Interviews sind während der Corona-Pandemie seltener und schwieriger geworden, sie finden auf Distanz statt. Anthony Losilla stellte sich nun per Video-Schalte den Fragen der Bochumer Journalisten. Er sprach dabei über seine Zukunft, leere Stadien und die Teamkameraden Danilo Soares und SIlvere Ganvoula. Die Kernaussagen des Interviews zusammengefasst:
Anthony Losilla, ist Ihnen schon aufgefallen, dass Sie jetzt der dienstälteste Spieler beim VfL sind?
Ja, in der Tat. Ich gehe schon in meine siebte Saison beim VfL. Und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es meine letzte sein soll. Ich liebe es auf dem Platz zu stehen und solange ich mich fit und gut genug fühle, möchte ich auch weiterspielen.
Ihr Vertrag läuft im nächsten Sommer aus. Also wären Sie verhandlungsbereit?
Mir fällt es schwer, schon über das zu sprechen, was nach der Karriere folgen könnte. Ich sehe mein Ende als Fußballprofi noch nicht. Ich fühle mich beim VfL Bochum sehr wohl, der Verein und die Stadt sind in so vielen Jahren ein Teil meines Lebens geworden – auch für meine Familie, für meine Kinder. Ich kann mir vorstellen, hier noch länger zu bleiben, vielleicht auch nach der Karriere. Aber im Fußball weiß man nie genau, was kommen wird.
Wenn Sie noch so ehrgeizig sind: Was sind die Ziele für die neuen Saison?
Es wäre jetzt nicht gut zu sagen: Wir wollen aufsteigen. In dieser Liga gibt es viele Konkurrenten, die teilweise auch mehr Geld haben. Wir sollten uns intern keinen unnötigen Druck machen. In der Vergangenheit haben wir uns schon zu hohe Ziele gesteckt, das ist dann schiefgegangen. Auch die letzte Saison war nicht leicht. Aber wir haben gerade am Ende bewiesen, was wir können. Das hat Spaß gemacht. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie zusammenarbeiten möchte. Das gibt Hoffnung für die neue Saison.
Ist es ein Vorteil, dass sich der Kader kaum verändert hat?
Ja, ich denke schon. Es ist ja kein Zufall, dass zum Beispiel Heidenheim seit Jahren oben dabei ist. Sie haben personell eine große Konstanz im Team. Und es gibt noch weitere Beispiele. Wichtig ist, dass wir stabil auftreten, das ist die Grundlage für Erfolg. Wir haben in der Vorbereitung sehr viele interessante Testspiele. Das ist gut um zu sehen, wo wir stehen. Insgesamt ist die Vorbereitung sehr wichtig. Denn die neue Saison wird außergewöhnlich. Wir fangen später an, haben keine richtige Winterpause. Wir haben also viele Spiele in kurzer Zeit.
Wie ist Ihr Eindruck von den beiden Neuzugängen, Tarsis Bonga und Herbert Bockhorn?
Wirklich sehr gut. Tarsis ist ein starker Spieler. Er ist sehr groß, aber trotzdem sehr beweglich. Er hat bislang ganz vorne gespielt. Er braucht vielleicht noch ein bisschen Zeit, um in Bestform zu kommen, aber der erste Eindruck ist positiv. Auch Herbert wird uns weiterhelfen. Es ist bitter, dass er sich direkt am Knie verletzt hat und einige Wochen fehlen wird. Er muss jetzt geduldig bleiben und wieder fit werden.
Gefühlt ist auch Danilo Soares eine Art Neuzugang. Mit seiner Vertragsverlängerung hat in Bochum kaum noch jemand gerechnet. Sie?
Ich war auch überrascht und habe es in Frankreich erfahren, dass er doch bei uns bleibt. Aber ich erinnere mich, dass er mir nach einem Spiel mal gesagt hat: ‚Warte, Toto, ich bin noch nicht weg.‘ Dabei könnte er locker Bundesliga spielen.
Gilt das auch für Silvere Ganvoula? Man kann den Eindruck gewinnen, dass er an einem Wechsel denkt. Sie sprechen seine Sprache, was erzählt er Ihnen?
Ich verbringe nicht so viel Zeit mit ihm. Wir sind unterschiedliche Typen. Er gehört einer neuen Generation an, die etwas anders denkt, andere Ansichten hat. Trotzdem ist er ein netter Kerl. Er ist lernwillig und ich glaube, dass er sich in Bochum wohlfühlt und weiter Spaß hat. Ich versuche ihm natürlich zu helfen und manchmal hört er auch gut zu (schmunzelt).
Abschließend: Die Stadien bleiben zu Saisonbeginn wohl weiter leer. Aus Spielersicht verständlich?
Natürlich haben wir auf eine Rückkehr der Fans gehofft. Wir brauchen ihre Unterstützung. Es ist schade, denn sie lieben den Klub und würden gern wieder dabei sein. Aber wir müssen an die Gesamtsituation denken. Es geht hier nicht nur um Fußball. Solange wir keine Lösung gegen Corona haben, müssen wir Einschränkungen akzeptieren. Zumindest ist die Situation nicht komplett neu für uns. Wir wissen jetzt, wie es läuft.
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