Vieles wird anders sein als gewohnt, und doch kehrt beim VfL Bochum zumindest sportlich ein Hauch von Normalität ein: Schon am 16. Mai wird die Saison trotz der anhaltenden Corona-Pandemie fortgesetzt, der VfL startet mit einem Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim. Die Erlaubnis liegt nun vor, der konkrete Termin ebenfalls. „Die Nachricht stimmt uns sehr froh“, sagt Hans-Peter Villis, der Vorsitzende des VfL, und spricht von einem großen „Vertrauensvorschuss.“ Die Politik hat das medizinische Konzept des Ligaverbandes als Grundlage für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs akzeptiert – trotz Schwächen in Theorie und Praxis.
Neun Spieltage und die Relegation können somit wie erhofft stattfinden, allerdings ohne Zuschauer vor Ort. In Bochum rücken damit auch die sportlichen Probleme wieder in den Vordergrund. Der VfL steht weiter auf dem 15. Tabellenplatz, aktuell nur drei Punkte vom Relegationsrang entfernt. Die Sorgen verlagern sich also nur, der wirtschaftliche Druck weicht der Abstiegsgefahr. „Natürlich verfolgen wir weiterhin das Ziel, den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt Villis, mit einer logischen und angemessenen Einschränkung: „Die oberste Prämisse ist natürlich, gesund zu bleiben und die Gesundheit zu schützen.“
Sehr enger Zeitplan
Damit das funktioniert, ist jetzt endgültig maximale Disziplin gefordert. Zustände wie bei Hertha BSC, die zu Wochenbeginn publik wurden, darf und soll es beim VfL nicht geben, betont auch Villis. In Bochum werde alles daran gesetzt, „um die Spiele unter Einhaltung sämtlicher geltender Hygiene- und Gesundheitsregeln bestmöglich durchzuführen.“ Dazu zählt vor der ersten Begegnung auch ein Trainingslager unter Quarantäne-Bedingungen, begleitet von regelmäßigen Corona-Tests. Der VfL zieht in ein Hotel direkt am Stadion, das zunächst exklusiv für die Mannschaft, Trainer und Betreuer öffnen wird.
Offen lässt die DFL, warum die Maßnahme nur vor der ersten Partie erforderlich ist – kehren die Spieler wieder zu ihren Familien zurück, erhöht sich das Infektionsrisiko möglicherweise wieder. Konsequent und logisch ist das nicht. Denn trotz diverser Schutzmaßnahmen haben sich allein in dieser Woche 12 von rund 1700 getesteten Personen aus der 1. und 2. Bundesliga infiziert. Wobei den Profis wohl ohnehin kaum noch Zeit für private Aktivitäten bleibt. Denn der Spielplan ist so eng getaktet wie nie zuvor. Nur 43 Tage liegen zwischen der ersten Partie gegen Heidenheim und dem Saisonfinale in Hannover am 28. Juni.
Schindzielorz freut sich
Fünfmal muss der VfL dabei auswärts antreten und somit auch reisen, vier Spiele finden im eigenen Stadion statt. Dabei sind zwei englische Wochen nötig, um die Saison bis Ende Juni über die Bühne zu bringen. Der kurzfristige Start in weniger als zehn Tagen ist für den VfL aber offensichtlich kein Problem. Andere Klubs hatten einen späteren Startzeitpunkt gefordert. Schließlich wurde seit Wochen nicht unter normalen Bedingungen trainiert. „Es ist eine besondere Situation und ich glaube nicht, dass uns eine Woche mehr Vorbereitung in eine andere Position oder eine perfekte Ausgangslage gebracht hätte“, sagt Schindzielorz.
Einige Tage zur möglichst optimalen Vorbereitung bleiben ja auch noch. Die Stadt Bochum hat am Freitag ihre Erlaubnis für ein geregeltes Mannschaftstraining erteilt. Trainer Thomas Reis ist am Vormittag direkt in die Vollen gegangen. Die Spieler des VfL hätten auch keine Berührungsängste gezeigt, und wenn, sei über mögliche Gefahren intern gesprochen worden, versichert Schindzielorz. Der Manager freut sich auf den Re-Start, obwohl der VfL in eine neue, jedoch altbekannte Gefahrenlage gerät: „Als Sportler möchte ich, dass der Auf- oder Abstieg auf dem grünen Rasen entschieden wird und nicht am Grünen Tisch.“
(Foto: Imago / Nordphoto)