Personalsuche

Neuer Trainer und Sportchef: VfL diskutiert viele Varianten

Die Situation ist nicht neu. Schon im Herbst des vergangenen Jahres hat der VfL Bochum einen neuen Trainer und einen neuen Manager gesucht. Während der Trainerstuhl mit Dieter Hecking zügig neu besetzt wurde, trat der neue Sportchef erst rund fünf Monate später seinen Dienst an. Die kurze Amtszeit von Dirk Dufner dauerte in etwa so lang wie die Suche. Für Andreas Luthe, den neuen Vorstandsvorsitzenden des VfL Bochum seit Juni, ist klar: „Wir wollen in diesem Bereich kein langes Vakuum haben, so wie es in der Vergangenheit bereits der Fall war.“ Die Suche nach einem neuen Trainer und einem neuen Manager laufe „simultan“ und soll baldmöglichst abgeschlossen sein. Logisch wäre es, zunächst den Sportchef zu präsentieren, damit dieser an der Trainerwahl beteiligt ist. Garantiert ist das aber nicht, zumal die Möglichkeit besteht, dass gar kein neuer Trainer installiert werden soll. Denn Interimstrainer David Siebers hat trotz der 1:2-Niederlage in Nürnberg nach wie vor gute Chancen, das Amt längerfristig zu bekleiden.

Luthe hält große Stücke auf den jungen Fußballlehrer, der seit 2014 für verschiedene Nachwuchsmannschaften des VfL verantwortlich war. „David Siebers kommt aus der Region, er kennt den Klub. Wir sind davon überzeugt, dass er der Mannschaft ein Gesicht geben kann“, sagte Luthe vor dem Zweitliga-Debüt des 38-Jährigen. Die Meinung des ehemaligen Bundesliga-Torwarts hat sich trotz der enttäuschenden Darbietung in Nürnberg nicht grundlegend geändert. Siebers soll in jedem Fall die Verantwortung für das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf tragen, wahrscheinlich auch noch gegen den 1. FC Kaiserslautern. In der dann anstehenden Spielpause soll eine endgültige Entscheidung darüber fallen, mit wem der VfL als Trainer weitermacht. Für Siebers spricht, dass er den eigenen Nachwuchs bestens kennt und eine vergleichsweise preiswerte Lösung wäre. Von den Kosten will das Präsidium die Trainerfrage aber nicht maßgeblich abhängig machen – auch weil das Gremium weiß, dass es eine Entscheidung mit großer Tragweite ist.

Mögliche Kandidaten

Laut Organigramm ist das Präsidium allerdings gar nicht in erster Instanz für die Trainerwahl zuständig, sondern die Geschäftsführung, die nur noch aus Ilja Kaenzig besteht, sowie die Sportliche Leitung, die nach der Trennung von Dufner aktuell nicht wirklich existent ist. Also wird das Präsidium, das ohnehin umtriebiger ist als das im Juni abgewählte Team um Vorgänger Uwe Tigges, mindestens ein gewichtiges Wort mitreden bei der Trainerwahl. Gleiches gilt, und das zweifellos die satzugsgemäße Aufgabe des Präsidiums, für die Dufner-Nachfolge. Wobei noch nicht klar ist, ob überhaupt ein zweiter Geschäftsführer eingestellt werden soll. „Es sind mehrere Wege möglich. Es ist auch durchaus denkbar, dass ein Sportdirektor kommt, der mit Ilja Kaenzig als Geschäftsführer zusammenarbeitet“, skizziert Luthe die Überlegungen. Dies ist auch abhängig davon, wen der VfL für ein Engagement begeistern kann. Einige Fans träumen von Kandidaten wie Nils-Ole Book, der die SV Elversberg seit Jahren immer wieder in die Erfolgsspur führt.

Nur: Ihn oder einen vergleichbaren Manager zu bekommen, ist illusorisch. Book hätte im Falle eines Wechselwunschs ganz andere, bessere Optionen. Auch Thomas Hengen vom 1. FC Kaiserslautern, den die SportBild an diesem Mittwoch ins Gespräch gebracht hat, wird nur schwer loszueisen sein. In den Fokus dürften deshalb andere Kandidaten rücken: Zum Beispiel ambitionierte Sportdirektoren aus der 3. Liga wie Christian Flüthmann von Rot-Weiss Essen oder engagierte Kaderplaner aus der zweiten Reihe wie die Ex-Bochumer Claus Costa vom Hamburger SV und Carsten Rothenbach vom FC St. Pauli, mit denen Luthe einst selbst zusammengespielt hat. Eine vergleichsweise große Lösung wäre Oliver Ruhnert, der ehemalige Manager von Union Berlin. Ruhnert wohnt in Iserlohn, war viele Jahre Leiter der erfolgreichen Schalker Nachwuchsleitung und hat Luthe einst an die Alte Försterei gelotst. Nach seiner gescheiterten Kandidatur für das BSW bei der Bundestagswahl im Februar arbeitet Ruhnert aktuell als Chefscout für Union Berlin.

Teamlösung denkbar

Der Beschluss des Präsidiums kann allerdings auch ganz anders aussehen. Das Kontrollgremium denkt derzeit in alle Richtungen und auch darüber nach, gar keinen neuen Sportchef zu verpflichten, sondern eine interne Teamlösung zu finden. Diese könnte dann aus bereits vorhandenen Mitarbeitern mit Kaenzig an der Spitze bestehen. Hierfür kommen unter anderem Johannes Waigand (Direktor Kadermanagement), Babacar Wane (Chefscout), Pablo Thiam (Direktor Talentwerk) und Ex-Profi Simon Zoller infrage, der seit diesem Sommer ein internes Trainee-Programm durchläuft. Aus diesen Mitarbeitern könnte ein Team mit unterschiedlichen Zuständigkeiten gebildet werden, das aber gemeinsam entscheiden soll. Das hätte den Vorteil, dass keine zusätzlichen Personalkosten entstünden, keine Alleingänge möglich wären und ein Abgang einer einzelnen Person in Zukunft keine große Lücke reißen würde. Das Problem: Zwei der Genannten waren schon maßgeblich an der vermaledeiten Zusammenstellung des jetzigen Kaders beteiligt.


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