Niederlage gegen Düsseldorf

Bochumer Existenzkampf: Die ersten Lichter gehen aus

Das Heimspiel des VfL Bochum gegen Fortuna Düsseldorf lief erst 18 Minuten, da gingen an der Castroper Straße bereits die ersten Lichter aus. Der Flutlichtmast zwischen der West- und der Südtribüne stellte vorübergehend seinen Betrieb ein. Passend dazu lag der VfL zu diesem Zeitpunkt bereits mit 0:1 in Rückstand. Die Fortuna nutzte den Kollektivschlaf der Bochumer Abwehr bei einem Freistoß zur frühen Führung. Völlig freistehend erzielte Tim Oberdorf bereits in der vierten Spielminute das einzige Tor des Tages. Die Köpfe der Bochumer gingen abermals nach unten. Hoffnung auf Besserung? Weiterhin nicht in Sicht, auch wenn die anschließende Leistung weniger schlecht war als zuletzt. Doch auf das Wichtigste verzichtete der VfL erneut: auf Tore.

Viel Ballbesitz, kaum Chancen

Abwechselnd haben die Beteiligten in den zurückliegenden Wochen fehlendes Glück, Verletzungssorgen oder eine mentale Blockade für den Abwärtstrend verantwortlich gemacht. Doch VfL-Urgestein Hermann Gerland, der die Niederlage gegen Düsseldorf live im Ruhrstadion miterlebte, sagte schon vor vielen Jahren: „Immer Pech ist Unvermögen.“ Die Qualitätsmängel in der Offensive, die schon in der Saisonvorbereitung zu erkennen waren, aber von den Verantwortlichen teils mit Überheblichkeit weggelächelt wurden, sind frappierend. Selbst mit einem Ballbesitzanteil von über 60 Prozent wusste der Revierklub gegen biedere und eigentlich ungefährliche Düsseldorfer nur wenig anzufangen. Das Alarmierende: Es lag nicht am fehlenden Engagement.

Die Bochumer Mannschaft versuchte alles, doch es reichte einfach nicht. Eher unpassend waren deshalb auch die verzweifelten Zwischenrufe einiger Fans, die forderten: „Wir wollen euch kämpfen sehen.“ Treffender wäre es gewesen, wenn sie gesungen hätten: „Wir wollen euch spielen (oder schießen) sehen.“ Interimstrainer David Siebers ist es zwar gelungen, das Flügelspiel zu verbessern und durch intensives Pressing hohe Ballgewinne zu provozieren, doch gefährliche Strafraumaktionen kreierte der VfL damit kaum. In vielen Situation mangelte es an Tempo, Genauigkeit und an der richtigen Positionierung – Themen, die den Bundesliga-Absteiger bereits seit geraumer Zeit begleiten und nicht besser werden, völlig egal, wer gerade auf dem Platz steht.

Kein Offensivspieler überzeugt

Im Angriff durften sich zu Spielbeginn diesmal Philipp Hofmann, Gerrit Holtmann und Kjell Wätjen versuchen; allenfalls Holtmann ließ sein Können zwischendurch aufblitzen, während Hofmann und Wätjen fast gar nichts gelang. Im Spielverlauf setzte Siebers deshalb auf Francis Onyeka, Mathis Clairicia und Farid Alfa-Ruprecht. Drei junge Erwachsene also, die vor dieser Saison zusammen eine Handvoll Profispiele absolviert haben, sollten den VfL aus dem Schlamassel ziehen; fast schon logisch, dass dies nicht gelang, auch wenn Onyeka und Alfa-Ruprecht zweifelsfrei kicken können. Dass Ibrahim Sissoko fast bis zum Ende auf der Bank schmorrte, während Last-Minute-Leihe Michael Obafemi gar nicht zum Kader gehörte, verdeutlicht die Defizite bei der Kaderplanung.

Kurzum: Es ist fast niemand da, der in der Lage wäre, halbwegs zuverlässig das Tor zu treffen. Siebers‘ eher defensive Aufstellung mit nur zwei gelernten Offensivspielern trug vermutlich sein Übriges zur Chancenarmut bei, ebenso wie seine fast ausschließlich positionsgetreuen Wechsel trotz des Rückstandes. Dem 38-Jährigen ist es bislang nicht gelungen, die Trendwende einzuleiten, auch wenn gegen Düsseldorf Ansätze seiner Spielidee und somit kleinere Fortschritte zu erkennen waren. Offen ist ohnehin, ob Siebers überhaupt weitermachen darf und zugleich auch möchte. Klar ist nur: Dass der Ex-Nürnberger Robert Klauß das Traineramt übernimmt, wie es Sky am Sonntag erstaunlich offensiv berichtet hat, ist nach jetzigem Stand äußerst unwahrscheinlich.

Sieben Spiele, sechs Niederlagen

In den kommenden Tagen soll zunächst die Frage geklärt werden, ob die Vereinsführung Siebers kurzfristig messbare Fortschritte und auf Strecke den Klassenerhalt zutraut. Um nichts anderes, das ist unstrittig, geht es in dieser Saison, in die der VfL eigentlich als Aufstiegsaspirant gestartet war. „Das ist Abstiegskampf, nur eine Etage tiefer als in den letzten vier Jahren“, sagte Holtmann nach der sechsten Niederlage im siebten Saisonspiel ohne Umschweife und betonte: „Der Unterschied ist, dass wir jetzt noch mehr zu verlieren haben.“ Der Abstiegskampf ist zugleich ein Existenzkampf. Auf einen ungebremsten Absturz in die Drittklassigkeit ist der Klub nicht vorbereitet. In diesem Fall drohen die Lichter in Bochum deutlich länger auszugehen als am Samstagabend.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)