schmal ist.

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Hinweis: Dieser Text wurde nach seiner Veröffentlichung aufgrund von neuen Informationen zu den Personalien Stöger, Osterhage und Broschinski aktualisiert.


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(Foto: Marc Niemeyer)