- VfL zittert sich in die nächste Pokalrunde
- 3:2-Erfolg beim Oberligisten KSV Baunatal
- Bochum unsouverän und ohne Spielkultur
Nicht einmal die Blaskapelle, die der KSV Baunatal vor dem Spiel bestellt hatte, konnte die Bochumer Mannschaft rechtzeitig wecken. 45 Minuten lang trabten elf Spieler in dunkelblauen Trikots über den Rasen und ließen Trainer wie Fans ratlos zurück. Mit einem 1:2-Rückstand ging es in die Kabine – und mit einem schmeichelhaften 3:2-Erfolg später auf die Heimreise. Die nächste Pokalblamage hat der Zweitligist gerade noch abwenden können.
Trotz des Weiterkommens war die Leistung der Dutt-Elf über weite Strecken enttäuschend und nach dem verpatzten Ligastart erneut alarmierend. „Heute waren nur zwei Dinge erfreulich: Die Gastfreundschaft der Baunataler und die Unterstützung unserer Fans. Das war es schon“, sagte Robin Dutt nach der Partie. Bochums Trainer war ziemlich frustriert und so gar nicht einverstanden mit der Darbietung seiner Mannschaft. „Vorne haben wir keinen Druck entwickelt und hinten war jeder Angriff eine Gefahr“, analysierte der Coach.
In allen Belangen enttäuschend
Folgerichtig war deshalb auch der Halbzeitstand. Ein Elfmeter, den Silvere Ganvoula sicher verwandelte, war lange Zeit die einzig nennenswerte Torchance. Ungeordnet und unkonzentriert agierte die Defensive, ohne Tempo, Gier und Spielkultur die Offensive. Wütend lief Robin Dutt an der Seitenlinie auf und ab und wurde auch nicht ruhiger, als die mutigen Gastgeber dem Bochumer Tor immer näher kamen – und schließlich auch trafen. Nach einer Standardsituation fiel der Ausgleich, kurze Zeit später sogar das 1:2. Baunatals Angreifer, im Hauptberuf Grundschullehrer, ließ den VfL zeitweise zittern. „Wir wollen euch kämpfen sehen“, sangen die Anhänger auf den Stehrängen.
Knapp 2.500 Bochumer waren nach Baunatal gereist, euphorisch und gut gelaunt. Mit ihrer lautstarken Unterstützung kam später auch die Wende. Nach dem Kabinengang – und einer deutlichen Ansage von Robin Dutt – waren die Bemühungen endlich erkennbar. Einer stach besonders hervor: Silvere Ganvoula. Der Mittelstürmer traf zum zweiten und dritten Mal und war der einzige, der sich wirklich freuen konnte. Verhalten war der Torjubel bei den Teamkollegen, das Trainerteam mahnte zur Konzentration. Nicht ohne Grund: Denn die Bochumer Abwehrreihe blieb eine Gefahrenquelle, nur mit Geduld und Glück brachte der VfL den knappen Sieg am Ende über die Zeit.
Prämie hilft auf dem Transfermarkt
Und so wird Robin Dutt bei der Suche nach dem Positiven tatsächlich nur neben dem Platz fündig. Erfreulich ist vor allem diese Erkenntnis: Für dem Einzug in die zweite Pokalrunde gibt es eine Prämie von 350.000 Euro. Geld, das der VfL für Verstärkungen dringend benötigt. Ob es für alle Positionen reicht, auf denen Handlungsbedarf besteht, ist unwahrscheinlich. Die Hintermannschaft wackelt bedenklich, acht Gegentreffer in drei Partien sprechen für sich. Schwächen gibt es auch im Mittelfeld. Viele Spieler rufen ihr vermeintliches Potenzial nicht ab, das Tempodefizit ist immer noch nicht behoben. Und im Angriff fehlt ein Ersatz für Silvere Ganvoula – wobei er den mit seinem Dreierpack vielleicht selbst finanziert hat.
(Foto: Sportfoto Gerd Krause)