Wenn zwei sich streiten, dann freut sich der dritte. Beim VfL Bochum könnte das in Zukunft so sein. Drei Linksverteidiger mit Bundesliga-Erfahrung gehören zum neuen Kader: Danilo Soares, Konstantinos Stafylidis und Jannes Horn. Doch zum Saisonstart gegen Mainz 05 vor heimischer Kulisse wird Trainer Thomas Reis froh sein, wenn überhaupt einer aus dem Trio zur Verfügung steht. Konkret ruhen die Hoffnungen auf Konstantinos Stafylidis. Der 28-Jährige hat seine muskulären Probleme überwunden und trainiert seit Mittwoch wieder voll mit.
Die anderen beiden Kandidaten werden dagegen fehlen. Auch Horn hat eine Muskelverletzung, er musste beim Pokalduell in Berlin frühzeitig ausgewechselt werden. Soares ist ebenfalls kein Thema für das Spiel am Samstag. Der Brasilianer hat mit Hüftproblemen zu kämpfen, macht zwar Fortschritte, hat aber noch Schmerzen, wenn er mit dem Ball arbeitet. Eine Prognose ist kaum möglich, eine schnelle Rückkehr jedoch ausgeschlossen. Deshalb hat der VfL mit Jannes Horn einen dritten Linksverteidiger verpflichtet. Dass der Ex-Kölner auch ausfällt, konnte niemand ahnen.
Leitsch-Nachfolger fehlt
Personalsorgen anderer Natur gibt es dagegen im Abwehrzentrum. Für zwei Startelfplätze stehen selbst dann, wenn alle fit sind, nur drei Kandidaten zur Verfügung. Nach wie vor ist der vierte Kaderplatz unbesetzt, der Nachfolger für den im Mai abgewanderten Maxim Leitsch noch nicht gefunden. Das Bochumer Eigengewächs wird am Samstag zwar auf dem Platz stehen, dann aber das Trikot der Rheinhessen tragen. Mehrere Transferideen, die der VfL nach dem Abgang des schnellen Innenverteidigers hatte, haben sich zerschlagen, in erster Linie aus finanziellen Gründen.
Gesucht wird jetzt vor allem international, weil der deutsche Markt – Stand jetzt – kaum Optionen bietet, erst recht keinen Linksfuß. Rick van Drongelen von Union Berlin, den diverse Medien als Kandidaten nennen, wäre längst da, wenn das Bochumer Interesse an einer Verpflichtung wirklich ausgeprägt wäre. Geduldig wartet Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz auf neue Optionen, die sich bis zum Transferschluss am 1. September ergeben, wohlwissend, dass sich Trainer Thomas Reis lieber heute als morgen eine zusätzliche Alternative wünscht.
Ordets auf Wettkampfniveau
Zumindest die Nachfolge von Armel Bella Kotchap scheint geregelt, nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf dem Platz. Der Ukrainer Ivan Ordets, den die Bochumer dank einer Sonderregel der FIFA für ein Jahr vom russischen Spitzenklub Dinamo Moskau verpflichten konnten, hat seinen Trainingsrückstand fast vollständig aufgeholt und ist zum Bundesliga-Start gesetzt. Kriegsbedingt kam Ordets lange nicht zum Einsatz, sein letztes Pflichtspiel absolvierte der 1,95-Meter-Hüne im Dezember 2021. Im Pokal stand er nun zum ersten Mal wieder länger auf dem Rasen.
Der 30-Jährige spielte nicht fehlerfrei, deutete aber an, mit seiner Routine, seiner Zweikampfführung und Kopfballstärke ein Gewinn für das Team zu sein. Ein Zufallstreffer auf dem Transfermarkt war Ordets nach Aussage von Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz übrigens nicht. Schon im Frühjahr begutachtete der Manager den Markt in Russland und der Ukraine, weil er ahnte, dass sich durch die politische Lage neue Optionen ergeben könnten, die sonst wirtschaftlich nicht darstellbar wären. Ordets bezog in Moskau ein weitaus höheres Gehalt als jetzt in Bochum.
Masovic oder Lampropoulos
Mit wem er zum Bundesliga-Start gemeinsam das Zentrum schließen soll, ist derweil noch offen. Bei der Partnersuche wird sich Trainer Thomas Reis zwischen Erhan Masovic und Vasilios Lampropoulos entscheiden. In Topform sind sie beide nicht. Masovic schwächelte in der Vorbereitung, Lampropoulos im Pokal, als er viele Laufduelle verlor. Reis spricht von einem engen Duell, wenngleich er Masovic grundsätzlich mehr zutraut. Ein Sprinterkönig ist der serbische Nationalspieler allerdings auch nicht. Was bedeutet: Die Abwehr wird tiefer stehen als in der Vorsaison.
(Foto: Firo Sportphoto)