Abgänge

Bochumer Kader zu groß: Kwarteng & Elezi vor Leihe

Um allen Profis Spielpraxis zu gewähren, setzte der VfL Bochum am vergangenen Wochenende auf eine eher ungewöhnliche Maßnahme. Die Verantwortlichen vereinbarten für den Sonntag gleich zwei Testspiele: das eine gegen den Regionalligisten Wuppertaler SV (6:2), das andere gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo (1:0). Insgesamt fitte 27 Spieler kamen zum Einsatz, darunter U19-Talent Kasper Koscierski und U21-Torjäger Semin Kojic. Moritz Kwarteng und Aliou Balde blieben dagegen in beiden Partien außen vor. Trainer Dieter Hecking verzichtete auf ihre Einwechslung und setzte damit ein klares Signal. Die beiden Offensivkräfte spielen in seinen Plänen für die Rückrunde nur noch eine untergeordnete Rolle. Sie gehören zum Kreis derer, die der VfL gerne abgeben würde.  

Denn mit 31 Spielern ist der Kader nach Ansicht von Hecking zu groß. Das hat er bereits im Dezember mehrfach betont. Mit dem erst im Sommer verpflichteten Niklas Jahn sowie den Eigengewächsen Mohammed Tolba und Lennart Koerdt hat Hecking schon vor Weihnachten drei Spieler zur U21 in die Oberliga geschickt. Dort werden sie wahrscheinlich auch bleiben, es sei denn, sie finden bis zum Transferschluss am 3. Februar einen anderen, höherklassigen Klub. Der VfL würde in den meisten Fällen eine Leihe bevorzugen und den genannten Wechselkandidaten keine Steine in den Weg legen. Gleiches gilt für den eingangs erwähnten Kwarteng, der auch in seinem zweiten Bundesliga-Jahr noch weit vom gewünschten Leistungsniveau entfernt ist, aber noch bis 2027 in Bochum unter Vertrag steht. An Kwarteng soll Zweitligist Fortuna Düsseldorf interessiert sein. Der Vorteil: Spieler und Trainer kennen sich bereits.

Riemann und Balde dürfen gehen

Bei Balde indes strebt der VfL ein möglichst schnelles Ende des selbst initiierten Leihgeschäfts mit dem französischen Klub OGC Nizza an. Der Nationalspieler Guineas war erst im August nach Bochum gekommen, ist seither aber vor allem mit disziplinarischen Defiziten aufgefallen. Mehrfach kam der 22-Jährige zu spät zum Training und ließ generell die notwendige Ernsthaftigkeit vermissen. Die erste Einheit nach der kurzen Winterpause verpasste er sogar komplett, weil er keinen passenden Rückflug aus seiner Heimat zurück nach Deutschland fand – und somit wiederholt demonstrierte, an keiner Verhaltensänderung zu arbeiten. Auch Nizza und Balde selbst dürften kein Interesse daran haben, dass der flinke Flügelspieler ein weiteres Halbjahr nur auf der Tribüne sitzt. Noch blocken allerdings seine Berater.

Das ist bei Agon Elezi anders, der die Reihe der Leihkandidaten komplettiert und aktuell in Verhandlungen mit einem kroatischen Klub steht. Elezi wartet seit gut einem Jahr auf seinen ersten Bundesliga-Einsatz und wird in seiner Entwicklung nur vorankommen, wenn er Spielpraxis sammelt. Das Test-Wochenende verpasste er verletzungsbedingt. Unterdessen feierte Manuel Riemann nach einer mehr als halbjährigen Auszeit sein Comeback. Der zwischen Mai und November nicht berücksichtigte Keeper durfte gegen Wuppertal eine Halbzeit lang das Tor hüten. An seiner Rolle hat sich damit aber nichts geändert. Riemann bleibt nach Auskunft von Trainer Hecking die Nummer drei im VfL-Tor. Spätestens mit Riemanns Vertragsende im Sommer wird die Zusammenarbeit nach dann zehn Jahren enden. Sollte Riemann bereits im Winter den Verein wechseln wollen, hätten die Verantwortlichen nichts dagegen.  

Bernardo und de Wit sollen bleiben

Gleiches gilt für Paul Grave, der sich in der Torhüter-Rangfolge sogar noch hinter Riemann einsortiert. Auch Erhan Masovic, der zuletzt sogar seinen Kaderplatz verloren hat und unter Hecking allenfalls Innenverteidiger Nummer fünf ist, dürfte im Falle eines Angebots gehen – wobei in seinem Fall eine Ablöse im klar siebenstelligen Bereich fällig wäre. In der jüngeren Vergangenheit haben jedoch vor allem Klubs aus Russland angefragt. Einen Transfer dorthin hat der VfL aufgrund der politischen Lage allerdings ausgeschlossen. So oder so: Insgesamt neun Spieler stehen derzeit auf der Liste der potenziellen Abgänge. Bernardo, Dani de Wit, Samuel Bamba und Mats Pannewig gehören entgegen diverser Spekulationen nicht dazu. Mit ihnen plant Trainer Hecking fest für die mindestens 19 Partien bis Mitte oder Ende Mai. 

Bei Bamba und Pannewig sehen die Verantwortlichen eine ansteigende Formkurve, die notwendige Lernbereitschaft und noch unausgeschöpftes Entwicklungspotenzial. Bernardo wiederum, der im zurückliegenden Sommer seinen Wechselwunsch geäußert hatte, gehört seit seinem Comeback Ende November wieder fest zur Bochumer Startelf und hat entscheidend dazu beigetragen, die Gegentorflut einzudämmen. Bei ihm hat sich Hecking klar für einen Verbleib ausgesprochen. Sollte kein unmoralisch hohes Angebot samt Ablöse für den Defensiv-Allrounder eingehen, wird er auch in den kommenden Monaten das Bochumer Trikot tragen. Das gilt schließlich auch für Dani de Wit. Der designierte Stöger-Nachfolger und Hoffnungsträger fürs Mittelfeld hat seinen Stammplatz zwar verloren und ist den Erwartungen bislang in keinster Form gerecht geworden, will sich beim VfL aber durchbeißen und einen neuen Anlauf nehmen.

Dieser Artikel wurde nach seiner Veröffentlichung um neue Informationen zu den Spielern Kwarteng und Elezi ergänzt.


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(Foto: Marc Niemeyer)