Immer wieder betonen Trainer Dieter Hecking und Manager Dirk Dufner dieser Tage, wie froh sie darüber sind, dass die Kaderplanung des VfL Bochum im Grunde abgeschlossen ist. Doch die beiden sind lang genug im Fußballgeschäft tätig, um zu wissen, dass sich dieses Gefühl schnell wieder ändern kann. Das Transferfenster ist noch bis zum 1. September geöffnet, und nicht jeder VfL-Profi ist fest entschlossen, die bevorstehende Zweitliga-Saison wirklich an der Castroper Straße zu verbringen. Insbesondere Moritz Broschinski, Ibrahima Sissoko und Matus Bero zählen zu den Abgangskandidaten. Aber auch Koji Miyoshi und Samuel Bamba könnten den Verein noch verlassen. Wie ist der aktuelle Stand? Ein Überblick.
Moritz Broschinski: Seit Anfang 2023 trägt er das Trikot des VfL Bochum, sein Vertrag endet im kommenden Sommer. Womöglich verlässt Broschinski den Revierklub schon früher. Trotz einer guten Saisonvorbereitung mit zahlreichen Toren und Lob von Trainer Hecking denkt der 24-Jährige nach wie vor über einen Vereinswechsel nach. Auch der aktuell sichere Platz in der Startelf scheint Broschinski nicht zu überzeugen. Der VfL wäre bereit, den von vielen Fans verschmähten Angreifer abzugeben, allerdings nur gegen eine entsprechende Ablöse. Diese soll zumindest im niedrigen siebenstelligen Bereich liegen. Hauptinteressent ist aktuell der FC St. Gallen, allerdings liegen die Vorstellungen der beiden Klubs noch weit auseinander. Eine schnelle Einigung ist nicht zu erwarten. Der Erstligist aus der Schweiz wird von Enrico Maaßen trainiert. Broschinski und Maaßen kennen sich bereits aus Dortmund. Der VfL müsste im Falle eines Abgangs schnell Ersatz beschaffen, ansonsten stünden für den Doppelsturm lediglich Philipp Hofmann sowie die beiden Neuzugänge Ibrahim Sissoko und Mathis Clairicia zur Verfügung.
Ibrahima Sissoko: In seinem ersten Bundesliga-Jahr hat der Franzose auf Anhieb bewiesen, dass er auf höchstem Niveau mithalten kann. Er gehörte zu den besten Spielern im Bochumer Abstiegskader. Logisch also, dass Sissoko gerne in der Beletage des deutschen Fußballs bleiben würde. Doch es mangelt an passenden Angeboten für den 27-Jährigen. Nach Informationen aus Vereinskreisen zeigten immerhin der FC Augsburg und der FC Toulouse aus Frankreich Interesse an einer Verpflichtung des Mittelfeldspielers, konkretisiert hat sich diese Spur bei Recherchen bislang aber nicht. Die Ablöseerwartung des VfL liegt im mittleren siebenstelligen Bereich. Eine derartige Transfereinnahme könnte sich der Klub trotz eines bis 2027 laufenden Vertrags nicht entgehen lassen. Infolge des Bundesliga-Abstiegs sind vor allem die TV-Einnahmen massiv gesunken, während die Kosten in vielen Bereichen unverändert bleiben. Das Dilemma: Vermutlich würde ein Sissoko-Abgang die Aufstiegswahrscheinlichkeit spürbar senken.
Matus Bero: In der vergangenen Woche haben ihn die Teamkollegen zum neuen Mannschaftskapitän gewählt und damit ein klares Signal gesendet: Sie möchten, dass Bero in Bochum bleibt. Schon seit Wochen liebäugelt der 29-Jährige, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, mit einem Vereinswechsel; ein klares Bekenntnis zum VfL hat er bislang nicht abgegeben. Ein Transfer ist mit der Wahl zum Kapitän nicht automatisch vom Tisch, derzeit aber nicht in Sicht. Auch in seinem Fall erwartet der VfL eine Ablöse im niedrigen siebenstelligen Bereich. Diese ist aktuell aber kein Verein bereit zu zahlen, unter anderem deshalb, weil Bero aufgrund seines Alters kein Wiederverkaufspotenzial hat. Würde der zentrale Mittelfeldspieler in Bochum bleiben, wäre er als Leistungsträger und Führungsspieler fest eingeplant.
Koji Miyoshi: Noch im Mai äußerte sich Hecking hoffnungsvoll und traute dem kleinen Japaner eine wichtige Rolle in der neuen Liga zu. Mittlerweile ist der Trainer etwas zurückhaltender. Zwar lobt Hecking Miyoshi immer wieder für ein Engagement und sieht, dass er ein feiner Fußballer ist, doch der Ertrag ist nach wie vor zu gering. Miyoshi kreiiert zu wenige Torchancen und findet selten den Abschluss. Körperlich ist er zumeist deutlich unterlegen. Die Folge: Ein Platz in der Startelf ist aktuell weit weg, in der Generalprobe gegen Leverkusen durfte Miyoshi nur kurz spielen. Sein Vertrag beim VfL läuft noch bis 2028. Würde sich ein Abnehmer finden, dann dürfte er den Klub wohl verlassen. Die frei werdenden Mittel könnte der VfL in einen anderen Offensivspieler stecken.
Samuel Bamba: In seinem ersten Jahr an der Castroper Straße hat sich das Dortmunder Eigengewächs nicht wie erhofft durchsetzen können. Bamba war nicht richtig fit, mitunter ließ er auch zu schnell den Kopf hängen. Eine Spielklasse tiefer darf er einen neuen Anlauf nehmen. Doch am Ende der Saisonvorbereitung zeichnet sich ab, dass er keine tragende Rolle einnehmen wird. Gegen Leverkusen kam er gar nicht zum Einsatz. Selbst ein Platz im Spieltagskader ist somit nicht sicher. Bamba könnte im August noch wechseln. Im Winter platzte eine Leihe zu Standard Lüttich auf den letzten Metern. Auch jetzt wäre wieder ein Leihgeschäft möglich. Bambas Vertrag endet erst 2027.
Niklas Jahn: Der defensive Mittelfeldspieler hat bei den VfL-Profis derzeit keine Chance, auch perspektivisch schaut es nicht gut aus. Dieter Hecking hat Jahn bereits im Winter zur U21 geschickt. Genug ist ihm das aber nicht. Ein Probetraining beim FC Emmen in den Niederlanden brachte nicht den gewünschten Erfolg. Der Zweitligist nahm Abstand von einer Verpflichtung. Bei einem noch bis 2027 laufenden Vertrag wäre auch ein Leihgeschäft denkbar.
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(Foto: Marc Niemeyer)